Die Schulen in unserem Bundesland sind geschlossen, ebenso ab heute viele Geschäfte, Restaurants und Freizeiteinrichtungen. Mir tut es sehr weh, dass die Gottesdienste nicht mehr stattfinden und dass den Kindern in der Schule gesagt wurde, sie sollen auf keinen Fall die Großeltern besuchen, weil sie sie sonst in tödliche Gefahr bringen. Das wollen sie natürlich nicht. Ich gehöre zur Risikogruppe, aber es fällt mir schwer, nicht mehr „unter Leute“ gehen zu können. Nun habe ich eine Menge Bücher, habe Internet, Telefon und WhatsApp und kann auch kleine Spaziergänge machen… Aber irgendwie war und ist mir das nicht genug. Ich dachte an eine Reihe von älteren Frauen, die das alles nicht haben, auch keine Kinder und Enkelkinder. Ich habe jetzt damit begonnen, einige ältere Leute aus unserem Seniorenkreis anzurufen. Sie sind immer sehr froh, eine Stimme zu hören. Außerdem habe ich in meiner Kirchen-Gemeinde meine Telefonnummer angegeben, um eine Telefonkette zu bilden für Menschen, die einfach mal sprechen wollen.
Immer neue Botschaften verschlossener Grenzen, abgesagter Treffen und öffentlicher Veranstaltungen. Der Corona-Virus scheint unsere Welt bis in die letzten Winkel zu prägen. Ich dachte an die Vielen, die ihren Freizeit-Beschäftigungen an diesem Samstag nicht nachkommen konnten – weder in Cafés noch bei Feten und in Fußballstadien. Auf einer längeren Autofahrt beschäftigte mich das Motto des Tages sehr: „ER wartet auf Dich!“ – „Wo wartest DU auf mich?“ begann ich zu fragen. „Auf einmal hatte ich keine Schule mehr und dabei hatte ich mich so sehr auf die letzten Tage meiner Schulzeit gefreut, denn bald mach ich Abi!“ hatte mir ein Mädchen gesagt. Sie saß nun allein zu Haus. Ich verstand: In ihr wartete Gott auf mich. Ich rief sie an. – „Bin jetzt auch für 2 Wochen in Quarantäne!“ hatte ich in einer WhatsApp-Nachricht gelesen. Hier wartete Gott auf mich. Also rief ich an. – Eine ältere Frau, die auf ihr Haus angewiesen ist, konnte nicht mehr allein einkaufen. Also fuhr ich hin und kaufte für sie ein. Eine Studentin schrieb: „ich frag mich in dieser Zeit so oft nach dem Sinn des Lebens!“ Ich schrieb ihr eine längere Mail!
Überall spürte ich Vereinzelung und die tiefe Sehnsucht zu vernetzen, zusammen zu bringen. Aber wie sollte das geschehen? Ich verstand: Es sind allein die Worte Jesu, die Dich immer neu zu diesen Schritten animieren. Viele lebten sie schon mit mir. Aber war das nicht gerade jetzt eine Zeit, in der diese Worte neue Dynamik entwickeln konnten?
Ich rief einen Freund an und erzählte ihm von meinen kleinen Erfahrungen. Im gemeinsamen Gespräch kam uns die Idee: Ab kommender Woche werden unzählig viele Schülerinnen und Schüler zu Hause bleiben müssen. Sie alle haben Hunger nach Leben! Sie wollten wir spüren lassen, dass sie nicht allein sind und dass sie auch zu Hause täglich etwas tun können, was ihrem Leben Sinn gibt. Also: Ab Mittwoch, 18.03.2020, bieten wir jeden Morgen einen kleinen Livestream an mit: Tages-Evangelium – Mini-Erfahrung - Mini-Impuls. Mehr und mehr verstanden wir: ER wartet auf uns!
Seit dem Ausbruch des Corona-Virus werden wir immer mehr angewiesen, digitale Plattformen zu verwenden, um miteinander zu kommunizieren. Direkte soziale Kontakte sollten so weit wie möglich reduziert werden.
Als ich am Morgen meine Social-Media-Konten öffnete, sah ich, dass die Vatikanischen Nachrichten begonnen hatten, die Frühmessen mit Papst Franziskus aus der Kapelle aus der Kapelle St. Marta live zu übertragen. Es war eine große Freude für mich, die Messe über digitale Medien verfolgen zu können, zumal in dem Land, in dem ich jetzt lebe, keine öffentlichen Gottesdienste mehr gefeiert werden dürfen.
Selbst in schwierigen Zeiten können wir kleine positive Dinge finden.
Vertreter der eritreischen Gemeinde, die in unserer katholischen Gemeinde zu Gast ist, hatten um ein Gespräch gebeten und dazu auch einen Geistlichen der syrisch-orthodoxen Kirche eingeladen. - Ich dachte an unser Motto, das immer gilt: Don't stop giving. Deshalb hatte ich am Tag zuvor einen einfachen Apfelkuchen gekauft, auch weil ich wusste, dass die Gäste strenger fasten als wir. - Als sie zur vereinbarten Begegnung kamen, waren sie alle total überrascht und auch dankbar, dass sie Kaffee, Tee und Kuchen vorfanden. Auch der syrisch-orthodoxe Geistliche war sehr berührt und bedankte sich mehrmals für die Gastfreundschaft. Das Gespräch war sehr offen und verlief in einer sehr guten Atmosphäre -mit Christen aus drei Kirchen...
Als ich heute Morgen aufwachte, fand ich das obige Motto. Es gefiel mir sehr. Ich atmete einmal tief durch und startete dann in den Tag – neugierig, was er mir bringen würde. Im Verlauf eines Uni-Tages kann eine Menge geschehen, oft präsentieren sich Mitstudenten auf Deine Kosten. Sie machen Dich klein um selber gut heraus zu kommen. Das verletzt oft sehr, aber wenn Du Geduld zeigst und zwei Mal nachdenkst, bevor du reagierst, dann zeigst Du wer falsch lag und was falsch war. Du musst dann nicht Schlechtes mit Schlechtem vergelten. Du gehst einfach Deinen Weg und oft versteht dann auch der, der Dich verletzt hat, ein paar Minuten später, was er getan hat. So gibst Du „schweigend“ ein Zeugnis des Lebens Jesu. – Eigenartig, in der letzten Zeit bedrängte mich oft die Frage, was der Sinn meines Lebens sei. Heut wurde es mir so klar gezeigt: Sei eine lebendige Zeugin der Worte Jesu!
Vor einigen Wochen traf ich zum ersten Mal zwei Skater, die auf unserem Kirchplatz hin und wieder trainieren, weil sonst nirgendwo so ein glatter Boden zu finden ist. Beim ersten Treffen hatte ich mit ihnen vereinbart, dass sie nicht die Treppenstufen anspringen sollten, da sonst kleine Teile abplatzen. Heute traf ich die Beiden wieder, als ich vom Einkaufen zu Fuß wieder heim kam. Von ferne beobachtete ich sie. Und tatsächlich, sie sprangen kein Mal die Stufen an. Ich ging zu ihnen hin und begrüßte sie. Sie sagten mir, dass sie sich an meine Worte gehalten hätten. - Ich dachte: Gut, dass ich ihnen mein Vertrauen geschenkt hatte. - Ich habe die Gelegenheit genutzt und ihnen noch einen Handzettel unserer neuen go4peace-App mitgegeben. - Sie würden mal reinschauen, meinten sie…
Ich war die letzten zwei Tage in einem Hostel. Wir waren nur zwei Mädchen im Raum, allein in einer fremden Stadt. Natürlich haben wir jedes Mal, wenn ich in den Raum kam, ein paar Worte gewechselt, mehr aber auch nicht. Ich dachte, das wird so bleiben, bis wir wieder auseinander gehen. Aber am Ende, während der (nicht einmal) zwei Tage, kam es ganz anders. Wir haben ganz viel erzählt.
Wir hatten sehr unterschiedliche Hintergründe - Lu stammt aus China, war ein Einzelkind und arbeitete zehn Jahre lang als Leiter einer Finanzabteilung in einem Luxusresort. Sie lebte in einer Kultur, die sich sehr auf Karriere und Geld konzentrierte und nicht so sehr auf sie als Mensch. Ich hingegen bin mit 4 Geschwistern – an christlichen Werten orientiert - aufgewachsen und studiere internationale Entwicklung.
Wir haben über die Situation in China und viele verschiedene kulturelle und soziale Themen und Wertvorstellungen gesprochen. Als ich mich heute von ihr verabschiedete, umarmten wir uns und ich fühlte in diesem Moment, dass wir wirklich Schwestern sind. Wir haben in nur zwei Tagen eine lebendige und ehrliche Beziehung aufbauen können.
Ich bin mit einer Kursgruppe meiner Universität zu einem Projekt-Aufenthalt in den Niederlanden. Gestern habe ich in unserem Hostel einen ganzen Topf Erbsensuppe zubereitet, damit viele Leute mitessen können.
Heute Abend habe ich es aufgewärmt, weil wir es gestern nicht essen konnten. Ich aß gerade einen Teller Suppe im Gemeinschaftsbereich, als ein Mädchen aus unserem tschechischen Team kam und mir sagte, dass in der Küche ein Mann warte, der die Suppe bezahlen wolle.
Also ging ich in die Küche. Der Mann schön ältere Mann wollte einen Teller nehmen und mir 10 Euro dafür geben. Ich sagte ihm, er sei eingeladen und ich wolle kein Geld dafür. Dann setzte er sich mit der Suppe zu uns an den Tisch. Obwohl er nicht viel Englisch sprach, verstand ich, dass er aus der Türkei stammte und schon seit 50 Jahren in den Niederlanden lebte. Ihm sagte die Suppe so sehr zu, weil ihn der Geschmack an die Suppen erinnerte, die seine Mutter immer in der Türkei für ihre Familie gekocht hatte. Sie war schon vor vielen Jahren verstorben.
Ich hatte nicht die Absicht, diesem Mann einen kostbaren Moment zu schenken. Ich hatte nur eine Suppe gekocht und wollte sie jedem geben, der im Hostel Hunger hatte. Für diesen Mann wurde daraus ein Moment kostbarer Erinnerungen, ein Augenblick voller Liebe. Ich war so glücklich, dass ich diesen Moment für ihn hatte möglich machen können.
Den ganzen Tag hatte ich Termine in der Gemeinde. Erst eine Klausurtagung im Team und dann noch einen Abendtermin. Immer wieder hatte ich an eine Familie in Damaskus denken müssen, deren Vater im Jahr 2015 nach Deutschland gekommen war, sich dann aber entschieden hatte, nach einem guten Jahr wieder zu seiner Familie nach Syrien zurück zu kehren. Er schrieb mir gerade heute, dass es am vergangenen Sonntag einen Luftangriff auf Damaskus gegeben habe, der seine Kinder sehr verängstigt hatte. Für seine Familie war die Situation unerträglich. Spät abends kam mir nochmals das Motto in den Sinn und ich entschied mich, der Familie in Syrien ein paar tröstliche Worte zu schreiben. Sie sollten meine Verbundenheit spüren. Nachdem mir der syrische Freund über eine halbe Stunde beschrieben hatte, wie schwer die Lage für ihn war und dass von Seiten Israels immer wieder Angriffe kämen, las ich auf einmal: „Ehrlich gesagt fühle ich mich sehr wohl, wenn ich mit Ihnen spreche.“ Ein wenig Licht schien auf.
Eine unerwartete Enttäuschung hatte mich eine schlaflose Nacht und viel innere Kraft gekostet. Als ich aufstand, spürte ich, wie sehr meine Seele im Dunkel war. Ich wollte meinen Tag nicht von diesem Dunkel bestimmen lassen. Ich nahm das Tagesevangelium zur Hand und las, wie Jesus seinen Jüngern Erfahrungen in Erinnerung rief, die ihnen zum Glauben helfen konnten. So wurde das Motto „Erinnere, was Gott für dich getan hat!“ geboren. Ich nahm mir vor, jeden kleinen Schritt des Tages sehr bewusst und aus Liebe zu tun. Nachmittags hatte ich in einem Flüchtlings-Café zu tun. Auf einmal kam ein junger Afghane ins Café, den ich mehrere Monate nicht mehr gesehen hatte. Freudestrahlend zeigte er mich seinen LKW-Führerschein, den er gerade ausgehändigt bekommen hatte. Ihm und seiner Frau hatte ich auf den ersten Metern seines Lebens in unserem Land sehr helfen können. Ein freundschaftliches Band war zwischen uns gewachsen. Voller Freude und Dankbarkeit nahm er mich fest in den Arm. In diesem Augenblick hatte ich den Eindruck, dass Gott mich umarmt und mir einen neuen Frieden schenkte.
“Remember what God did for you!” An unexpected disappointment had cost me a sleepless night and a lot of inner strength. When I got up, I felt my soul in the dark. I didn't want that this darkness in my heart would rule my day. I picked up the gospel of the day and read how Jesus reminded his disciples of experiences that could help them to believe. This is how the motto “Remember what God did for you!” was born. I decided to do every little step of the day very consciously and out of love. In the afternoon, I was in a refugee café. Suddenly a young Afghan came into the café whom I had not seen for several months. Beaming with joy, he showed me his truck driver's license, which has just been given to him. I had been able to help him and his wife a lot on the first few meters of his life in our country. A friendship had grown between us. Full of joy and gratitude, he hugged me tightly. At that moment I had the impression that God was hugging me and giving me a new peace.
Eine Tasse Kaffee stand auf dem Tisch, ein paar Plätzchen daneben – liebevoll hergerichtet. Wir begannen zu erzählen, alles, was uns in den vergangenen Wochen bewegt hatte, kam ins Gespräch. Es hatte eine Zeit tiefer innerer Verunsicherung und Unruhe gegeben. Alles ging einher mit dem Gespür, an bestimmten Punkten versagt zu haben. Ich öffnete mein Herz, so behutsam und einladend, wie ich konnte. Immer weiter zurückliegende Ereignisse kamen ins Gespräch. Ich hörte zu, nahm alles auf. Zerwürfnisse, Ungereimtheiten, Bedrängnisse und Schuld… alles hatte auf einmal Raum unter uns. Das Herz öffnete sich bis in tiefe Abgründe hinein. Sprechen, Schweigen, Tränen. Sprechen, Schweigen, Tränen. Alles durfte sein. Alles kam ins Wort. Alles wurde möglich. Der verborgene Gott zwischen uns. „Darf ich dir im Namen Jesu die befreienden Worte der Vergebung zusagen?“ fragte ich behutsam. Ein vertrauensvolles Nicken. „… ER hat uns Menschen den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung all unserer Sünden…“ Und es geschah. Ein Augenblick tiefster Gnade. ER, der Heilende, der Heiland unter uns.
HE moves hearts!
A cup of coffee was on the table, a few cookies beside it - lovingly prepared. We started to speak, everything that had moved us in the past few weeks got under discussion. There had been a time of deep insecurity and unrest. Everything went hand in hand with the feeling of having failed at certain points. I opened my heart as gently and invitingly as I could. Events going back further and further came into discussion. I listened, taking all in my heart. Quarrels, inconsistencies, afflictions and guilt... everything suddenly had space between us. The heart opened deep. Speak, silence, tears. Speak, silence, tears. Everything could be. Everything got in the way. Everything became possible. The hidden God in between of us. "May I promise you the liberating words of forgiveness in the name of Jesus?" I asked gently. A trusting nod. "... He sent us the Holy Spirit to forgive all our sins..." And it happened. A moment of deepest grace. HE, the healer, the Savior among us.
Während unseres Sommercamps in Brno / Ost-Tschechien hatten wir die Bewohner eines Alten-Zentrums besucht und mehrmals Zeit mit ihnen verbracht. Die Freude über diese Begegnungen, die auf den Gesichtern der alten Menschen aufgestrahlt war, hatte ich auch Monate danach noch sehr im Herzen. – In der vergangenen Woche sind zwei Bewohnerinnen dieses Zentrums gestorben. Eine Frau aus diesem Haus rief mich an, um mir das zu erzählen. Auch ihr war die gemeinsam geteilte Zeit so sehr im Herzen geblieben, dass sie den Schmerz über den Tod der beiden mit mir teilen wollte.
During our summer camp in Brno / Eastern Czech Republic we visited the residents of an old people's center and spent time with them several times. The joy of these encounters that shone on the faces of the elderly was still in my heart months later. - Two residents of this center died last week. A woman from this house called me to tell me. The time we shared was so present in her heart that she wanted to share the pain of their death with me.
Er hatte sich sehr verspätet und es lag noch eine Autofahrt von weit über zwei Stunden vor uns – an einem Freitagnachmittag. Ich wusste, wir würden zu spät sein zu einer Feier, zu der wir uns auf den Weg gemacht hatten. „Bin in fünf Minuten da!“ hörte ich am Telefon. Aus diesen 5 Minuten wurden abermals über 15 Minuten. Wir entschieden, ohne ihn abzufahren. Nach zwei Minuten ein erneuter Anruf. Er hatte sich im Treffpunkt geirrt, wollte aber immer noch gerne mit. „Jede Begegnung – eine Chance!“ kam mir in den Sinn. Ich fuhr auf einen Parkplatz und wartete abermals. Er kam und stieg ein. Vom ersten Augenblick an versuchten wir ganz füreinander da zu sein. Er begann von seinem Hobby – der Imkerei - zu erzählen. Es wurde eine spannende total bereichernde Autofahrt. Mit ganz wenig Verspätung erreichten wir unser Ziel und tauchten ein in die nächsten Begegnungen.
He was very late and there was still a trip by car well over two hours ahead of us - Friday afternoon. I knew we were going to be late for an assembly we were heading to. "I'll be there in five minutes!" I heard on the phone. These 5 minutes became over 15 minutes again. We decided to leave without him. Another call after two minutes. He had been at the wrong meeting point, but still wanted to go with us. "Every encounter - an opportunity!" came to my mind. I drove to a parking place and waited again. He came and got in. From the first moment, we tried to be there one for each other. He started talking about his hobby - beekeeping. It was an exciting, totally enriching drive. We reached our destination with a little delay and plunged into the next encounters.
Wir standen wenige Stunden vor der Abfahrt zu einem Kongress, auf den ich mich gefreut hatte. Das Wetter war bedrohlich geworden und die kommenden Stunden kündigten einen Orkan an, der mit viel Zerstörungskraft über unser Land fegen würde. Ich dachte an meine alt gewordene Mutter, die allein in ihrem Haus lebte und vor solchen Naturgewalten großen Respekt hatte. „Was würde ich mir in einer solchen Situation wünschen?“ kam mir als Frage ins Herz. Mir war klar, ich wollte dann nicht allein sein. So entschied ich mich, zu ihr zu fahren und meine Planungen zu verändern. Es wurden sehr intensive Stunden, in denen wir viel austauschten und eine große Freude miteinander teilen konnten.
Viele Jahre hatte sie als Messdienerin treu ihren Dienst getan. Dann entschied sie, sich anderweitig zu engagieren. Ich rief sie an und fragte, ob wir noch einen Cappuccino gemeinsam trinken könnten, um ihr DANKE zu sagen. Wir trafen uns in einem Café. Ich lud sie ein zu erzählen. Ganz viel Lebens-Sehnsucht sprudelte aus ihr hervor, sie erzählte von der Schule, von dem Praktikum, das sie gerade machte und von Plänen, die sie im Herzen hatte.
„Und was müsste am Ende Deines Lebens geschehen sein, damit du glücklich bist?“ fragte ich sie. „Weißt du, ich spüre, dass das Leben dich ruft, immer weiter zu gehen. Ich weiß ja nicht, wohin es mich führen wird. Das Leben ist so bunt und so reich. Aber das findest du nur heraus, wenn du dich wagst und wenn du immer neu aufbrichst. Also am Ende werde ich glücklich sein, wenn ich immer neu aufgebrochen bin und das Leben gewagt habe. Ich will nicht sagen müssen: Ach hättest du das doch gewagt – und ich hab’s nicht gemacht.“ Ich schaute in die nachdenklichen und zugleich strahlenden Augen eines jungen Menschen. Ein Augenblick tiefen Glücks.
Heute hab ich wieder ein Wunder erleben dürfen! Ich bin schon weit über 80 Jahre alt und brauche bei verschiedenen alltäglichen Verrichtungen Hilfe! Statt um 10 Uhr kam heut Morgen die Diakonie schon um 8.30 Uhr – genau zum richtigen Zeitpunkt. So konnte ich noch die Messe halten und war schon früh genug fertig, als der junge Mann, der mir beim Treppensteigen hilft, mich abholte. Was für eine großartige FÜGUNG!
In unserer Schule fällt ein Flüchtlingskind durch große Unruhe und viele Regelverletzungen auf. Seine Mutter hat die Familie vor einiger Zeit verlassen und sich nie wieder gemeldet. Im Schulgottesdienst bat mich seine Klassenlehrerin, mich neben diesen Jungen zu setzen, weil sie andere Aufgaben hatte und er sein Verhalten kaum kontrollieren konnte. Ich sprach ihn beruhigend an und legte ihm vorsichtig den Arm um die Schulter. Plötzlich entspannte er sich, schmiegte sich an mich und wurde ganz still.
Seitdem kommt er immer wieder im Laufe eines Schultages, um sich Augenblicke des Friedens und etwas Geborgenheit zu holen. Wir kommen im Unterricht gut miteinander aus und er vertraut mir seine Gedanken an. Diese Momente mit dem Jungen sind auch für mich eine große Bereicherung und ein wertvolles Geschenk, das Gott mir gemacht hat.
Lange hatten wir uns nicht sehen können. Und dann ergab sich eine kurze Möglichkeit in ihrer Uni-Stadt, für 15 Minuten – draußen in der Kälte stehend - einander zu begegnen. Ich fragte nach, was in ihrem Leben gerad so los sei. Sie begann zu erzählen, vom Studium, von einer kleinen Arbeitsstelle, von ihrem Opa, der bald seine letzte Wegstrecke antreten würde, von ihrer Familie, von ihrem Glauben. Alles hatte Platz. Es wurde ein kurzer, herzlicher, tiefer Augenblick.
Am nächsten Tag gingen noch zwei Mails hin und her. Sie schrieb: „Für mich war unser Treffen ein kleiner Himmelsmoment mitten im Alltag. Auch, wenn es nur eine Viertelstunde war, hatte ich doch das Gefühl, diese tiefe Verbundenheit in unserem Austausch zu spüren. Noch auf dem Rückweg nach Hause habe ich darüber nachgedacht - ich glaub ich hab sogar „nachgebetet“ - wie wunderbar es ist, in jedem Christen einen Bruder/eine Schwester zu treffen. Gestern war irgendwie ein sehr anstrengender Tag, es galt viel zu regeln und zu klären, aber diese 15 Minuten waren voller Ruhe und Frieden, und das war toll.“
Einen "Religionsscout" muslimischen Glaubens wollten wir einladen, um unsere Glaubens-Überzeugungen tiefer kennen und austauschen zu lernen. Der Name eines jungen Mannes – mit Wurzeln in Marokko – war mir zugespielt worden. Ich meldete mich via Mail bei ihm und wir vereinbarten einen Kennenlernens-Termin in seinem Studienort. Voller Neugier fuhr ich hin.
Ich traf auf einen sympathischen, freundlichen, sehr dialogfähigen jungen Mann. Wir gingen in ein Café. Sofort öffnete sich – in aller Behutsamkeit - unter uns ein Raum, in dem wir sehr persönlich miteinander ins Gespräch kamen und viele Dinge aus unseren eigenen Geschichten und unseren Religionen einander anvertrauen konnten. Im Raum dieses lebendigen Miteinanders wurde das Gespräch, das das es vorzubereiten galt, wie von selbst geboren. Als wir auseinandergingen – ich wollte den jungen Mann auf den Kaffee einladen, aber er kam mir zuvor – hatte ich den Eindruck, einem Bruder begegnet zu sein.
Open your heart. - Montagsabends halte ich seit Jahren in der kleinen Kapelle unserer Kirche eine Messe. 10-15 regelmäßige Gottesdienstbesucher versammeln sich wöchentlich. Mittlerweile sind sie zu einer kleinen Gemeinschaft geworden, die sich kennt, einander begegnet und Anteil am Leben des anderen nimmt. - Open your heart.
Ein altes Ehepaar – vor über zwanzig Jahren als „Russland-Deutsche“ zu uns gekommen – ist jedes Mal mit dabei. Sie hatten Eiserne Hochzeit (65 Jahre!!!) gefeiert. Nun hatten sie die Idee, auch die Teilnehmer der Montagsmesse, denen sie sich verbunden fühlen, zu einem Kaffee einzuladen. Sie hatten diesen Wunsch an eine Caritasmitarbeiterin, die ebenfalls immer zur Messe kommt, herangetragen mit der Bitte, doch die Leute einzuladen. Ihnen selbst fällt es schwer, so vor die Gemeinde zu treten und zu sprechen. Die Anwesenden freuten sich sehr über die Einladung, wenngleich nicht alle zu dem Zeitpunkt Zeit hatten. - Open your heart.
Die Caritasmitarbeiterin hatte sich schnell mit einer anderen abgesprochen. Sie hatten Kuchen gebacken und Kaffee gekocht. Sie hatten den beiden alten Leuten alles abgenommen, und eine schöne Kaffeerunde im Gemeindezentrum organisiert. - Open your heart.
Bei dem Kaffeetrinken fühlten sich die beiden alten Eheleute sehr geliebt. Sie begannen, auch etwas über sich zu erzählen. Beide waren in der Ukraine geboren, dann während des Zweiten Weltkrieges nach Kasachstan gebracht worden; er hatte nur ein Jahr, seine Frau überhaupt nicht die Schule besuchen können. Aber immer hatten sie den Glauben bewahrt, sich zum Gebet in den Häusern getroffen und daraus Kraft gewonnen für ihren schweren Lebensweg. Vor über zwanzig Jahren waren sie nach Deutschland übergesiedelt. Sie waren und sind sehr dankbar dafür, wie gut es ihnen hier geht, besonders auch für die medizinische Versorgung und dafür, dass sie hier die Kirche so nah bei ihrer Wohnung haben… Sie fühlen sich wirklich von Gott geführt und gesegnet. - Open your heart.
So haben sie durch ihre Idee, alle einzuladen, die Herzen vieler geöffnet, Freude geschenkt und ein Zeugnis ihres Glaubens gegeben.