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In der Spur Jesu

Über viele Jahre kannte ich sie. Mittlerweile war sie mit ihrem kleinen Sohn allein unterwegs. Ihre Beziehung war zerbrochen. Immer wieder hatte ich ihr einen kleinen Gruß zukommen lassen. Sie lebte mit den täglichen Mottos aus der App go4peace. Dann und wann kamen kleine Reaktionen. In der Adventszeit erreichte mich ein Gruß: „Ich bin dir von Herzen dankbar, für alles, was du mir in all den Jahren – bewusst oder unbewusst -  persönlich oder über die go4peace-App ins Herz gegeben  hast. Ich bin heute die Frau, die Jüngerin Jesu, die ich bin – auch wegen dir.“ Mein Herz füllt sich mit Dankbarkeit. Einen kurzen Augenblick bete ich. Dann geht der Tag weiter, denn es gilt ja: „Lieben, das können wir immer!“

Geduld

Nach hoffnungsvollen Begegnungen mit einer polnischen Sprachgruppe hatten wir uns entschieden, das Logbuch „Mein Leben – windschief und glänzend“ in die polnische Sprache zu übersetzen. Nach Monaten intensiver Arbeit stand das Projekt kurz vor dem Abschluss. Das Buch konnte gedruckt werden. Doch dann kamen leichte Anfragen auf und wir spürten, dass der Prozess an Dynamik verlor. Zudem wurde eine der Hauptfiguren auf polnischer Seite krank. Was sollten wir tun? Immer wieder suchten wir den Kontakt, ohne irgendwelchen Druck aufzubauen. Dann ergab sich ein Gespräch mit der Hauptverantwortlichen auf unserer Partnerseite. Alle Mühen und Schwierigkeiten kamen ans Licht. Viel Unerwartetes war geschehen. Wir machten Mut, untereinander das Gespräch zu suchen und aufzuzeigen, wie weit wir schon auf dem Weg gemeinsam gegangen waren. Dann mussten wir es von unserer Seite aus den Händen geben. Zwei Tage warteten wir auf eine Rückmeldung. Dann kam die Botschaft: „Die Entscheidung ist gefallen. Wir drucken!“

Sie lebt!

Wir hatten uns zu einem adventlichen Zoom-Meeting mit ehemaligen Camp-Teilnehmern aus neuen Ländern Europas getroffen. Wo bin ich angekommen und was habe ich für mich und meinen Glauben gelernt“, waren unsere Leitfragen. Eine junge Frau aus Albanien, mittlerweile verheiratet, erzählte von dem Schmerz, sich von ihrer Oma nicht mehr verabschiedet haben zu können, bevor sie starb. „Und dabei habe ich so viel von ihr gelernt.  Sie hat mich gelehrt, zu leben, zu glauben, zu beten und zu lieben. Ich bin ihr so dankbar für all das. Lange habe ich mich immer wieder gefragt:  Warum ist es mir nicht geschenkt worden, mich zu verabschieden? Doch wenn ich heute zurück schaue, dann spüre ich, wie sie mir auf eine ganz neue Art und Weise nahe ist. Wenn ich bete, dann ist sie da. Sie ist nicht weg. Sie hat gelebt und sie lebt heute weiter. Diese Entdeckung hat mich tief berührt und dankbar werden lassen. Jetzt verstehe ich, dass Gott mir durch den Schmerz eine ganz neue Dimension offen gemacht hat. Ja, im Dunkel, wenn wir nichts mehr spüren und sehen, so habe ich gelernt, sind wir eingeladen, blind zu glauben, dass Gott etwas Großes entstehen lässt, was wir aber noch nicht spüren!“

Unerwartet

Wir hatten uns auf den Weg nach Dresden gemacht, um dort im Ordinariat der Diözese das Projekt „navi4life – Navigier dich ins Leben“ vorzustellen. Wer und was uns erwarten würde, war unklar. Voller Vertrauen waren wir in der Frühe des Tages gestartet. Es erschienen neun hochinteressierte Mitarbeitende aus dem Bereich der Schule, der Pastoral und der Kinder- und Jugendarbeit. Zwei spannende Stunden wurden uns geschenkt. Ein pensionierter Mitarbeiter eines Gymnasiums war zeitlebens selber hochengagiert für junge Leute unterwegs gewesen und war es noch. Als wir uns verabschiedeten, sagte er: „Wir sind uns nicht umsonst begegnet, ich werde mich auf jeden Fall nochmals melden. Eure Absichtslosigkeit im Umgang mit jungen Leuten hat mich fasziniert!“

Weihnachten – mitten im Alltag

Die Begegnung mit einer jungen engagierten muslimischen Lehrerin klang noch nach in mirf. Wir hatten gemeinsam eine sehr lebendige Erfahrung mit ihrer Klasse 7 machen können. „Das war eine echte Friedensinsel, die wir erlebt haben!“ ließ sie mich wissen. Wenige Tage später schrieb sie: „Ich wollte die Welt im großen Stil verändern und dachte, dass ich Großes auf die Beine stellen muss, bis ich erkannt habe, dass die große Veränderung im Kleinen beginnt - in der Begegnung mit Kindern, Jugendlichen. So habe ich mein Glück gefunden. Wir bauen diese Brücken gemeinsam, alle zusammen, in unseren Klassen, in unseren Gemeinden, auf der Straße, wenn wir uns einfach nur anlächeln und grüßen.“ Später durfte ich lesen: „Mit muslimischen Freunden haben wir uns zu Weihnachten beschenkt. Die Aufgabe war, zu benennen,  welche schönen Namen Gottes ich in meinem Gegenüber sehe. Und weißt du, wenn ich – nach unserer gemeinsamen Erfahrung an meiner Schule mit dir - an dich denke, dann sehe ich Gottes Barmherzigkeit und Güte ‚al-rauf‘, seine Sanftmut ‚al-latif‘, seine Stärke und Würde ‚al-aziz‘. Wenn wir Gottes Namen so widerspiegeln in unseren Begegnungen, wird die Welt zu einem schönen Ort.“

Warten in der Kälte

In einer Mail las ich: „Ende des Monats bin ich mit der Bahn von Rom nach Deutschland gereist. Aufgrund eines ausgefallenen Zuges und allerhand Verspätungen kam ich nicht, wie geplant, um 20.44 Uhr an, sondern um 23.28 Uhr. Zwischendurch hatte ich via WhatsApp die jeweils aktuelle Ankunftszeit meinen Mitbrüdern durchgegeben, weil mich einer am Bahnhof abholen wollte. Als ich schlussendlich müde ankam, war keiner da. Ich war niedergeschlagen, telefonierte und hörte, dass einer auf dem Weg sei. Ich war in Versuchung, meinem Ärger (über das Warten-Müssen im Kalten) Luft zu machen, dachte aber dann an das biblische Wort ‚Selig, die Frieden stiften!‘. So wäre ich kein Friedensstifter! Und dann wurde mir bewusst, dass der andere seine Nachtruhe wegen mir verschoben hatte und ich konnte einfach dankbar sein….

Eine göttliche Umarmung

Eher beiläufig waren wir einander bei einem Treffen in der Bistumsstadt begegnet. Zwei junge in kirchlicher Jugendarbeit engagierte Studentinnen erzählten mir von all dem, was sie an Aktivitäten verantworteten. Als ich sie fragte: „Was würdet ihr als Antwort auf die Frage ‚Wer ist Gott für mich?‘ auf einen kleinen Zettel schreiben?“ schauten sie mich mit großen Augen an. „Boh, gar nicht so einfach, eine Antwort zu finden, aber für mich ist Gott irgendwie ganz, ganz nah und dennoch weit weg, weil unbegreifbar.“ Unser Austausch wurde immer lebendiger. Als sie mich nach meiner Arbeit fragten, erzählte ich ihnen von den Logbüchern, die wir für Jugendliche entwickelt haben, um sie stark zu machen für ihr Leben. Ich versprach ihnen, ein Exemplar der Bücher zuzusenden. Am nächsten Tag las ich in ihrer Botschaft:  „Wir haben uns sehr gefreut, dass wir dich kennenlernen durften und haben ganz viel aus unserem Gespräch mitgenommen. An dieser Stelle möchte ich nochmal sagen, wie wichtig eure Arbeit ist und man merkt, wie viel Herzblut darin steckt, danke für deinen und euren Einsatz. Wir freuen uns schon auf die Logbücher und sind gespannt. Die Konzepte von navi4life bieten sich wirklich perfekt an für unsere Firmvorbereitung.“ – In diesem Augenblick fühlte ich mich von Gott umarmt!

Oasen des Friedens

Für eine Podiumsdiskussion zum Thema „Demokratie – bedroht?“ hatte ich einen weiten Weg in eine Studentengemeinde auf mich genommen. Zu viert saßen wir im Podium  und diskutierten über die Situation und die politischen Orientierungen junger Menschen in unserem Land. Nach einem sehr ehrlichen und offenen Austausch wurden wir am Ende gefragt, was wir uns für unsere Demokratie wünschten. Ich spielte – auf eine Geschichte von Martin Buber zurückgreifend – die Frage ein: Wann ist das Ende der Nacht? Seine Antwort: Wenn wir im Gesicht jedes Fremden die Schwester und den Bruder entdecken. Nach mir bekam eine hochengagierte muslimische Lehrerin das Wort. Mit großen Augen, die auf ihr inneres Angerührt-Sein schließen ließen, sagte sie – auch meine Aussage anspielend: „Überall, wo wir einander mit großer Ehrlichkeit, Offenheit und Wertschätzung begegnen, da entstehen ‚Oasen des Friedens‘. Unsere verschiedenen Beiträge ließen mich den lebendigen Gott in der Mitte seines Volkes, zu dem alle gehören, spüren.

In der Warteschlange

Zwei Pakete mussten noch zur Post. Als ich dort ankam, reihte ich mich in eine lange Schlange ein. Stumm standen alle Wartenden ein wenig gelangweilt und ungeduldig hinter einander. Mein Blick fiel auf eine ältere Frau, die mit ihrem Rollator unterwegs war. Sie versuchte vergeblich ein Paket, das sie geholt hatte, in eine Einkaufstasche zu manövrieren. „Darf ich Ihnen helfen?“ fragte ich sie vorsichtig. Erstaunt schaute sie mich an. Nach wenigen Augenblicken war das Päckchen in der Tasche verstaut und auch ein zweites Päckchen bekamen wir noch gut in dem Vorhängekorb ihres Rollators unter. „Das war aber jetzt schön! Jetzt gehe ich ganz froh nach Hause!“ ließ sie mich wissen.

Als alte Oma

Im Sommer war es zu einer sehr lebendigen Begegnung mit einer 85-jährigen Frau gekommen. Jetzt schrieb sie mir über einen Besuch bei ihrer Nichte. Deren jüngster Sohn hatte sich zur Firmung angemeldet. Seine Oma war sich nicht sicher, ob sie ihm mit dem Geschenk der Logbücher, die ich verfasst hatte, eine Freude machen würde. Der Jugendliche hatte sich geweigert, einen Text in der Feier der Firmung in der Kirche vorzulesen. Dann hatte er den Text seiner Oma gezeigt. Auch ihr missfiel dieser Text. So bat der Jugendliche seine Oma, den Text gemeinsam zu überarbeiten. Die beiden investierten viel Zeit und Liebe, bis am Ende ein guter Text herauskam, den der junge Mann dann auch in der Feier vortrug. Die alte Frau schrieb: „Bei der Arbeit mit dem Text konnte ich meinen Enkel gut kennen lernen, denn er hat sich mir sehr geöffnet. Ich spürte, dass die Logbücher genau seinen Horizont treffen würden. So habe ich sie ihm geschenkt. Es war so schön, als ‚alte Oma‘ meine Glaubenserfahrungen an meinen Enkel weitergeben zu dürfen!“

Im Rückspiegel

Auf dem Weg zu meiner Mutter wurde ich aufgrund einer Verkehrssituation durch viele kleine Dörfer geleitet, durch die ich lange nicht mehr gefahren war. Es war nachmittags gegen 16 Uhr. Am Straßenrand in einem der Dörfer stand ein kleines Mädchen mit einem großen Schulranzen und einer Mütze, die sie sich tief ins Gesicht gezogen hatte, denn es war kalt. Ich konnte so gerade ihre Augen erblicken. Sie kam als Fahrschülerin gerade von der Schule. Obwohl weit und breit außer mir kein Auto zu erblicken war, stoppte ich und winkte die Kleine freundlich über die Straße. Sie begann ebenfalls zu winken und strahlte mich an. Auch als ich weiterfuhr sah ich im Rückspiegel, dass sie mir immer noch weiterwinkte. Der Blick und die Freude dieses Kindes hatten mein Herz tief erreicht und berührt. Meine Gedanken und meine Freude verwandelte sich in ein Gebet für diese kleine Erdenbürgerin.

Kleiderfrage

 Sie hatte sich entschieden, sich firmen zu lassen und kam von weit her. Sie kannte kaum jemanden aus unserer Stadt und als eine Freundschaft zerbrach, war der Entschluss klar, aufzuschieben. Eine Botschaft mit diesem Inhalt hatte sie jedoch schnell wieder gelöscht, weil sie ein Drängen spürte, nochmals darüber nachzudenken. Am nächsten Morgen war klar: „Ich will mich firmen lassen und zwar jetzt!“ Wir telefonierten. Am Ende kam ihre Frage auf: „Was ziehen denn die Mädels bei so einer Feier in eurer Gegend an?“ Ich musste schmunzeln, war ich doch mit dieser Frage überfordert. So kam mir die Idee, diese Frage an vier Mädchen aus der Schar der Firmbewerberinnen weiterzuleiten und sie wissen zu lassen, dass sie mit ihrer Antwort einem gleichaltrigen Menschen in großer Entfernung weiterhelfen konnten. Nach fünf Minuten waren alle Antworten da und ich konnte sie weiterleiten. Die Antwort: „Sehr, sehr lieb! Danke für eure Hilfe!“

Vitamine für den ganzen Tag

 Ich hatte gerade das Frühstück für meine Mutter und mich zubereitet, als schon eine Pflegehilfe kam, die einmal wöchentlich vorbei schaut. Sofort stellten wir uns um auf sie. Sie wirkte ein wenig bedrückt und erzählte von ihrer Arbeit bei „der Tafel“, wo mehr und mehr Menschen kamen, um Nahrung zu erhalten. Ein kleiner Junge war gekommen und hatte nach einer Möhre gefragt. Gern hatte sie dem Jungen diese Möhre gegeben. „Du kannst dir auch zwei nehmen!“ hatte sie ihn ermutigt. Ganz schüchtern fragte der Kleine: „Kann ich mir auch 5 nehmen, dann habe ich für jeden Schultag etwas für die Pause!“ – Wie sehr bewegte uns alle diese Erfahrung. Als die junge Frau nach einer Viertelstunde wieder ging, gab ich ihr einen Beutel voller Mandarinen. „Was für ein Geschenk!“ rief sie. „Ich muss heute nach der Arbeit noch über eine Stunde mit dem Auto fahren, da ich mir eine Bandscheiben-Spritze abholen muss. So komme ich erst spät nach Hause und habe noch nichts gegessen. Jetzt habe ich Vitamine für den ganzen Tag!“ Mit einer Freude im Herzen verabschiedeten wir uns.

Im Gebet vereint

„Es geht nicht gut!“ lese ich in einer Kurznachricht. „Beide Kinder mussten unerwartet wieder ins Krankenhaus eingeliefert werden.“ Ich ziehe mich früh auf mein Zimmer zurück und bete einen Rosenkranz. Das Schicksal der jungen Familie geht mir sehr nach. Ich kann nicht schlafen. So halte ich all die Not, von der ich morgens eher beiläufig einem Gespräch erfahren hatte, Gott hin und bitte ihn, für den nichts unmöglich ist, um Hilfe. Eine Unruhe bleibt in meinem Herzen. Kurz nach Mitternacht erreicht mich eine weitere Kurznachricht. Das Kind musste mit der Mutter in eine Spezialklink verlegt werden. Es ist sehr ernst. Ich setzte mich auf die Bettkante und flehe Jesus um Hilfe an. Bis in die frühen Morgenstunden bleibe ich diesem jungen Paar und den Kindern betend nahe. Das ist alles, was ich tun kann. Am nächsten Tag darf ich lesen: „Der Zustand unseres Kindes hat sich stabilisiert. Es besteht keine Lebensgefahr mehr. Ich bin von Herzen dankbar für alles.“  Die Dankbarkeit treibt mir abermals Tränen in die Augen und ich spüre: Es gilt weiter zu beten.

Er nahm ihn nicht an!

Schüler einer Dortmunder Gesamtschule hatten Kuchen gebacken und von dem Erlös Schlafsäcke für Obdachlose gekauft. Diese haben sie in der Innenstadt verteilt. Als eine Schülerin einem Obdachlosen einen Schlafsack anbot, hat dieser den Schlafsack nicht angenommen. Er sagte: "Ich habe schon einen Schlafsack und es gibt viele hier, die keinen haben. Gebt ihn doch bitte an die Menschen, die ihn unbedingt benötigen." - Was für eine Aussage... Das war eine absolute Erfahrung für die Jugendlichen. Menschen, die gar nichts besitzen, sind bereit zu teilen....

Unsichtbar

Bei der Vorbereitung zur Firmung kam ins Gespräch, dass ein Mädchen noch nicht an der Erstkommunion hatte teilnehmen können. So hatte ich einen Abend mit Jugendlichen im Zelt unserer Kirche angesetzt und wir kamen in einen lebendigen Austausch über das Geschenk Jesu, sich im Brot zu geben, damit wir selber füreinander Brot werden. Dann hatten wir das Apostolische Glaubensbekenntnis gebetet. Die junge Christin, die sich auf den Empfang der Eucharistie vorbereitete, war davon so angesprochen, dass sie es, wie mir ihre Mutter später erzählte, noch am gleichen Abend auswendig gelernt hat. Dann kam der Tag ihrer Erstkommunion. Wir hatten eine wunderschöne Kerze besorgen können. Ich spürte während des Gottesdienstes die tiefe Freude des Mädchens. Nachmittags waren wir noch bei einer Tasse Kaffee beisammen. Als ich abends einen Brief öffnete, den die Mutter geschrieben hatte, durfte ich lesen: „Viele schöne Dinge kann man nicht sehen oder berühren: man fühlt sie mit dem Herzen. Was du für uns getan hast, gehört zu diesen Dingen!“

Wandersocken für den Weg des Lebens

 

Vor mehreren Monaten hatte ich eine ältere Frau beerdigt, die ich viele Jahre gekannt und für ihr vielfältiges soziales Engagement bewundert hatte. Beim Kondolenzgespräch über zoom waren Angehörige der Verstorbenen mit ihren vielfältigen bunten Erfahrungen und Orientierungen zu Wort gekommen. Ich hatte versucht, jedem einzelnen mit seinen Gedanken und Gefühlen Raum zu geben. Im Requiem und der anschließenden Beerdigung gelang ein lebendiges Miteinander, so dass alle Anwesenden Raum für sich und ihre Empfindungen fanden. Nun erreichte mich ein Päckchen mit selbstgestrickten Socken aus dieser Familie und einer liebevoll geschriebenen Karte, auf der ich lesen durfte: „Danke für die außergewöhnliche Trauerfeier. Die Liebe bleibt!“ Beigefügt waren die Wandersocken mit den Worten: „Ich habe viel guten Gedanken mit hinein gestrickt!“

Emocionado

Zu einer Hochzeit hatte sich auch der Vater der Braut aus Argentinien angemeldet. Ich wusste, dass er der deutschen Sprache nicht mächtig war. Viel würde er während der liturgischen Feier nicht verstehen. So war es mir ein Anliegen, ihm einen ganz persönlichen Augenblick zu widmen. Mithilfe eines Übersetzerprogrammes bereitete ich eine kurze Ansprache in spanischer Sprache vor. Direkt am Ende der Predigt für die Brautleute, richtete ich mich an den Vater und las die Worte vor. Tief bewegt kam er nach der Trauung zu mir und ließ mich verstehen, dass er sich zutiefst geliebt aufgenommen gefühlt habe. „Estoy muy emocionado. – Ich bin sehr bewegt!“ wiederholte er mehrmals. Mit einer herzlichen Umarmung verabschiedeten wir uns.

Mal wieder im Aldi!

„Nur noch schnell ein paar Dinge einkaufen,“ kam mir in den Sinn und so war ich in den Aldi gefahren. Beim Hinausgehen traf ich eine Frau in mittleren Jahren, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. Ich stellte meine Einkaufstasche ab, um sie kurz zu grüßen. Schnell waren wir in einem ehrlichen Austausch. Sie hatte ihre Schwiegermutter über Jahre gepflegt und vor wenigen Tagen war sie gestorben. Das ging ihr richtig nah. So standen wir über eine halbe Stunde und sprachen miteinander. „Oh, weißt du, ich kam gerade von den Absprachen mit dem Beerdigungs-Unternehmer und ich habe so wenig Leute, mit denen ich wirklich sprechen kann. Wie gut, dass du gerade jetzt im Aldi warst und mir so viel Zeit geschenkt hast. In meinem Erzählen konnte ich meinen ganzen Schmerz teilen und irgendwie auch schon ein wenig verarbeiten. DANKE!“

Beten hilft!

„Beten hilft!“ las ich in der Betreffzeile einer Email. Darin durfte ich lesen, wie ein Mädchen einen epileptischen Anfall erlitten hatte und zu Boden gestürzt war. Dabei hatte sie schwerste Blessuren davon getragen. Aufgrund ihres insgesamt labilen Gesundheitszustandes war an eine zunächst von Ärzten angeratene OP nicht zu denken. Die Pflegemutter bat viele Freunde und Freundinnen um ihr Gebet. Das Mädchen erholte sich prächtig und als nach 6 Wochen eine weitere Arztmeinung eingeholt werden sollte,  entschieden die Ärzte: Es bestehe keine Gefahr mehr, das Mädchen brauchte nicht operiert zu werden. Aus Dankbarkeit ließ mich die Pflegemutter wissen, dass sie gern Geld für eines unserer Projekte geben wolle. Was sie nicht wusste, war, dass ich Gott in den Tagen zuvor um Geld für unsere Projekte in Syrien und der Ukraine gebetet hatte. Ja: Beten hilft!