Via WhatsApp erhalte ich das Foto einer jungen Frau, die als medizinische Helferin in der ukrainischen Stadt Charkiw ums Leben gekommen ist. Mitten in Kyiv wird ihrer auf einem großen Platz gedacht und an sie erinnert. Es sind emotionale Augenblicke, die ich später in einem kleinen Video miterlebe. Die ganze Grausamkeit des Kriegsgeschehens kommt mir – wie so oft – sehr nah. Mit hoffnungsvollen Worten antworte ich der Schreibenden. Ihre Antwort: „Danke für deine Gegenwart in meinem Leben, besonders in so schmerzvollen Augenblicken. Ich spüre sie. Das ist so wichtig für mich!“ – Am nächsten Tag schicke ich ihr das Foto einiger aufgeblühter Mohnblumen. Ihre Antwort: „Danke für die Blumen aus deines Mutters Garten. Endlich haben wir wieder Elektrizität und kehren zurück zu einem halbwegs normalen Leben. Aber irgendwie ist mein Herz zurzeit schwer und ich schlafe auch nicht gut. Wahrscheinlich wegen dieser vielen so emotionalen Augenblicke, aber ich muss arbeiten und ich will LEBEN. Ja ich bin richtig lebens-hungrig!“
Wir waren mit unserem navi4life-Anhänger (navi4life-Mobil) auf einem Kulturfest eingeladen. Ich kam mit einem älteren Ehepaar ins Gespräch. Die Frau, seit vielen Jahren lebendig in ihrer Kirchengemeinde verwurzelt, stand mit ihrem Mann am go4peace-Stand. „Was, Sie sind Priester? Das ist ja toll, dass Sie so was hier für die jungen Menschen anbieten und sie für ihr Leben stark zu machen versuchen. Mein Leben neigt sich so langsam dem Ende zu und ich habe – leider – den inneren Kontakt zur Kirche verloren!“ Ein lebendiges Gespräch entwickelte sich. Mit der Sehnsucht im Herzen, meinem Gegenüber ein lebendiger ehrlicher Gesprächspartner zu sein, kam mir die App go4peace in den Sinn. Ich erklärte sie dem älteren Mann. Begeistert lud er sie sich sofort auf sein Smartphone und ließ mich wissen: „Was für ein Geschenk! Mit den kleinen Mottos bekomme ich jetzt jeden Morgen einen Mini-Impuls aus der Bibel. Ich bin gespannt, wo mich das hinführen wird!“ Mit frohen Gesichtern gingen wir auseinander.“
„Beginnen wir mit den kleinen Dingen, den unscheinbarsten Handreichungen.“ Dieser Satz aus einem biblischen Kommentar war mir beim Lesen aufgefallen. Und ich erinnerte mich ihn, als es darum ging, (kostenlose) Eintrittskarten für die Messe mit dem Papst an Fronleichnam für unsere Gemeinschaft abzuholen. „Ausgerechnet ich!“ war mein erster Gedanke und dann: eine Gelegenheit für einen „unscheinbaren Dienst“. Mit diesem Gefühl trug ich auch Altpapier und Altglas zu den Containern auf der Straße und freute mich darüber, auf diese Weise etwas für die anderen tun zu können.
Am Tiny House war uns auf Einladung eines Bundestagabgeordneten die Begegnung mit einer Bundesministerin zugefallen. Mit viel Liebe hatten wir die Begegnung vorbereitet. Neben dem Netzwerk go4peace waren zwei weitere engagierte Gruppen unserer Stadt für den Austausch eingeladen. Ich nahm mir vor, den anderen Gruppen eine gute Bühne zu geben und ihnen beim Erzählen und Präsentieren, den Vorrang zu lassen. Dieses Zeichen der Wertschätzung berührte die Herzen und ließ ein richtig familiäres Klima aufkommen. Am Ende der Veranstaltung sagte die Vertreterin einer Flüchtlings-Initiative: „Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass wir im Jahre 2015, als die vielen Flüchtlinge kamen, von euch, die ihr als go4peace schon so lange aktiv für den Frieden lebt, das Herz geschenkt bekommen haben, wie wir uns diesen neuen Menschen in unserer Stadt zuwenden konnten. Dafür möchte ich euch heute – 9 Jahre später – einfach mal DANKE sagen.“
Zu viel kam zusammen. Verantwortungsträger meldeten sich nicht zurück. Jugendliche sprangen aus zugesagten Verantwortlichkeiten wieder ab. Immer mehr Arbeit lag auf meinen Schultern. Auch im engsten Team war wenig Feuer zu spüren. Ich spürte, wie mir all diese Wirklichkeiten zu einer Last wurden und ich Gott mit der Frage bedrängte: Soll ich den eingeschlagenen Weg mutig und treu weitergehen? Oder möchtest du etwas anderes von mir? - Mit einer gewissen Ratlosigkeit und Traurigkeit legte ich mich schlafen. Am nächsten Morgen durfte ich in der WhatsApp-Botschaft eines jungen Mannes, der sich ganz selten meldet, lesen: „Ich weiß gar nicht wie genau ich das sagen soll. Momentan erlebe ich eine emotional extrem schwierige Zeit und finde durch meinen Glauben unfassbaren Halt. Ich erlebe eine Art der Liebe und des ‚Gesehen Werdens‘, das viele gar nicht kennen. Ich glaube, dass wir die Welt durch Menschen wie Sie, die diese Botschaft so lebendig weitertragen und leben, tatsächlich auf einen guten Weg bringen können. Also vielen Dank für Ihre Arbeit. Möge Gott Sie immer beschützen!“ Ich fühlte mich von Gott verstanden und begann den neuen Tag mit einem großen DANKE im Herzen.
Sie waren für ein paar Tage in unserem Land zu Besuch. Lange hatten wir uns nicht gesehen. So kamen sie und blieben über Nacht. Wir begannen zu erzählen. In frühen Zeiten war der Kontakt intensiver gewesen. Mittlerweile lag viel Verantwortung auf unseren Schultern, so dass oft wenig Zeit blieb. Häufig war es um finanzielle Hilfen für ihre Projekte gegangen. Sie waren in Netzwerke geraten, die wenig positiv erschienen. Nach einem langen Anweg spürte ich tief in der Nacht den Drang in mir, diese Unstimmigkeiten zu benennen, offen und klar. Möglicherweise würde ich um der Wahrheit willen verletzten müssen. Sie schienen erschüttert, viele Informationen hatten sie nicht gehabt. „Danke, dass du so offen mit uns sprichst und ganz ehrlich bist! Das schenkt uns eine neue Klarheit, denn alles, was nicht im Licht Gottes und aus ehrlicher Liebe gegeben wird, hat keinen Wert, im Gegenteil!“ Diese Augenblicke schienen mir gefügt vom Heiligen Geist. Ich verstand ein Wort Jesu, was mir bisher immer verschlossen war. Habt Salz in euch und haltet Frieden untereinander! (Mk 9,50) Fauler Friede lähmt. Salz, in Beziehungswunden gestreut, brennt und reinigt. Es ermöglicht den Frieden neu!
Ein Anruf erreicht mich. „Heut morgen in der Predigt habe ich von unserem älteren Pastor gehört, dass er die Botschaft von Pfingsten neu verstanden hat. Er erzählte, es gehe nicht (nur) um ein einmaliges Ereignis in der Vergangenheit, sondern um den fortwährenden Prozess, durch die Kraft des Geistes und durch das Horchen auf seine leisen Impulse, im eigenen Leben und für das eigene Leben firm zu werden!“ Der Anrufende hatte mit brennendem Herzen im Team seiner Pfarrei die drei Logbücher des Projektes „navi4life“ vorgestellt, als Hilfen für junge Menschen, um ihren Weg zu finden. Und weiter erzählte er: „Und der Pfarrer unserer Pfarrei hat angerufen und gefragt, wo er die Logbücher bestellen könne, denn seines habe er einer jungen Frau weitergegeben, die sich auf das Sakrament der Firmung vorbereite!“ In diesen Augenblicken darf ich voller Freude spüren, wie sehr der Heilige Geist Brücken baut, wenn wir ihn wirken lassen.
In ihrer Kindheit und Jugend war sie in säkularem Umfeld aufgewachsen. Das Thema „Glaube“ war ihr nie nahe gekommen. Zu unserem Pfingstlichen Zoom-Meeting am Pfingstabend hatte sie sich angemeldet. Sie war gerade mit einer Freundin in einer osteuropäischen Hauptstadt unterwegs. „Ich will auf jeden Fall am Pfingstabend dabei sein und meine Erfahrung teilen!“ hatte sie mich wissen lassen. Und dann erzählte sie in der Internet-Schalte vor Teilnehmenden aus 11 verschiedenen Nationen, wie sie ursprünglich ein FSJ in Indien machen wollte und durch Visumschwierigkeiten daran gehindert wurde. Sie traute dem Leben und ließ sich leiten: „Jetzt bin ich in Sarajevo im Jugendzentrum Johannes Paul II. und ich kann euch sagen, ich bin total glücklich, dort zu sein!“ Ich sah die Freude und das Feuer in ihren Augen. Nach der Internettreffen erreicht mich eine SMS: „Vielen Dank! Es war ein toll organisiertes Meeting und ich bin sehr froh, mit dabei gewesen zu sein. Großes Lob an euch! Ich bin glücklich.“ Verborgene Wirkungen des Geistes.
Ein Priester, der eine für sich herausfordernde Zeit erlebt, beging einen für ihn besonderen Weihetag. Abends feierte er mit seiner Gemeinde einen Gottesdienst. Zwei unbekannte Gesichter waren unter den Mitfeiernden. Nach der Messe sprach er sie an. Es entspann sich ein lebendiges und ehrliches Gespräch. Eine der angesprochenen Frauen erzählte von einer für sie nicht leichten Situation, in der sie Gott um ein Zeichen gebeten habe. Während des Gottesdienstes war ihr ins Herz gekommen, Gott zu bitten, ihr bei der Kommunion-Austeilung ein Stück der gebrochenen Hostie zu geben. Das würde ihr als Antwort auf ihre Frage Zeichen genug sein. Und so geschah es. Bei der Kommunionausteilung erhielt sie ein Stück der großen gebrochenen Hostie und spürte einen tiefen Frieden im Herzen. Genau diese Erfahrung teilte sie mit meinem Mitbruder, der sich durch eine solche offene Ehrlichkeit von Gott umarmt fühlte.
Im Rahmen eines kleinen Gottesdienstes hatte ich vor einigen Wochen mit den Kindern und Eltern einer Kindertagesstätte einen Friedensmahner gesegnet und dann aufgestellt und im Anschluss daran eine Teeny getauft. Das Team der KiTa hatte sich großartig in die Feier eingebracht und die friedvolle wunderbare Atmosphäre, die wir in der Kirche erlebt hatten, übertrug sich auf das anschließende Fest. Mit frohem Herzen waren alle Besucher*innen am Ende des Nachmittags nach Hause gegangen. – Als ich heute Morgen in einem Supermarkt in der Kassenschlange stand, sprach mich eine jüngere Frau an. „Ich kenne Sie! Sie hatten doch neulich den Friedensgottesdienst für unsere KiTa gestaltet. Das war so großartig. Danke für Ihre offene und freundliche Art. Wir haben uns alle ‚umarmt‘ gefühlt! Und Sie merken es ja. Die Freude ist immer noch da!“
In einer Mail lese ich: Vor dem Osterfest dieses Jahres hatte ich eine Prüfung geschrieben und war mir ziemlich sicher, dass ich eine gute Note bekommen würde. Aber als das Ergebnis kam, war’s ganz anders. Ich war durchgefallen. Ich war schockiert, zwei Tage später schrieb ich dem Professor, mit dem ich mich schwer tue, eine E-Mail, wie sehr mich das alles belastet. Wir haben dann ein gemeinsames Treffen ausgemacht. Als wir uns sahen, erlebte ich ihn ganz anders als in den Vorlesungen. Er war sehr nett zu mir. (Ich glaube, dass sich in all dem Gottes Plan für mich und meinen Weg zeigt!) Wir besprachen die Prüfung und er bat mich, ihm ein paar Beispiele zu nennen. Danach sagte er, dass ich die Prüfung bestanden hätte und fügte noch hinzu: „Du musst jetzt lächeln!“ Ich war so glücklich.
Mit einer Studentin hatte ich mich auf den Weg gemacht, um jungen Leuten unseren Workshop „Entscheide dich, glücklich zu sein!“ anzubieten. Ich weiß gar nicht, was mich erwartet, aber ich freue mich, mich verschenken zu können!“ ließ mich die junge Frau wissen. Während des Workshops fand sie den Mut, vor fremden jugendlichen, sehr ehrlich über ihren Glauben zu sprechen. Das wiederum öffnete ein Klima, das eine Teilnehmerin all ihren Mut zusammen nahm und – zum Themenimpuls: „Übernimm Verantwortung für dein Leben“ - von ihrem Vater erzählte, der eine weitreichende Entscheidung in Bezug auf seine Schreinerei getroffen hatte. Das hatte der ganzen Familie zu deutlich mehr Lebensqualität verholfen. Ich spürte wie froh die junge Frau war, diese Erfahrung geteilt zu haben. Am Ende kam sie strahlend zu uns und ließ uns wissen: „Wie toll, dass ihr da wart!“
Ich freute mich über einen freien Vormittag und nutze ihn für eine kleine Wanderung in einem naheliegenden Waldgebiet. Viele Menschen hatte ich im Herzen und betete für sie auf meinen Wegen, u.a. für eine junge Studentin. Irgendwie hatte ich den Eindruck, all diesen Menschen betend sehr nahe zu sein. Als ich der Studentin einen Gruß schickte, schrieb sie zurück: „Ich hatte heute auch unerwartet einen freien Vormittag, da mein Unterricht ausgefallen ist. Ich konnte dafür meinen Morgen so schön mit Gott verbringen. Unvermutet hatte ich Zeit, mit Gott im Gespräch zu sein, die Bibel zu lesen und das Wort Gottes auf mich und in mir wirken zu lassen.“
Sie war 14 Jahre alt. Zum ersten Mal war sie in einer Kirche gewesen und hatte bei den Sternsingern mitgemacht. Nach einem Gottesdienst kam sie ganz scheu und sagte: „Ich möchte getauft werden.“ Wir trafen uns mit Jugendlichen in der Kirche. An verschiedenen Orten des Kirchenraumes erzählten wir sehr persönliche Glaubenserfahrungen. Schweigend hörte sie zu. In ihrem Gesicht war zu lesen, was in ihrem Herzen geschah. Im Rahmen der 72-Stunden-Aktion renovierten wir im strömenden Regen einen Friedensmahner und stellten am Folgetag einen neuen vor einer KiTa auf. Danach feierten wir ein Fest mit über hundert Kindern und ihren Eltern. Am nächsten Tag dann die Taufe. Sie kam in einem wunderschönen Anzug. Das Klima war – wie an all den Tagen - sehr familiär. Alle Anwesenden bezeichneten sie mit einem kleinen Kreuz, dem Zeichen des Glaubens, auf ihrer Stirn – auch diejenigen, die gesagt hatten, sie könnten nicht glauben. Tiefe innige Augenblicke. Mutig schritt die 14-Jährige danach ans Taufbecken und ließ alles geschehen. Sie entzündete ihre Taufkerze an der Osterkerze und gab anschließend dieses Licht an alle Anwesenden weiter. Heilige Stille erfüllte den Raum. Als ich am Ende der Feier in die Augen dieses Teenies schauen durfte und diese tiefe, stille Freude sah, hatte ich den Eindruck: Der Himmel öffnet sich – wir sind mit dem Herzen im Himmel und mit den Füßen auf der Erde.
In meiner Klasse war es wiederholt zu Diebstählen gekommen. Bald kam heraus, wer es war. Ich war wütend. Harte Bestrafungsmaßnahmen kamen mir in den Sinn. Aber das würde dem Kind nicht helfen. Ich betete zum Heiligen Geist. Ich suchte das Gespräch mit dem Schüler und bat ihn, mit Lego-Steinen eine Brücke zu bauen. Als sie fertig war, erklärte ich ihm: “Jedes Mal, wenn du lügst oder stiehlst, bricht ein Stein aus der Brücke des Vertrauens zwischen uns. Irgendwann ist sie dann ganz zerstört!“ In Erinnerung an unser Gespräch gab ich ihm ein rotes Legosteinchen und legte auch eins in meine Büchertasche. – Nach Wochen war wieder ein Diebstahl zu beklagen. Erneut suchte ich das Gespräch zu dem Schüler, der den Diebstahl heftig bestritt. Ich setzte ihn an einen ruhigen Ort und legte mein rotes Legosteinchen neben ihn. Am Ende der Stunde kam er und bekannte den Diebstahl.
Das Schicksal einer jungen Ruanderin hatte uns sehr bewegt. Sie hatte sich fern ihrer Heimat einer überlebensnotwendigen Operation unterziehen müssen. Einen Großteil des benötigten Geldes hatten wir zusammen bringen können. Es fehlte noch ein Zehntel. Als ich einem Freund beiläufig davon erzählte, fragte er mich: Wie viel Geld fehlt noch? Spontan ließ er mich wissen: Den Rest übernehme ich.
Ich durfte bei einem sehr gelungen Chorkonzert meines Nachfolgers als Kirchenmusiker dabei sein. Nach dem Konzert ging ich voller Freude nach Hause. Auf dem Weg kam mir die Frage, wer wohl die Kirche aufräumt. Ich dachte: Wenn’s mein Nachfolger alleine machen muss, dann lernt er heute Abend, schon im Vorhinein ein Aufräumteam zu bestellen.“ Dann kam mir der Gedanken, den ich in den vergangenen Tagen bei einem Einkehrtag aufgeschnappt hatte: „Gott spricht durch die / deine Wirklichkeit zu dir. Etwas ist geschehen und erreicht dich! Es lässt dich nicht kalt!“ Sofort bin ich umgekehrt. Der Musiker war wirklich allein und nahm dankbar meine Hilfe an. Eineinhalb Stunden haben wir gearbeitet. Dann gab’s noch ein Bier. Die Freude in meinem Herzen ließ mich verstehen: Gut, dass du umgekehrt bist und noch geholfen hast.
Ich hatte von der schweren Erkrankung einer jungen Frau aus Ruanda erfahren. Für eine Operation hatte sie nach Indien fliegen müssen. Jetzt waren wir bestrebt, für sie die Behandlungs- und Reisekosten zusammen zu bekommen. Bei einem Einkehrtag hatte ich vom Schicksal der jungen Afrikanerin erzählt, daraufhin war eine stattliche Summer zusammen gekommen. Voller Freude teilte ich diese Erfahrung mit dem Cousin der Frau, der in Deutschland lebt. Spät abends erhielt ich eine Mail: „Was ihr für unsere Familie tut, bedeutet uns sehr viel, besonders heute, an diesem Tag: Vor genau 30 Jahren begann der verheerende Genozid, bei dem wir unsere Lieben verloren haben, insbesondere meine Cousine, die ihre Eltern und Geschwister – ihre ganze Familie - verloren hat. Sie hat mir vor kurzem erzählt, dass es für sie am schwersten ist, sich nicht an ihre Mutter erinnern zu können, obwohl sie schon 15 Jahre alt war, als ihre Mutter getötet wurde... Es gibt noch so vieles, was geheilt werden will. Eure Unterstützung ist für uns von unschätzbarem Wert. Wir spüren, dass wir trotz des schmerzlichen Verlustes durch euren Beistand gestärkt werden. Nochmals vielen Dank dafür, dass ihr für uns da seid.“
Nach langer Zeit hatte ich ihn bei einem Einkehrtag wieder getroffen. Ich hatte einige sehr persönliche Erfahrungen geteilt. Das hatte ihn sehr angesprochen. Am Ende des Tages kam er zu mir und sagte: „Ich möchte gern noch eine Erfahrung mit dir teilen, die schon lange zurückliegt, aber immer noch anhält. Vor über 30 Jahren rief mich jemand an, den ich nicht kannte. ‚Bitte, bitte, bitte legen Sie nicht auf!‘ hörte ich. ‚Ich habe über drei Wochen mit niemandem gesprochen und ich muss jetzt einfach erzählen!‘ Dann erzählte mir der Fremde über eine Stunde lang viel Leid aus seiner Geschichte. Am Ende sagte er mir: ‚Oh, von Herzen DANKE, dass Sie mir zugehört haben. Das hat mir so gut getan!‘ Dann haben wir uns verabschiedet. Ich weiß bis heute nicht, wer es war und wo er wohnte. Er hat einfach eine Telefonnummer aus dem Telefonbuch gewählt. Diese notvolle und hoffnungsstiftende Begegnung ist mir tief geblieben. Bis heute habe ich für diesen Unbekannten gebetet und tue es auch weiter!‘“
Fast 100 junge Leute hatten sich an der Aktion „24 Stunden verbunden – Brückenschläge für den Frieden“ beteiligt. Viele Brückenschläge waren gelungen. Ein junger Priester aus Frankreich schrieb mir: „Was für eine schöne Erfahrung! Ich hatte eine Stunde Anbetung in der Kirche gehalten und mich dann mit meinem ukrainischen Gebetspartner in Verbindung gesetzt! Er kennt dich auch und hat mir erzählt, dass du eines Tages in die Ukraine reisen möchtest. Während unseres Gesprächs wurde die Alarmsirene wegen eines Luftangriffs ausgelöst. Das war richtig gruselig. Ich bekam mit, was Krieg für die jungen Leute in der Ukraine bedeutet. go4peace macht’s möglich, wirklich eine tolle Initiative. Bravo für euer Engagement.