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24 Stunden verbunden

Vor 20 Jahren war ich ihr als junge Studentin begegnet. Sie war zum Weltjugendtag nach Deutschland gekommen. Sie war 18 Jahre alt und hatte sich allein aus Brasilien nach Deutschland gewagt. Da sie ihre Schwester erst später treffen konnte, war sie einige Tage in dem Jugendzentrum gewesen, das ich zu jener Zeit leitete. Zur Vorbereitung auf den WJT in Köln hatten wir eine große Menschenkette um die Stadt Paderborn gestellt. Ich sehe heute noch ihre leuchtenden Augen, als wir dieses Zeichen des Friedens setzten. – In der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag dieses Jahres hatte sie sich in die Aktion „24 Stunden verbunden“ eingeklinkt und eine halbe Stunde mit einem Partner in der Ukraine für den Frieden gebetet. Dann schrie sie eine Mail: „Es ist so schön, von Dir zu hören! Die 24 Stunden-Aktion war eine sehr schöne Idee für Karfreitag. Ich war sehr berührt, dass ich daran aus Brasilien teilnehmen und mit ukrainischen Jugendlichen beten konnte. Das erinnerte mich an die prägenden Aktivitäten, die ihr vor dem Weltjugendtag 2005 in Paderborn organisiert hattet. Haben wir nicht eine riesige Menschenkette um die Stadt Paderborn gestellt und so die ganze Stadt umarmt?“ Liebe bleibt und wirkt.

Gottes Phantasie

Eine junge Frau, vor Jahren als Flüchtling nach Deutschland gekommen, war in große Not geraten. Ich hatte ihr am Beginn ihres Weges in unserem Land sehr helfen können und wusste um ihr tiefes Vertrauen und ihren Wunsch erzählen zu wollen. So vereinbarten wir ein Zeitfenster, wenn wir uns sehen könnten.  Als sie kam, brachte sie ihre zwei kleinen Kinder mit, da ihr Mann unerwartet nicht auf sie hatte aufpassen können. Ich hatte keine Idee, wie wir reden könnten und gleichzeitig die beiden Kleinen beschäftigen sollten, da sie noch viel Zuwendung brauchten. Mir kam der Impuls: Versuch einfach in jedem Augenblick zu lieben! Dann wird sich eine Lösung zeigen. Immer wieder unterbrachen die Kinder unser Gespräch. Doch dann wurden beide sehr müde. Zuerst schlief der Ältere auf dem Sofa ein und kurze Zeit danach der Kleine auf dem Schoß seiner Mutter. So war auf einmal Zeit und Raum da zu sprechen. Ich musste schmunzeln: Gottes Phantasie ist einfach nicht zu toppen!

Mit einem Lächeln zurückblicken

Montagmorgen. Projekttag an einer Gesamtschule. 17 Schüler*innen haben sich unter dem Projekthorizont „navi4life“ für das Vertiefungsmodul „Entscheide dich, glücklich zu sein!“ entschieden. Zu zweit werden wir 200 Minuten mit ihnen arbeiten. Am Beginn unserer Einheit lasse ich die Jugendlichen im Alter von 16-17 Jahren wissen, dass wir nur gekommen sind, um ihnen Hilfen anzubieten, ins eigene Leben zu finden. Dann füge ich hinzu: „Ich möchte, dass ihr, wenn ihr so alt seid wie ich, auf euer Leben zurückschauen könnt und genauso glücklich seid, wie ich es bin, denn das Leben ist Gabe und Aufgabe, es ist das großartigste Geschenk, das wir bekommen haben.“ Abends lese ich in den Evaluationsbögen: „Danke, dass ihr so viel Persönliches von euch erzählt habt. Das hat mir sehr geholfen. Ich weiß jetzt , dass ich vieles in meinem Leben ausprobieren und wagen möchte, um am Ende meines Lebens mit einem Lächeln auf mein Leben zurückschauen zu können.“

Am Werk

Wir hatten uns zur Vorbereitung eines navi4life-Einsatzes an einer Schule getroffen. Ich präsentierte die auf die Schule hin erarbeitete PowerPoint Präsentation, in der junge und ältere Menschen in kleinen Videofilmen (Testimonials) an ihren Erfahrungen teilhaben lassen. Es ging um den Mut, Fehler zu machen, um den Mut, Altes immer wieder loszulassen und sich in Neues zu wagen, wenn die alten Schuhe ausgetreten zu sein erscheinen und um jugendliche Neugier, die jeden einzelnen ins Leben zu bringen vermag … Auf jedes Testimonial reagierte mein Gesprächspartner sehr lebendig, da er die Filme noch nicht kannte. Auf einmal waren wir in einem Austausch über die Kostbarkeit des eigenen Lebens und über die Chance, die es bedeutet, dass Gott all diese Wege mitgeht – verborgen aber lebendig. Es herrschte ein tiefes Vertrauen unter uns. Kurz bevor wir uns verabschiedeten, ereignete sich ein kurze Zeit des Schweigens. Plötzlich sagte mein junger Gesprächspartner mit einem Strahlen in seinen Augen: „Heute hat sich irgendetwas getan, irgendetwas hat sich ereignet!“

Wir sehen uns wieder!

Kurzfristig hatten mich Schüler*innen eines Gymnasiums in ihren Abitur-Reli-Kurs eingeladen. Ihr Thema war: Kirche als Ort der Hoffnung. Ich hatte einige Termine verschieben müssen, um das Treffen möglich zu machen. Sie begannen mit einer kurzen Vorstellung des Netzwerkes go4peace und stellten mir dann ein Dutzend vorbereitete Fragen. Sehr persönlich und erfahrungsbezogen konnte ich antworten. Am Ende des Treffens sagte eine Schülerin: „Ich hätte Ihnen noch viel länger zu hören können. Wie kommt es, dass Sie trotz der schwierigen Lage der Kirche und all der Skandale in der Kirche so froh und hoffnungsvoll gestimmt sind? Ich bin richtig beeindruckt!“ Wieder versuchte ich persönlich zu antworten: „Wenn ich bei euch das Wort Kirche verwende, dann bin ich mir sicher, dass viele von euch an ein Bauwerk oder die Hierarchie oder für sie fremde Liturgien denken. Auf jeden Fall hat das alles wenig mit euch und eurem Leben zu tun. All das, woran ihr beim Wort Kirche denkt, hat natürlich mit der Kirche zu tun. Aber für mich ist Kirche in erster Linie ‚Ereignis‘. Der lebendige Jesus will sich unter uns ereignen. Und das tut er, wenn wir einander lieben, so gut wir können. Genau diese Erfahrung dürfen wir gerade miteinander machen. Der verborgene Gott ist unter uns und Fährten in seine Gegenwart sind die Freude, die Offenheit, der Friede und das Feuer unter uns!“ Nach dem Unterricht kam eine Schülerin zu mir. Als sie ging, strahlte sie mich an und sagte: „Ich bin mir sicher, wir sehen uns wieder!“

Und es geschah!

Schon früh war ich auf der Autobahn, um eine Fastenpredigt in einem weit entfernten Dorf zu halten. Ich hatte mich an der Emmaus-Stelle im Lukas-Evangelium orientiert. An zwei Stellen taucht in der neueren Übersetzung relativ unvermittelt das Wort „und es geschah“ auf. Mir war es wichtig, die fast 200 vorrangig älteren Gottesdienstbesucher*innen, an der Konkretheit eines Lebens mit den Worten Jesu teilhaben zu lassen. Es herrschte eine große und dankbare Aufmerksamkeit in der Kirche. Am Ende des Gottesdienstes, als ich noch mehren Menschen einen persönlichen Segen spenden durfte, kam eine ältere Frau auf mich zu und ließ mich wissen: „Ich bin so gerührt von diesem Gottesdienst und von all den Erfahrungen, die Sie mit uns geteilt haben. Irgendetwas ist mit mir geschehen! Ich bin so erfüllt und so glücklich. Ich gehe anders nach Hause, als ich gekommen bin!“ Behutsam versuchte ich ihr zu erklären, dass es der verborgene Jesus war, der unsere Herzen anspricht und tiefen Frieden und echte Freude schenkt! Sie schaute mich lange an, ohne etwas zu sagen und ich durfte erleben: „Und es geschah!“

Ermutigend!

Zum zweiten Mal hatte ich einen Schüler, der schwere Startbedingungen für sein Leben gehabt hatte, auf einen Kaffee eingeladen. Da er sehr an Musik interessiert ist, hatte ich ebenfalls einen fitten Musik-Pädagogen eingeladen. Schnell ergab sich ein lebendiger Austausch und es boten sich neue Perspektiven für den Jugendlichen. Der Lehrer ermutige den Schüler, sich zu wagen und den eigenen Talenten zu trauen. Er blühte richtig auf und begann aus seiner Geschichte zu erzählen. Dann machten die beiden einen musikalischen Sondierungstermin aus. Als wir nach der Begegnung noch ein paar Augenblicke an unseren Fahrrädern standen, schaute er mich mit glücklichen Augen an und sagte: „Danke, was du da für mich machst, ist alles andere als  selbstverständlich!“ Dann setzte er sich auf sein altes Fahrrad und fuhr davon.

Stille Verbundenheit

 

Der zweite Jahrestags des Kriegsbeginns in der Ukraine war gekommen. Ich hatte viele Menschen aus der Ukraine und in der Ukraine im Herzen. Ich schickte ihnen allen eine Nachricht, und ließ sie spüren, dass ich mit ihnen leide und für sie bete. Daraufhin erreichte mich die Voicemail einer Mutter von zwei Kindern. Ihr Stimme war sehr verweint. Sie erzählte mir von ihrer Mutter und ihrem Bruder, die zwischen den Fronten der ukrainischen und russischen Soldaten in der Nähe von Cherson lebten und täglich in Todesgefahr waren. Ich spürte die ganze Not und Ohnmacht dieser Frau. Nachmittags besuchte ich sie. Wir redeten lange. Sie vertraute mir all das Leid an. Ich konnte ihr nichts abnehmen, aber ich konnte es an mein Herz lassen und mittragen. Als ich wieder ging, sagte sie: „Danke, dass du einfach immer wieder da bist!“ mit Tränen in den Augen verabschiedeten wir uns. – Vielen ukrainischen Freunden hatte ich morgens geschrieben, mir die Namen ihrer Lieben zu schicken, für die ich an diesem schmerzvollen Tag besonders beten solle. Als ich abends schaute, waren mir 72 Menschen anvertraut worden, einige waren schon an der Front gefallen. In der Stille des Abends legte ich sie alle betend Gott ans Herz.

Hoffnungsträgerin

Ich traf eine ehemalige Schülerin wieder. Sie stammt aus einer kinderreichen Familie mit vielen Problemen. Sie macht in unserer Schule ein Praktikum. Der Kollege, in dessen Klasse sie als Schülerin war, achtet konsequent darauf, dass die Kinder fair und liebevoll miteinander umgehen. So konnte sie sich gut entwickeln und als einziges Kind in ihrer Familie zum Gymnasium gehen. An der weiterführenden Schule erlebte sie Feindseligkeit und Schikanen von Mitschüler*innen, gegen die sie sich nicht wehren konnte. Es folgte eine schwere Zeit. Trotzdem hat sie ihr Abitur geschafft. Aufgrund ihrer eigenen Erfahrung ist es ihr ein großes Anliegen, Kinder und Jugendliche in Not stark zu machen und ihnen das Gefühl zu geben, nicht alleine zu sein. Und das zeigt sie in ihrem Praktikum. Sie ist den Kindern sehr nah. Die Herzen der Kinder fliegen ihr zu. – Was für eine Freude, dass sie den Weg ins Leben zurückgefunden hat. Sie wird für viele junge Menschen, die nicht mehr weiter wissen, eine echte Hoffnungsträgerin wird.

Es hat sich gelohnt!

Wir hatten uns mit den Texten und dem Layout des dritten Logbuches „Mein Weg: lückenlos und kurvenreich“ viel Arbeit gemacht, um die 10 jungen Menschen, die in dem Buch tief in ihre Lebensentwürfe schauen lassen, strahlend und mutmachend in Szene zu setzen. Gespannt warteten wir auf die Freigabe der 10 Kapitel: „Ich finde die Seiten von ‚meinem Kapitel‘ im Logbuch sehr gelungen! Ich bin sehr beeindruckt wie gut die Bilder mit dem Text zusammenpassen. Die Bilder, die ihr von mir gewählt habt, zeigen was ich eigentlich bin...beschreiben mich irgendwie... Danke euch!“ Ein junger Mann schrieb: Das Logbuch sieht beeindruckend aus. Ich bin meinen Part nochmals durchgegangen, sieht super aus, danke dafür!“ Ein weiterer: „Wow einfach nur fantastisch, wie gut es geworden ist. Ich hab dem nichts hinzuzufügen und hab Gänsehaut beim Lesen bekommen. Einfach eine wundervolle Arbeit von euch. Ganz großes Dankeschön.“ Eine junge Frau: „Das neue Logbuch gefällt mir ganz ausgezeichnet, der Entwurf ist doch wirklich gelungen!“ Und dann am späten Abend noch: „Ich habe mir jetzt erstmal meinen Teil angeguckt und durchgelesen und bin sehr, sehr erfreut, wie toll das geworden ist! Vielen Dank dass ich Teil davon sein darf!“ Am Ende dieses langen Tages geht unser Danke an den, der uns das Leben anvertraut hat, es füreinander einzusetzen.

Sie blieb dran!

Nun war sie Ärztin und hatte alle Hände voll zu tun. Sie hatte an vielen Aktivitäten von go4peace mitgemacht. Stolz erzählte sie von ihrer Arbeit, wie sie Menschen in ihrem Heimatland, dem Kosovo, jetzt helfen konnte. Ich fragte nach einer Gruppe junger Teenager, um die sie sich längere Zeit gekümmert hatte und die von ihrem jetzigen Arbeitsort 90 Autominuten entfernt waren. „Oh, um die Gruppe kümmere ich mich immer noch. Ich fahre zwei Mal in der Woche die Strecke hin und  zurück, um diese junge Leute stark zu machen, denn ich spüre, wie fragil ihr Leben in diesen Jahren ist. Gerade in der Zeit ihrer Pubertät müssen sie spüren, dass jemand für sie da ist. Dann lernen sie, aus ihrem Leben etwas Gutes und Großes zu machen. Alle Zeit, die wir in die Teenager investieren, um sie stark zu machen, ist gut investierte Zeit!“

Meine Zeit ist deine Zeit!

Sonntagsnachmittag. Ich rief eine ältere Ordensschwester an. Wir erzählten uns Erfahrungen, wie wir im jeweiligen Augenblick gelebt hatten. Die Schwester erzählte: Heute morgen war wieder so ein besonderer Augenblick. Ich hatte Jesus gesagt: Meine Zeit ist deine Zeit, denn ich hatte keine konkreten Aufgaben zu erledigen. Ich ging über den Flur und kam am Zimmer einer dementen Mitschwester vorbei. Vorsichtig schaute ich rein. „Oh wie schön, dass du kommst. Ich bin so allein. Alle Schwestern sagen, meine Mutter sei schon gestorben, aber ich glaube, dass sie lebt. Was denkst du denn?“ – „Auf jeden Fall lebt sie, bei Jesus. Ihr geht es dort viel besser, das ist Leben in Fülle!“ – „Ja, genau, das glaub ich auch, sie lebt!“ – „Glaubst du denn, dass sie mich heute Nachmittag besucht?“ – „Ach, weißt du, bei dem Regenwetter geht das doch gar nicht.“ – „Ja da hast du Recht! Es ist immer so schön, wenn du kommst! Komm ganz bald wieder!“ – „Versprochen!“

Maria Lichtmess

Ich verweilte zum Gebetsapostolat in der Kirche. Nach einiger Zeit kam eine ältere, recht gebrechliche Damen zu mir. Sie holte eine große Kerze aus ihrer Tasche. Sie sprach kein Deutsch, versuchte mir jedoch klar zu machen, dass sie die Kerze gerne segnen lassen würde. Es war der Lichtmesstag. Da ich der polnischen Sprache mächtig bin, erklärte ich ihr, dass sie am Sonntag zur Messe kommen könne und der Pfarrer die Kerze dann segnen würde. Wir kamen in ein längeres Gespräch. Die erschöpfte Dame war 78 Jahre alt und erst seit kurzer Zeit in Deutschland. Da sie in Polen keine Angehörige mehr hat war sie zu ihrer Tochter gezogen, die allerdings beruflich sehr eingebunden ist. So ist die alte Frau viel alleine und läuft oft viele Kilometer, um Lebensmittel zu kaufen. Das Schicksal dieser Frau rührte mich sehr und so bot ich ihr an, sie am Sonntag zur Kirche zu fahren. Als wir neben dem Altar die Telefonnummern austauschten und uns anlächelten, spürte ich so viel Liebe und gegenseitige Dankbarkeit für unsere Begegnung. Als mir die alte Frau abends im Bett nochmals ins Herz kam, liefen mir die Tränen.

Brücken in die Ewigkeit

Seit ein paar Jahren schicke ich drei älteren Verwandten jeweils einen Weihnachtsgruß. Auf eine Reaktion wartete ich jedes Jahr vergeblich. Um so mehr hat mich zum Jahreswechsel das Echo der Tochter eines Cousins meines Vaters berührt. Sie schickte meiner Mutter die Todesanzeige ihres Vaters und schrieb dazu: "Mein Papa hatte eine Lungenentzündung und musste noch am 24.12. ins Krankenhaus. Leider ist er dort am 27.12. verstorben. Sehr gefreut hat er sich noch über die Weihnachtspost von deinem Sohn, wie jedes Mal, wenn er Post aus Rom bekam". Inzwischen ist auch meine Mutter verstorben.

Kleine Propheten

Ich arbeite gern im Fach Religion mit einer jungen Kollegin zusammen. Nachdem wir eine Unterrichtsreihe zum Thema „Beten“ im zweiten Schuljahr durchgeführt hatten, stand für meine junge Kollegin ein Unterrichtsbesuch an. Neben mir wohnten zwei weitere Fachkräfte der Stunde bei.  Als ich später unter vier Augen mit einer der Lehrerinnen, die kaum Kontakt zu religiösen Dingen hat, reden konnten, meinte sie: „Ich musste in der Stunde plötzlich mit den Tränen kämpfen. Was die Kinder alles gesagt haben, dieses Vertrauen und diese Ehrlichkeit: Das war einfach nur schön!“

Wie in der Bibel

Ein kleiner Junge kam im Religionsunterricht zu mir. Er hatte entdeckt, dass er von Jesus unendlich geliebt ist. Dann sagte er zu mir: „Man müsste Millionen von Samen haben und sie auf der ganzen Erde verteilen. Samen für Liebe! Überall! Ganz viele!“ Ich habe ihm erklärt, dass Gott genau das macht und habe ihm das Gleichnis vom Sämann erzählt. Dass Gott seine Liebe und seine Worte überall auf der Welt austeilt, total großherzig, ohne Grenzen und verschwenderisch, hat den Jungen glücklich gemacht. Er war sehr stolz, dass er die gleiche Idee hatte, die sogar in der Bibel steht.

Die Mathematik des Himmels

In einer Religionsstunde kam ein Mädchen zu mir, die mir eine Plusaufgabe zeigen wollte. Ich war sehr überrascht, denn ich wusste aus der Hausaufgabenbetreuung, dass sie Mathematik überhaupt nicht mag.Sie hatte ein Bild zu ihrer Aufgabe gemalt und erklärte es mir: „Manchmal bin ich sehr traurig, weil ich etwas Schlimmes erlebt oder etwas Böses getan habe. Dann erzähle ich alles Jesus, egal, was es ist.” Zuerst hatte sie ihr Herz mit einem schwarzen Riss gemalt. Nach dem Pluszeichen hatte sie ein strahlend helles Licht gezeichnet und erklärte: „Jesus hat mich trotzdem lieb, versteht das alles und ist mir nicht böse.“ Nach dem Gleichheitszeichen hatte sie ihr Herz ohne Riss gezeichnet, das von dem strahlend hellen Licht umgeben war. Schließlich zeigte sie auf das Ergebnis ihrer Gleichung und sagte: „Zum Schluss repariert Jesus mein Herz, und es ist wie neu.“ Wir stellten fest: Wenn Gottes Geist bei uns ist, macht sogar Mathe glücklich.

Gott sorgt sich

Krank lag ich im Bett und fühlte mich ein wenig verloren. Aber es galt, geduldig im Bett zu bleiben. Am frühen Nachmittag ging ich zum Briefkasten. Ein großes Kuvert lag dort. Es kam aus Frankreich. Neugierig öffnete ich den Brief. Darin fand ich eine liebevoll geschriebene Karte auf einem wunderschönen Motiv der Kathedrale von Chartres, einem meiner Lieblingsorte auf der Erde. Der französische Übersetzer unseres Netzwerkes go4peace bedankte sich für das Weihnachtsgeschenk  und schrieb mir: „Ich freue mich, beim Übersetzen zu helfen und so in Verbindung zu sein und ich hoffe, dass du uns weiterhin so schöne Texte schreibst!“ Für mich war’s eine göttliche Umarmung.

Zwei Seiten einer Medaille

Gesundheitlich ein wenig angeschlagen lag ich im Bett. Eine voice-mail erreichte mich. Aufmerksam hörte ich sie ab. Da es still in meinem Zimmer war, nahm ich viele Nuancen und Schwingungen in der Stimme der jungen Botschafterin wahr. Ich spürte große Not, Sorge um ihre Familie und menschliche Überforderung im Bezug auf einige Kolleginnen, die sich ihr gegenüber nicht korrekt verhielten. Doch vor allem erlebte ich, WIE sie alles tat. Sie versuchte, Augenblick für Augenblick in der Liebe zu sein. Sie hielt alles Schwere in Liebe aus versuchte es zu verwandeln. Doch nun war sie an eine Grenze gelangt und frage sich, ob das noch gehen könne … Ich spürte ein tiefes Vertrauen. Die Voicemail endete. Der Schmerz und die Liebe dieses jungen Menschen – zwei Seiten einer Medaille –  hatten mich zuhörend tief ins Gebet gebracht. Not wurde zur Brücke – zueinander und zu Gott. Nichts war gelöst, aber die Wirklichkeit war benannt. In ihr wirkt Gott.

Klopfzeichen!

Mein Telefon klingelt. „Wir haben einen Schüler, der braucht dringend mal ein paar perspektivische Gespräche, denn er hat wirklich eine schwere Geschichte hinter sich und lebt jetzt in einer Jugendhilfeeinrichtung. Könnten Sie das machen?“ Trotz viel Arbeit spüre ich, dass in dieser Anfrage Jesus bei mir anklopft. Wenige Tage später treffe ich mich mit diesem Jungen auf einen Kaffee. Nach wenigen Minuten ist uns ein so vertrauensvolles Klima geschenkt, dass er zu erzählen beginnt. Ich staune, wie er unter widrigsten Bedingungen sein Leben in die Hand zu bekommen versucht und schon gut gelernt hat, sich selbst zu steuern. Ich lasse ihn spüren, wie sehr mich das beeindruckt. Dann erzählt er mir von seinen Musikvorlieben. Er hat bisher noch keine Chance gehabt, ein Instrument zu lernen. Mir kommt ein sehr musikalisch engagierter Mann in den Sinn. Ich schlage dem Jugendlichen vor, mit diesem Mann ein baldiges Sondierungstreffen zu dritt abzumachen. Gern willigt er ein. Abends lese ich in einer Mail. „Ich bin so froh über unser Treffen. Danke, dass Sie das alles möglich machen und organisieren!“