Unsere ältere Untermieterin kam ganz aufgeregt zu uns: "Ich habe meine Tasche beim Einkaufen vergessen." Beim Nachfragen erzählte sie mir, wo sie überall gewesen war: "In der Bank, in der Apotheke, beim Metzger und beim Verbrauchermarkt." Mit dem Auto fuhren wir alle Stellen an. Die Bank, die Apotheke und der Metzger hatten schon Mittagspause. Vielleicht hatte sie jemand beim Verbrauchermarkt abgegeben. Ich ging zu einer Kasse. Hier standen viele Leute zum Bezahlen an. Ich fragte die Kassiererin, ob hier jemand eine Handtasche abgegeben hätte. Eine Angestellte des Metzgers, die in der Reihe stand, hörte das und meinte: "Bei uns wurde eine Tasche gefunden." Welch wunderbare Überraschung.
Our elderly subtenant came to us quite excited: "I forgot my bag while shopping." When I asked her about it, she told me where she had been everywhere: "In the bank, the pharmacy, the butcher's and the supermarket. By car we drove to all these places. The bank, the pharmacy and the butcher already had lunch break. Maybe someone had dropped them off at the supermarket. I went to a cash register. There were many people queuing up to pay. I asked the cashier if anyone had handed in a handbag. An employee of the butcher standing in line heard this and said: "A bag was found at our place.” What a wonderful surprise.
Unsere Tochter war mit ihrem 5 jährigen Mädchen wegen eines schweren Allergieschubs mit einer Lungenentzündung ein paar Tage auf der Intensivstation. Als sie endlich auf die Normalstation durften, sagte sie zu ihrem Kind: "Wir zwei sind schon ein tolles Team." Die 5-jährige meinte: "Da gehört noch jemand dazu." Sie fragte: "Wer?" Die Tochter antwortete: "Der liebe Gott gehört auch zu unserem Team."
Our daughter and her 5-year-old girl were in intensive care for a few days because of a severe allergy attack with pneumonia. When they were finally allowed to go to the normal ward, she said to her child: "We two make a great team.” The five-year-old said: "There's someone else who belongs here." She said, "Who?" The daughter replied: "The good Lord is also part of our team."
Heute war mein Nächster ein Mitglied meiner Familie, den ich durch meine Worte stark machen konnte. Ich hatte das Gefühl, dass diese Person einige ermutigende und motivierende Worte brauchte, um zuzuhören. Deshalb bin ich froh, dass ich mit ihr sein und ihr bei ihren Sorgen zuhören konnte. Und dann eröffnete sich ein Raum, ihr meine Gedanken und Ratschläge mitzuteilen.
Today my neighbour was a member of my family, whom I could make strong though my words. I really felt that this person needed some encouraging and motivation words to listen. So I am glad that I could be there and listen to the sorrows that she had. Then a space opened up to share my thoughts and advice with her.
In der Lockdown-Zeit im Frühjahr hab ich mich aufs Abi vorbereitet. Immer wieder erreichten mich Nachrichten und Anrufe, bei denen ich viel Unsicherheit und Sorge in der Seele von Menschen wahrgenommen habe. Vor allem das social distancing und die Unsicherheit vor der Zukunft waren und sind nicht einfach. Ich habe all den Mitschüler*innen, Freund*innen), mit denen ich gesprochen hatte, Mut und Hoffnung gemacht und habe ihnen ganz aufmerksam zugehört. Einige von ihnen haben mit mir die Abi-Klausuren geschrieben, was an sich schon aufregend ist. Jedes Mal spürte ich nach den Gesprächen eine große Freude und Dankbarkeit in meinem Herzen. Durch mein aufmerksames Dasein hab ich vielen helfen können, weiterzumachen und immer neu das zu tun, was gerade möglich war.
During the lockdown in spring, I prepared for my final exam. Repeatedly, I received messages and phone calls, during which I noticed a lot of uncertainty and worry in people's souls. Especially the social distancing and the uncertainty about the future were and are not easy. I gave courage and hope to all the classmates, friends with whom I had spoken and listened to them very carefully. Some of them wrote the final exams with me, which is exciting in itself. Each time after the talks, I felt a great joy and gratitude in my heart. Through my attentive existence, I have been able to help many of them to continue and to do what was possible.
Nach der Messe erzählte mir ein Mann mit strahlenden Augen von seiner Frau. Sie hatten eine Urlaubswoche hinter sich und am Morgen vor ihrer Rückfahrt über den Monatsimpuls von go4peace gesprochen, der uns diesen Monat einlädt, stehen zu bleiben und Jesus im Nächsten zu entdecken. An einer Raststätte war seiner Frau ein obdachloser Mann aufgefallen. Ihr war das monatliche Motto in den Sinn gekommen und so hatte sie ihn angesprochen. Ein Gespräch von über einer halben Stunde ergab sich, in der der Obdachlose viel von seiner eigenen Geschichte anvertrauen konnte. Dann gab ihm die Frau so viel Geld, dass er sich für den Rest der Woche bezüglich seiner Nahrung keine Sorgen mehr zu machen musste. „Das ist meine Frau! Sie hat so ein mitfühlendes Herz und lässt sich vom Evangelium lenken!“
After mass, a man with bright eyes told me about his wife. They had had a week's holiday and in the morning before they went back they had talked about the monthly impulse of go4peace, which this month invites us to stop and discover Jesus in our neighbour. At a rest stop, his wife had noticed a homeless man. The monthly motto had crossed her mind and so she had spoken to him. A conversation of over half an hour resulted, during which the homeless man could confide much of his own story. Then the woman gave him so much money that he would not have to worry about his food for the rest of the week. "This is my wife! She has such a compassionate heart and is guided by the Gospel!
Gestern habe ich einen Aufsatz eines berühmten deutschen Philosophen gelesen, der über die Einsamkeit des Menschen geschrieben hat. Besonders während der Corona-Pandemie erhält dieser Aufsatz - 2007 verfasst - eine ganz neue, virulente Wirkung. Richard David Precht stellt heraus, dass die größte Einsamkeit eines Menschen nicht in der Einsamkeit, in dem Alleinsein an sich besteht, sondern darin, keinen Menschen zu haben, mit dem man Zeit teilen, Abende verbringen, tiefgründige Gespräche führen oder kurzum: den man lieben kann. Ich erinnere mich an dieser Stelle gerne an unser diesjähriges go4peace-Camp zurück. Trotz Corona haben wir es geschafft, in einer kleinen Gruppe in Kamen eine Gemeinschaft, eine Wärme, eine Verbundenheit und sicherlich auch eine Liebe zu entwickeln, die auf der ganzen Welt zu spüren war. Es hat richtig gut getan, sich am Abend mit vielen Menschen zu vernetzen, und die Erfahrungen des Tages auszutauschen: „Wer liebt, gibt!“ Auch gestern, als mich eine Freundin und Arbeitskollegin zu Hause besucht hat, konnte ich spüren, wie wertvoll es ist, gerade in dieser stürmischen Zeit, sich auszutauschen und Zeit miteinander zu teilen! Deshalb möchte ich heute ganz besonders offen sein für die Menschen, die diese Möglichkeit des Zeitteilens, des Liebens nicht haben. Ich bin ganz gespannt, welche neuen Erfahrungen und Gespräche sich heute ergeben...
Vor unserem Haus steht ein großer Nussbaum. Als ich gestern nach der Messe zurück ins Haus ging, sammelte dort ein Jugendlicher Nüsse. Ich traf ihn schon zum zweiten Mal. Ich kannte ihn und fragte, was er mit den Nüssen mache. „Oh, ich knack mir jeden Tag ein paar Nüsse und dann back ich auch noch einen Nusskuchen!“ Ich freute mich über sein Engagement und fragte, ob ich ihm von den Nüssen, die ich schon aufgelesen hatte, eine Kiste geben könne? Verlegen winkte er ab. Mir kam das Motto des Tages in den Sinn. Ich ging ins Haus, holte eine große Kiste voller Nüsse und schüttete sie in seine Einkaufstasche. Dann schaute ich in seine Augen und spürte seine tiefe Freude.
In front of our house there is a big nut tree. When I went back to the house yesterday after mass, a young man was collecting nuts. I met him already for the second time. I knew him and asked what he was doing with the nuts. "Oh, I crack a few nuts every day and then I bake a nut cake too!" I was pleased with his commitment and asked if I could give him a box of the nuts I had already picked up? Embarrassed he waved away. The motto of the day came to my mind. I went into the house, got a big box of nuts and poured them into his shopping bag. Then I looked into his eyes and felt his deep joy.
Heute habe ich einige Besuche bei älteren Menschen gemacht, die ihr Haus nicht mehr verlassen können. In einer der Familien ist der Mann seit einem Jahr bettlägerig. Seine Ehefrau kümmert sich äußerst liebevoll um ihn. Sie ist den ganzen Tag für ihn da. Er hatte in den letzten Tagen oft geweint... Sie schüttete ihr Herz aus und erzählte, dass es für sie manchmal sehr schwer sei, diese Tage zu leben, nicht an die frische Luft zu kommen und keine anderen Leute zu treffen, um sich mit ihnen auszutauschen. - Ich habe ihr zur Anregung erzählt, wie es meine Mutter macht. Sie nimmt sich immer mal wieder das Telefon und ruft Bekannte und Verwandte an. Sie tauschen sich dann über vieles aus und es ist eine gute Gelegenheit, in Kontakt zu bleiben. - Als die Frau das hörte, fielen ihr sofort Menschen ein, die sie anrufen könnte... Am Ende hatte ich den Eindruck, dass Ihre Stimmung sich ganz zum Guten hin gewandt hatte. Als ich die Wohnung verließ, sagte sie froh und ein bisschen verschmitzt, dass sie mit ihrem Mann auch manchmal ganz schön Spaß hätte. Sie erzählten sich lustige Dinge von früher und würden immer wieder herzhaft miteinander lachen.
Today I made some visits to elderly people who can no longer leave their homes. In one of the families, the man has been bedridden for a year. His wife takes very loving care of him. She is there for him all day long. He had cried a lot in the last days... She poured out her heart and told him that it was sometimes very difficult for her to live these days, not to go out into the fresh air and not to meet other people to talk to them. - To encourage her, I told her how my mother does it. She picks up the phone from time to time and calls friends and relatives. They then exchange information about a lot of things and it is a good opportunity to stay in touch. - When the woman heard this, she immediately thought of people she could call... In the end, I had the impression that her mood had changed for the better. When I left the flat, she said, happy and a bit sly, that she and her husband sometimes have a lot of fun together. They shared funny things from the past and would always laugh heartily together.
„Kannst Du bitte für mich in diesen Tagen besonders beten?“ – lese ich in einer Mail. „Ich hab eine richtig schwere Prüfung vor mir und ich hab Angst davor!“ Sofort reagiere ich mit einer längeren Mut machenden Mail. Dann nehme ich mir ein wenig Zeit, um dieses Anliegen Gott ans Herz zu legen. In diesen Augenblicken der Stille spüre ich die Not der jungen Frau, weil so viel von dieser Prüfung abhängt. Gleichzeitig kommt mir das Motto des Tages in den Sinn: „Hör nicht auf zu bitten!“ Also – so denke ich – es kommt darauf an, Gott in den Ohren zu liegen. So entscheide ich mich, täglich ein Gesätz des Rosenkranzes für die junge Frau zu beten.
"Can you please pray for me especially in these days?" - I read in an email. "I have a really hard exam ahead of me and I am afraid of it!" Immediately I react with a longer encouraging mail. Then I take a little time to recommend this request to God. In these moments of silence I feel the need of the young woman, because so much depends on this examen. At the same time the motto of the day comes to my mind: "Don't stop asking!” So - so I think - it depends on “being in Gods ears”. So I decide to pray a rosary for the young woman every day.
Vor einer Praxis sah ich eine ältere Frau stehen. Sie hatte an der Tür geschellt und wartete. Ich hatte sie schon von weitem gesehen. Nach längerem Warten ging sie. Als ich vor der Praxis-Tür vorbei ging, hörte ich, dass gerade in diesem Moment der Tür-Öffner – sehr zeitverzögert – betätigt wurde. Ich blieb stehen und rief der Frau zu. Sie hörte nicht. So lief ich zu ihr, um ihr die Information zu geben, dass die Tür nun geöffnet sei. Ganz erstaunt schaute sie mich an und sagte: „Das ist aber nett, dass Sie mir das sagen! Das geschieht mir nicht oft!“ Schmunzelnd standen wir noch einen Augenblick beieinander. Dann gingen wir unserer Wege.
In front of a practice I saw an elderly woman standing. She had rung the doorbell and was waiting. I had seen her from a long distance. After waiting for a long time she left. As I passed in front of the practice door, I heard that just at that moment the door opener was activated - very delayed. I stopped and called out to the woman. She did not hear. So I ran to her to give her the information that the door was now open. She looked at me in amazement and said: "How nice of you to tell me that! That doesn't happen to me often!" With a smile we stood together for a moment. Then we went on on our ways.
Beim Verlassen der Fähre trug ich noch meine Maske um den Hals. Ich ging schwer bepackt mit leeren Gläsern Richtung Parkplatz. Mein Weg führte an zwei Männern vorbei, die sich laut unterhielten. Einer sagte mit Schweizer Akzent: „Ich könnte Leute, die freiwillig eine Maske tragen, niederschlagen!“ Der Zweite antwortete: „Ja, ich hasse...“ und dann war ich schon vorbei. Ohne diese Worte auf mich persönlich zu beziehen, trafen mich diese gewalttätigen Worte. Ich versuchte diesen Schmerz in mir zuzulassen und anzunehmen.
Wenige Augenblicke heulte auf dem Parkplatz ein Motor auf und ein Ferrari mit Schweizer Kennzeichen rollte auch mich zu. Durch das geöffnete Fenster erkannte ich den Mann mit Schweizer Akzent. Der Wagen stoppte neben mir und der Fahrer sagte in vernünftigem Ton, er sei Biologe und er erläuterte, wie schädlich das Tragen einer Maske aus medizinischer Sicht sei. Um auf Augenhöhe mit ihm zu kommen, ging ich in die Hocke und fragte, warum er mit seinen Kollegen keine Aufklärungskampagne starte. Nach einem kurzen Wortwechsel sagte er: „Ich muss nun leider weiter!“ In diesem Augenblick spürte ich eine große Freude in mir, weil es gelungen war, ihn nicht zu verurteilen und abzukanzeln, sondern erneut in eine ehrliche Beziehung zu gehen. Mir war es gelungen, in ihm einen Bruder der Menschheit zu sehen und ihm mit offenem Herzen zuzuhören.
When I left the ferry I still wore my mask around my neck. I walked heavily loaded with empty glasses towards the car park. My way led past two men who were talking loudly. One of them said with a Swiss accent: "I could knock down people who voluntarily wear a mask!" The second answered: "Yes, I hate..." and then I was already past. Without these words referring to me personally, these violent words hit me. I tried to allow and accept this pain within me.
For a few moments an engine roared in the car park and a Ferrari with Swiss licence plates rolled up to me. Through the open window I recognised the man with the Swiss accent. The car stopped beside me and the driver said in a reasonable tone that he was a biologist and he explained how harmful wearing a mask was from a medical point of view. In order to be on a par with him, I squatted down and asked why he did not start an education campaign with his colleagues. After a short exchange of words, he said: "I'm afraid I have to go now! At that moment I felt a great joy inside me because it had been possible not to condemn him and give him a reprimand, but to go back into an honest relationship. I had succeeded in seeing in him a brother of humanity and in listening to him with an open heart.
Sie hatte gerade ihren 89. Geburtstag begangen. Ich hörte, dass einer ihrer Söhne gestorben war. In diesem Augenblick fragte ich mich nach dem Tagesmotto. „Du für mich – ich für Dich!“ Sofort war mir klar, sie besuchen zu wollen. Ich rief an. Sie freute sich sehr. Ich setzte mich aufs Fahrrad und fuhr hin. Ich blieb über eine Stunde. Wir lachten und scherzten. Mir kam eine riesengroße Dankbarkeit entgegen. „Wenn ich abends so im Bett liege, dann ist mein Herz so voller Erinnerungen. Gott hat mir ein so reichhaltiges Leben geschenkt. Alle Phasen waren gut. ER hat es gut mit mir und uns gemeint!“ Ich schaute in die Augen einer lebenssatten alten Dame. Irgendwie war der Himmel schon angebrochen – ER unter den Seinen.
She had just celebrated her 89th birthday. I heard that one of her sons had died. At that moment I wondered what the motto of the day was. "You for me - me for you!" I was clear for me: I wanted to visit her. So I called her. She was very happy. I got on my bike and went there. I stayed over an hour. We laughed and joked. I saw an immense gratitude in her eyes. "When I lie in bed at night, my heart is so full of memories. God has given me such a rich life. All phases were good. He meant it well for me and for us!" I looked into the eyes of an old lady who was full of life. Somehow heaven had already opened up - HE among his own.
Die letzten Tage brachten eine Menge Unsicherheit mit sich. Ich warte immer noch auf den Ausgang einer Aufnahmeprüfung, die ich in einer anderen Stadt gemacht habe. Die erste Entscheidung, die ich vor einigen Tagen getroffen habe, war, trotzdem in dieser Stadt zu bleiben. Auch wenn ich die Prüfung nicht bestehe, habe ich beschlossen, etwas anderes "Ähnliches" zu studieren. Außerdem hab‘ ich, nachdem ich heute ein Zimmer besichtigt hatte, den Mut gefasst, innerhalb der nächsten zehn Tage in diese neue Stadt umzuziehen. Der Ort, an dem ich leben werde, ist nicht der schönste und irgendwie klein, aber er ist sauber und es reicht und ich kann etwas Geld für ein "Sozialprojekt" sparen, das ich eines Tages umsetzen möchte. Ich erinnerte mich an ein Motto von vor einigen Tagen: Habt Mut zur Armut! Also traf ich die Entscheidung, zu vertrauen, meinen eigenen Weg zu gehen und auf eine einfache Art zu leben, die meine Unsicherheitsgefühle verschwinden ließ und mich neugierig auf das machte, was noch kommen wird!
The last days brought a lot of uncertainty with them. I am still waiting for the out coming of an entrance-exam, which I took in another city. The first decision I took some days ago was to stay here anyway, even if I do not pass the exam, I decided to study something else "similar". Moreover, after I was visiting a room today, I took the courage to move within the next ten days to this new city. The place where I'm going to live is not the most beautiful one and kind of small, but it's clean and it's enough and I can save some money for a "social-project" I want to implement one day. I was remembering of a motto from some days ago: Have courage for poverty! So I took the decision to trust, go my own way and live in a simple way which let my feelings of uncertainty disappear and made me curious for what's to come!
Vor meiner Haustür begegnete ich einem älteren Ehepaar, das ich vom Sehen her kannte. Die Frau war ein wenig erschöpft. Sie hatte sich auf ihren Rollator gesetzt. Scherzhaft fragte ich sie. „Ist das ein Renault oder ein Mercedes?“ Sie musste herzlich lachen, so entwickelte sich ein schönes Gespräch. Aus Oberschlesien stammend hatten sie ihre Heimat verlassen müssen und wohnten nun in einem betreuten Wohnen. Ich erfuhr, dass sie den Pfarrbrief unserer Kirche in Zeiten von Corona postalisch nicht zugestellt bekommen hatten. Diesen Dienst hatten wir seit Beginn der Krise allen angeboten, die das wollten. So bat ich sie um ihre Adresse. Als wir uns verabschiedeten, fiel mir auf, dass der nächste Pfarrbrief noch zwei Wochen auf sich warten lassen würde. „Sei konkret!“ kam mir in den Sinn. Ich ging zur Kirche, holte einen Pfarrbrief, steckte ihn mit einem lieben Gruß in einen Briefumschlag, setzte mich aufs Fahrrad und, da ich ihre Adresse nun kannte, brachte ihn schnell bei ihnen vorbei noch ehe sie wieder zu Hause waren. Nun warte ich auf unsere nächste Begegnung.
On my doorstep I met an older couple I knew by sight. The woman was a little exhausted. She had sat down on her walker. Jokingly, I asked her, "Is that a Renault or a Mercedes?" She had to laugh heartily, and a nice conversation ensued. Coming from Upper Silesia, they had had to leave their home and were now living in assisted living in our town. I learned that in times of Corona they had not received the parish letter from our church by post. Since the beginning of the crisis we had offered this service to all who wanted it. So I asked them for their address. When we said goodbye, I noticed that the next parish letter would be two weeks away. "Be concrete!" came to my mind. I went to the church, got a parish letter, put it in an envelope with a kind greeting, got on my bicycle and, knowing their address, quickly brought it to them before they were back home. Now I am waiting for our next meeting.
Seit 5 Monaten hatten sie in Corona-Zeiten keinen Besuch mehr empfangen, hörte ich am Telefon. So entschloss ich mich, sie zu besuchen. Sie lebt mit über 80 anderen älteren Ordensfrauen in einem Haus ihres Ordens. Durch eine Plexiglaswand getrennt begegneten wir uns. Sie hatte noch eine zweite Schwester mitgebracht, die schon an Demenz litt. Wir erzählten viel, lachten und scherzten. nach zwei Stunden verabschiedete ich mich. Ein paar Tage später erhielt ich einen Brief. Darin der Text eines Mannes, der oft auf dem Berg Athos gewesen war. An einem Abend hatte dieser Mann den Mönchen des Berges Athos die Frage gestellt: „Wie sieht denn das Göttliche, dem ihr euer Leben widmet – das große DU – für Euch aus?“ Die Mönche wurden still. Nach geraumer Zeit sagte einer in die Stille: „Heute bist es du!“ – Weiter durfte ich in dem Brief lesen: „Am letzten Donnerstag warst es Du! Durch alle Grenzen der Corona-Distanz-Einhaltung kam uns Gott besuchen. Unfassbar… und doch wahr. Was bleibt? – Staunen, Freude, Ewigkeitsgeschmack, Sehnsucht zu leben und einfach da zu sein für unseren Gott!“ Schweigend spürte ich: ER ist da!
She hadn't had visitors in Corona times for 5 months, I heard on the phone. So I decided to visit her. She lives in a house of her order with over 80 other elderly nuns. Separated by a Plexiglas wall we met. She had brought with her a second sister who was already suffering from dementia. We talked a lot, laughed and joked. After two hours I said goodbye. A few days later, I received a letter. A text of a man who had often been on Mount Athos was added. One evening this man had asked the monks of Mount Athos the question: "What does the divine to which you dedicate your life - the great YOU - look like to you?" The monks became silent. After some time one of them said into the silence: "Today it is you!" - Then I was allowed to read in the letter: "Last Thursday it was you! Through all the borders of the Corona distance God came to visit us. Unbelievable... and yet true. What remains? - Astonishment, joy, eternal taste, longing to live and just be there for our God!" In silence I felt: HE is there!
Die letzten Wegmeter seines Lebens hatte ich mit ihm gehen dürfen. Immer wieder besuchte ich ihn und seine Familie und brachte ihm Jesus in der Eucharistie. Es waren jedes Mal neu tief bewegende Augenblicke zwischen Himmel und Erde. Ohne viele Worte war eine Nähe gewachsen, in der Frieden herrschte. Wir teilten die Zeit und waren betend verbunden. Bei meinem vorletzten Besuch bei ihm war er noch bei Bewusstsein. Sprechen war nur noch schwer möglich. Ich setzte mich an sein Bett. Seine Familie sorgte sich vorbildlich um ihn. Sprechen fiel ihm schwer. Ich nahm seine Hand und streichelte sie. Seine Augen – weit geöffnet – ruhten in den meinen und die meinen in den Seinen. Ein tiefer Friede verband uns. Er hielt meine Hand fest in der Seinen und dann, ganz leise, ließ er mich sein Mit-Sein nochmals wissen und flüsterte: „Danke, Danke für alles!“ – Beim nächsten Besuch hatte er schon das Bewusstsein verloren. Ich betete für ihn, der sich schon auf den Weg gemacht hatte. Wenige Stunden später starb er – in tiefem Frieden. Als ich erneut bei ihm war, gab mir seine Frau einen Stein aus seiner Tasche. Ein lebendiges Andenken und ein Ansporn zum Frieden – jetzt in meiner Tasche.
Heute bin ich im Religionsunterricht von der tiefen Liebe eines kleinen Mädchens zu ihrer Mutter sehr berührt worden. Während die anderen Kinder an einer Aufgabe arbeiteten, stand sie plötzlich mit Tränen in den Augen vor mir. Sie erzählte mir von ihrer Geburtstagsfeier, die ihre Mutter liebevoll für sie vorbereitet hatte. Dann war es zu einem heftigen Streit unter einigen Gästen gekommen. Das Mädchen hatte eine tiefe Enttäuschung in den traurigen Augen ihrer Mutter gesehen, die sogar in Tränen ausgebrochen war. Jetzt fühlte sich das Mädchen schuldig und war verzweifelt, weil sie die Traurigkeit ihrer Mutter so stark mitfühlte. Wir fanden Zeit, um in Ruhe darüber zu sprechen Zum Schluss war die Kleine erleichtert. Sie hatte verstanden, dass sie überhaupt nichts falsch gemacht hatte. Ihr Satz hatte die Mutter nicht verletzt, sondern der unnötige Streit, der das schöne Fest für ihre Tochter erschwert hatte. Auch war ihr aufgegangen, dass Tränen für Erwachsene nichts Schlimmes sind. Die Kleine nahm sich vor, ihre Mama zu Hause fest zu umarmen und ihr alles zu erklären. Ich bin sicher, dass beide die traurige Erfahrung durch ihre Liebe und Nähe zueinander in etwas Schönes verwandeln.
Wir hatten Besuch von einem Verwandten, der ganz negativ gegen Ausländer eingestellt ist. Stellt sich jemand gegen seine Ansicht, antwortet er mit einem immensen Wortschwall. An diesem Tag war der Impuls: „Hab Mut, die Wahrheit zu sagen!“ Eine direkte Konfrontation machte keinen Sinn. So setzte ich mich nach dem Besuch hin und drückte meine Gedanken in einer Geschichte aus. Es ging um Johannes, weißer Hautfarbe und um seinen Werdegang und es ging um den farbigen John, der unter Todesgefahr als Flüchtling in unser Land gekommen war.
Der Brief kam nach wenigen Tagen zurück, denn ich hatte in der Adresse die Straße vergessen. Da schon einige Zeit vergangen war, kam mir die Frage: Sollte ich den Brief lieber nicht nochmals auf die Post geben? Während ich darüber nachdachte, kam das Motto des neuen Tages. Es lautete: „Zieh die Vertrauenskarte!“ Also machte ich mich ein zweites Mal auf den Weg zur Post.
We had a visit from a relative who has a very negative attitude towards foreigners. If someone stands up against his opinion, he answers with an immense flood of words. That day the impulse was: "Have the courage to tell the truth!" A direct confrontation made no sense. So I sat down after the visit and expressed my thoughts in a story. It was about John, white skin colour and about his career and it was about the coloured John, who had come to our country as a refugee under danger of death.
The letter came back after a few days, because I had forgotten the street in the address. Since some time had passed, I asked myself: Would it be better not to send the letter to the post office again? While I was thinking about it, the motto of the new day came up. It read, "Pick the card of trust." So I went to the post office a second time.
„Am Anfang war ich ein wenig besorgt darüber, wie das diesjährige Camp funktionieren würde. Es war ein neues Modell – eben "online". Kurz vor dem Start erhielten wir die kleinen Booklets. Sie sind wunderschön. Ich war überrascht, wie schön und ansprechend der "go4peace"-Lebensstil darin dargestellt ist. Er ist eine große Hilfe. Das Büchlein hilft uns besser zu verstehen, was es wirklich bedeutet "go4peace" zu leben. Grundlage sind das gelebte Evangelium und der Erfahrungsaustausch.
Das diesjährige "online"-Camp überraschte mich mit der sorgfältigen Vorbereitung, die die Organisatoren für uns geleistet hatten. Das Studio war wunderschön. Das angebotene Programm war genau richtig. Es war eine echte Unterstützung am Anfang und am Ende eines jeden Tages. So konnten wir alle jeden Tag neu mit der gleichen Botschaft, der gleichen Idee beginnen. Im Verlauf des Tages erlebte dann jeder von uns etwas anderes. Und abends konnten wir diesen Reichtum miteinander teilen.
Es tat mir ein wenig leid, dass es uns in diesem Jahr nicht gelungen ist, bei uns in Tschechien eine Gruppe junger Menschen für die go4peace-Aktivitäten zu finden. So haben mehrere von uns an den täglichen Zoom-Meetings als Einzelpersonen mitgemacht. Bei jedem Meeting neu war ich begeistert von all den vielen Gesichtern und Gruppen aus vielen Ländern, die auf der großen Leinwand auftauchten. Einige kannte ich, und einige waren neu. Es war mitreißend, die Freude vieler Teilnehmer zu erleben. Auch wenn jeder von uns an einem anderen Ort und unter anderen Bedingungen war, spürte ich dennoch eine starke Verbundenheit, etwas, das schwer zu sagen aber eben erlebt werden kann. Ich spürte, dass Jesus unter uns war. Wir waren in der gegenseitige Liebe verbunden. Ich erlebte wieder neu eine Gemeinschaft, in der jeder und jede ohne Unterschied akzeptiert wird. Jeder kann dazugehören. Jesus ist derjenige, der unsere Herzen auf diese Weise verbindet und uns zu wunderbaren Erfahrungen in unserem Leben führt. Als ob sich während des Lagers das Leben eines jeden von uns vertieft und mehr erfüllt hätte. Wir hatten den Mut dazu. Wir haben uns gegenseitig motiviert.
Diese Gemeinschaft basiert nicht auf einigen wenigen Einzelpersonen oder einem bestimmten Land, sondern auf einem wirklichen Leben mit Jesus. Und jeder kann diesen Lebensstil in seinem Herzen und dort, wo er ist, leben. Auch wenn ich nicht die ganze Zeit beim Camp online dabei sein konnte, so bin ich doch froh, dass wir gemeinsam etwas geschafft haben, das seinesgleichen sucht. Wo Barrieren brechen und Brücken gebaut werden. Das gibt mir die feste Überzeugung, dass alle Menschen einen Weg zueinander finden können. Und eine Familie zu werden, in der Brüder und Schwestern zusammen sind. Ich möchte allen Organisatoren und allen Beteiligten danken. Ganz besonders Meinolf, Bernhard und Heinrich, die bei der größten Arbeit unauffällig im Hintergrund geblieben sind. Ich freue mich darauf, mit mehr Freude zu lernen, mit dem Wort des Evangeliums jeden Tag im gegenwärtigen Augenblick zu leben und Gemeinschaft mit anderen zu bilden, um Erfahrungen auszutauschen und uns gegenseitig zu stärken.
Und mindestens eine persönliche Erfahrung während des Lagers möchte ich noch hinzufügen. Ein Tag stand unter dem Motto: „Halt fest an Jesu Wort!“ Dieses Motto begleitete mich während des Tages. Ich dachte über verschiedene Worte Jesu nach, die mir in den Sinn kamen. Ich spürte, dass Jesus mich mehr zu sich rief. Ich musste mein Herz reinigen, damit sein Wort in gutem Boden wirken konnte. Ich ging zur Beichte. Ich war allein in einer stillen Kirche, um zu beichten. Nach einer Weile kam eine ältere Dame zur Beichte. Sie bemerkte mich, sagte aber nichts. Eine Zeitlang beteten wir leise und warteten auf den Beichtvater. Aber er kam nicht. Irgendwann stand die ältere Dame auf und verließ die Kirche. Einen Augenblick später kehrte sie zurück, kam zu mir und sagte: "Heute ist Beichte in einer Kapelle nicht weit von hier – diese Information habe ich gerade am Schwarzen Brett gelesen. "Ich weiß aber nicht, wo diese Kapelle ist." erwiderte ich. "Kommen Sie mit mir, ich bringe Sie hin." Wir verließen die Kirche. Ich ging mit der älteren Dame und ließ mich führen. In diesem Moment dachte ich: "Sie ist heute mein Engel." Sie kam zu mir zurück, ohne zu wissen, dass ich auch zur Beichte gehen wollte. Sie bemerkte mich und dachte nicht nur an sich selbst. Sie wollte einem anderen helfen. Wir kamen zu der kleinen Kapelle, in der gerade Anbetung war. Im „Brot der Eucharistie“ rief Jesus uns zu sich. Es waren einige Leute gekommen um zu beichten, also warteten wir, bis wir an der Reihe waren. Die ältere Dame wollte nach mir gehen, aber ich sagte ihr, sie solle zuerst gehen. Die Liebe weckt die Liebe. Nach einem schönen Beichtgespräch wollte ich der älteren Dame für ihre Hilfe danken. Sie war verschwunden. Ich dachte: Eine Kleinigkeit mitten im Alltag, aber eine große Berührung der Liebe Gottes. Ich blieb eine Zeit lang vor Jesus und betete für unsere go4peace-Gemeinschaft und auch für den "Engel", dem ich heute begegnet war. In diesem Moment fühlte ich mich von Jesus direkt angesprochen: „Halt fest an meinem Wort!“ Das Wort Jesu bringt uns Gott und einander wirklich näher. Es ist echte Nahrung für uns.“
Es ergab sich die Gelegenheit bei meiner Arbeit im Pflegeheim über meinen Glauben zu sprechen. Eine Mitarbeiterin fragte, wie ich es schaffe, immer wieder so geduldig zu sein mit den Menschen die an Demenz leiden? Oft erscheinen sie nur noch wie eine Hülle und werden zum Teil sehr unruhig und aggressiv. Mir kam das Motto „Zeugnis geben“ in den Sinn .und so begann ich von der Liebe Gottes zu erzählen. Alle Zuhörenden waren der Kirche fern, hörten aber aufmerksam zu. Ich spürte, wie unser ehrliches Miteinander zum „Ort Gottes“ wurde.
Als an dem Tag eine Bewohnerin unerwartet starb, konnte ich mit allen noch einen Abschieds-gottesdienst spontan im Zimmer feiern, mit der Verstorbenen, ihren Töchtern und allen, die Dienst hatten. Obwohl ich nicht vorbereitet war, hatte ich den Mut hatte spontan zu beten… Es wurde ein kostbarer und tiefer Augenblick. Danach sagte eine Kollegin, vielleicht sollte ich auch mal wieder eine Kirche besuchen und beten.