Monatsimpuls - 02/2022
Miteinander – wie sonst?!
Liebe Freunde von go4peace,
jeden Weg musste er zu Fuß gehen. An Autos war vor 2000 Jahren noch nicht zu denken. Viel Zeit würde er nicht auf der Erde verbringen können, Jesus von Nazareth. So überlegte er sich, wie er die vielen Menschen, die ihm am Herzen lagen, erreichen konnte. Für ihn war’s unmöglich, selber in alle Dörfer zu gehen. So entsprang seiner göttlichen Phantasie eine Idee.
Er, der aus der göttlichen Liebe kam, würde überall dort gegenwärtig sein, wo Menschen einander in dieser Liebe begegneten. So gab er seinen Freunden das Versprechen, bei ihnen zu sein, wenn sie in seinem Namen, der Liebe ist, zusammen kämen.“ (Mt 18,20) Es braucht wenigstens zwei Menschen, damit zwischen ihnen dieser Raum für Jesus entstehen kann. Diese Erfahrung machten die Jünger nach der Auferstehung Jesu. Und im Licht dieser Erfahrung verstanden sie, warum Jesus sie immer zu zweit in die vielen Dörfer geschickt hatte. Auch wenn er mit den Augen nicht zu sehen war, war er doch als Person da.
Hast Du Lust, diese Erfahrung, die eine tiefe Freude mit sich bringt, zu machen? Dann such Dir ein oder zwei Leute, die den gleichen Wunsch im Herzen haben. Versucht total offen und ehrlich füreinander da zu sein und helft einander in den Dingen, die das Leben von Euch fordert. Trefft Euch immer wieder und hört einander gut zu. Dann wird Jesus bei Euch sein und das Licht und die Freude schenken, die ihr in Euren Lebenssituationen braucht. Ist Dir schon jemand eingefallen, mit dem Du diesen Weg gehen möchtest?
Und hier die Erfahrung von Tomáš. „Nach Weihnachten war ich zu Freunden gefahren, um ein paar Tage mit ihnen zu sein. Wir hatten viel Zeit füreinander. Wir machten lange Spaziergänge, planten gemeinsam das go4peace-Jahr und saßen immer wieder am Kamin. Meine Seele war voller Freude. Eine Leichtigkeit und tiefer Friede erfüllten mich. Als ich wieder im Bus nach Tschechien saß, wurde mir klar, dass Jesus die ganze Zeit bei uns war. Ihm wollte ich folgen. Ich entschloss mich, diese lebendigen Beziehungen zu den Freunden weiter zu leben. So hören wir uns immer wieder am Telefon und leben - auf Entfernung - mit Jesus unter uns. Seither gilt für mich: „Miteinander – wie sonst?! – Together, what could be better?!
für das go4peaceTeam
Meinolf Wacker
Miteinander - wie sonst?
Video des Monats
Erfahrungen des Monats
Beim Friseur
Während eine Friseuse mir die Haare schnitt, kamen wir in ein lebendiges Gespräch über die heutige Zeitsituation. „Wissen Sie“, ließ sie mich wissen, „ich schau mir gar keine Nachrichten mehr an, denn dort hör ich nur Negatives und das bringt mich dann total aus dem Gleichgewicht. Skandale in der Kirche, Klimaproblem, Ukraine-Krise, schwache Regierung, Corona… - Ich kann’s nicht mehr hören!“ – „Schade, dass so viele positive Sachen wenig Chance haben, in die Nachrichten zu kommen!“ reagierte ich. „Oh, dann erzählen Sie mir doch mal was Positives!“ bat sie mich. Ohne zu zögern erzählte ich ihr vom vergangenen Samstag, an dem wir mit 5 jungen Leuten kleine Videos gedreht haben, die über QR-Codes in einem Logbuch fürs Leben zu erreichen sein werden. Ich erzählte ihr, wie lebendig, wachsam und voller Esprit ich die Jugendlichen erlebt hatte. Jeder ging voller Freude nach dem Dreh seines Weges. Als ich bezahlte, sagte mir die junge Frau: „Ich hätte Ihnen gern noch viel länger die Haare geschnitten!“
Bleib dran!
„Kannst Du mir jemanden aus dem internationalen Team des Digitalen Europäischen Kreuzweges benennen, mit dem ich eine Interview für unsere Homepage machen kann?“ höre ich am Telefon und sage schnell zu. Ich rufe eine Studentin auf dem Balkan an, die gut Englisch spricht und sich über diesen Auftrag freut. „Ich kann es doch nicht selber machen“, lese ich in der nächsten Mail des Fragenden, „eine junge Werksstudentin wird sich melden! Aber es geht nur in deutscher Sprache!“ Ich spüre, mit der jungen Frau sprechen zu wollen, um sie zu ermutigen einen Schritt über ihren bisherigen Horizont zu machen. Über 8 Stunden versuche ich Kontaktdaten der jungen Frau zu bekommen. Vergebens. Dann bekomme ich ihre Handy-Nummer. Plötzlich funktioniert mein Handy nicht mehr. Ich bleibe dran. Nach einem abermaligem geduldigen Warten erreichen wir uns. Nach wenigen Augenblicken entwickelt sich ein wunderbarer sehr persönlicher Austausch, obwohl wir uns noch nie gesehen haben. Am Ende höre ich: „Wie schön, dass wir uns begegnet sind. Ein echtes Geschenk!“
Ein Schrank "mit Flügeln"
Wir hatten die Wohnung einer verstorbenen älteren Dame auszuräumen. Eine junge Lehrerin, die neu in unserer Stadt war, freute sich über viele noch gut erhaltene Möbel. Ein großer sehr gut erhaltener Kleiderschrank passte allerdings nicht in die neue Wohnung. Ich sah, wie ein anderes Team-Mitglied Freude an diesem Schrank fand. Zugleich wusste ich, dass es viele Stunden Arbeit des Abbauens, Transportierens uns Wiederaufbauens nach sich ziehen würde. Am Tag zuvor hatte ich noch einen kleinen Text über die Goldene Regel geschrieben. Er endete mit dem Motto: Miteinander – wie sonst! Das kam mir in den Sinn. Sofort spürte ich eine Entschiedenheit in mir, dem Schrank Flügel zu verleihen. Mithilfe einiger Jugendlicher machten wir uns ans Werk. Wir schafften es sogar noch, den Schrank in die Nachbarstadt zur Wohnung des Mannes zu bringen. Als wir den Schrank nach 10 Tagen aufbauten, schaute ich in die strahlenden Augen des Beschenkten. „Ich hab mich so sehr gefreut, dass das möglich geworden ist. Danke für unser lebendiges Miteinander!“ Und dann lud er zu einem tollen italienischen Mittagessen ein.
Er hielt alles mit ihm aus.
Ein junger Praktikant kümmerte sich In unserer Schule um Yusuf unser größtes Sorgenkind. Er ist schon älter als die anderen Kinder, verzweifelt, manchmal sehr aggressiv, erschöpft, unglücklich. Er kam verletzt und traumatisiert aus Syrien. Yusuf zu unterrichten ist oft fast nicht möglich, obwohl er gut Deutsch gelernt hat und intelligent ist. Es ist schon ein Erfolg, wenn er die anderen Kinder nicht attackiert. Dann liegt sein Kopf mit geschlossenen Augen auf dem Tisch, manchmal für Stunden.
Der junge Praktikant kümmerte sich mit großer Empathie um den syrischen Jungen. Langsam geschah, was niemand für möglich gehalten hatte. Der Junge spürte, dass der Student Zeit, Geduld und Mitgefühl für ihn mitbrachte und seinen Schmerz genau verstand. So konnte er alles aus sich herausschreien: Die Gewalt in seiner Familie, seine Verlassenheit, all die Wut, Enttäuschung und Erschöpfung. Der Student hielt das mit ihm aus und ermutigte und tröstete ihn. Yusuf fing wieder an zu lernen und mit seinem „großen Freund“ herumzualbern. Beide kamen mir heute auf dem Flur entgegen. Das Kind war wie befreit und verwandelt. Er konnte endlich wieder lachen! Der Große und der Kleine gingen nebeneinander her in absoluter Vertrautheit. In ihren Blicken lag ein tiefer Friede. Der große Freund hatte dem kleinen Jungen helfen können, weil er selber viel Schmerz und Leid durchlebt hatte. In der Begleitung des Kindes entdeckte er, wofür er nun leben wollte.
Von der Not berührt!
„Lass Dich von der Not Deines Nächsten berühren!“ Das war heute wieder Motor für mich! Und das Schönste ist, wenn andere spüren, dass da „etwas Besonderes“ passiert, dass eben Gott am Werk ist! Eine Frau wurde heute ins Krankenhaus gebracht, sie erwartet ihr erstes Kind aufgrund verschiedener Umstände war klar: Es würde nicht leicht. Völlig panisch war sie, dass sie die Geburt nicht schaffen könne. Eine noch sehr junge Kollegin hatte sie aufgenommen und brauchte nun meine Hilfe. Die Angst der Frau war fast mit Händen greifbar. Angesprochen durch diese Not konnte ich sie abholen, beruhigen und stark werden lassen. Sie hat sich darauf eingelassen, konnte mir folgen und hat sich voller Vertrauen auf das große Abenteuer Geburt eingelassen….. und sie hat es geschafft! Das alleine ist schon ein großer Grund zur Freude, aber der Anruf der jungen Kollegin, mit der Frage: Was war das gerade? Wie machst Du das? – das hat mich genauso sehr gefreut!!!
Wie ein Engel!
Für meine Tochter stand ein Impftermin an. Da sie beim ersten Mal heftige Nebenwirkungen gezeigt hatte, war sie verständlicherweise sehr verunsichert. Unser Termin rückte näher. Trotz mehrfacher Erinnerungen verspätete sie sich immer mehr. Sie wurde abweisend und war hoch angespannt. Obwohl ich wusste, dass ihr Hinauszögern mit Angst zu tun hatte, wurde ich wütend. Irgendwann ließen wir unseren Frust mit voller Wucht aneinander aus. Türen flogen krachend zu.
Ich fühlte mich total erbärmlich. Dann hab ich all mein Elend im Gebet zu Jesus gebracht. Die Enttäuschung über meine eigene Reaktion aber blieb mir im Herzen. Im Auto war die Stimmung sehr angespannt. Wir kamen viel zu spät und erwarteten, weggeschickt zu werden. Aber alles kam ganz anders: Ein älterer Herr nahm uns freundlich und verständnisvoll in Empfang. Er sah mit einem Blick die Anspannung bei meinem Kind und kümmerte sich die ganze Zeit rührend um sie. Nach der Impfung konnte sie sich hinlegen, bekam etwas zu trinken und ihr Begleiter brachte sie mit viel Ruhe und Geduld auf andere Gedanken. Nebenwirkungen blieben aus. Der Ärger fiel plötzlich von uns ab. Dankbar verabschiedeten wir uns von unserem Engel des Alltags.
Auf der Rückfahrt ergab sich ein tiefes Gespräch voller Vertrauen, Liebe und Frieden. Zum Schluss äußerte meine Tochter den Wunsch: „Können wir nicht einen Umweg fahren? Einfach noch weiter fahren? Das würde ich mir jetzt wünschen.“ Ich war hundemüde und hatte noch viel Arbeit vor mir. Trotzdem habe ich es getan. Uns wurde noch eine Stunde tiefen Glücks geschenkt. Ich konnte Jesus einfach nur DANKE sagen, hatte er mir durch den warmherzigen Impfbegleiter genau das gegeben, worum ich ihn gebeten hatte.
Wir müssen doch was tun!
Ein Freund ruft an. Er wirkt sichtlich verstört. Angesichts des Krieges in der Ukraine sagt er immer wieder: „Ich hab den Eindruck, ich mach zu wenig. Wir müssen doch irgendetwas tun!“ Lange höre ich ihm zu. „Und wo bist Du jetzt?“ frage ich ihn. „Ich mit unserem Hund durch den Wald zu dem Kreuz gelaufen!“ – „Dann tust Du doch schon was!“ sage ich ihm. „Du lässt Dich von dem Schicksal der vielen Leidenden tief anrühren und bringst es zu dem, der für uns gelitten hat. Damit hältst Du diesen unendlichen Schmerz ja schon mit ihnen aus und bleibst nicht kalt und unberührt!“ Unser Gespräch wird immer tiefer und friedvoller. Ich erzähle von den Friedensmahnern, die wir an vielen Stellen der Welt aufgestellt haben – eine einfache Stehle mit den Worten „Friede auf Erden!“ in jeweils vier verschiedenen Sprachen. Im Miteinander verstehen wir, dass er in seinem Umfeld und ich in meinem Umfeld je zwei Mahner aufstellen wollen. Die vier Sprachen Englisch, Ukrainisch, Russisch und Deutsch hatte ich vorher schon ausgesucht. „Mit diesen beiden Ideen kann ich total gut weitergehen: das Leid mit den Leidenden aushalten und Friedensstehlen errichten, die an unsere Verantwortung für den Frieden zu leben, erinnern!“ vertraut er mir abschließend an.