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Monatsimpuls - 01/2017

Ich suche dich!

Liebe Freunde des Wortes,

unser Leben ist bunt wie ein Farbkasten. Es bietet uns Freude und Jubel, Trauer und Not, es bringt uns Sehnsucht und Schmerz, Hoffnung, Enttäuschung, Einsamkeit und Erfüllung. All diese Gefühle finden sich in dem Gebetsschatz des Alten Testamentes, den Psalmen, wieder. Ein Psalm ist „geronnene und verdichtete Erfahrung“, seit 3000 Jahren von Menschen ununterbrochen gesungen, gehofft, geweint, geschrien und gebetet.

Im Jahr 2017 laden wir ein, Psalmworte mit auf unseren Lebensweg zu nehmen und uns damit in eine lange Traditionskette des Betens einzureihen. Ein jedes Psalmwort ist eingebettet in einen längeren Psalm, den es lohnt, als ganzen zu lesen und zu beten.

Stell Dir ein Kind vor, das in einer großen Menschenmenge die Mutter verloren hat. Es wird sofort beginnen, nach der Mama zu rufen und sie zu suchen. So ist es auch mit unserer Seele, die wie ein kleines Kind ist. Sie ist immer auf der Suche nach dem, der sie geschaffen hat und dessen Nähe sie braucht. Unsere Seele hat Durst nach Gott. Tag für Tag muss sie Gottes „lebendiges Wasser“ (Joh 4,10) trinken. Dieses Wasser quillt in Augenblicken, in denen wir ganz da sind – für eine Aufgabe, für einen Menschen, für Gott im Gebet, für uns selbst in Zeiten der Stille und der Muße. In solchen Augenblicken scheint unsere Seele Gott zu berühren, nach dem sie sich sehnt. Sie trinkt „Wasser des Lebens“ und findet Frieden. Aber schon bald wird sie wieder Durst verspüren und sich sehnen… Ihr ergeht es wie uns Menschen mit dem Horizont. Er ist immer da, wir sehen ihn. Wenn wir auf ihn zugehen, entzieht er sich, will neu erreicht werden.

Liebe Freunde des Wortes, „ich suche Dich!“. Nehmen wir dieses Wort mit in unseren Alltag. Versuchen wir in den Augenblicken, die sich uns täglich zuspielen, GANZ da zu sein. Wenn wir so leben, werden wir den „berühren“, der uns immer nah ist und den unsere Seele sucht. Nehmen wir uns abends ein wenig Zeit, um diese erlebten Augenblicke wie Perlen zu sammeln. Unsere Seele wird es mit Frieden lohnen. Ich suche Dich! – I’m looking for you!

für das OnWordTeam
Meinolf Wacker

Erfahrungen des Monats

Eine ehrliche Entschuldigung!

Ich bin in einer kleinen Stadt als Kaplan tätig. Seit den ersten Tagen meines Dienstes, gab es eine Spannung zwischen mir und dem Küster. Obwohl ich mich immer gemüht hatte, den ersten neuen Schritt der Liebe zu wagen, blieb die Spannung. Gestern nachmittag hatte ich das Gefühl, den Küster mit Worten verletzt zu haben und ich dachte: “Gott hat sich so klein gemacht, dass auch ich aus Liebe mich klein machen möchte!” So ging ich zu ihm nach Hause, um mich ehrlichen Herzens zu entschuldigen. Es war wirklich eine Entschuldigung ohne verborgenen Stolz. Ich war so froh, dass Gott mir die Kraft geschenkt hatte, den ersten Schritt zu schaffen. Unser Motto an diesem Tag war: Bau Brücken - keine Mauern. Der Mann war total überrascht und sehr dankbar. Unsere Begegnung war sehr befreiend für uns beide. Seine Frau weinte die ganze Zeit - nicht mehr aus Trauer, sondern aus Freude. Als ich wieder zu Hause war, ging ich noch ein paar Augenblicke in die Kirche, um zu beten. Ich spürte: Jesus ist die Brücke - zu mir und zwischen uns.

Personalrabatt für einen Fremden

Ein junger Afghane, als Flüchtling mit seiner Frau und seinem Kind nach Deutschland gekommen, war schwer erkrankt. Ihm blieben nur noch wenige Wochen zu leben. Sein sehnlichster Wunsch war es, in seinem Heimatland zu sterben. Eine kleine Gruppe engagierter Flüchtlingshelfer nahmen sich seines Wunsches an. Sie sammelten Geld und organisierten den Rücktransport für den jungen Mann mit beeindruckender Hilfsbereitschaft. Eine Frau, ebenfalls aus Afghanistan stammend, fungierte u.a. als Dolmetscherin. Kurz vor dem Abflug fehlte es noch an passender, warmer Kleidung. So machte sich die Afghanin erneut mit einer freiwilligen Mitarbeiterin der Caritas auf den Weg, um das Notwendigste noch zu besorgen.
Sie erschien in dem Laden, in dem meine Mutter arbeitet. Meine Mutter wußte um die Aktion, da in der Zeitung um Spenden geworben wurde. Der junge Mann brauchte Größe S, da er so abgemagert war. Passendes zu finden brauchte etwas Zeit. Als die beiden Frauen fündig geworden waren und  zur Kasse kamen, gab meine Mutter den Einkaufenden noch  Personalrabatt, was sonst nur den Familien der Angestellten vorbehalten ist. Als Familie hatten wir schon etwas für die Flugkosten gespendet, doch meine Mutter tat so viel sie konnte. Der Rabatt war finanziell gesehen nur eine Kleinigkeit, aber die beiden Einkäuferinnen freuten sich sehr über dieses Zeichen echter mitfühlender Menschlichkeit.

Schnee-Brücke

In unserer Nachbarschaft wohnt ein älteres Ehepaar. Der recht betagte Mann ist kein Hundefreund und so ist er auch mit unserem Hund nicht besonders gut „befreundet“. Beide mögen sich überhaupt nicht!

Über Nacht war viel Schnee gefallen. Ich begann den Weg vor unserem Haus frei zu räumen.  Das Tages-Motto, das mich jeden Morgen über die onword_App erreicht, hatte ich im Herzen."Du bist dran -  nicht verstecken!” Also habe ich weiter den Schnee weg geräumt, bis vor die Haustür unseres Nachbarn. Plötzlich ging sein Fenster auf und er rief, noch im Pyjama, völlig überrascht: “Frau Nachbarin, das ist aber nett von Ihnen!“ - „Mach ich doch gerne, ich war ja gerade dabei!“ war meine Antwort. „Ich streue auch noch ein wenig Salz auf den Weg, damit niemand fällt.“ - „Nein“ rief er zurück, „das mache ich schon und auch bei Ihnen.“ Er schloss das Fenster und öffnete es dann erneut: „Und noch ein schönes Wochenende!“ - „Danke gleichfalls!“ antwortete ich! Beide haben wir uns angestrahlt!

Völlig verzweifelt!

Ich war in eine Konferenz eingebunden. Es schellte. Ein kleinwüchsiger Mann aus Syrien stand zitternd und weinend vor mir. Ich hatte ihn und seine Familie in der vergangenen Woche besucht. Er sprach kaum Deutsch und war nicht in der Lage zu reden. Zunächst verstand ich gar nicht, worum es ging. Langsam kam heraus, dass der ältere Sohn der Familie - 5 Jahre - vermißt wurde. Der Mann und seine Frau waren aus ihrer Wohnung gekommen und hatten ihr Fahrrad aus der Garage geholt. Als sie Augenblicke später zurück waren, war ihr Ältester weg.
Der Mann war völlig aufgelöst. Er drohte zusammen zu brechen. Seine Frau konnte ich nicht erreichen, sie ging nicht ans Telefon, war ebenfalls total verzweifelt und auf der Suche nach ihrem Kind. In diesen Tagen vor 4 Jahren hatte sie ihren Bruder im Syrienkrieg verloren.
Ich kontaktierte die Polizei. Sie nahm den Fall sofort auf und versprach zu kommen. Minuten verstrichen. Wir standen draußen. Der Mann war wieder losgelaufen, sein Kind zu finden. Seine Frau kam. Sie wollte nicht ins Haus gehen, da sie hoffte, durch einen Zufall ihren Sohn auf der Straße zu sehen. Mit nur einer dünnen Jacke bekleidet blieb ich bei ihr. Wir standen schweigend beieinander. Ich betete. Nach über 15 Minuten entschied sie, mit ins Haus zu gehen. Die Teilnehmer der Konferenz warteten ebenfalls. Aber diese Situation galt es nun zusammen zu leben. Ich hielt die Angst und die Unwägbarkeiten mit der syrischen Frau aus. Immer wieder weinte und schluchzte sie. Unter ihrem Kopftuch kullerten dicke Tränen der Verzweiflung hervor. "Mein Bruder tot - jetzt auch mein Kind?" fragte sie verzweifelt. Dabei war die Familie doch nur der Kinder wegen nach Deutschland gekommen. Ich gab dem Kleinsten Jungen bunte Smaties. Seine Augen leuchteten auf.
Erneut rief ich die Polizei an. Es waren schon über 30 Minuten verstrichen. Dann die Info von
der Polizei: "Warten sie, wir bekommen da gerade von unseren Kollegen einen Funkspruch: Kind gefunden! Wir wissen aber noch nicht, ob es das Gesuchte ist!" Nach wenigen Minuten wußten wir: Es ist das Kind...
In diesen Augenblicken kam eine erwartete Gruppe von Hauptberuflichen aus unserer Bistumsstadt, die sich mit dem Thema "Evangelisierung" befassen. Sie kamen mitten in die Situation, die sich gerade auflöste. Die Mutter radelte mit dem Kleinen zurück zu ihrer Wohnung. Kurze Zeit später kam der Vater mit dem Ältesten, der - kindlich unbescholten - gar nicht wußte, was geschehen war... Da ich ihm schon einige Male ein kleines Geschenk gegeben hatte, fragte er mich sofort: "Hast Du eine Geschenk für mich?" - Dabei war er doch das Geschenk für uns alle.
Sofort waren die Besucher drinnen im Geschehen der Evangelisierung - von den Wunden her. Als ich nach 4 Stunden gemeinsam mit ihnen verbrachter Zeit noch zu einem kurzen Gebet zur Kirche ging, hörte ich eine Frau hinter mir sagen: "Jetzt verstehe ich, die Flüchtlinge sind wirklich eine Chance für uns als Kirche!" - Ja, wenn wir die Wunden unserer Zeit berühren und uns von den Augenblicken, die Gott uns schickt nehmen lassen, dann sagt jeder neu sein: “Mein Herr und mein Gott!”

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