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Ich bin glücklich!

Für eine Woche bin ich mit meiner Mutter zusammen, die bald 90 Jahre alt wird. Immer wieder kamen wir in ehrliche, tiefe Austausche, hielten Rückschau auf eine so lange und reiche Lebenszeit. Nebenher gab es viel körperliche Arbeit im Außengelände zu stemmen. Eines Morgens kam mir die Idee, meine Mutter auf eine nachmittägliche Wallfahrt in den kleinen Ort Werl einzuladen. Obwohl ihr der Weg – ihrem Alter entsprechend – zu lang erschien, willigte sie voller Vertrauen ein. Wir überlegten, wen wir im Herzen mit auf den Weg nehmen sollten und riefen unterwegs zwei Menschen, die sehr unter krankheitsbedingten Einschränkungen leiden, an. In der Wallfahrtsbasilika angekommen, hielten wir eine längere Zeit der Stille vor dem Gnadenbild – ein tiefer Augenblick schweigender Verbundenheit, dann ein kurzes gemeinsames Gebet. Auf dem Hinweg hatten wir einen Rosenkranz gebetet. Dann steckten wir Kerzen für all die Menschen an, die wir mitgebracht hatten. Meine Mutter begann zu erzählen: „In den 70ger Jahren war ich mit meiner Mutter, deiner Oma, hier in Werl. Sie war schon sehr gebrechlich! In einer vollbesetzten Messe bot uns eine jüngere Frau noch einen Platz an …“ Auf einmal hatte ich den Eindruck, der Himmel tut sich auf und eine tiefe Verbundenheit mit allen und allem was ist und was je war und was sein wird, ist zu spüren! Ein geschenkter Augenblick! Als wir abends wieder zu Hause war, spürte ich einen tiefen Frieden im Herzen meiner Mutter: „Was für ein schöner Tag. Ich bin zutiefst glücklich!“

Eine Voicemail erreicht mich auf dem Handi. Ich höre die Stimme einer älteren Frau, die seit Jahren allmorgendlich die Mottos über die App bekommt. Sie erzählt mir voller Dankbarkeit, was diese Kurzimpulse für sie bedeuten. „Ich habe den Schritt gewagt und will dir einfach von Herzen Danke sagen. Ich halte jeden Morgen eine stille Zeit und lese dann das Evangelium. Und dann ist der Impuls dran und ich kann sagen: Er passt für mich immer so gut! Danke! - Ich habe eine schwere Zeit hinter mir. Einmal habe ich in einem Bibelkreis den Impuls aufgeschnappt, all unsere Sorgen Jesus ans Herz zu legen und ihm laut zu sagen: ‚Sorge du dich!‘ Das hab ich immer wieder gemacht und ich spüre, wie Gott, wenn ich ihm ganz vertraue, ans Werk gehen kann. Also nochmals danke!“

Bilder erreichen mich von dem zerstörten Kinderkrankenhaus in Kyiv. Ich sehe Kinder, krebskrank, mit ihren Müttern auf den Bürgersteigen sitzen. Sie wissen nicht wohin. Ich schaue in ihre Augen. Es ist der Blick Gottes, der aus diesen Kinderaugen spricht. Es ist der Schrei einer Liebe, die nach Antwort sucht. Vor 30 Jahren war es solch ein Blick eines Kindes mitten aus Sarajevo, der mich auf den Weg gebracht hat. Viel ist aus diesem Augenblick Gottes entstanden. Jetzt sind es wieder diese Blicke. Ich kann nur noch begrenzt helfen. Sofort „wage ich den Schritt“ und gehe in die Kirche. Ich stelle eine Kerze auf die Landkarte der Ukraine und halte in Stille all diesen Schmerz mit den vielen Menschen aus – in der Ukraine, im Gaza-Streifen, im Sudan, in Syrien, in Afghanistan, in Eritrea und dem Sudan … Mein Herz beginnt zu weinen. Ich kann meine Tränen nicht mehr stoppen… Und ich spüre: Gott leidet unendlich, er leidet mit jedem einzelnen von uns. Darin findet mein Herz wieder Frieden!

Ein Gottesdienst direkt an einem See war angesagt. Eine Hand voll junger Mädchen hatten sich im Rahmen ihrer Firmvorbereitung für die Gestaltung des Gottesdienstes stark gemacht. Sie waren sehr aufmerksam engagiert und hatten bewegende Gebete geschrieben. In der Predigt teilte ich Erfahrungen mit dem gelebten Evangelium, die ich mit anderen jungen Menschen gemacht hatte. So wurde das Thema des Gottesdienstes „ Gott spricht durch die Wirklichkeit!“ griffig und lebendig für sie. Nach der Feier lud ich die kleine Gruppe noch auf ein Eis ein. Wir kamen in einen lebhaften Austausch und ich durfte erfahren, was alles für die Ferien geplant war und was sie sonst noch beschäftigte. Als ich mich verabschiedete, sagte eine junge Frau mit einem strahlenden Lächeln: „Ganz vielen Dank! Nicht nur für das Eis!“