Ich bin glücklich!
Über 50 junge Leute, die sich in einer Diaspora-Pfarrei auf den Empfang der Firmung vorbereiteten, waren gekommen. Zu zweit stellten wir ihnen das Logbuch „Mein Leben – windschief und glänzend“ als eine Hilfe zum Leben vor. Mit großer Aufmerksamkeit hörten sie zu. Bei zwei Mädchen hatte ich den Eindruck, sie saugen jedes Wort, das sie hören, wie ein trockener Schwamm auf. Ihre Haltung der Offenheit brachte ein Klima hervor, in dem wir auch sehr persönliche Dinge erzählen konnten, was uns geholfen hatte ins Leben zu finden. Als sie am Ende der Veranstaltung das Logbuch in Händen hielten, sah ich die Freude in ihren Augen. Ausgerechnet diese beiden kamen noch kurz: „Wir wollten nur Tschüss sagen!“ Ich sah, wie die Botschaft des Tages ihre Herzen tief erreicht hatte.
Direkt nach Kriegsbeginn hatte sie die Ukraine mit ihren Kindern verlassen und in Deutschland Schutz gesucht. Ich kannte sie seit dieser Zeit. Sie hatte schwere Zeiten hinter sich, denn ihr Mann hatte sich - fern von ihr - von ihr getrennt. Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in Deutschland war sie während der Sommerferien für kurze Zeit in ihrer Heimat gewesen. Nun trafen wir uns eher beiläufig in der Stadt. Ich fragte, wie es gehe? Sie begann zu erzählen. Von der Schule der Kinder, von ihrer Arbeit, von einem Krankenhausaufenthalt ihres Sohnes und dann schaute sie mich lange an und sagte: „Weißt du, am schwersten war’s für mich in meiner Heimat. Ich hatte mich gefreut, mit den Kindern dort zu sein. Aber als die Kleinen nachts immer die Drohnen hören mussten und all die Zerstörungen sahen, sagten sie: ‚Mama, wir wollen wieder nach Hause!‘‘ Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie war zu Hause und für ihre Kinder, für die sie alles gegeben hatte, war es kein Zuhause mehr. Wie oft mochte sie darüber schon nachts verborgene Tränen vergossen haben?! „Danke, dass ich dir das alles erzählen darf. Das tut so gut!“
Advent 2024 – Auf dem Weg mit Texten von Etty Hillesum
Wir laden im Netzwerk go4peace ein, den Advent 2024 mit Texten von Etty Hillesum zu gestalten. Wir treffen uns im Verlauf der adventlichen Tage drei mal abends zu englischsprachigen Zoom-Meetings und hören von jungen Europäer*innen persönliche Erfahrungen zu drei Themen. Am Samstag den 30.11.2024 geht es los!
Hineinhorchen in mich selber
(Samstag, 30.11.24, 19.30 Uhr)
Mir selbst anvertraut
(Mittwoch, 11.12.24, 19.30 Uhr)
Gott helfen, in mir nicht zu erlöschen
(Samstag, 21.12.24, 19.30 Uhr)
Bei den Zoomtreffen wird es auch noch kurze Zeiträume geben, um eigene Erfahrungen auszutauschen. Zwischen den Treffen bist du eingeladen, aufmerksam mit dir selber unterwegs zu sein und dir täglich 10-15 Minuten Stille zu gönnen, um dich dem Geschenk deines Lebens und dem darin verborgenen Gott auszusetzen.
Anmeldung für die Zoom-Meetings
Der Zoomlink für die Meetings wird rechtzeitig per E-Mail zugeschickt!
Etty Hillesum

CC BY-SA 4.0 Rob Bogaerts / Anefo, traitement par IA : Madelgarius
Hineinhorchen (Samstag, 30.11.24, 19.30 Uhr)
„… und wenn ich sage, ich ‚horche hinein‘, dann ist es eigentlich Gott in mir, der ‚hineinhorcht‘. Das Wesentliche und Tiefste in mir, das auf das Wesentlichste und Tiefste im anderen horcht. Gott zu Gott.“
Mir selbst anvertraut (Mittwoch, 11.12.24, 19.30 Uhr)
Gott helfen (Samstag, 21.12.24, 19.30 Uhr)
Eine ältere Frau hatte vor einigen Jahren schweren Herzens unsere Gemeinde verlassen und war altersbedingt zu ihrer Tochter gezogen. Ob sie wohl noch lebt, fragte ich mich immer wieder. All diejenigen, die ich ebenfalls danach fragte, hatten auch keine weiteren Informationen. Am heutigen Sonntag, an dem es im Tagesevangelium um die Gottes- und Nächstenliebe ging, war ich einem Impuls gefolgt und hatte in einige WhatsApp-Gruppen ein vor einigen Monaten gefertigtes Video „Es gibt nur EINE Liebe!“ gestellt. Als ich eben auf mein Handi schaute, durfte ich von eben dieser alten Dame lesen: „Ich versuche dieser EINEN Liebe zu folgen und sie zu leben und fühle mich dadurch gestärkt. Versucht es auch! Es macht stark!“