Ich bin glücklich!
„Mein Sohn wird bald unsere Wohnung verlassen, da er beruflich umziehen muss! Wir kommen heute aber nochmals gemeinsam zur Messe, denn das bedeutet uns viel!“ lese ich in einer WhatsApp. Nach der Messe ergibt sich ein Gespräch. „Auch heute haben mich die Predigt-Gedanken wieder sehr angerührt. Bewegt hat mich heute vor allem das tiefe Vertrauen, das Bartimäus Jesus entgegen gebracht hat. Das darf ich auch immer wieder erleben! Darf ich noch eine Erfahrung teilen?“ höre ich die Mutter fragen: „Mein Sohn war vor Jahren nach New York gereist. Er machte gerade eine Findungsphase durch!“ – „Um ehrlich zu sein,“ warf der Sohn ein, „das waren echte Depressionen!“ Dann fuhr die Mutter fort: „Ja, es war eine schwere Zeit und wir haben Gott immer wieder um Hilfe gebeten. Und dann ging mein Sohn am Empire State Building vorbei und aus der Höhe kam ein kleiner Post-Zettel angeflogen und blieb an der Jacke meines Sohnes haften. Und auf dem Zettel stand wortwörtlich: ‚God has a plan for you!‘ – ‚Gott hat einen Plan für dich!‘ Dieser Zettel hängt immer noch an unserer Pin-Wand. Er hat damals viel Vertrauen ausgelöst.“
Ein junges Paar bat um ein Gespräch. Sie waren stark engagiert im Leben für Kinder, denen es an elterlicher Zuwendung fehlte. Ihr Blick ging in die Zukunft. Sie waren sich unsicher, ob sie ein großes Haus kaufen sollten, das ihnen angeboten worden war. „Wir brauchen einfach noch mehr Licht!“ hatten sie uns wissen lassen. Zu zweit fuhren wir aus dem Netzwerk go4peace hin. Lange hörten wir zu, tauschten unsere Gedanken aus und horchten immer neu hin. Immer klarer zeigte sich eine Idee, die von den Beiträgen aller gespeist und geboren wurde. Als wir uns verabschiedeten spürten wir, dass ein neuer Weg geboren worden war. „In Deinem Licht, schauen wir das Licht!“ kam mir in den Sinn.
Natürlich braucht unser Besuch frische Brötchen, also mache ich mich morgens auf den Weg in die Stadt mit dem Wunsch, jeden kleinen Augenblick des Tages groß zu machen. Die Bäckerin bekommt 3,93 €. „Ich versuche jetzt mal ihre Kasse zu lieben!“ sage ich ihr schmunzelnd und zähle das Geld klein vor. Ihre Reaktion: „Oh, das wird ein guter Tag!“ Lachende verabschieden wir uns. Auf dem Rückweg grüße ich einen Bauarbeiter, der unten in seiner Grube am arbeiten ist und wünsche ihm einen guten Tag. „Danke!“ ruft er zurück: „Sie sind der erste!“ Wieder zu Hause entscheide ich mich, die Blätter vor dem Hauseingang wegzufegen. Währenddessen kommt die Müllabfuhr. Ich rufe dem Mitarbeiter ein freundliches „Danke!“ hinterher. Lächelnd winkt er zurück!
Besuch aus der Ukraine hatte sich angesagt. Das Wochenende brachte gemeinsame Zeitfenster. Mir kam der Impuls: Mach etwas Besonderes draus. Aber was? fragte ich mich. Ich hatte ein Buch über Etty Hillesum, eine junge Jüdin, die 28jährig im KZ Auschwitz ihr Leben lassen musste mit dem Titel: „Doch, es gibt eine andere Wirklichkeit!“ geschenkt bekommen. Die Art und Weise, wie Etty Gottes Nähe in schwieriger Zeit entdeckt hatte, war mich sehr nahe gegangen. Ich wählte drei kurze Texte aus ihren Tagebuchnotizen aus, übersetzte sie ins Englische und verband sie mit dem Besuch dreier sehr unterschiedlicher Kirchbauten. „Hineinhorchen“ – „Allein, ich bin mir selbst anvertraut“ und „Ich will dir helfen, Gott!“ Samstagsnachmittags machten wir uns auf den Weg. In jeder Kirche lasen wir einen Text und fanden in einen tiefen Austausch. Am Ende des Tages hatten wir viel Schönes gesehen, doch das Wichtigere war die Entdeckung: „Es gibt eine andere Wirklichkeit!“ Der verborgene Gott, der sich im gemeinsamen Austausch ereignet hatte, schenkte uns einen tiefen Frieden.