Zum Hauptinhalt springen

Ich bin glücklich!

Als junges Mädchen hatte sie sich mit 17 Jahren kurz nach dem Krieg ins Leben gewagt. Sie hatte - weit von ihrem Heimatdorf entfernt - im Nachkriegsdeutschland eine Arbeitsstelle gefunden. Nach Hause fahren konnte sie nur noch selten, da die Fahrt mehr als die Hälfte ihres monatlichen Verdienstes verschlang. Dann hatte sich eine Gelegenheit ergeben, eine näher liegende Arbeitsstelle zu finden. So war sie in eine kleine Stadt gezogen, wo sie geheiratet und ihre Kinder groß gezogen hatte. Seit 70 Jahren lebte sie nun dort. Aus Anlass dieses verborgenen Jubiläums hatte ich ihr in einer  Blumenschale 70 Pralinen geschenkt. Abend für Abend hatte sie voller Dankbarkeit eine dieser Pralinen gegessen. Die Blumenschale bekam ich zurück. Sie steht nun wieder bei mir in einem Regal im Keller. Jedes Mal, wenn ich sie sehe, spüre ich diese tiefe Verbundenheit und Dankbarkeit.

„Und wer von euch hat schon eine Ahnung, was er nach dem Abi machen wird?“ fragen wir 13 Schüler*innen und Schüler eines Religionskurses im Immanuel-Kant-Gymnasium in Dortmund, die kurz vor dem Abitur stehen. Ein hoch engagierter Schüler lässt uns wissen: „Ich möchte gern Medizin studieren, und wenn ich keinen Studienplatz bekomme, dann versuche ich es über eine Krankenpflegeausbildung und wenn das auch nicht geht, ist Plan C einen Rettungssanitäter-Schein zu machen und wenn das auch nicht geht, dann mache ich erst einmal ein FSJ, aber meine Wegrichtung ist klar.“ Beeindruckt hören wir diesem jungen Mann zu, der seinen Weg klar vor sich liegen sieht und verschiedene Szenarien für sich entwickelt hat. „Und ich hab schon klar, dass ich zunächst hier in Deutschland noch eine Ausbildung machen will und dann werde ich in drei bis vier Jahren auswandern.“ Erstaunt über seine Klarheit frage ich nach, wo es denn hingehen soll: „Nach Zypern. Dort sind die Wurzeln meiner Familie und dort möchte ich in Zukunft wieder sein!“ – „Und ich habe schon klar, dass ich nach dem Abi ein FSJ in Argentinien im Großraum Buenos Aires machen werde!“ teilt eine der Schüler*innen mit uns.

Dann stellen wir den Jugendlichen das Logbuch1 Mein Leben – windschief und glänzend vor und zeigen in einigen Videos, die im Logbuch über QR-Code zu finden sind, wie sie das Buch gewinnbringend für sich selber handhaben können. Mit kurzen Fragen schlagen wir nach jedem Kapitel die Brücke in ihr Lebensumfeld, um aufleuchten zu lassen, wie nah die im Logbuch gestellten Fragen an ihrer Lebenswirklichkeit sind. Am Ende der Präsentation verteilen wir die Logbücher an jeden einzelnen Jugendlichen und entlassen sie dann mit dem Buch in 5-6 Wochen Einzelarbeit. Ein kurzer Austausch mit Dr. Laarmann, dem Religionslehrer, der uns die Brücke ins IKG gebaut hatte, ergibt sich: „Dieser Weg, den ihr den jungen Leuten anbietet, ist wirklich eine echte und beeindruckende Hilfe, um sie zu bestärken, ihr eigenes Leben in die Hand zu nehmen.“ Schmunzelnd erinnert er, als ebenfalls versierter Latein-Lehrer, an den Dichterphilosophen Seneka und seine Gedanken zur Seelenführung.

Unerwartet erreicht mich mitten im Galopp des Tages auf meinem Handi eine Botschaft. Ein junger Mann - aus einem osteuropäischen Land - stammend schreibt: „Ich grüße dich ganz herzlich am Beginn dieses neuen Jahres! Du und go4peace gehen mir immer wieder durch den Kopf, ebenso wie viele Freunde, die ich auf diesem Weg gewonnen habe. Ich muss sagen, dass mich die Erfahrungen, die ich mit go4peace gemacht habe, als Person sehr geprägt haben und wirklich für immer in meinem Herzen und meinen Gedanken bleiben werden! Ich glaube nicht, dass ich jemals eine Erfahrung machen werde, die mit unseren Camps und Treffen vergleichbar ist! Ich bin sehr dankbar für alles und werde euch und alle, die ich getroffen habe, immer in meiner Nähe behalten!“ Gerührt und dankbaren Herzens denke ich kurz an diesen jungen Mann, dessen Weg ich über lange Jahr mitgehen durfte. Er war angekommen in seinem Leben. Dann mache ich weiter mit meiner Arbeit. Ich war gerade dabei, den Besuch mit einem navi4life-Team an einer Gesamtschule vorzubereiten, um dort junge Leute zu erreichen und sie für ihr Leben zu stärken.