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Ich bin glücklich!

 Sie hatte sich entschieden, sich firmen zu lassen und kam von weit her. Sie kannte kaum jemanden aus unserer Stadt und als eine Freundschaft zerbrach, war der Entschluss klar, aufzuschieben. Eine Botschaft mit diesem Inhalt hatte sie jedoch schnell wieder gelöscht, weil sie ein Drängen spürte, nochmals darüber nachzudenken. Am nächsten Morgen war klar: „Ich will mich firmen lassen und zwar jetzt!“ Wir telefonierten. Am Ende kam ihre Frage auf: „Was ziehen denn die Mädels bei so einer Feier in eurer Gegend an?“ Ich musste schmunzeln, war ich doch mit dieser Frage überfordert. So kam mir die Idee, diese Frage an vier Mädchen aus der Schar der Firmbewerberinnen weiterzuleiten und sie wissen zu lassen, dass sie mit ihrer Antwort einem gleichaltrigen Menschen in großer Entfernung weiterhelfen konnten. Nach fünf Minuten waren alle Antworten da und ich konnte sie weiterleiten. Die Antwort: „Sehr, sehr lieb! Danke für eure Hilfe!“

 Ich hatte gerade das Frühstück für meine Mutter und mich zubereitet, als schon eine Pflegehilfe kam, die einmal wöchentlich vorbei schaut. Sofort stellten wir uns um auf sie. Sie wirkte ein wenig bedrückt und erzählte von ihrer Arbeit bei „der Tafel“, wo mehr und mehr Menschen kamen, um Nahrung zu erhalten. Ein kleiner Junge war gekommen und hatte nach einer Möhre gefragt. Gern hatte sie dem Jungen diese Möhre gegeben. „Du kannst dir auch zwei nehmen!“ hatte sie ihn ermutigt. Ganz schüchtern fragte der Kleine: „Kann ich mir auch 5 nehmen, dann habe ich für jeden Schultag etwas für die Pause!“ – Wie sehr bewegte uns alle diese Erfahrung. Als die junge Frau nach einer Viertelstunde wieder ging, gab ich ihr einen Beutel voller Mandarinen. „Was für ein Geschenk!“ rief sie. „Ich muss heute nach der Arbeit noch über eine Stunde mit dem Auto fahren, da ich mir eine Bandscheiben-Spritze abholen muss. So komme ich erst spät nach Hause und habe noch nichts gegessen. Jetzt habe ich Vitamine für den ganzen Tag!“ Mit einer Freude im Herzen verabschiedeten wir uns.

„Es geht nicht gut!“ lese ich in einer Kurznachricht. „Beide Kinder mussten unerwartet wieder ins Krankenhaus eingeliefert werden.“ Ich ziehe mich früh auf mein Zimmer zurück und bete einen Rosenkranz. Das Schicksal der jungen Familie geht mir sehr nach. Ich kann nicht schlafen. So halte ich all die Not, von der ich morgens eher beiläufig einem Gespräch erfahren hatte, Gott hin und bitte ihn, für den nichts unmöglich ist, um Hilfe. Eine Unruhe bleibt in meinem Herzen. Kurz nach Mitternacht erreicht mich eine weitere Kurznachricht. Das Kind musste mit der Mutter in eine Spezialklink verlegt werden. Es ist sehr ernst. Ich setzte mich auf die Bettkante und flehe Jesus um Hilfe an. Bis in die frühen Morgenstunden bleibe ich diesem jungen Paar und den Kindern betend nahe. Das ist alles, was ich tun kann. Am nächsten Tag darf ich lesen: „Der Zustand unseres Kindes hat sich stabilisiert. Es besteht keine Lebensgefahr mehr. Ich bin von Herzen dankbar für alles.“  Die Dankbarkeit treibt mir abermals Tränen in die Augen und ich spüre: Es gilt weiter zu beten.