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Ich bin glücklich!

"Sei dich-schenkende Liebe" - dieses Motto ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Und so gingen heute morgen, als ich aufstand,  meine ersten Gedanken zu einer Flüchtlingsfamilie in unserer Stadt. Also hab ich gedacht, dass ich, wenn Gott sie als erste morgens in mein Herz legt, sie heute kurz besuchen muss. Auf dem Rückweg von einem Arbeitstreffen hab ich in einem Supermarkt Granatäpfel und Feigen gekauft, weil mir die Mutter der kurdischen Familie erzählt hatte, dass sie diese Früchte sehr gerne essen, aber dass sie in den Supermärkten, in denen sie als “Geduldete”  mit ihren Gutscheinen einkaufen dürfen, nur selten finden.
Als ich dann an der Wohnungstür stand, brach eine solche Freude aus der Frau hervor, dass sie mich umarmte und küsste. "Dass du kommst, wo alles so schwierig ist, das ist sooo schön." Sie hat dann von den letzten Tagen und der ganzen Angst und Not erzählt, wie die ständige Angst, plötzlich aus unserem Land abgeschoben zu werden, ihr Leben und auch ihre Ehe bestimmen. Gleichzeitig habe ich mit zwei der Kinder der Familie Hausaufgaben gemacht, das Leben geht eben  auch in dieser Angst weiter. Wir haben  Zeit geteilt und als der Kleinste Theater machte, sagte sie nur: "Du brauchst das nicht machen, nur weil Besuch da ist, D. ist kein Besuch, sie gehört zu uns" und lachte.
Und dann haben wir noch lange über den Koran, das Evangelium, Gott und Jesus gesprochen. Ganz offen, mit allen Unterschieden... Als ich ging, bedankte sie sich, dass ich da war und ihr die Sachen mitgebracht hatte und meinte, ich hätte ihr damit ein "Stück Zuhause" geschenkt.
Ich habe einfach versucht, dem Impuls zu folgen, den Jesus mir ins Herz gelegt hat und der Liebe treu zu sein und spüre, dass ich am Ende oft mehr beschenkt werde als ich geben kann.   DS

Müde komme ich nach Hause. Ein anstrengendes Wochenende liegt hinter mir. Auf meiner Mailbox sehe ich noch einen Anruf. Ich höre die besorgte Stimme einer kurdisch-muslimischen Frau. Es hat sich etwas für sie Schweres ereignet. Sie bittet mich, so schnell wie möglich zurück zu rufen. “Herr Wacker, wir haben von einem unbekannten Mann über einen Freund die Nachricht bekommen, dass wir als Asylantenfamilie mit allen anderen aus unserem Land in den nächsten drei Tagen abgeschoben werden sollen.” Und dann ruft sie immer wieder. “Wir haben solche Angst! Was soll ich nur machen?”
Diese Botschaft geht mir durch Mark und Bein. Ich kenne diese Familie mit vier Kindern seit langem. Drei der Kinder sind taub. Viele Menschen unserer Stadt haben sich sehr für diese Flüchtlinge eingesetzt. Und ich weiß: Auch ich kann in einer solchen Situation nur wenig tun. Ich frage mich vor Jesus: Was soll ich tun. Die Angst der Familie ist in mein eigenes Herz eingekehrt. Mir kommt ein Wort Jesu in den Sinn: “Konntet ihr nicht eine Stunde mit mir wachen?” Ich begreife: Auch wenn sich alles zum Schwierigsten wenden sollte und die Familie abgeschoben würde, jetzt in dieser Angst kann ich bei ihnen sein. Zu zweit fahren wir in das Asylantenheim. Immer wieder kommt mir die Botschaft des Engels an Maria in den Sinn: “Für Gott ist nichts unmöglich!” Ich bete zu Gott:” Tu du das, was nur du tun kannst!”
Ich rufe auf dem Weg zu der Familie noch eine politisch engagierte Frau an, die sich sehr um solche Menschen gekümmert hat. Auch sie ist bestürzt... Als wir in der Wohnung sind, ist die Angst zu “berühren”. Der älteste Junge - Schüler auf einer Realschule - sagt nur. “Mama, ich kann doch nicht weg aus Deutschland. Ich habe doch noch einen Test in der Schule...” Ich spüre, wie diese Flüchtlinge in dieser Nacht das Herz eines Bruders suchen. Nur deshalb sind wir gekommen, um das Unabsehbare mit auszuhalten und zu tragen...
Mein Handi klingelt. Die politisch engagierte Frau meldet sich. Sie hat einen führenden Politiker erreichen können, der ihr versichert, dass diese Botschaft der baldigen Abschiebung nicht stimmt.... Es ist wie eine Botschaft aus dem Himmel. Ich gebe sie behutsam an die Familie weiter. Steine fallen von den Herzen... Verstohlen wischen wir uns Tränen aus den Augen. Na klar, einen Tee müssen wir noch trinken...
Dann verabschieden wir uns... Ja, für Gott ist nichts unmöglich. Wie gut, dass wir in diesen schweren Augenblicken beieinander ein konnten, Christen und Muslime, als Brüder und Schwestern vereint.
MW

Gestern habe ich meinen Geburtstag nachgefeiert. Meine Gäste blieben zum Teil bis halb vier am nächsten Morgen. Da ich in unserem Wohnzimmer gefeiert hatte und mir klar war, dass meine Eltern bestimmt eher aufstehen würden als ich, kam mir in den Sinn, wie blöd es für sie sein würde, wenn sie Tische voll leerer Gläser, Flaschen und Teller vorfinden würden. Ich war ihnen aber so dankbar, dass sie sich nicht über die Lautstärke unserer Gespräche und der Musik beschwert hatten und dass sie mir so sehr bei den Vorbereitungen geholfen hatten, dass ich ihnen diese Liebe zurückgeben musste. So räumte ich über eine Stunde lang auf, in der ich wahrscheinlich sowieso wach im Bett gelegen hätte.

Meine Mama war so glücklich und erstaunt darüber, dass sie mir am nächsten Tag  immer wieder sagte, wie schön das  gewesen sei, dass ich schon alles weggeräumt hatte.

Heute Mittag wollte dann noch eine Bekannte zu mir kommen, damit ich ihr etwas in Physik erkläre, was sie nicht so gut verstanden hatte. Als ich dann, noch müde von der Party, per SMS das Tagesmotto "Jesus ruft! Entscheide dich!" bekam, war mir sofort klar, dass ich ihr nicht absagen darf. Unser Gesprächsthema war dann irgendwie nicht nur Physik, sondern auch alles Mögliche andere, was wir in den letzten Tagen erlebt hatten und ich nahm mir einfach die Zeit, ihr zuzuhören. Irgendwann kamen wir dann auch auf Kirche zu sprechen. Darüber reden wir öfter, aber anders war dieses Mal, dass wir ganz persönlich über das Beten gesprochen haben und was wir mit Beten im Gottesdienst anfangen können. Das war unglaublich schön, weil ich viel Neues über sie erfahren habe...
SK

Ich hatte ein Vorstellungsgespräch für eine Praktikantenstelle. Das Gespräch war sehr positiv verlaufen. Nun stand mir die Stelle offen. Ich zögerte, obwohl ich selber vor einiger Zeit die Bewerbung abgeschickt hatte. Fragen kamen in mir auf: Was will ich?  Soll ich die Stelle annehmen? Ist das Gottes Wille für mich? Ich selber fand einfach keine Antwort.

Im Bus - auf dem Weg nach Hause – kamen meine Gedanken einfach nicht zur Ruhe: Sollte ich zusagen oder nicht? Die Stelle abzusagen bedeutete: wieder neu nach offenen Stellen suchen, wieder Zeit investieren, wieder Bewerbungen schreiben, wieder Momente der Ungewissheit durchleben, ob ich überhaupt eine andere Stelle finden würde… Bei dem Gedanken abzusagen, ging’s mir gar nicht gut.

Zu Haus setzte ich mich an den Schreibtisch und surfte wild durchs Internet, in der Hoffnung, meine Gedanken sortieren und meine Entscheidung mit den jeweiligen Vor-und Nachteilen abwägen zu können.  Auf einer Internetseite, die ich öffnete, blieb mein Blick an einem Zitat von Madeleine Delbrêl hängen: „Strategie ist die eine Seite, die Wege Gottes die andere.“

Strategie – so schoss es mir durch den Kopf - wäre also, die Stelle anzunehmen, die Pflicht zu erfüllen… Bei diesem Gedanken spürte ich mein Herz sagen: „Das ist nicht das Wahre für dich. Das ist nicht der Weg, den du jetzt gehen sollst!“ Ich rief meine Eltern an und fragte um Rat. Dann loggte ich mich in mein Mail-Postfach ein und sagte die Stelle ab.

Schlechtes Gewissen? Nein, diesmal nicht. Im Gegenteil!

AvS