Ich bin glücklich!
Ich war zu einem beruflichen Termin unterwegs. Ich kam etwas früher und traf eine Kollegin, die ich sehr schätze, die ich aber schon lange nicht mehr gesehen hatte. Wir freuten uns beide sehr, uns zu sehen und natürlich kam sofort die Frage: "Wie geht’s dir?" Ich sagte ihr, dass es mir gut ginge und dann fragte sie nach einem Projekt, in dem ich mit lebe und das sie seit den Anfängen mit verfolgt. Es gab einige Schwierigkeiten und Enttäuschungen, aber sollte ich ihr das sagen? Unsere Begegnung konnte nur ganz kurz sein, da der Termin wartete.
Mir fiel das Motto ein, das ich an diesem Tag leben wollte: “Dich geben - bringt Leben!” Ich dachte: "Also gib dich - jetzt in diesem Augenblick, den Gott schenkt! Der Termin läuft sowieso nicht weg!" So erzählte ich ihr von den Schritten, die wir in dem Projekt gemacht hatten, ich erzählte von Schwierigkeiten und Enttäuschungen und von unserem Suchen und der Neugierde, wie es weitergeht. Ich erzählte ihr von meinen Fragen und Zweifeln, aber auch von Erfahrungen, die mir Mut gaben und von der Gewissheit, diesen Weg mit Gott zu gehen. Es wurde ein ganz tiefes Gespräch von Seele zu Seele. Meine Kollegin erzählte noch kurz von einer Erfahrung, die sie in der letzten Zeit total bewegt hatte...
Als wir uns verabschiedeten war eine große Freude in mir. Wir hatten uns gegeben und dadurch viel Leben geschenkt bekommen. Zu dem Termin bin ich zu spät gekommen...
DS
Meine Tochter kommt wie jeden Tag total genervt und schlecht gelaunt aus der Schule. Alle sind nur blöd und keiner versteht sie. Meine bloße Existenz ist für sie schon eine Beleidigung! Wenn überhaupt Antworten kommen auf meine Fragen, sind es patzig hingeschleuderte Wortfetzen. Heute gelingt es mir aber recht gut diese Stimmung auszuhalten. Ich mache ihr den Vorschlag, dass wir uns zusammen in "meine" Lieblingsecke setzen und ich die Vokabeln mit ihr durchgehe. "Kein Bock!" Ich bitte sie noch einmal, doch mitzukommen. "Du nervst!" Gut, ich schaffe es nichts zu sagen(!!) und gehe in “meine Ecke”.
Es dauert nicht lange und da kommt meine Tochter zu mir, immer noch “bester Laune”. Sie fragt mich, ob ich ihr den Rücken massieren könne.
Mein erster Gedanke war: wie unverschämt, sie sieht doch, dass ich arbeite und überhaupt der Ton... Dann fällt mir das Motto des Tages ein: “Meine Liebe soll Brücken schlagen über jedes Versagen!” und ich sage zu meiner Tochter. Ich massier dich gern! Sie setzt sich zu mir auf den Schoß und ich fange an. Sie schnurrt wie ein Kätzchen und lässt endlich locker. Nach einer Zeit dreht sie sich herum, nimmt mich in den Arm:"Danke, Mama! Jetzt mache ich mit dir Hausaufgaben."
BP
Als ich am Dienstag bei einer Flüchtlingsfamilie war, erzählte mir die Mutter, dass ihr kleiner Sohn Gummistiefel bräuchte. Aber in der Kleiderkammer gibt es sie nicht. Und die Tochtzer der Familie brauchte Knie- und Ellenbogenschoner für die Schule. Sie haben nächste Woche Projektwoche und wollen Inline-Skaten. Aber nur die Kinder, die Schoner haben, dürfen mitmachen. Das ist ja gut und richtig, aber in den Geschäften, in denen die Asylanten mit ihren Gutscheinen einkaufen dürfen, gibt es keine Schoner und leihen konnte sie ihr auch niemand. So fragte mich die Mutter, ob ich nicht eine Idee hätte, wie sie beiden Sachen bekommen könnte. Ich hab ihr nur gesagt, ich würd mal rumhören. Versprechen konnte ich allerdings nichts.
Abends hab ich das dann meiner Mutter am Telefon erzählt. Ihre Antwort: "Gummistiefel haben wir im Kindergarten und nach Knieschonern frage ich auch noch." Als ich dann gestern abend nach Hause kam, standen die Gummistiefel schon im Flur. Und dann gab sie mir noch eine Tüte, darin waren neue Schoner. "Ich hab gefragt, aber niemand hatte welche in der Größe. Ich hab ihr welche gekauft, es darf nicht sein, dass das Mädchen deswegen nicht mitmachen kann."
Mich hat das total gerührt, dass meine Mutter sich hat davon so ansprechen lassen und nach einem langen Tag noch losgefahren ist, um die Schoner zu besorgen. Gerade hab ich die Sachen bei den Asylanten vorbei gebracht. Der Vater sagte, dass seine Tochter von nichts anderem mehr gesprochen habe, als von den Schonern. Und dann hab ich ein Strahlen in den Augen des Kinder sehen dürfen, was mich tief berührt hat. Nur schade, dass meine Mutter dieses Strahlen nicht sehen konnte.
DS
Nach meiner regulären Arbeitszeit fuhr ich noch zu einer älteren Frau, um ihr zu helfen. Sie ist 86 Jahre alt, blind und lebt alleine. Ihr Enkel wohnt im Haus, ist aber berufstätig. Sie hatte vor 5 Wochen eine schwere Operation durchzustehen und ist dadurch sehr an ihre Wohnung gebunden. Sie freute sich riesig über meinen Besuch.
Als ich schon fast wieder gehen wollte, sagte sie:"Ja, ja - alles nicht so leicht." Mir war sofort klar: Sie wollte etwas erzählen. Also habe ich mich zu ihr gesetzt und ihre Hand genommen und dann ging es aber auch schon los. Vor 28 Jahren ist ihr Mann gestorben, elendig wie sie sagte, an einem Hirntumor. Während dieser Zeit fing sie an zu erblinden. Mittlerweile hat sie rechts ein Glasauge und links sieht sie noch knapp 5 Prozent. Kurz nach dem Tod ihres Mannes erkrankte sie an einem bösartigen Nierentumor und musste sich langwierigen OPs und Therapien unterziehen. Vor 5 Jahren dann starb ihr Sohn mitten in der Nacht an einem plötzlichen Herztod als er mit Freunden unterwegs war. Diese Nachricht wurde ihr von der Kripo überbracht. Jetzt hatte sie massive Herzrhythmusstörungen und musste lange auf der Intensivstation liegen... Sie sagte: "Ich hatte solche Angst, aber der da oben wollte mich doch noch nicht. Welch ein Glück, sonst hätte ich Ihnen das alles nicht erzählen können und das hat so gut getan! Danke, kommen Sie bitte bald wieder!"
Ich war so bewegt! Diese arme Frau! Hab ich ein Glück, dass ich immer wieder so starke Persönlichkeiten kennen lernen darf. Für mich eine echte Zeugin. Diese Frau ist überhaupt nicht verbittert. Sie nimmt alles, wie es kommt - und lebt es!
PB