Ich bin glücklich!
Mit zwei Afrikanerinnen, die in meiner Stadt als Asylsuchende leben, hab ich einen gemeinsamen Tag in meiner Studienstadt verbracht. Es wurde ein Tag voller Geschenke! Zunächst führte uns der Weg noch - für mich unvermuteterweise - ins Rathaus unserer Stadt, da wieder offizieller “Meldetag” für die Asylanten war. Die Angestellte im Büro schien zunächst irritiert über meine Präsenz, ließ sich aber schnell überzeugen, dass es ein ungeplantes Zusammentreffen war. Sie war sehr freundlich und erzählte sogar von eigenen Erfahrungen und wünschte uns einen schönen Tag.
Meine beiden afrikanischen Freundinnen freuten sich sehr, dass sie von dieser Frau ein persönliches Wort hören konnten... Dann begann unsere Fahrt. Wir erzählten uns viel Schönes und auch Lastendes. Mariam war sehr traurig. Ihr Bruder, der ganz allein in Ghana zurückgeblieben ist, und bei einem Adoptivvater lebt, hatte in der Nacht zuvor angerufen und unter Tränen berichtet, dass der Vater sehr krank sei und er Angst habe, dass er sterben müsse. Wir teilten diesen Augenblick tiefsten Leids.
In der Stadt angekommen, ging’s zunächst zum Wochenmarkt, der immer eine Augenweide ist. Binda war ganz selig, dass sie so viele Fischstände sehen konnte. Es war ja ihre Arbeit in Angola. An viele Ständen , wo wir stehen blieben, kamen wir ins Gespräch mit den Verkäufern und durften auch so manche Leckerei kosten. Binda war sehr glücklich darüber, dass sie gleich als voll akzeptiert galt. Später trafen wir einen Bekannten, der sich sehr für die Lebensgeschichte er beiden Afrikanerinnen interessierte. Die Freude in den Augen der beiden vergesse ich nie mehr! Sie wurden wahrgenommen und zwar freudig!
Dann gingen wir weiter ins Rathaus - einen berühmten Bau. Nach kurzer Erklärung bemühte sich die Dame an der Kasse sofort französisch zu reden und spielte für uns ein französisches Demo-Band im Saal ab. Beiden bekamen sogar noch einen kleinen Stadtführer geschenkt, natürlich ebenfalls "en francais". Total nett!
So reihte sich eine nette Episode an die nächste: wir besuchten noch einige Kirchen, später den Dom. Und immer neu, im Bücherladen, in einem Café.... wurden uns freundliche Begegnungen geschenkt! Unglaublich! Meine Freundinnen haben das alles aufgesogen, wie ein Schwamm. Diese Freude! Es war so schön.
BP
Endlich! Meine Mitbewohner sind aus den Semesterferien wieder zurück. Wir verstehen uns super gut und so haben wir schon manche Stunden in der Küche verquatscht. Darüber hatte ich schon mal vergessen, zur Vorlesung zu gehen. Es war so still und ruhig in der Zeit, wo ich alleine war - ziemlich ungewohnt. Am gleichen Tag noch saßen wir wieder zusammen und erzählten von den Erlebnissen der Ferien. In dieser Woche betreue ich noch einen internationalen Studierenden, der nun für ein oder vielleicht zwei Semester in Deutschland studieren wird. Er hatte keine Küchenutensilien mitgebracht und scheinbar möchten seine Mitbewohner in seiner WG nicht, dass er deren Teller und Besteck (übergangsmäßig) mit nutzt. Ich erzählte das meinen Mitbewohnern und fragte, ob wir nicht ein klein bisschen aus unserem Allgemeingut abgeben könnten. Die Antwort kam prompt: „nimm mit und gut is!“
Mit 28 jungen Leuten waren wir auf dem Weg zum Weltjugendtag nach Madrid. Einige Tage in Vézelay hatten wir vorgeschaltet, um auf die eigenen Lebenslinien zu schauen. Tag für Tag auf den Spuren von Maria Magdalena, die in Vézelay verehrt wird, ein Motto aus dem Evangelium - wie immer. Gib und du wirst gewinnen. - Dann: Vergib und du wirst gewinnen. - Und am dritten Tag: Ergib dich IHM und du wirst gewinnen!
Mit diesem Motto im Herzen machten wir uns einen Tag lang auf den “Weg nach Santiago”, der an Vézelay vorbei führt. Nach einigen Kilometern passierten wir einen kleinen Ort St. Pierre. Eine wunderschöne mittelalterliche Kirche vergönnte uns eine Rast. In einem Stuhlkreis sitzend begann ein Brasilianer seine Geschichte mit Jesus zu erzählen. Aus einem kleinen Dorf und aus ärmlichsten Verhältnissen stammend hatte er als kleiner Junge große Not kennen gelernt. Er wusste was Hunger ist. Zugleich kannte er die Not der Verwahrlosung. Er hatte als acht-jähriges Kind mehrfach seinen völlig betrunkenen Vater auf der Schulter nach Hause bringen müssen.
Nun war er seit einigen Monaten in Deutschland und lebte mit jungen Leuten zusammen, die auf der “Fazenda da Esperanca” mit Hilfe des gelebten Evangeliums einen Weg aus der Droge fanden. “Dort habe ich verstanden, was es bedeutet, geliebt zu werden und zu lieben. Zugleich habe ich verstanden: Ich habe nur einen leiblichen Vater auf dieser Erde. Er ist mir als mein Vater auf-gegeben. Ich spürte den Wunsch, ihn noch mehr lieben zu wollen. Denn so wie er nicht perfekt war, bin auch ich nicht perfekt. Aber ich brauche es auch nicht zu sein!
So hab ich ihn in Brasilien angerufen. Wir haben lange am Telefon gesprochen, über Gott und die Welt. Und dann habe ich ihm gesagt. ‘Papa, ich wollte dir noch etwas sagen.’ Dann war wieder ein kurzes Schweigen und dann habe ich ihm gesagt: ‘Ich liebe dich!’ Danach war Stille am Telefon - zwischen Brasilien und Deutschland. Und nach langen Augenblicken sagte mein Vater zu mir: ‘Ich dich auch!’”
In diesen Augenblicken begannen die meisten von uns zu weinen. Einer aus unserer Gruppe fing an, laut zu schluchzen. Auch bei ihm kam im Klima dieser Liebe seine eigene Geschichte in Bewegung. Ergib dich IHM und du wirst gewinnen!
MW
Mein Opa suchte händeringend jemanden, der ihm seinen Rasen mähte, da er gemerkt hatte, dass es ihm selber immer schwerer fiel. Obwohl schon mehrere aus der Verwandtschaft enttäuscht waren, weil er oft Anweisungen gibt und fast nie zufrieden ist, wie wir den Rasen dann mähen, beschlossen meine Cousine und ich, einen weiteren Versuch zu starten und den Rasen mit all unserer Liebe zu mähen. Mein Opa war so überwältigt von unserem Angebot, dass er sich schon bald hinsetzte und uns machen ließ - ohne noch irgendwelche Anweisungen zu geben.
Als wir fertig waren, strahlte sein Gesicht vor Freude!
SK