Ich bin glücklich!
Eine Gruppe Teenies einer weiterführenden Schule unserer Stadt hatte sich im Rahmen einer Projektwoche zu einem Kennenlernens-Tag am Tiny House im Garten versammelt. Zusammen mit einer Studentin, die die Schule noch aus ihrer eigenen Schulzeit kannte, hatte ich ein buntes beteiligungsaktives Programm für die Teenies zusammengestellt. Es kam eine lebendige frohe Dynamik in die Gruppe und als kleines Leitungsteam waren die Studentin und ich bestrebt, viel Persönliches von uns den Jugendlichen mit auf den Weg zu geben. Gespannt hörten alle zu und machten mit. Im Rahmen einer Fragerunde bat mich eine 13-jährige: „Du kannst doch Französisch. Kannst du mir mal ein paar Sätze sagen. Ich höre das so gerne und möchte es auch lernen!“ So sagte ich ihr ein paar wertschätzende Worte in französischer Sprache und übersetzte sie. Am Ende des Programms kam sie ganz schüchtern und ließ uns wissen: „Das war so eine tolle Zeit mit euch. Danke!“
Mein Kalender erinnerte mich an den Geburtstag eines Freundes, dem wir vor Jahren in einer notvollen Situation für längere Zeit ein Dach über dem Kopf gewährt hatten. Während ich ihm einen Geburtstagsgruß schickte, erinnerte ich mich an die Begegnung meines Vaters mit dem damals noch jungen Mann. Meinen Vater hatte das Schicksal dieses Menschen so angerührt, dass er ihm nach einem Mittagessen noch einen größeren Geldschein zugesteckt hatte. Das war dem Hilfesuchenden sehr zu Herzen gegangen. Weit über 25 Jahre später kam mir diese Erinnerung wieder ins Herz. Mein Vater ist bereits über 10 Jahre tot: Liebe bleibt für immer.
Vor Jahren waren sie als Flüchtlinge in unser Land gekommen. Als junges Ehepaar waren sie in verschiedenen Religionen beheimatet. Anfangs hatten wir sie sehr unterstützt – einfach nur so. Dieses Tun hatte ihre Herzen tief berührt, bewegt und verwandelt. Waren sie anfangs bestrebt, ihr eigenes Leben in die Hände zu bekommen, wurde es für sie immer wichtiger, die empfangene Liebe weiter zu schenken, egal was es sie auch koste. Mit ihren Kindern lebten sie in einer kleinen Wohnung. Sie erfuhren von einer Flüchtlingsfamilie aus ihrem eigenen Land. Ohne zu zögern räumten sie ein Zimmer in ihrer kleinen Wohnung und nahmen die Flüchtlinge für eine Zeit des Übergangs auf. „Wir sind selber so beschenkt worden, als wir nicht wussten, wie es weiter gehen sollte. Wie könnten wir jetzt ein hartes Herz denen gegenüber zeigen, die unsere Hilfe brauchen!“
Über 90 junge Leute hatte ich persönlich zu einem Kommunikationstraining eingeladen, vorbereitet und moderiert von einem erfahrenen befreundeten Trainer. 11 junge Leute nahmen teil. Der Co-Referent meines Kollegen war krank geworden und er selber hatte mit mehreren Todesfällen in seiner Familie viel zu tragen gehabt. Ich fragte mich, was meine Rolle an dem Tag sein könne. Mein Herz ließ mich wissen: Gib deine ganze Liebe! – So ging ich, während die Gruppe arbeitete, in die Kirche, um für jeden einzelnen zu beten. Die Zeit des Mittagessens verbrachte ich mit ihnen. Dann kam mir die Idee, für jeden der Jugendlichen einen Gruß und ein kleines Geschenk vorzubereiten. Gedacht – getan! Als ich am Ende des Tages einem jeden mit ihn oder sie wertschätzenden Worten die Geschenke überreichte, schaute ich in viele strahlende Augen. Als ich mich von meinem Kollegen verabschiedete, sagte er: „Was war das für ein Geschenk, diese Fortbildung machen zu dürfen. Sie hat mir so viel Freude gebracht. Sie war 1a! Danke, dass du diesen Tag ermöglich hast. Ich fahre mit einer unerwarteten Freude und einem tiefen Frieden im Herzen wieder nach Hause!“