Ich bin glücklich!
Liebe Freunde von go4peace,
„Ach könnte ich doch jetzt bei euch sein!“ – Ein solcher Gedanke bewegt uns, wenn wir unsere Lieben beieinander wissen und selber nicht da sein können. Wir sehnen uns nach der Nähe derer, die wir lieben und mit denen wir gerne Zeit teilen. Unser Herz brennt voller Sehnsucht.
Die gleiche Sehnsucht brennt im Herzen Gottes für uns Menschen. Er möchte immer bei uns sein. Aber wie ist das möglich, hat Gott sich doch in Jesus an Raum und Zeit und damit an die Grenzen des Lebens gebunden. Er fand einen Weg. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen!“ (Mt 18,20) ließ er seine Freund*innen verstehen. Sein Name ist: Liebe. Wo Menschen liebend füreinander da sind , da ist er da – ganz real, wenn auch verborgen. Wir merken das an einer tiefen Freude und einem Friede zwischen uns. Das sind Wirkungen göttlicher Gegenwart. Gottes Herz brennt für uns - voller Sehnsucht!
Ich hatte mir vier Butterbrote für eine lange Autofahrt nach Polen geschmiert. Am Abend des Tages waren noch zwei übrig. Eine Stimme in mir ließ mich verstehen, sie im Kühlschrank aufzubewahren und nicht zu essen. Ich war mit sechs junge Leuten unterwegs. Als wir zwei Tage später in der Frühe des Tages wieder heimfuhren und noch kein Frühstück bekommen konnten, ließ mich ein Mädchen aus der Gruppe verstehen, dass sie ohne Frühstück kaum durchhalten würde. Strahlend präsentierte ich ihr die beiden immer noch frischen Brote. Sie aß sie voller Freude: „Boh, sind die noch lecker!“ Die dankbare Freude dieses Mädchens ließ mich selber mit frohem Herzen die Reise antreten. Er will bei euch sein!
für das go4peaceTeam Meinolf Wacker
Eine Bewohnerin des Altenzentrums, in dem ich arbeite, ist fast 80 Jahre alt. Ihre Mutter, die schon fast 100 Jahre alt ist, lebt in einem anderen Altenheim. In Gesprächen zwischen der Tochter und mir kam immer wieder zur Sprache, dass sie ein Leben lang unter der (scheinbaren) Gefühlskälte ihrer Mutter gelitten hatte. Trotzdem besuchte sie ihre Mutter immer wieder, wozu ich sie sehr ermutigte, auch wenn das aufgrund ihres Alters sehr anstrengend geworden war. Vor kurzem ist ihre Mutter verstorben. Als die Bewohnerin von der Beisetzung ihrer Mutter zurück kam, schaute ich noch auf einen kurzen Besuch bei ihr vorbei. Die Frau erzählte mir von der Beisetzung, dem Leben ihrer Mutter und von den letzten Gesprächen, in denen vieles zur Sprache gekommen war, was beiden auf dem Herzen gelegen hatte. Mit Tränen in den Augen sagte sie: "Meine Mutter hat mir zum ersten Mal in meinem Leben gesagt, dass sie mich lieb hat!" Auch mir kamen Tränen.
Während eines Bastelnachmittages im Altenzentrum wurde ich von einer Pflegekraft zu einer Bewohnerin gerufen, die unerwartet verstorben war. Mit einem Pfleger, der aus Afghanistan stammt, ging ich in das Zimmer der Verstorbenen. Wir standen in Stille an ihrem Bett. Ich hatte den Eindruck einer leichten Unsicherheit bei meinem Kollegen. Um ihm diese zu nehmen, fragte ich ihn nach den muslimischen Ritualen im Angesicht des Todes. Wir tauschten uns darüber aus, wie wir als Muslime und Christen in der Situation des Sterbens und des Todes denken und handeln. Es entstand ein schönes Gespräch über unsere Religionen, unseren Glauben und über alles, was uns verbindet. Es herrschte eine dichte, friedliche und warmherzige Atmosphäre im Raum. Am Ende sprach ich ein kurzes Gebet. Darin ließ ich anklingen, dass wir beide an die Barmherzigkeit Gottes glauben und so ich vertraute die verstorbene Bewohnerin Gottes barmherziger Liebe an. Ich hörte den jungen Afghanen leise "Inshallah" (So Gott will!) sagen. Es hat mich tief berührt, religionsverbindend, gemeinsam am Bett der Verstorbenen zu beten.
Seit vielen Jahren sende ich jeden Morgen einen kleinen einprägsamen Impuls zum Tagesevangelium. Er begleitet viele Menschen. Ein Briefgruß erreicht mich einer älteren Frau, die über das Tagesmotto mit mir verbunden lebt. In ihren Zeilen lese ich: „Als ich heute Morgen recht früh aufwachte, wurde ich von einer heftigen Welle von Angst, Ohnmacht und Hilflosigkeit überrollt. Es ist November, da kenne ich solche Phasen. Meinem Kopf war schnell klar, keine Angst haben zu müssen, aber mein Herz empfand anders. Dann las ich deinen Impuls: ‚Dunkelheit ist Ort der Geburt.‘ Das war eine persönliche Antwort. Da konnte ich annehmen. Mir kam die Liedzeile: ‚Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht …‘