Es war ein Tag, der schwer begonnen hatte. Ich hatte mit viel Kummer zu kämpfen. Ich bat Jesus um Trost und Hilfe, hatte in allem aber das Gefühl absoluter Hilflosigkeit. So fuhr ich zur Schule. Ein Kind voller Intensität und Energie kam auf mich zugelaufen. Vor zwei Jahren war die Kleine aus Afrika gekommen. Als Christen hatten sie dort schlimme Erfahrungen durchmachen müssen. Nun war die Kleine in ihrem neuen Umfeld total angekommen. Völlig unvermittelt fragte sie mich: „Liest Du eigentlich auch in der Bibel?“ Mit dieser Frage hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Als ich ihr erzählte, dass ich das das oft mache und gerade das Neue Testament noch einmal lese, rannte sie zu ihrem Platz und kam mit einem verzierten Notizbuch zurück. Darin hatte sie liebevoll in ihrer schönsten Schrift Bibelstellen aufgeschrieben. Als sie erfuhr, dass ich auch Bibelstellen aufschreibe, die mir viel bedeuten, strahlte sie mich vollkommen glücklich an. Wir beschlossen, dass ich sie ihr nächste Woche mitbringe und wir uns praktisch Gottes Wort gegenseitig schenken. Ich machte mit meinem Handy ein Foto ihrer Bibelstellen. Später las ich sie mir in Ruhe durch. Aus diesen Textstellen sprach so viel Trost, Liebe und Schutz Gottes, dass ich bis ins Innerste getroffen war. Es war, als ob Gott mein Gebet von heute Morgen durch die kleine Afrikanerin direkt beantworten würde. Ein Moment, in dem Ewigkeit anbrach.
Drei Stunden musste ich in der Notaufnahme eines Krankenhauses auf meine Mutter warten. Da es ihr nicht gut ging, spürte ich, wie traurig mein Herz war. Ich betete zu Jesus und fragte ihn, was jetzt dran sei. Da kam mir das Motto "Don't stop giving!" in den Sinn. Sofort habe ich auf all die anderen Menschen geschaut, die mit mir warteten. So versuchte ich Brücken zu bauen. Mit einem jüngeren Ehepaar entwickelte sich ein ganz schönes Gespräch und ich konnte ihnen viel über go4peace erzählen. Sie waren sehr berührt und haben sich, als sie gingen, noch zwei Mal für das Gespräch bedankt! Dann kam ein kleines Mädchen mit seinem Vater in die Notaufnahme. Es hatte sich den Arm gebrochen und weinte sehr. Auch der Vater war mit der Situation ein wenig überfordert. Der weinende Blick des Mädchens traf mein Herz. In dem Warte-Zimmer war ein Automat, mit dem Süßigkeiten zu kaufen waren. So hab ich dem Mädchen Schokolade gekauft. Dann bin ich zu ihr gegangen. Sie weinte bitterlich. Ganz vorsichtig habe ich sie gefragt, ob ich ihr etwas schenken dürfte. Sie schaute auf die Schokolade, dann in meine Augen und begann für einen kurzen Augenblick zu lächeln. Ich spürte, in diesen verweinten Augen hat mich Jesus angeschaut...
Allerheiligen. Ich musste mir eine Predigt überlegen. Während ich das tat, schien die Sonne – tiefstehend – ins Fenster und ließ mich sehen, wie dreckig die Scheiben waren. Das war’s. Heiligkeit – so kam mir – bedeutete ja, das Licht Gottes durch das Fenster meines Lebens in diese Welt hinkommen zu lassen. Über dieses Thema sprach ich und erntete manches Schmunzeln. Als ich nachmittags durch einen bunten Herbstwald einen Spaziergang machte, begegnete ich zwei Frauen. Die eine rief mir strahlend zu: „Meine Fenster sind noch nicht geputzt, aber die Predigt hat mich tief bewegt und so erzähle ich gerade meiner Freundin davon und unsere Seelen werden klar und rein!“
Nach Jahren galt es für sie Abschied aus unserer Stadt zu nehmen. Ich spürte, dass ihr das nicht leicht viel. So bot ich ihr an, sie zum Bahnhof in die nächstgrößere Stadt zu bringen. Gern nahm sie an. Ich holte sie ab. Im Bahnhof blieb uns noch Zeit für einen Cappuccino und ein Stück Pizza. Dabei erzählten wir wenig. Es war genug, einfach da zu sein. Ich brachte sie zum Bahnsteig und trug ihren Koffer. Es herrschte viel Hektik im Bahnhofsgelände. Der ankommende Zug wurde auf ein Nachbargleis gelenkt. Wie gut, dass ich da war. Dann kam der Abschied. Ich blieb, bis der Zug den Bahnhof verließ. Wieder im Auto, erhielt ich eine WhatsApp. „Wie schön, dass ich die letzten Stunden vor meiner Abreise mit dir verbringen konnte. Das hat mir so viel Kraft und positive Energie gegeben. Ich danke dir von Herzen. Du bist wie Familie für mich geworden!“
Eine Familie wollte zum Pfarrhaus kommen, um zu helfen. Sie schrieben: "Leider können wir nicht kommen. Wir sind sehr traurig, unser guter Nachbar ist gestorben." - "Dann komme ich zu Euch!" schrieb ich zurück, spürte ich doch den tiefen Schmerz in ihren Herzen. Der Nachbar war völlig unerwartet mit 52 Jahren verstorben. Seine Frau blieb mit zwei Söhnen (15 und 8 Jahre alt) zurück. Das Ehepaar hatte gerade ihr neues Haus fertiggestellt. Sie waren nicht gläubig. Aus dem Gespräch erfuhr ich, dass sie sehr gute Beziehungen zu vielen Nachbarn hatten und mit vielen befreundet waren. Am Abend besuchte ich diese Witwe. Ich wusste zunächst nicht, was ich sagen sollte, aber ich ging zu ihr. Sie erzählte mir, dass sie nicht gläubig seien, aber dass sie gerne eine Beerdigung in unserer Kirche abhalten würden. Am Sonntag bat ich unsere Gemeinde, um eine spontane Kollekte für diese Familie. Es kam mehr Geld zusammen als sonst.
In der Woche vor der Beerdigung kam die Frau des Verstorbenen mit ihren beiden Söhnen ins Pfarrhaus. Es wurden gerade zwei nagelneue Türen eingesetzt. Mich rührte die Tatsache an, dass die ersten Besucher, die durch diese Tür gingen, Nicht-Glaubende waren. Ich empfing sie freundlich und zeigte ihnen das Haus. Nach einer Weile sagte der Kleinere: "Mama, ich hätte nie gedacht, dass ich im Pfarrhaus so viele Süßigkeiten bekomme!" Als ich ging, bedankte sich die Mutter gerührt: "Danke, dass Sie uns so viel Lebensmut geschenkt haben." Am Tag nach der Beerdigung brachte ich der Mutter eine Dose mit Keksen, die auch einen Umschlag mit Geld enthielt. "Hier sind ein paar Kekse von unseren Gemeindemitgliedern", sagte ich der Mutter lächelnd. Sie schaute nicht in die Dose, bis ich ging. Am Abend kam eine SMS: "Wir danken Ihnen allen von ganzem Herzen für den Kuchen und das Geldgeschenk und für alles, was Sie für uns tun. Wir wissen das sehr zu schätzen!"- "Wir sind froh, dass wir euch hier haben. Ihr gehört zu uns!" antwortete ich ihr. Wenn ich jetzt die "neue" Tür öffne, habe ich das Gefühl, dass Jesus mir sagt: "Halte die Tür offen für das Neue!"
Ich stand am Supermarkt in einer langen Schlange an der Kasse. Hinter den Masken vieler Einkaufender nahm ich Gereiztheit wahr. Vor mir stand eine junge Afrikanerin mit ihrem kleinen Sohn im Kinderwagen in der Schlange. Sie war mit der Situation und ihrem sehr agilen Kind überfordert. Als sie zahlen sollte, funktionierte ihre Bankkarte nicht. Dann nahm sie einen 50 Euro-Schein aus ihrem Portemonnaie. Es fehlte allerdings 6 € und 1 Cent. „Dann müssen sie etwas zurück geben!“ hörte ich die Kassiererin. Die Leute in der Schlange wurden immer ungeduldiger. „Lieben, das können wir immer!“ kam mir in den Sinn. Lächelnd sagte ich zu der Frau an der Kasse: „Wissen Sie beim Blick in mein Portemonnaie hat mich ein Cent so angelächelt, dass sich gleich noch 6 Euro mit auf den Weg gemacht haben. Hier haben sie das noch fehlende Geld!“ Erstaunt schaute sie mich an. „Das ist mir ja noch nie geschehen!“ Als ich draußen die Afrikanerin traf und sie mir herzlich dankte, sagte ich ihr: „Ist das nicht ein Geschenk, das wenige Euro reichen, drei Menschen tief glücklich zu machen? – die Kassiererin und uns beide!“ Lächelnd verabschiedeten wir uns.
Seit einigen Tagen sende ich einer Freundin das tägliche go4peace Motto - die Video-Impulse hatte ich ihr immer gesandt und es gab oft einen fruchtbaren Austausch darüber. Bislang habe ich das nicht getan, ich empfand sie oft als ein wenig nichtssagend. Sie wollte sie trotzdem gerne haben - und dann kamen jeden Tag gute Sätze, mit denen ich meinen Tag gestalten konnte. An einem Tag war das Motto: "Sofort". Meine erste Reaktion: „Da ist nicht viel dahinter!“ Aus Treue schickte ich das Motto doch weiter und schrieb dazu: „Ein bisschen wenig!“ So machte ich mich auf den Weg zu meiner dementen Tante, um mit ihr zu frühstücken. Als ich heimkehrte las ich in einer SMS meiner Freundin, sie fände das Motto sehr anspruchsvoll. SOFORT antwortete ich und sagte ihr, ich sähe in dem SOFORT den einzigen Weg, sich immer wieder in den Willen Gottes zu stürzen. Und dann berichtete ich von meinem Vormittag. Es war schwer gewesen, mit meiner aggressiven Tante umzugehen. Aber das SOFORT hatte mir geholfen, zu einer friedlichen und freundlichen Distanz zu ihr zu finden. So war mir – und das wurde mir erst im Austausch klar – ein großer geistlicher Gewinn geschenkt worden.
Unser langjähriger Freund war mit seinen 75 Jahren wieder einmal fleißig: Er reparierte eine Stehlampe, die zerbrochen war, installierte nach einem Umzug viele Lampen, baute Schränke auf und transportierte dann noch eine große Ladung Sperrmüll ab. Er hat nicht viel Geld zur Verfügung. Als wir ihm dafür etwas geben wollten, hat er uns nur lächelnd umarmt. Viele Worte braucht er nicht. Das Reich Gottes kommt manchmal ganz bescheiden und leise um die Ecke geschlichen.
Ein digitales Jahresabschlusstreffen war geplant. Es waren kaum Anmeldungen eingegangen. Ich spürte Enttäuschung in meiner Seele, hatte ich doch wieder viel Zeit investiert. Ich war geneigt, das Treffen abzusagen. Am Vortag des Treffens las ich in einer Mail: „Es haben sich noch drei jüngere Teilnehmer angemeldet!“ Sofort spürte ich den Impuls, aus Liebe zu diesen Jugendlichen, das Treffen machen zu wollen. Ich bereitete eine schöne PowerPoint Präsentation vor. Während dieser Arbeit fielen mir weitere junge Leute ein. Ich lud sie alle via WhatsApp ein, an dem digitalen Treffen teilzunehmen. Innerhalb weniger Augenblicke reagierten sie. Alle freuten sich, dass ich an sie gedacht hatte, auch wenn niemand konnte. „Mein kleiner Bruder hat Geburtstag!“ – „Ich muss meinem Opa beim Betonieren helfen!“ – „Mein Vater kommt genau zum Zeitpunkt des Meetings aus dem Krankenhaus!“ las ich in den Botschaften. Ich spürte, wie meine Liebe die Herzen dieser jungen Leute erreicht hatte und alle dankbaren Herzens reagiert hatten. Beim Treffen selber waren wir sieben Personen. Es wurde ein tiefer und ehrlicher Austausch. Im ehrlichen Miteinander konnte jeder tief in seine Seele blicken lassen. Mit dieser Freude verabschiedeten wir uns bis ins neue Jahr!
Ein digitales Jahresabschlusstreffen war geplant. Es waren kaum Anmeldungen eingegangen. Ich spürte Enttäuschung in meiner Seele, hatte ich doch wieder viel Zeit investiert. Ich war geneigt, das Treffen abzusagen. Am Vortag des Treffens las ich in einer Mail: „Es haben sich noch drei jüngere Teilnehmer angemeldet!“ Sofort spürte ich den Impuls, aus Liebe zu diesen Jugendlichen, das Treffen machen zu wollen. Ich bereitete eine schöne PowerPoint Präsentation vor. Während dieser Arbeit fielen mir weitere junge Leute ein. Ich lud sie alle via WhatsApp ein, an dem digitalen Treffen teilzunehmen. Innerhalb weniger Augenblicke reagierten sie. Alle freuten sich, dass ich an sie gedacht hatte, auch wenn niemand konnte. „Mein kleiner Bruder hat Geburtstag!“ – „Ich muss meinem Opa beim Betonieren helfen!“ – „Mein Vater kommt genau zum Zeitpunkt des Meetings aus dem Krankenhaus!“ las ich in den Botschaften. Ich spürte, wie meine Liebe die Herzen dieser jungen Leute erreicht hatte und alle dankbaren Herzens reagiert hatten. Beim Treffen selber waren wir sieben Personen. Es wurde ein tiefer und ehrlicher Austausch. Im ehrlichen Miteinander konnte jeder tief in seine Seele blicken lassen. Mit dieser Freude verabschiedeten wir uns bis ins neue Jahr!
Mein Handy klingelt. Unbekannte Nummer. Ich geh dran und höre eine Frauenstimme. „Ich wollte Dir danke sagen für den Gottesdienst, den Du vor sechs Jahren für unseren Vater gefeiert hast. Es hat so viel in mir ausgelöst!“ Nach einigen Augenblicken erinnere ich mich. „Ich hatte es damals nicht leicht. Viel war zerbrochen und ich traute mich kaum in die Kirche. Und dann bist Du vor dem Gottesdienst zu mir gekommen und wir haben ein paar Minuten gesprochen. Das hat mich so ermutigt und mir die Kraft gegeben, durchzuhalten.“ Ganz langsam kommen mir die Erinnerungen an die Augenblicke wieder ins Herz. Es entwickelt sich ein langes Gespräch. Am Ende darf ich hören: „Ich bin wieder da. Ich hab mich wieder für Gott geöffnet. Und ich spüre, wie ER mich liebt!“ Als wir uns verabschieden, füllen sich meine Augen mit Tränen. Gott hat die vor Jahren verschenkte Liebe im Herzen dieses Menschen arbeiten und wirken lassen. Er – als Vater des Lebens – weiß um oft lange Wegstrecken des Reifens. Die Liebe hat Zeit!
Mein Vater ist seit längerer Zeit an einem Hirntumor erkrankt. Sein Gesundheitszustand ist schwieriger geworden. Über Weihnachten waren alle zu Hause. Da meine älteren Geschwister jetzt wieder an ihre Orte fahren, denke ich über das diesjährige Weihnachts- und Neujahrsfest nach. Wir haben die meiste Zeit alle zusammen verbracht - 10 Personen der engsten Familie. Am Ende haben alle beschlossen, auch für Neujahr zu bleiben, weil wir das Bedürfnis hatten, diese Zeit gemeinsam zu verbringen. Es war eine Zeit, in der sich der Zustand unseres Vaters plötzlich sehr verschlechtert hat.
Alle Therapien schaffen es nicht, das Fortschreiten des Tumors zu stoppen. Es ist sehr schwer, das zu akzeptieren. Aber in unserem Schmerz finden wir eine neue Ebene der Liebe, der Nähe und der Hoffnung. Wir hatten viele berührende Momente besonderer Nähe. Nach vielen Jahren begannen wir wieder, abends gemeinsam zu beten. Wir haben Gott war in diesen Momenten sehr nah gespürt.
Wir haben beschlossen, gemeinsam mit unseren Freunden die pompejanische Novene für unseren Vater und die Situation zu beten. Es ist ein großes Netz der Verbundenheit über viele Grenzen hinweg gewachsen. Wir vertrauen auf Gott.
Die Tochter unserer Freunde wechselte wegen einer schweren Traumatisierung im letzten Jahr die Schule. Der Einstieg in die neue Schule gelang überhaupt nicht, denn die Vergangenheit holte sie immer wieder ein. Es folgten lange Krankheitsphasen. Nach mehreren niederschmetternden Erfahrungen fand das Mädchen in diesem Jahr noch einmal eine neue Schule. Der Start glückte zunächst. Aber schon nach wenigen Tagen wurde das Mädchen wieder krank, was die Familie verzweifeln ließ. Heute Morgen erzählte die Mutter uns aber sehr erleichtert, dass der Klassenlehrer des Mädchens sich überraschend gemeldet hatte. Er hatte die besorgten Eltern beruhigt und ihnen versichert, dass ihre Tochter ein großer Gewinn für alle sei, schnell Anschluss in der Klasse gefunden habe und man für Fehlzeiten unkomplizierte Lösungen finden könne. Er versicherte den Eltern, dass ihr Kind in jeder Hinsicht unterstützt werde. Nachdem sie zuvor immer wieder mit Gleichgültigkeit, Skrupellosigkeit und Härte konfrontiert worden waren, wurden unsere Freunde von der Warmherzigkeit und dem Mitgefühl dieses Lehrers sehr berührt. Sie hatten oft für ihre Tochter gebetet und jetzt eine Antwort durch ehrliche Nächstenliebe eines anderen Menschen erhalten, so dass die Gegenwart Gottes wirklich spürbar war.
Ein Gemeindemitglied erzählte mir von seinem Freund, der an einer Krebserkrankung leidet. Dieser ist Anfang 30 und kann offensichtlich mit dem christlichen Glauben nicht so viel anfangen, lehnte ihn bisweilen sogar ab. Als ich davon erfuhr, habe ich dem Gemeindemitglied versichert, dass ich für den Kranken beten würde. Nun vor kurzem hat sich dieses Gemeindemitglied getraut, seinem Bekannten davon zu erzählen, dass wir gemeinsam für ihn beten würden. Die Reaktion war nicht etwa ablehnend, sondern, ganz im Gegenteil, sehr erfreulich. Das Gemeindemitglied schrieb: “Er findet es mega, dass Sie und ich für ihn beten.” Der Erkrankte hat dadurch neue Hoffnung geschöpft im Kampf gegen seine Krebserkrankung.
Wir hatten die Wohnung einer verstorbenen älteren Dame auszuräumen. Eine junge Lehrerin, die neu in unserer Stadt war, freute sich über viele noch gut erhaltene Möbel. Ein großer sehr gut erhaltener Kleiderschrank passte allerdings nicht in die neue Wohnung. Ich sah, wie ein anderes Team-Mitglied Freude an diesem Schrank fand. Zugleich wusste ich, dass es viele Stunden Arbeit des Abbauens, Transportierens uns Wiederaufbauens nach sich ziehen würde. Am Tag zuvor hatte ich noch einen kleinen Text über die Goldene Regel geschrieben. Er endete mit dem Motto: Miteinander – wie sonst! Das kam mir in den Sinn. Sofort spürte ich eine Entschiedenheit in mir, dem Schrank Flügel zu verleihen. Mithilfe einiger Jugendlicher machten wir uns ans Werk. Wir schafften es sogar noch, den Schrank in die Nachbarstadt zur Wohnung des Mannes zu bringen. Als wir den Schrank nach 10 Tagen aufbauten, schaute ich in die strahlenden Augen des Beschenkten. „Ich hab mich so sehr gefreut, dass das möglich geworden ist. Danke für unser lebendiges Miteinander!“ Und dann lud er zu einem tollen italienischen Mittagessen ein.
Während eine Friseuse mir die Haare schnitt, kamen wir in ein lebendiges Gespräch über die heutige Zeitsituation. „Wissen Sie“, ließ sie mich wissen, „ich schau mir gar keine Nachrichten mehr an, denn dort hör ich nur Negatives und das bringt mich dann total aus dem Gleichgewicht. Skandale in der Kirche, Klimaproblem, Ukraine-Krise, schwache Regierung, Corona… - Ich kann’s nicht mehr hören!“ – „Schade, dass so viele positive Sachen wenig Chance haben, in die Nachrichten zu kommen!“ reagierte ich. „Oh, dann erzählen Sie mir doch mal was Positives!“ bat sie mich. Ohne zu zögern erzählte ich ihr vom vergangenen Samstag, an dem wir mit 5 jungen Leuten kleine Videos gedreht haben, die über QR-Codes in einem Logbuch fürs Leben zu erreichen sein werden. Ich erzählte ihr, wie lebendig, wachsam und voller Esprit ich die Jugendlichen erlebt hatte. Jeder ging voller Freude nach dem Dreh seines Weges. Als ich bezahlte, sagte mir die junge Frau: „Ich hätte Ihnen gern noch viel länger die Haare geschnitten!“
Ein junger Praktikant kümmerte sich In unserer Schule um Yusuf unser größtes Sorgenkind. Er ist schon älter als die anderen Kinder, verzweifelt, manchmal sehr aggressiv, erschöpft, unglücklich. Er kam verletzt und traumatisiert aus Syrien. Yusuf zu unterrichten ist oft fast nicht möglich, obwohl er gut Deutsch gelernt hat und intelligent ist. Es ist schon ein Erfolg, wenn er die anderen Kinder nicht attackiert. Dann liegt sein Kopf mit geschlossenen Augen auf dem Tisch, manchmal für Stunden.
Der junge Praktikant kümmerte sich mit großer Empathie um den syrischen Jungen. Langsam geschah, was niemand für möglich gehalten hatte. Der Junge spürte, dass der Student Zeit, Geduld und Mitgefühl für ihn mitbrachte und seinen Schmerz genau verstand. So konnte er alles aus sich herausschreien: Die Gewalt in seiner Familie, seine Verlassenheit, all die Wut, Enttäuschung und Erschöpfung. Der Student hielt das mit ihm aus und ermutigte und tröstete ihn. Yusuf fing wieder an zu lernen und mit seinem „großen Freund“ herumzualbern. Beide kamen mir heute auf dem Flur entgegen. Das Kind war wie befreit und verwandelt. Er konnte endlich wieder lachen! Der Große und der Kleine gingen nebeneinander her in absoluter Vertrautheit. In ihren Blicken lag ein tiefer Friede. Der große Freund hatte dem kleinen Jungen helfen können, weil er selber viel Schmerz und Leid durchlebt hatte. In der Begleitung des Kindes entdeckte er, wofür er nun leben wollte.
„Lass Dich von der Not Deines Nächsten berühren!“ Das war heute wieder Motor für mich! Und das Schönste ist, wenn andere spüren, dass da „etwas Besonderes“ passiert, dass eben Gott am Werk ist! Eine Frau wurde heute ins Krankenhaus gebracht, sie erwartet ihr erstes Kind aufgrund verschiedener Umstände war klar: Es würde nicht leicht. Völlig panisch war sie, dass sie die Geburt nicht schaffen könne. Eine noch sehr junge Kollegin hatte sie aufgenommen und brauchte nun meine Hilfe. Die Angst der Frau war fast mit Händen greifbar. Angesprochen durch diese Not konnte ich sie abholen, beruhigen und stark werden lassen. Sie hat sich darauf eingelassen, konnte mir folgen und hat sich voller Vertrauen auf das große Abenteuer Geburt eingelassen….. und sie hat es geschafft! Das alleine ist schon ein großer Grund zur Freude, aber der Anruf der jungen Kollegin, mit der Frage: Was war das gerade? Wie machst Du das? – das hat mich genauso sehr gefreut!!!
Für meine Tochter stand ein Impftermin an. Da sie beim ersten Mal heftige Nebenwirkungen gezeigt hatte, war sie verständlicherweise sehr verunsichert. Unser Termin rückte näher. Trotz mehrfacher Erinnerungen verspätete sie sich immer mehr. Sie wurde abweisend und war hoch angespannt. Obwohl ich wusste, dass ihr Hinauszögern mit Angst zu tun hatte, wurde ich wütend. Irgendwann ließen wir unseren Frust mit voller Wucht aneinander aus. Türen flogen krachend zu.
Ich fühlte mich total erbärmlich. Dann hab ich all mein Elend im Gebet zu Jesus gebracht. Die Enttäuschung über meine eigene Reaktion aber blieb mir im Herzen. Im Auto war die Stimmung sehr angespannt. Wir kamen viel zu spät und erwarteten, weggeschickt zu werden. Aber alles kam ganz anders: Ein älterer Herr nahm uns freundlich und verständnisvoll in Empfang. Er sah mit einem Blick die Anspannung bei meinem Kind und kümmerte sich die ganze Zeit rührend um sie. Nach der Impfung konnte sie sich hinlegen, bekam etwas zu trinken und ihr Begleiter brachte sie mit viel Ruhe und Geduld auf andere Gedanken. Nebenwirkungen blieben aus. Der Ärger fiel plötzlich von uns ab. Dankbar verabschiedeten wir uns von unserem Engel des Alltags.
Auf der Rückfahrt ergab sich ein tiefes Gespräch voller Vertrauen, Liebe und Frieden. Zum Schluss äußerte meine Tochter den Wunsch: „Können wir nicht einen Umweg fahren? Einfach noch weiter fahren? Das würde ich mir jetzt wünschen.“ Ich war hundemüde und hatte noch viel Arbeit vor mir. Trotzdem habe ich es getan. Uns wurde noch eine Stunde tiefen Glücks geschenkt. Ich konnte Jesus einfach nur DANKE sagen, hatte er mir durch den warmherzigen Impfbegleiter genau das gegeben, worum ich ihn gebeten hatte.
„Kannst Du mir jemanden aus dem internationalen Team des Digitalen Europäischen Kreuzweges benennen, mit dem ich eine Interview für unsere Homepage machen kann?“ höre ich am Telefon und sage schnell zu. Ich rufe eine Studentin auf dem Balkan an, die gut Englisch spricht und sich über diesen Auftrag freut. „Ich kann es doch nicht selber machen“, lese ich in der nächsten Mail des Fragenden, „eine junge Werksstudentin wird sich melden! Aber es geht nur in deutscher Sprache!“ Ich spüre, mit der jungen Frau sprechen zu wollen, um sie zu ermutigen einen Schritt über ihren bisherigen Horizont zu machen. Über 8 Stunden versuche ich Kontaktdaten der jungen Frau zu bekommen. Vergebens. Dann bekomme ich ihre Handy-Nummer. Plötzlich funktioniert mein Handy nicht mehr. Ich bleibe dran. Nach einem abermaligem geduldigen Warten erreichen wir uns. Nach wenigen Augenblicken entwickelt sich ein wunderbarer sehr persönlicher Austausch, obwohl wir uns noch nie gesehen haben. Am Ende höre ich: „Wie schön, dass wir uns begegnet sind. Ein echtes Geschenk!“