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Den Frieden leben. Und da sein.

Der erste Tag des neuen Jahres 2023 ist angebrochen. Noch ist es still. Eine Erkältung hat mich im Griff. Unten im Haus brennt noch immer das Licht von Bethlehem.  Es hat über die Jahreswende geleuchtet. Es will beschützt und geborgen sein, wie das Leben und der Friede. Ein leichter Windstoß schon bläst es aus. Die Sehnsucht, auch dieses Jahr mit vielen konkret für den Frieden in unserem Umfeld und in der Weite Europas zu leben erfüllt mein Herz – go4peace!
In einer WhatsApp-Nachricht lese ich ein Wort, angelehnt an Antoine de Saint-Exupéry: „Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Leute zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern wecke in ihnen die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ In der Silvesternacht waren wir in einem Zoom-meeting mit jungen Leuten aus Albanien, Norwegen, Belgien, Slowenien, Deutschland und der Ukraine verbunden gewesen. Gelebte Nähe! Mehrere junge Leute aus der kriegsgebeutelten Ukraine hatten den brennenden Wunsch gehabt, mit uns zu sein. Aber wegen fehlender Stromversorgung oder fehlender Internetverbindung konnten sie nicht teilnehmen. Viele aus scheinbar sicheren Ländern Europas hätten dabei sein können, hatten sich jedoch entschuldigt. Sie feierten ihren Jahresübergang. Bei allem Verständnis hatte das mein Herz traurig gemacht. Wie sehr zählt doch in solchen schweren Stunden das einfache Zeichen des Daseins – oft ohne viele Worte! Es lässt verstehen: „Du bist nicht vergessen!“ Nach unserem Treffen schrieb ein junger Priester aus der Ukraine, der schon im neuen Jahr angekommen war: „Danke, dass ich das neue Jahr in dieser gelebten Verbundenheit begrüßen durfte. Das war sehr wichtig für mich!“
Zwei Jugendliche aus Armenien melden sich: „Dein Päckchen mit den beiden Logbüchern ist nach über drei Monaten bei uns angekommen. Welche Freude! Danke, dass Du uns nicht vergessen hast!“
In einem Buch von Ruth Pfau, einer bereits verstorbenen deutschen Lepraärztin in Pakistan und Afghanistan, hatte ich von einer Mail gelesen, die sie in den 90ger Jahren aus Bagdad erreicht hatte. Der Irak-Krieg war gerade ausgebrochen. Eine Gruppe junger Menschen hatte ihr aus Bagdad  „a simple message – eine ganz einfache Nachricht“ geschickt. Diese Jugendlichen halfen bereits seit längerer Zeit Familien in schwierigen Situationen und machten Krankenhausbesuche. Sie schrieben: „We wanted to let you know: we are peace and we are present!“ – „Wir möchten Euch wissen lassen: Wir leben für den Frieden und wir sind hier!“
Allein darum geht es: Den Frieden leben. Und da zu sein.