Ich bin glücklich!
Sonntagsnachmittag. Ich rief eine ältere Ordensschwester an. Wir erzählten uns Erfahrungen, wie wir im jeweiligen Augenblick gelebt hatten. Die Schwester erzählte: Heute morgen war wieder so ein besonderer Augenblick. Ich hatte Jesus gesagt: Meine Zeit ist deine Zeit, denn ich hatte keine konkreten Aufgaben zu erledigen. Ich ging über den Flur und kam am Zimmer einer dementen Mitschwester vorbei. Vorsichtig schaute ich rein. „Oh wie schön, dass du kommst. Ich bin so allein. Alle Schwestern sagen, meine Mutter sei schon gestorben, aber ich glaube, dass sie lebt. Was denkst du denn?“ – „Auf jeden Fall lebt sie, bei Jesus. Ihr geht es dort viel besser, das ist Leben in Fülle!“ – „Ja, genau, das glaub ich auch, sie lebt!“ – „Glaubst du denn, dass sie mich heute Nachmittag besucht?“ – „Ach, weißt du, bei dem Regenwetter geht das doch gar nicht.“ – „Ja da hast du Recht! Es ist immer so schön, wenn du kommst! Komm ganz bald wieder!“ – „Versprochen!“
Ich verweilte zum Gebetsapostolat in der Kirche. Nach einiger Zeit kam eine ältere, recht gebrechliche Damen zu mir. Sie holte eine große Kerze aus ihrer Tasche. Sie sprach kein Deutsch, versuchte mir jedoch klar zu machen, dass sie die Kerze gerne segnen lassen würde. Es war der Lichtmesstag. Da ich der polnischen Sprache mächtig bin, erklärte ich ihr, dass sie am Sonntag zur Messe kommen könne und der Pfarrer die Kerze dann segnen würde. Wir kamen in ein längeres Gespräch. Die erschöpfte Dame war 78 Jahre alt und erst seit kurzer Zeit in Deutschland. Da sie in Polen keine Angehörige mehr hat war sie zu ihrer Tochter gezogen, die allerdings beruflich sehr eingebunden ist. So ist die alte Frau viel alleine und läuft oft viele Kilometer, um Lebensmittel zu kaufen. Das Schicksal dieser Frau rührte mich sehr und so bot ich ihr an, sie am Sonntag zur Kirche zu fahren. Als wir neben dem Altar die Telefonnummern austauschten und uns anlächelten, spürte ich so viel Liebe und gegenseitige Dankbarkeit für unsere Begegnung. Als mir die alte Frau abends im Bett nochmals ins Herz kam, liefen mir die Tränen.
Seit ein paar Jahren schicke ich drei älteren Verwandten jeweils einen Weihnachtsgruß. Auf eine Reaktion wartete ich jedes Jahr vergeblich. Um so mehr hat mich zum Jahreswechsel das Echo der Tochter eines Cousins meines Vaters berührt. Sie schickte meiner Mutter die Todesanzeige ihres Vaters und schrieb dazu: "Mein Papa hatte eine Lungenentzündung und musste noch am 24.12. ins Krankenhaus. Leider ist er dort am 27.12. verstorben. Sehr gefreut hat er sich noch über die Weihnachtspost von deinem Sohn, wie jedes Mal, wenn er Post aus Rom bekam". Inzwischen ist auch meine Mutter verstorben.
Ich arbeite gern im Fach Religion mit einer jungen Kollegin zusammen. Nachdem wir eine Unterrichtsreihe zum Thema „Beten“ im zweiten Schuljahr durchgeführt hatten, stand für meine junge Kollegin ein Unterrichtsbesuch an. Neben mir wohnten zwei weitere Fachkräfte der Stunde bei. Als ich später unter vier Augen mit einer der Lehrerinnen, die kaum Kontakt zu religiösen Dingen hat, reden konnten, meinte sie: „Ich musste in der Stunde plötzlich mit den Tränen kämpfen. Was die Kinder alles gesagt haben, dieses Vertrauen und diese Ehrlichkeit: Das war einfach nur schön!“