Ich bin glücklich!
Zum zweiten Mal hatte ich einen Schüler, der schwere Startbedingungen für sein Leben gehabt hatte, auf einen Kaffee eingeladen. Da er sehr an Musik interessiert ist, hatte ich ebenfalls einen fitten Musik-Pädagogen eingeladen. Schnell ergab sich ein lebendiger Austausch und es boten sich neue Perspektiven für den Jugendlichen. Der Lehrer ermutige den Schüler, sich zu wagen und den eigenen Talenten zu trauen. Er blühte richtig auf und begann aus seiner Geschichte zu erzählen. Dann machten die beiden einen musikalischen Sondierungstermin aus. Als wir nach der Begegnung noch ein paar Augenblicke an unseren Fahrrädern standen, schaute er mich mit glücklichen Augen an und sagte: „Danke, was du da für mich machst, ist alles andere als selbstverständlich!“ Dann setzte er sich auf sein altes Fahrrad und fuhr davon.
Der zweite Jahrestags des Kriegsbeginns in der Ukraine war gekommen. Ich hatte viele Menschen aus der Ukraine und in der Ukraine im Herzen. Ich schickte ihnen allen eine Nachricht, und ließ sie spüren, dass ich mit ihnen leide und für sie bete. Daraufhin erreichte mich die Voicemail einer Mutter von zwei Kindern. Ihr Stimme war sehr verweint. Sie erzählte mir von ihrer Mutter und ihrem Bruder, die zwischen den Fronten der ukrainischen und russischen Soldaten in der Nähe von Cherson lebten und täglich in Todesgefahr waren. Ich spürte die ganze Not und Ohnmacht dieser Frau. Nachmittags besuchte ich sie. Wir redeten lange. Sie vertraute mir all das Leid an. Ich konnte ihr nichts abnehmen, aber ich konnte es an mein Herz lassen und mittragen. Als ich wieder ging, sagte sie: „Danke, dass du einfach immer wieder da bist!“ mit Tränen in den Augen verabschiedeten wir uns. – Vielen ukrainischen Freunden hatte ich morgens geschrieben, mir die Namen ihrer Lieben zu schicken, für die ich an diesem schmerzvollen Tag besonders beten solle. Als ich abends schaute, waren mir 72 Menschen anvertraut worden, einige waren schon an der Front gefallen. In der Stille des Abends legte ich sie alle betend Gott ans Herz.
Ich traf eine ehemalige Schülerin wieder. Sie stammt aus einer kinderreichen Familie mit vielen Problemen. Sie macht in unserer Schule ein Praktikum. Der Kollege, in dessen Klasse sie als Schülerin war, achtet konsequent darauf, dass die Kinder fair und liebevoll miteinander umgehen. So konnte sie sich gut entwickeln und als einziges Kind in ihrer Familie zum Gymnasium gehen. An der weiterführenden Schule erlebte sie Feindseligkeit und Schikanen von Mitschüler*innen, gegen die sie sich nicht wehren konnte. Es folgte eine schwere Zeit. Trotzdem hat sie ihr Abitur geschafft. Aufgrund ihrer eigenen Erfahrung ist es ihr ein großes Anliegen, Kinder und Jugendliche in Not stark zu machen und ihnen das Gefühl zu geben, nicht alleine zu sein. Und das zeigt sie in ihrem Praktikum. Sie ist den Kindern sehr nah. Die Herzen der Kinder fliegen ihr zu. – Was für eine Freude, dass sie den Weg ins Leben zurückgefunden hat. Sie wird für viele junge Menschen, die nicht mehr weiter wissen, eine echte Hoffnungsträgerin wird.
Wir hatten uns mit den Texten und dem Layout des dritten Logbuches „Mein Weg: lückenlos und kurvenreich“ viel Arbeit gemacht, um die 10 jungen Menschen, die in dem Buch tief in ihre Lebensentwürfe schauen lassen, strahlend und mutmachend in Szene zu setzen. Gespannt warteten wir auf die Freigabe der 10 Kapitel: „Ich finde die Seiten von ‚meinem Kapitel‘ im Logbuch sehr gelungen! Ich bin sehr beeindruckt wie gut die Bilder mit dem Text zusammenpassen. Die Bilder, die ihr von mir gewählt habt, zeigen was ich eigentlich bin...beschreiben mich irgendwie... Danke euch!“ Ein junger Mann schrieb: Das Logbuch sieht beeindruckend aus. Ich bin meinen Part nochmals durchgegangen, sieht super aus, danke dafür!“ Ein weiterer: „Wow einfach nur fantastisch, wie gut es geworden ist. Ich hab dem nichts hinzuzufügen und hab Gänsehaut beim Lesen bekommen. Einfach eine wundervolle Arbeit von euch. Ganz großes Dankeschön.“ Eine junge Frau: „Das neue Logbuch gefällt mir ganz ausgezeichnet, der Entwurf ist doch wirklich gelungen!“ Und dann am späten Abend noch: „Ich habe mir jetzt erstmal meinen Teil angeguckt und durchgelesen und bin sehr, sehr erfreut, wie toll das geworden ist! Vielen Dank dass ich Teil davon sein darf!“ Am Ende dieses langen Tages geht unser Danke an den, der uns das Leben anvertraut hat, es füreinander einzusetzen.