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Ich bin glücklich!

Wir hatten uns zu einem adventlichen Zoom-Meeting mit ehemaligen Camp-Teilnehmern aus neuen Ländern Europas getroffen. Wo bin ich angekommen und was habe ich für mich und meinen Glauben gelernt“, waren unsere Leitfragen. Eine junge Frau aus Albanien, mittlerweile verheiratet, erzählte von dem Schmerz, sich von ihrer Oma nicht mehr verabschiedet haben zu können, bevor sie starb. „Und dabei habe ich so viel von ihr gelernt.  Sie hat mich gelehrt, zu leben, zu glauben, zu beten und zu lieben. Ich bin ihr so dankbar für all das. Lange habe ich mich immer wieder gefragt:  Warum ist es mir nicht geschenkt worden, mich zu verabschieden? Doch wenn ich heute zurück schaue, dann spüre ich, wie sie mir auf eine ganz neue Art und Weise nahe ist. Wenn ich bete, dann ist sie da. Sie ist nicht weg. Sie hat gelebt und sie lebt heute weiter. Diese Entdeckung hat mich tief berührt und dankbar werden lassen. Jetzt verstehe ich, dass Gott mir durch den Schmerz eine ganz neue Dimension offen gemacht hat. Ja, im Dunkel, wenn wir nichts mehr spüren und sehen, so habe ich gelernt, sind wir eingeladen, blind zu glauben, dass Gott etwas Großes entstehen lässt, was wir aber noch nicht spüren!“

Wir hatten uns auf den Weg nach Dresden gemacht, um dort im Ordinariat der Diözese das Projekt „navi4life – Navigier dich ins Leben“ vorzustellen. Wer und was uns erwarten würde, war unklar. Voller Vertrauen waren wir in der Frühe des Tages gestartet. Es erschienen neun hochinteressierte Mitarbeitende aus dem Bereich der Schule, der Pastoral und der Kinder- und Jugendarbeit. Zwei spannende Stunden wurden uns geschenkt. Ein pensionierter Mitarbeiter eines Gymnasiums war zeitlebens selber hochengagiert für junge Leute unterwegs gewesen und war es noch. Als wir uns verabschiedeten, sagte er: „Wir sind uns nicht umsonst begegnet, ich werde mich auf jeden Fall nochmals melden. Eure Absichtslosigkeit im Umgang mit jungen Leuten hat mich fasziniert!“

Die Begegnung mit einer jungen engagierten muslimischen Lehrerin klang noch nach in mirf. Wir hatten gemeinsam eine sehr lebendige Erfahrung mit ihrer Klasse 7 machen können. „Das war eine echte Friedensinsel, die wir erlebt haben!“ ließ sie mich wissen. Wenige Tage später schrieb sie: „Ich wollte die Welt im großen Stil verändern und dachte, dass ich Großes auf die Beine stellen muss, bis ich erkannt habe, dass die große Veränderung im Kleinen beginnt - in der Begegnung mit Kindern, Jugendlichen. So habe ich mein Glück gefunden. Wir bauen diese Brücken gemeinsam, alle zusammen, in unseren Klassen, in unseren Gemeinden, auf der Straße, wenn wir uns einfach nur anlächeln und grüßen.“ Später durfte ich lesen: „Mit muslimischen Freunden haben wir uns zu Weihnachten beschenkt. Die Aufgabe war, zu benennen,  welche schönen Namen Gottes ich in meinem Gegenüber sehe. Und weißt du, wenn ich – nach unserer gemeinsamen Erfahrung an meiner Schule mit dir - an dich denke, dann sehe ich Gottes Barmherzigkeit und Güte ‚al-rauf‘, seine Sanftmut ‚al-latif‘, seine Stärke und Würde ‚al-aziz‘. Wenn wir Gottes Namen so widerspiegeln in unseren Begegnungen, wird die Welt zu einem schönen Ort.“