Gestern habe ich meinen Geburtstag nachgefeiert. Meine Gäste blieben zum Teil bis halb vier am nächsten Morgen. Da ich in unserem Wohnzimmer gefeiert hatte und mir klar war, dass meine Eltern bestimmt eher aufstehen würden als ich, kam mir in den Sinn, wie blöd es für sie sein würde, wenn sie Tische voll leerer Gläser, Flaschen und Teller vorfinden würden. Ich war ihnen aber so dankbar, dass sie sich nicht über die Lautstärke unserer Gespräche und der Musik beschwert hatten und dass sie mir so sehr bei den Vorbereitungen geholfen hatten, dass ich ihnen diese Liebe zurückgeben musste. So räumte ich über eine Stunde lang auf, in der ich wahrscheinlich sowieso wach im Bett gelegen hätte.
Meine Mama war so glücklich und erstaunt darüber, dass sie mir am nächsten Tag immer wieder sagte, wie schön das gewesen sei, dass ich schon alles weggeräumt hatte.
Heute Mittag wollte dann noch eine Bekannte zu mir kommen, damit ich ihr etwas in Physik erkläre, was sie nicht so gut verstanden hatte. Als ich dann, noch müde von der Party, per SMS das Tagesmotto "Jesus ruft! Entscheide dich!" bekam, war mir sofort klar, dass ich ihr nicht absagen darf. Unser Gesprächsthema war dann irgendwie nicht nur Physik, sondern auch alles Mögliche andere, was wir in den letzten Tagen erlebt hatten und ich nahm mir einfach die Zeit, ihr zuzuhören. Irgendwann kamen wir dann auch auf Kirche zu sprechen. Darüber reden wir öfter, aber anders war dieses Mal, dass wir ganz persönlich über das Beten gesprochen haben und was wir mit Beten im Gottesdienst anfangen können. Das war unglaublich schön, weil ich viel Neues über sie erfahren habe... SK
Müde komme ich nach Hause. Ein anstrengendes Wochenende liegt hinter mir. Auf meiner Mailbox sehe ich noch einen Anruf. Ich höre die besorgte Stimme einer kurdisch-muslimischen Frau. Es hat sich etwas für sie Schweres ereignet. Sie bittet mich, so schnell wie möglich zurück zu rufen. “Herr Wacker, wir haben von einem unbekannten Mann über einen Freund die Nachricht bekommen, dass wir als Asylantenfamilie mit allen anderen aus unserem Land in den nächsten drei Tagen abgeschoben werden sollen.” Und dann ruft sie immer wieder. “Wir haben solche Angst! Was soll ich nur machen?” Diese Botschaft geht mir durch Mark und Bein. Ich kenne diese Familie mit vier Kindern seit langem. Drei der Kinder sind taub. Viele Menschen unserer Stadt haben sich sehr für diese Flüchtlinge eingesetzt. Und ich weiß: Auch ich kann in einer solchen Situation nur wenig tun. Ich frage mich vor Jesus: Was soll ich tun. Die Angst der Familie ist in mein eigenes Herz eingekehrt. Mir kommt ein Wort Jesu in den Sinn: “Konntet ihr nicht eine Stunde mit mir wachen?” Ich begreife: Auch wenn sich alles zum Schwierigsten wenden sollte und die Familie abgeschoben würde, jetzt in dieser Angst kann ich bei ihnen sein. Zu zweit fahren wir in das Asylantenheim. Immer wieder kommt mir die Botschaft des Engels an Maria in den Sinn: “Für Gott ist nichts unmöglich!” Ich bete zu Gott:” Tu du das, was nur du tun kannst!” Ich rufe auf dem Weg zu der Familie noch eine politisch engagierte Frau an, die sich sehr um solche Menschen gekümmert hat. Auch sie ist bestürzt... Als wir in der Wohnung sind, ist die Angst zu “berühren”. Der älteste Junge - Schüler auf einer Realschule - sagt nur. “Mama, ich kann doch nicht weg aus Deutschland. Ich habe doch noch einen Test in der Schule...” Ich spüre, wie diese Flüchtlinge in dieser Nacht das Herz eines Bruders suchen. Nur deshalb sind wir gekommen, um das Unabsehbare mit auszuhalten und zu tragen... Mein Handi klingelt. Die politisch engagierte Frau meldet sich. Sie hat einen führenden Politiker erreichen können, der ihr versichert, dass diese Botschaft der baldigen Abschiebung nicht stimmt.... Es ist wie eine Botschaft aus dem Himmel. Ich gebe sie behutsam an die Familie weiter. Steine fallen von den Herzen... Verstohlen wischen wir uns Tränen aus den Augen. Na klar, einen Tee müssen wir noch trinken... Dann verabschieden wir uns... Ja, für Gott ist nichts unmöglich. Wie gut, dass wir in diesen schweren Augenblicken beieinander ein konnten, Christen und Muslime, als Brüder und Schwestern vereint. MW
"Sei dich-schenkende Liebe" - dieses Motto ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Und so gingen heute morgen, als ich aufstand, meine ersten Gedanken zu einer Flüchtlingsfamilie in unserer Stadt. Also hab ich gedacht, dass ich, wenn Gott sie als erste morgens in mein Herz legt, sie heute kurz besuchen muss. Auf dem Rückweg von einem Arbeitstreffen hab ich in einem Supermarkt Granatäpfel und Feigen gekauft, weil mir die Mutter der kurdischen Familie erzählt hatte, dass sie diese Früchte sehr gerne essen, aber dass sie in den Supermärkten, in denen sie als “Geduldete” mit ihren Gutscheinen einkaufen dürfen, nur selten finden. Als ich dann an der Wohnungstür stand, brach eine solche Freude aus der Frau hervor, dass sie mich umarmte und küsste. "Dass du kommst, wo alles so schwierig ist, das ist sooo schön." Sie hat dann von den letzten Tagen und der ganzen Angst und Not erzählt, wie die ständige Angst, plötzlich aus unserem Land abgeschoben zu werden, ihr Leben und auch ihre Ehe bestimmen. Gleichzeitig habe ich mit zwei der Kinder der Familie Hausaufgaben gemacht, das Leben geht eben auch in dieser Angst weiter. Wir haben Zeit geteilt und als der Kleinste Theater machte, sagte sie nur: "Du brauchst das nicht machen, nur weil Besuch da ist, D. ist kein Besuch, sie gehört zu uns" und lachte. Und dann haben wir noch lange über den Koran, das Evangelium, Gott und Jesus gesprochen. Ganz offen, mit allen Unterschieden... Als ich ging, bedankte sie sich, dass ich da war und ihr die Sachen mitgebracht hatte und meinte, ich hätte ihr damit ein "Stück Zuhause" geschenkt. Ich habe einfach versucht, dem Impuls zu folgen, den Jesus mir ins Herz gelegt hat und der Liebe treu zu sein und spüre, dass ich am Ende oft mehr beschenkt werde als ich geben kann. DS
Bei einem Treffen erzählte mir ein Mitbruder von einer jungen Frau, die in größter Not zu ihm gekommen war. Ihre Beziehung war zerbrochen und sie stand mit einem kleinen Kind völlig mittellos da. In ihrer Wohnung - so erzählte sie - stand noch nicht einmal ein Bett. Am Vortag hatte mein Mitbruder gehört, dass der verleihbare Anhänger der Pfarrei einer Familie ausgeliehen war, die eine Wohnungsauflösung zu bewerkstelligen hatte. Er rief bei dieser Familie an. Sie waren bereit, Möbel aus ihrem Kontingent abzugeben. Die junge Frau stimmte frohen Herzens zu. Am “Umzugstag” jedoch klinkte sich die junge Frau aus dem Geschehen aus und schickte eine sms, dass sie kein Interesse mehr habe an den Möbeln. Trauer, Enttäuschung und Wut blieb bei den Helfern. Als ich diese Erfahrung hörte, hatte ich den festen Eindruck, dass die junge Frau mit der Schnelligkeit der Hilfsaktion völlig überfordert war und sich unfähig fühlte, das alles zu stemmen. Meine innere Stimme sagte mir: “Dranbleiben!” Ich erklärte meinem Mitbruder meinen Eindruck. Seine Reaktion: “Auf diese Idee wäre ich alleine nie gekommen. Aber es kann wirklich sein, dass die junge Frau sich überfordert fühlt! Das gibt mir nun ein völlig neues Licht!” Zwei Tage später finde eine Botschaft auf meinem Anrufbeantworter: “Ich bin unserem Licht gefolgt. Ich hab der jungen Mutter noch eine sms geschickt und mich für die Plötzlichkeit unseres Auftritts entschuldigt. Sie hat sich sehr gefreut. Wir haben entschieden, den Umzug nun in verschiedenen Etappen zu machen.” Und dann fügte er noch hinzu: “Unser Gespräch war ein echtes Licht, danke!” MW
Wir sind in einem Kloster angekommen, um über moderne Wege der Berufungspastoral nachzudenken. Begeistert erzählt eine Ordensschwester von eigenen Erfahrungen aus einem Kurs mit jungen Leuten. Mehr und mehr entsteht in meinem Kopf ein Bild, wie ein Weg mit jungen Leuten gehen könnte. Nachmittags sind wir in eine größere Runde eingeladen. All die am Morgen aufgeleuchteten Ideen verblassen. Am Ende des Tage halte ich nichts mehr in den Händen. In meiner Seele bleibt ein Gefühlswirrwarr von Enttäuschung und Missmutigkeit zurück. Am nächsten Morgen lese ich im Tagesevangelium: “Jesus nahm Petrus, Jakobus und Johannes mit sich auf einen hohen Berg und wird dort vor ihren Augen verwandelt.” Der Anstieg auf den Berg wird viel Mühe bereitet haben, denke ich. Am Ende dieses langen, gemeinsamen Anstiegs erlebt Petrus eine innere Stimmigkeit: “Es ist gut, dass wir hier sind!” In diesem lebendigen Miteinander erkennen sie auf einmal Jesus tiefer als vorher - strahlend weiß. Und sie hören eine Stimme: “Dies ist mein geliebter Sohn. Auf ihn sollt ihr hören!” Als wir uns an diesem Morgen noch einmal treffen - nach der Mühe des vergangenen Tages, gelingt ein Gespräch in großer, untendenziöser Einfachheit. Wir legen Erfahrungen und Aufbrüche nebeneinander. Am Ende sagt jemand aus der Gruppe: “Eine Tür ist aufgestoßen, aber was dahinter kommen wird, wissen wir noch nicht. Es gilt nun, dass wir in lebendigem Austausch bleiben und auf die Stimme Gottes in uns und unter uns hören!” Ein vertiefter Dialog hat begonnen, untereinander und mit IHM. “Auf IHN sollt ihr hören!” MW
Ich war dabei, für eine Klausur zu lernen und merkte, dass ich noch viel zu tun hatte. Ein paar Tage zuvor hatte ich in unserem Pfarrbrief gelesen: "Täglich eine halbe Stunde auf GOTT zu horchen, ist wichtig, außer wenn man sehr viel zu tun hat. Dann ist eine ganze Stunde nötig." Dieser Spruch war hängen geblieben und während des Lernens fiel er mir wieder ein. Ich habe mir zwar keine ganze Stunde Zeit genommen, habe aber eine lange Pause für Gott gemacht und dabei ein Lied gehört, das mir immer wieder sehr viel Kraft gibt. Und so war es dann auch: Ich bekam wieder Mut zum Lernen und verstand Schritt für Schritt noch einiges, was für die Klausur wichtig war. Hätte ich mir diese Zeit nicht genommen, wäre ich sicherlich nicht so ruhig geworden. SK
Ich war mit dem Zug unterwegs und musste umsteigen. Nur war da irgendwie etwas Chaos, weil einige Züge aufgrund einer Baustelle von anderen Gleisen abfuhren. Mein Zug stand schon am Gleis, ich konnte aber noch nicht einsteigen. Als ich da stand, bemerkte ich eine junge Frau mit einer leichten geistigen Behinderung, die ganz aufgeregt über den Bahnsteig lief und jeden fragte, ob dieser Zug nach Dortmund fahren würde. Ich hab dann gesagt, sie könnte gleich in diesen Zug einsteigen, das wäre der Richtige. Aber sie wollte mir erst nicht glauben, denn letzte Woche wäre sie in den falschen Zug gestiegen und das wollte sie nicht noch mal machen. Ich hab ihr gesagt, ich wäre ganz sicher und ich würde jetzt auch einsteigen und sie solle einfach mitkommen. Sie ist dann mit mir eingestiegen. Ich wollte mir dann einen Platz suchen, um noch ein wenig den Tag nachklingen zu lassen. Aber sie blieb bei mir. Mir kam der Impuls: Setz dich zu ihr, teile diese wenigen Minuten mit ihr! Sie hat dann ununterbrochen erzählt, ziemlich laut - von ihrer Familie, der Schule und vielem mehr … Sie war so glücklich, dass ich einfach zugehört habe. In diesem Augenblick war mir klar: Es gibt wirklich keine Alternative zur Liebe! - ich hätte gerne noch ein paar ruhige Momente gehabt, aber da fragt die Liebe nicht nach... das Glück lag in diesen Momenten, für uns beide. DS
Das Motto dieses Monats "Ich habe den Herrn gesehen" begleitet mich in den letzten Wochen auf Schritt und Tritt. Im Februar hatte ich mich für Grundschulbesuche angemeldet, um dort den Kindern unseren Verein “Nangina” vorzustellen und ein wenig Werbung zu machen. Dann hatte sich jedoch bei mir eine so chaotische Prüfungs- und Praktikumszeit ergeben, dass ich kurz davor war, wieder abzusagen. Gerade noch pünktlich kam der Monatsbrief für April. Als ich ihn las, dachte ich mir: “Stop, das ist doch jetzt meine Aufgabe. Ich habe schließlich bei Nangina “den Herrn gesehen”. Also bin ich an drei Vormittagen relativ unvorbereitet in verschiedenste Klassen gegangen und hab mit den Kindern gesprochen und ganz viel von unserem sozialen Engagement erzählt. Gegen Ende der Stunde hab ich jeweils eine Liste rumgehen lassen, in die sich interesseirte Schüler und Schülerinnen eintragen konnten. Am Ende hatten wir den Eindruck, dass sich ja bestimmt über 20 Kinder angemeldet haben könnten. Schon das wäre ein Riesenerfolg gewesen. Zu Hause habe ich genau nachgezählt und es waren 49 Kinder!! Was für ein Wahnsinn! So hab ich in der letzten Woche pausenlos mit Eltern telefoniert und ihnen von Nangina erzählt. Zum Teil ergaben sich richtig schöne Gespräche. Einige der Erwachsenen ließen am Telefon tief in ihre Seele schauen und vertrauten mit viel von ihren schweren Lebensgeschichten an Sie erzählten mir all das “nur”, weil ich mich für ihre Kinder interessierte. Einige Eltern haben ihre Kinder sogar direkt für ein Wochenende bei uns angemeldet. Nun hab ich die Hoffnung, dass diese Kinder “den Herrn genau so sehen können”, wie ich. Aber egal wie es kommt, eines ist klar: Die nächsten Wochenenden werden spannend! KS
Die Woche war voller Schwierigkeiten - und gestern noch ein überflüssiger Streit wegen des Dienstplanes. Wie jeden Morgen hatte ich das Tagesevangelium gelesen und mir das auf mein Handy kommende Motto eingeprägt, um am Abend im Licht dieses Motto Rückschau halten zu wollen. Zugleich hatte ich den Eindruck: Irgendwie hast du noch nichts kapiert vom Evangelium! Der entscheidende Punkt fehlt noch! Und dann kam mir als Impuls in den Sinn: Mach dich auf, um die Worte Jesu dein LEBEN werden zu lassen! Denn wenn die Worte, die ich Morgen für Morgen im Evangelium lese und von denen ich annehme, dass sie “Fleisch geworden sind”, immer noch gelten, dann müssen sie doch in nahezu jede Entscheidung und in jedes Verhalten einbezogen werden und (mir) die Richtung vorgeben. Das ist ja dann die mir gegebene Freiheit!
Während ich so (betend) am Denken war, kam mir nochmals die Auseinandersetzung mit meiner Kollegin vom vergangenen Tag in den Sinn. Türe schlagend war sie rausgelaufen. So war ich mehr als gespannt auf das Tagesmotto, das mich erreichen würde. Nach wenigen Augenblicken war’s da. Es lautete: “Keine Alternative zur Liebe!” Das war die Herausforderung. Ich wollte sie annehmen und allein danach handeln. So bin ich zu meinem Arbeitsplatz gefahren und hab die Kollegin um ein Gespräch gebeten. Ich habe ihr gesagt, dass es mir leid tut, dass sie gestern so wütend war, und ich mich für meinen Anteil daran entschuldigen wolle. Ich wünschte mir vielmehr, dass wir in Konfliktsituationen eine andere Form des Gesprächs fänden und fragte sie, wie ich dazu beitragen könne? Daraufhin fing sie an zu weinen. Sie erzählte mir, ihre Arbeitsplatzsituation sei total schwierig für sie, da sie bei Spät- und Nachtdiensten immer am Arbeitsplatz bleiben müsse. Und mittlerweile sei sie so erschöpft, dass sie kaum noch Kräfte habe.
Daraufhin habe ich ihr meine Ferien ‘geschenkt’ und ihr gesagt, dass wir uns die Arbeitszeiten in der Woche teilen können und sie somit nicht 7 Tage bleibe müsse. Sie war völlig überrascht, weil sie immer gedacht hatte, ich könne sie nicht leiden! Und sie weinte noch mehr, denn sie wusste ja, dass auch ich nur in den Schulferien mit unseren Kindern etwas zusammen unternehmen konnte... Als wir auseinandergingen, spürte ich eine brennende Freude in mir - wie lange nicht mehr. Ja, “keine Alternative zur Liebe!” BP
“Mach immer neu den Schritt aus dem Dunkel (in deinem Herzen) ins Licht!” war unser Motto für den Tag. Ich begegnete einem Arbeitskollegen, dessen Verhalten mich wiederholt geärgert hatte. Sein Wagen hatte mich mehrfach gehindert, mit dem Auto meine Garage verlassen zu können. So bat ich ihn, beim nächsten Parkmanöver kurz bei mir anzufragen, ob ich die Garage verlassen müsse oder nicht. Diese Bitte schien er in den falschen Hals bekommen zu haben und echauffierte sich sehr. Ich merkte: Versachlichung war im Augenblick nicht möglich! Wir konnten nur auseinander gehen, um nicht zu viel Porzellan zu zerschlagen. Eine längere Autofahrt lag vor mir. In meiner Seele rumorte es. Ich war sauer, da ich mich 'im Recht' fühlte und das Unverständnis meines Gegenübers einfach nicht verstand. Ich spürte, wie sich dieser Groll in meiner Seele breit machte. In mir war es dunkel. Aber ich wollte doch im Licht leben! Eine Zeit lang war mein Herz unfähig, die verurteilenden Gedanken los zu lassen. Ich kämpfte. Aber wie sollte ich gegen diese Kraft des Bösen in mir ankommen? Mir schoss der Impuls durch den Kopf: “Versuch zu beten!” Ich begann, ein Gesätz des Rosenkranzes zu beten - dann ein Zweites und noch ein Drittes. Ganz langsam spürte ich, wie meine Seele sich - betend - an den Worten des Rosenkranzes festmachte und so das Klammern an “meinem Recht” lassen konnte. Frieden und Ausgeglichenheit kehrten zurück. Ich konnte meinen Gesprächspartner anrufen und am Telefon nochmals in aller Ruhe mein Anliegen vortragen. WM
Auf dem Weg zum Osterfeuer ging ich mit einer Freundin über einen kleinen Waldweg. Es war stockdunkel, so dass ich mein Handilicht als Taschenlampe benutzte. Auf dem Weg kamen uns einige Menschen ohne Lampe entgegen. Sofort fragen sie uns, ob wir ihnen leuchten könnten. Konkrete Frage - konkrete Antwort! - dachte ich. Nach kurzer Rücksprache mit meiner Freundin entschieden wir: Ich gehe mit den Wanderen das stockfinstere Wegstück zurück und sie wartet so lange auf mich. Die Fremden schienen sehr dankbar über meine kleine Hilfe zu sein. Als wir uns verabschiedeten, sagten sie mir: "Der Herrgott wird´s Ihnen danken." SK
“Doch, du bist wirklich zu Hause!” antwortete ich meinem Vater, der vor über zwei Jahren einen schweren Schlaganfall erlitten hat und seit dem halbseitig gelähmt und damit Pflegefall ist. Sich an dem Eindruck, im Haus seiner Kindertage zu sein, festbeißend, erwiderte: “Nein, ich bin in meinem Elternhaus, wann verstehst du das denn endlich!?” Da dieses Thema in seiner Krankheit ein Dauerbrenner ist, spürte ich in mir eine gewisse Überdrüssigkeit: “Oh, nicht schon wieder diese Leier!’ Ich wollte gerade wieder argumentativ einsteigen, um meinen Vater von seinem Irrglauben abzubringen - wohlwissend, dass das nicht bringt, da kam mir das Motto in den Sinn, das ich mit Freunden - auf dem Tagesevangelium basierend - heute zu leben versuchte! Es lautete - ein wenig kämpferisch: “Jesus hat für uns gekämpft. Sei bereit für Jesus zu kämpfen!” - Ich biss mir auf die Zunge und versuchte die Aufmerksamkeit meines Vaters auf ein anderes Thema zu lenken. Aber er blieb dran. Meine Mutter kam ins Zimmer. Als sie mir auch noch beipflichtete, reagierte mein Vater noch deutlich härter und verbissener. Ich spürte, wie ihn eine negative Kraft gefangen hielt und konnte zugleich selber kaum etwas tun. Ich betete zu Gott und versuchte so mit aller Konsequenz an dem Motto des Tages dran zu sein. Eine Tante kaum noch zu uns ins Krankenzimmer. Auch ihr sagte er: “Kannst du meinen Familienangehörigen nicht endlich mal klar machen, dass ich hier nicht zu Hause bin?!” Meine Tante reagierte liebevoll und erklärte ihm die ganze Sachlage. Plötzlich hielt er inne und sagte: “Was, ich bin hier doch zu Hause? Dann hab ich meiner Frau und meinem Sohn aber eben Unrecht getan. Dann muss ich mich sofort entschuldigen!” Und das tat er dann auch - mit Tränen in den Augen! WM
Ich hatte heute ausgesprochen schlechte Laune und war total genervt. Eigentlich ohne Grund. In meinem Unternehmen gleich wieder Dienstplandiskussionen, den Sommerurlaub muss ich auch wieder abkürzen, dauernd wieder tauschen... An meinen verschiedenen Arbeitsplatzen fehlte immer etwas! Selbst durch das heutige Tages-Motto („Mach’s wie Jesus, verschenk dich für andere!“) fühlte ich mich angegriffen. Im Stillen sagte ich mir: "Was tue ich denn? Bin doch ständig für andere da!" trotzdem fühlte ich mich von einem jeden Kunden gestört. Irgendwann habe ich mir dann gesagt: „So kann das nicht weiter gehen! Sonst läufst du Gefahr, unfair zu werden!“ Also habe ich mich für 2 min in unseren Sozialraum zurückgezogen und noch einmal sowohl das Motto, wie dann auch endlich die dazugehörige Textstelle (Joh 6,52-59) gelesen. Ich merkte schnell, dass ich ruhiger wurde und ich konnte mich neu motivieren weiterzumachen. Gleich die nächste Kundin, die ich begrüßte, fragte mich, wie es mir gehe. Ich war überrascht, sagte aber, es gehe mir gut und sie sei die erste, die das frage. Daraufhin sagte sie, sie sei vielleicht auch die erste die mich richtig sehe! Wir mussten beide lachen, der "Bann war gebrochen" und die restliche Arbeitszeit ging super gut, fast wie von selbst. PB
Es ist Sonntagmorgen - in aller Frühe. Es schellt. Ich bin gerade aufgestanden. Soll ich öffnen? Ein kurzer Augenblick des Inne-Haltens. Mein Herz sagt: “Ja, geh und öffne!” Ein Ehepaar steht vor der Tür. Ich bitte sie hinein und koche einen Kaffee. Ich habe nur wenig Zeit, da ich kurze Zeit später mit einer Jugendgruppe zu einer Tagesfahrt aufbrechen werde. Ein Gespräch entwickelt sich. Das Ehepaar erzählt von ihrem Sohn und von allerlei Herausforderungen. Wann wir denn losführen - fragen sie. Meine Antwort: “In 20 Minuten.” Ob ihr Sohn auch mit kommen könne? - Meine Antwort: “Na klar, einen Platz haben wir noch frei, er kann mit!” Der Vater ruft seinen Sohn an, klingelt ihn aus dem Bett. Wenige Minuten später entscheidet er sich, mitzukommen. Wir holen ihn mit den Jugendlichen in einer Nachbarstadt ab. Ein wenig schüchtern steigt er ein. Schnell entspinnt sich ein lockeres Gespräch. Als ich ihn am Abend frage: “Und, wie war der Tag mit dem Turbo-Start für dich?” strahlt er mich nur an. Gut, dass ich mitgekommen bin. Und meine zweite Frage. “Und zum Weltjugendtag nach Madrid, kommst du mit?” - “Na klar!” MW
Nach meiner regulären Arbeitszeit fuhr ich noch zu einer älteren Frau, um ihr zu helfen. Sie ist 86 Jahre alt, blind und lebt alleine. Ihr Enkel wohnt im Haus, ist aber berufstätig. Sie hatte vor 5 Wochen eine schwere Operation durchzustehen und ist dadurch sehr an ihre Wohnung gebunden. Sie freute sich riesig über meinen Besuch. Als ich schon fast wieder gehen wollte, sagte sie:"Ja, ja - alles nicht so leicht." Mir war sofort klar: Sie wollte etwas erzählen. Also habe ich mich zu ihr gesetzt und ihre Hand genommen und dann ging es aber auch schon los. Vor 28 Jahren ist ihr Mann gestorben, elendig wie sie sagte, an einem Hirntumor. Während dieser Zeit fing sie an zu erblinden. Mittlerweile hat sie rechts ein Glasauge und links sieht sie noch knapp 5 Prozent. Kurz nach dem Tod ihres Mannes erkrankte sie an einem bösartigen Nierentumor und musste sich langwierigen OPs und Therapien unterziehen. Vor 5 Jahren dann starb ihr Sohn mitten in der Nacht an einem plötzlichen Herztod als er mit Freunden unterwegs war. Diese Nachricht wurde ihr von der Kripo überbracht. Jetzt hatte sie massive Herzrhythmusstörungen und musste lange auf der Intensivstation liegen... Sie sagte: "Ich hatte solche Angst, aber der da oben wollte mich doch noch nicht. Welch ein Glück, sonst hätte ich Ihnen das alles nicht erzählen können und das hat so gut getan! Danke, kommen Sie bitte bald wieder!" Ich war so bewegt! Diese arme Frau! Hab ich ein Glück, dass ich immer wieder so starke Persönlichkeiten kennen lernen darf. Für mich eine echte Zeugin. Diese Frau ist überhaupt nicht verbittert. Sie nimmt alles, wie es kommt - und lebt es! PB
Als ich am Dienstag bei einer Flüchtlingsfamilie war, erzählte mir die Mutter, dass ihr kleiner Sohn Gummistiefel bräuchte. Aber in der Kleiderkammer gibt es sie nicht. Und die Tochtzer der Familie brauchte Knie- und Ellenbogenschoner für die Schule. Sie haben nächste Woche Projektwoche und wollen Inline-Skaten. Aber nur die Kinder, die Schoner haben, dürfen mitmachen. Das ist ja gut und richtig, aber in den Geschäften, in denen die Asylanten mit ihren Gutscheinen einkaufen dürfen, gibt es keine Schoner und leihen konnte sie ihr auch niemand. So fragte mich die Mutter, ob ich nicht eine Idee hätte, wie sie beiden Sachen bekommen könnte. Ich hab ihr nur gesagt, ich würd mal rumhören. Versprechen konnte ich allerdings nichts. Abends hab ich das dann meiner Mutter am Telefon erzählt. Ihre Antwort: "Gummistiefel haben wir im Kindergarten und nach Knieschonern frage ich auch noch." Als ich dann gestern abend nach Hause kam, standen die Gummistiefel schon im Flur. Und dann gab sie mir noch eine Tüte, darin waren neue Schoner. "Ich hab gefragt, aber niemand hatte welche in der Größe. Ich hab ihr welche gekauft, es darf nicht sein, dass das Mädchen deswegen nicht mitmachen kann." Mich hat das total gerührt, dass meine Mutter sich hat davon so ansprechen lassen und nach einem langen Tag noch losgefahren ist, um die Schoner zu besorgen. Gerade hab ich die Sachen bei den Asylanten vorbei gebracht. Der Vater sagte, dass seine Tochter von nichts anderem mehr gesprochen habe, als von den Schonern. Und dann hab ich ein Strahlen in den Augen des Kinder sehen dürfen, was mich tief berührt hat. Nur schade, dass meine Mutter dieses Strahlen nicht sehen konnte. DS
Meine Tochter kommt wie jeden Tag total genervt und schlecht gelaunt aus der Schule. Alle sind nur blöd und keiner versteht sie. Meine bloße Existenz ist für sie schon eine Beleidigung! Wenn überhaupt Antworten kommen auf meine Fragen, sind es patzig hingeschleuderte Wortfetzen. Heute gelingt es mir aber recht gut diese Stimmung auszuhalten. Ich mache ihr den Vorschlag, dass wir uns zusammen in "meine" Lieblingsecke setzen und ich die Vokabeln mit ihr durchgehe. "Kein Bock!" Ich bitte sie noch einmal, doch mitzukommen. "Du nervst!" Gut, ich schaffe es nichts zu sagen(!!) und gehe in “meine Ecke”. Es dauert nicht lange und da kommt meine Tochter zu mir, immer noch “bester Laune”. Sie fragt mich, ob ich ihr den Rücken massieren könne. Mein erster Gedanke war: wie unverschämt, sie sieht doch, dass ich arbeite und überhaupt der Ton... Dann fällt mir das Motto des Tages ein: “Meine Liebe soll Brücken schlagen über jedes Versagen!” und ich sage zu meiner Tochter. Ich massier dich gern! Sie setzt sich zu mir auf den Schoß und ich fange an. Sie schnurrt wie ein Kätzchen und lässt endlich locker. Nach einer Zeit dreht sie sich herum, nimmt mich in den Arm:"Danke, Mama! Jetzt mache ich mit dir Hausaufgaben." BP
Ich war zu einem beruflichen Termin unterwegs. Ich kam etwas früher und traf eine Kollegin, die ich sehr schätze, die ich aber schon lange nicht mehr gesehen hatte. Wir freuten uns beide sehr, uns zu sehen und natürlich kam sofort die Frage: "Wie geht’s dir?" Ich sagte ihr, dass es mir gut ginge und dann fragte sie nach einem Projekt, in dem ich mit lebe und das sie seit den Anfängen mit verfolgt. Es gab einige Schwierigkeiten und Enttäuschungen, aber sollte ich ihr das sagen? Unsere Begegnung konnte nur ganz kurz sein, da der Termin wartete. Mir fiel das Motto ein, das ich an diesem Tag leben wollte: “Dich geben - bringt Leben!” Ich dachte: "Also gib dich - jetzt in diesem Augenblick, den Gott schenkt! Der Termin läuft sowieso nicht weg!" So erzählte ich ihr von den Schritten, die wir in dem Projekt gemacht hatten, ich erzählte von Schwierigkeiten und Enttäuschungen und von unserem Suchen und der Neugierde, wie es weitergeht. Ich erzählte ihr von meinen Fragen und Zweifeln, aber auch von Erfahrungen, die mir Mut gaben und von der Gewissheit, diesen Weg mit Gott zu gehen. Es wurde ein ganz tiefes Gespräch von Seele zu Seele. Meine Kollegin erzählte noch kurz von einer Erfahrung, die sie in der letzten Zeit total bewegt hatte... Als wir uns verabschiedeten war eine große Freude in mir. Wir hatten uns gegeben und dadurch viel Leben geschenkt bekommen. Zu dem Termin bin ich zu spät gekommen... DS
Dobar dan! - Guten Tag! Ich traf zwei kroatische Freunde und begrüßte sie freudig mit “dobar dan" . Kurze Zeit danach fragte mich eine junge Frau, was ich mit Ex-Jugoslawien zu tun habe, denn sie hätte meine Begrüßung gehört. Gerade von einer Erkundungsfahrt nach Bosnien heimgekehrt, erzählte ich ihr von meinen Eindrücken... Daraufhin sagt sie mir: "Mein Vater ist Serbe, aber er ist kein Mörder. Er hat alles verloren durch den Krieg." Und dann brach’s aus ihr heraus: ihr Vater habe sie nicht gewollt und sei schon ganz früh wieder zurück nach Serbien gegangen. Ihre Mutter habe sie auch nicht gewollt und sie sei bei ihren gehörlosen Großeltern aufgewachsen. Ihre ganze Geschichte sprudelte nur so heraus. Es sei ihr immer unwohl gewesen aber sie wirkte nicht verbittert. Nein, sie war so bewegt durch diesen Moment. Sie sagte:" Meine Güte, was ist nur passiert? Wie lange habe ich nicht über diese Geschichte geredet? Wenn ich helfen kann in Bosnien, bitte melden Sie sich! Und demnächst gehen wir lieber einen Kaffee trinken, das ist auf dem Balkan unsere Art!" Ganz bewegt verließ sie mich. - Ein total inniger Moment! BP
Mein Opa suchte händeringend jemanden, der ihm seinen Rasen mähte, da er gemerkt hatte, dass es ihm selber immer schwerer fiel. Obwohl schon mehrere aus der Verwandtschaft enttäuscht waren, weil er oft Anweisungen gibt und fast nie zufrieden ist, wie wir den Rasen dann mähen, beschlossen meine Cousine und ich, einen weiteren Versuch zu starten und den Rasen mit all unserer Liebe zu mähen. Mein Opa war so überwältigt von unserem Angebot, dass er sich schon bald hinsetzte und uns machen ließ - ohne noch irgendwelche Anweisungen zu geben. Als wir fertig waren, strahlte sein Gesicht vor Freude! SK