Ich hatte auswärtigen Seminarbesuchern spontan eine Preisreduktion gewährt. Damit waren nicht alle im Team einverstanden. Sie hatten Angst, dass das Budget nicht aufgeht. Das hat mich verunsichert und traurig gemacht. Doch die Ich-Perle half mir: „Gott Du kennst mich. Du weißt, dass ich einfach auf dich vertraut und nicht viel gerechnet habe. Nun vertrau ich, dass alles gut geht!" Nach 2 Tagen erhielt ich eine Mail vom Trainer des Seminars, in der er mir mitteilte, dass er viel weniger Geld möchte, als ich ursprünglich gedacht hatte. Es blieb ein großer Überfluss, den wir nun für jene gebrauchen können, die ihre Weiterbildung nicht bezahlen können. Welche Freude!
Ich habe eine Schachtel „Wegweisende Bibelworte und praktische Tages-Impulse“. Als ich heute Mittag niedergeschlagen nach Hause kam und mich aufs Bett legte, um ein wenig auszuruhen, kam mir plötzlich der Gedanken: Zieh doch ein Kärtchen von den vielen! Als ich eine gezogen hatte, war ich erstaunt. Auf diesem Kärtchen stand: „Heute will ich auch in Schwierigkeiten Gott loben und ihm danken, dass er mein Heiland und Herr ist. Trotz aller Not bin ich zuversichtlich und voll überschwänglicher Freude.“ Ich erinnerte mich an die Ich Perle: „Herr, Du kennst mich.“ Ja Gott kennt mich wirklich: er hat mir jenen Text geschenkt, den ich in diesem Zustand brauchte. Gestärkt ging ich am Nachmittag wieder arbeiten. Bei der Arbeit ging alles leichter.
Ich erhielt die Mail einer jungen Afrikanerin. “Durch die Wirren in unserem Land und durch eine Gerichtsverhandlung haben wir unser Haus verloren. Wir stehen mit 10 Personen auf der Straße, denn ich hab noch ein Mädchen aufgenommen, die Zwillinge bekommen hat und zu Hause deshalb heraus geworfen worden ist!”
Mich erreichte diese Mail in einer sehr stressigen Zeit. Die Arbeit war einfach zu viel. Mir kam das Wort: “Herr, Du kennst mich!” Und ich spürte, als ich es leise aussprach, dass ich nicht auf mich vertrauen durfte, sondern auf Jesus. So ließ ich diese Mail mein Herz bewegen. Am vergangenen Sonntag kam mir beim Morgengebet der Impuls, diese Not auf jeden Fall nach den Gottesdiensten zu teilen. Ich erzählte von der Mail.
Nach der ersten Messe kam ein alter Mann und drückte mir schweigend etwas Geld in die Hand. Ich sagte Gott danke, dass er sein Herz hatte berühren lassen. Nach der zweiten Messe kam ein junger polnischer Familienvater, der mit seiner Frau zwei Kinder hat. Diese Familie lebt sehr einfach. Dieser Mann klopfte mir auf die Schulter und sagte immer wieder: “Da müssen wir doch was machen!” Und dann sagte er: “Wenn du eine Spendenaktion machst, dann bekommst du die ersten 1000 € von mir!” Ich war so gerührt, dass ich nicht mehr reden konnte. Weinend gingen wir auseinander. “Was für eine Liebe!”
Am frühen Abend erhielt ich einen Anruf - auf Band, ich solle zurück rufen. Ich erreichte einen Mann, der selber einmal in großen Schwierigkeiten war und Not kannte. Und auch jetzt hatte er in seiner Familie ein schweres Los zu tragen. Ich hatte versucht, so gut ich konnte, dieser Familie nahe zu sein. Dieser Mann fragte, wie viel Geld schon zusammen gekommen sei. Ich erzählte die Erfahrung vom Vormittag. Dann sagte er: “Wissen Sie, ich weiß, was Not ist!” Und dann versprach er mir auch noch einen größeren Betrag für die afrikanische Familie.
Zum zweiten Mal versagte mir an diesem Tag die Stimme und ich konnte nicht mehr reden. Ich wusste: “Herr, Du kennst mich! Du weißt um mein wankelmütiges Herz! Aber wenn ich Dir alles in die Hände lege, dann kümmerst Du dich um all das!”
Ich hatte ein langes Begleitungs-Gespräch, das mich völlig aus der Bahn warf. Plötzlich wurden mir Fragen gestellt, mit denen ich mich noch nie auseinander gesetzt hatte. Als ich an dem Abend nach Hause kam, war in mir nur ein großes Durcheinander von Gedanken und Gefühlen, die mit großer Wucht in mir arbeiteten. Ich erlebete eine Zeit tiefer Traurigkeit und Angst... Und dann sah ich die Perlen auf meinem Nachttisch liegen “Wer bin ich?”. Ich selber hatte in diesen Augenblicken keine Antwort mehr auf diese Frage, denn ich kenne mich selbst nicht mehr. Aber Gott kennt mich, dass war mir in diesem Moment klarer als je zuvor. Und weil Gott mich kennt, so wie ich bin, aber vor allem auch so, wie er mich gemeint hat, kann ich mich überhaupt auf den Weg machen, mich selbst besser kennen zu lernen und immer mehr zu dem Menschen zu werden, als den Gott mich gedacht hat. Für mich war das in diesem Moment so eine Erleichterung und ein Trost! Ich habe gespürt, jetzt gar nicht sagen zu müssen, wer bin ich, denn da ist jemand, der diese Frage für mich beantworten kann, weil er mich zutiefst kennt und liebt. Damit kam eine Ruhe in das innere Durcheinander, ich konnte entspannen. Die Perlen, das Wort haben mich an diesem Abend “gerettet”.
Ich war mit einer Reisegruppe in der Türkei unterwegs. Zum ersten Mal in meinem Leben ging ich dort in eine Moschee. Als ich in diesem Gebetshaus stand, spürte ich innerlich, dass Gott mir hier ganz nahe war. Mir kam das Wort:”Ich bin da!” in den Sinn. Ich verstand, wie sehr uns Gott über alle Grenzen hinweg verbindet.
Ich war mit dem Auto unterwegs. Plötzlich nahm mir jemand die Vorfahrt. Blitzschnell konnte ich reagieren, so dass es nicht zu einem Unfall kam. “Ja, Du bist da!” dachte ich. Ich bin wirklich behütet von einem Gott, der mich begleitet!
Es herrschte Streik im öffentlichen Dienst. Und so fuhr keine Straßenbahn. Eine Krankenschwester, die im Städtischen Klinikum arbeitet, erzählte, dass sie auf Grund des Streikes auf einer anderen Station eingesetzt worden war. Dort war an diesem Tag nur ein Arzt, der dort auch nicht Bescheid wusste, eine Praktikantin und eine ausländische Krankenschwester, die sonst immer nur Nachtdienst macht. “Wie schaffe ich das nur?” ängstigte sich die Schwester. Sie erzählte, dass sie morgens - auf der Fahrt zum Krankenhaus - im Auto um die Kraft des Heiligen Geistes für ihre Arbeit und all die Patienten bittet. An diesem Morgen hielt sie die Gottesperle in der Hand und sagte leise: "Ich bin da". Ihr Herz füllte sich mit Ruhe und Gelassenheit und trotz Streiksituation verfiel sie nicht in Panik und Stress.
Vor einer Woche habe ich mich mit meiner Mutter gestritten. Dabei ging es um meine Schwester, ich fühlte mich total unverstanden und hatte das Gefühl, wir redeten nur aneinander vorbei. In einem gewissen Augenblick hatte ich die Nase voll. In mir tobte es: „Du hältst es hier nicht mehr aus! Es ist doch immer das Gleiche!“ sagte mir eine innere Stimme. Und meine Konsequenz? Ich beschloss, mich in meinem Zimmer einzuschließen und mit niemandem mehr zu reden, bis ich endlich eine eigene Wohnung gefunden hätte. Zwei Tage später las ich das Tagesevangelium. Das Motto, das mich dazu erreichte, lautete: "Vergib und zeig große Barmherzigkeit!". Ich war sehr überrascht. Aber ich konnte noch nicht verzeihen. Ich wollte auch nicht! „Diesmal werde ich nicht den ersten Schritt machen!“ sagte ich mir. Am Tag danach sagte mir das Evangelium: "Bekehr dich und mach ernst mit dem Leben des Wortes!". Doch ich blieb stur und nahm es nicht ernst! Zwei Tage später kam als Kurzmotto zum Tages-Evangelium auf mein Handi: "Versöhne dich um jeden Preis!" Ich war baff und begriff, Gott meint mich! Er weiß, dass ich mich schwer tue, aber er stupst mich an. Ich hatte diese verfahrene Situation doch gar nicht gewollt! Sie tat mir sogar leid. Aber ich sollte den ersten Schritt wagen! So kaufte ich eine Schachtel der Lieblingspralinen meiner Mutter und eine kleine Blume. Ich ging an ihr Bett und wartete, bis sie aufwachte. Dann hab ich mich entschuldigt. Sofort nahm sie mich voller Freude in den Arm. Und ich spürte ein Glück in meinem Herzen, wie schon lange nicht mehr! - Ja, Herr, Du kennst mich!!!
Vor einiger Zeit hatte ich meiner Tante eine Lebensordnung vorgestellt, die für mich ausgesprochen erstrebenswert ist und die unter anderem das tägliche Lesen und Verinnerlichen des Evangeliums enthält. Gestern nun sagte sie in einem Telefonat, dass ich ihr Leben ganz schön durcheinander gebracht habe. "Wie das?" war meine erstaunte Frage. "Naja, mein Mann und ich haben wieder die Bibel hervorgeholt, lesen jetzt auch täglich das Evangelium und kommen darüber ins Gespräch. Eigentlich hatte ich mir mein Leben, mein christliches Leben, ganz bequem eingerichtet, mit sonntäglicher Messe und so, aber nach unseren Gesprächen habe ich gespürt, dass da doch viel mehr sein muss."
Mein Tag war gut gefüllt. Ein Freund hatte uns für längere Zeit bei der Arbeit geholfen. Nun galt es für ihn, wieder nach Hause zu fliegen. Natürlich, er konnte den Zug nehmen. Ich spürte in mir den Impuls: “Bring ihn zum Flughafen!” Schon zeitig fuhren wir los, um nicht durch Staus in Bedrängnis zu kommen. Ein tiefer Austausch unter uns entwickelte sich. Nach dem Einchecken am Flughafen lud ich ihn noch auf einen Kaffee ein. Wir saßen zwischen vielen Reisenden an einem kleinen Tisch. Das Monatsmotto fiel mir ein. In diesen Augenblicken spürte ich eine unaussprechliche Freude zwischen uns. Er strahlte mich an und sagte: “Danke für Deine Zeit, dass Du mich noch hierher gebracht hast. Nein, nicht nur das: Danke für Dich!” - Wenige Stunden später rief er an. Er war schon in seiner Heimat gelandet. An seiner Stimme spürte ich: Die Freude war geblieben.
Ein Impuls rührt mein Herz an. Schreib noch eine kurze sms und frag, ob morgen mittag noch ein Gespräch möglich ist, denn in wenigen Tagen liegen schon wieder viele Kilometer zwischen uns. “Ich hatte auch gerade den Impuls, Dir eine mail zu schreiben!” lese ich als Antwort, “ja, wir müssen uns morgen noch sehen.” Am nächsten Tag verabreden wir uns auf eine Pizza. “Gestern habe ich eine unglaubliche Erfahrung gemacht. Gott hat geantwortet, auch wenn die Situation, in der ich jetzt stecke, schwierig ist!” höre ich mein Gegenüber sagen. “Seit Monaten schon spüre ich, dass meine Freundschaft zu einem Mädchen zur Routine geworden ist. Wir smsen uns täglich, aber irgendwie ist alles total leer und ich spüre, dass Gott einen anderen Weg für mich im Sinn hat. Gestern hab ich in einer Begegnung mit einer Gruppe junger Menschen verstanden, dass ich JA sagen soll zu dem Kreuz der Trennung und zu dem Kreuz, von meiner Freundin und auch von meinen Eltern nicht verstanden zu werden. Aber ich spüre, dass ich Gott mehr trauen muss und dass ER, auch wenn es schwer ist, etwas Großes für mich bereit hält!” Erstaunt höre ich zu und schaue dann in die verweinten Augen eines jungen Menschen, der total ernst macht mit dem, was ich wenige Tage zuvor noch beim Weltjugendtag in Brasilien von Papst Franziskus gehört hatte. Er hatte die Jugendlichen eingeladen, in die persönliche Begegnung mit Jesus zu gehen und dort das Licht für die eigenen Wege zu finden. Und bei all dem klang in mir eines seiner Worte nach:“Um es klar zu sagen: Der Heilige Geist ist für uns eine Belästigung. Er bewegt uns, er lässt uns unterwegs sein, er drängt die Kirche weiterzugehen. Aber... wir wollen, dass er sich beruhigt, wir wollen ihn zähmen. Doch das geht nicht. Denn er ist Gott und ist wie der Wind, der weht, wo er will. Er ist die Kraft Gottes, der uns Trost gibt und auch die Kraft, vorwärtszugehen.” Hier sitze ich einem jungen Menschen gegenüber, der den Heiligen Geist nicht zähmen will, sondern sich ihm ganz überläßt. Was für ein Geschenk!
Über Jahre hatten wir einen Besuch in der Verwandtschaft nicht mehr machen können. Krankheiten in mehreren Familien hatten ein Zusammen-Sein verunmöglicht. Nun waren die Karten neu gemischt. Ich hatte meiner Mutter versprochen, eine Tante zu besuchen, die ungefähr eine Stunde von uns entfernt wohnte. Die Freude meiner Tante war schon am Telefon zu spüren gewesen. Sie konnte die Stunden, bis wir uns sehen würden, kaum abwarten. Unglücklicherweise verletzte ich mich am Vortag am Auge. Es tränte unaufhörlich. Am nächsten Tag, dem Besuchstag, entschied ich, zunächst zum Arzt zu gehen. Wegen der Ferienzeit mußte ich viele Kilometer fahren. Als ich wieder zu Hause war, schmerzte das Auge sehr und ich wußte nun, dass das auch ein paar Tage noch so bleiben würde. Ich spürte, wie der Besuch bei meiner Tante plötzlich auf wackeligen Beinen stand. Während der Mittagspause betete ich zu Gott und spürte, dass jetzt einfach Mut und die größere Liebe angefragt waren. Ich entschied, zu fahren. Als wir meine Verwandte erreichten, sprühte sie - wie auch meine Mutter - voller Freude, sich nach so langer Zeit wieder zu sehen. Immer wieder ließ meine Tante uns ihre Freude spüren. Waffeln mit heißen Preiselbeeren und Sahne waren hergerichtet... Wir blieben lange, sehr lange. In meinem Herzen tauchte immer wieder ein Wort Marias an die Jünger bei der Hochzeit zu Kanaan auf: “Was ER (Jesus) euch sagt, das tut!” ER hatte gesagt zu fahren. Jetzt durfte ich Zeuge einer tiefen Freude und eines ehrlichen Austausches innerhalb meiner Familie werden.
Lange hatten wir uns nicht gehört. Um so mehr freute mich der Anruf. Viel gab es zu berichten - aus den vergangenen Monaten. Und dann kam das Gespräch auf einige Besinnungstage. Sie hatten sehr in die Tiefe geführt. Am Abend eines der Tage - so durfte ich am Telefon hören - hatte es noch ein norwegisches Märchen gegeben. Es handelte von einem Drachen, der seine Bräute in der Brautnacht immer neu verschlang. Die neue Braut hatte Rat bei einer alten Frau gesucht, die ihr gesagt hatte, sie solle sieben Kleider übereinander anlegen und den Bräutigam in der Hochzeitsnacht darauf verpflichten, dass immer, wenn sie ein Kleid ablege, auch er eine Haut ablegen müsse. So geschah es. Nach einem wunderbaren Hochzeitsfest verschwanden die beiden im Brautgemach. Am Ende zeigte sich der Drache, der schmerzvoll Haut um Haut abgelegt hatte, als ein wunderschöner Prinz. “Und was steckt in meiner Drachenhaut?” hörte ich mein lachendes Gegenüber am Telefon. Und dann wurde mir das Kostbarste ihrer Seele anvertraut. Über viele Jahre von Menschen nicht angeschaut worden zu sein, bedeutete größten Schmerz. Und in den Besinnungstagen war dieser innerste Schmerz plötzlich wieder lebendig. Doch in einer Gebetszeit wuchs aus größtem Schmerz plötzlich aus dem Innersten der Seele die Gewissheit, dass mein Sein zutiefst Ausdruck der Liebe Gottes zu mir ist, dass vor allem Nein der anderen SEIN "Ja!" stand. Im Innersten, im Innigsten der Seele strömte lebendige Liebe. Die Erfahrung weitete sich und offenbarte: Alles, was ist, ist Ausdruck der Liebe. - Tief gerührt und beschenkt stand ich mit meinem Handi im Zimmer. Und wieder neu spürte ich: ER ist da, in der Mitte der Seinen, die bereit sind, einander ALLES zu schenken - allen Schmerz und alle Freude!"
An der U-Bahn-Station bei meiner Schule stand gestern ein junger Mann, der mich nach etwas Kleingeld fragte, ich musste aber fix in die Schule und winkte ihm mit einem "Sorry, keine Zeit!" ab... Als ich von der Schule wieder zur Bahn ging, war er noch immer da, grinste... doch ich hatte es wieder eilig - er rief noch hinterher, dass ihm langweilig sei, ob wir uns nicht ein wenig unterhalten wollten, doch ich hatte, wie gesagt, keine Zeit. Heute nun ging ich mit einer Freundin an der gleichen Stelle Richtung Kiosk. Er war wieder da, mit ein paar Freunden und lächelte. “Na ihr Hübschen, habt ihr etwas Kleingeld übrig?” Ich sagte: “Mal schauen, wie es nach dem Kioskbesuch aussieht!” Es war zwar nicht viel, aber die paar Cent, die ich ihm geben konnte, erfreuten ihn sichtlich. Seine Dankbarkeit war deutlich zu sehen - gar nicht vorrangig über das Geld, sondern über die Art unserer Begegnung- respektvoll und freundlich, keinerlei Arroganz. Das war für mich ein äußerst wahrer Augenblick!
Mein Tag war noch voller Kleinigkeiten, die es noch zu erledigen galt. Es hatten sich noch Mutter und Tochter angesagt, um mit afrikanischen Freunden auszutauschen und einige Fragen zu besprechen. Immer wieder kamen die noch zu erledigenden Aufgaben in meinen Kopf. Jedes Mal gab ich ihnen einen “Stoß” und dachte. “Schenk dich jetzt - in diesem Augenblick und tu nur das!” Wir saßen um einen großen Tisch. Mitgebrachter Kuchen war einladend aufgebaut. Kaffee und Tee schmeckten. Mehr und mehr entwickelte sich ein Gespräch, das an Tiefe kaum zu überbieten war. Obwohl wir uns alle relativ unbekannt waren, kamen wir in einen Austausch über unseren Glauben, der unserer Herzen brennen ließ. Ich dachte an das Evangelium des Tages: “Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!” Hier brannte das Feuer der sich schenkenden Liebe und Gott war mit Händen zu berühren. Ich war froh, dass ich nicht meinem “Erledigen-Wollen” sondern dem Impuls des Evangeliums, einfach im Augenblick zu lieben, gefolgt war. Die Ernte war um so reicher.
Wir waren im Sommerurlaub - mit den besten Freunden. Wir hatten uns alle sehr gefreut. Und dann kam da eine Situation, die meine ganze Familie menschlich sehr enttäuscht hat. Danach herrschte ein Jahr lang ein total frostiges Klima. Unsere Kontakte waren auf das Allernotwendigste reduziert. Natürlich blieb dieser Missklang unter unseren anderen Freunden nicht verborgen. Wie eine nicht mehr kontrollierbare Geschwulst wuchs Zerstörerisches in viele Beziehungen hinein. Wir litten sehr unter diesem Zustand. Was konnte helfen, dass Brücken zwischen uns wieder möglich wurden? Vor einigen Tagen kam Bewegung in die ganze Sache. Der Mut wuchs, zu einem gemeinsamen Grillen einzuladen - ein echter Schritt der Liebe. Ich spürte bei allen ein ehrliches Bemühen, wieder neu anzufangen. Es wurde richtig schön! Jesus war am Werk! Als ich am Ende des Tages mit einem großen Frieden und einer echten Freude im Herzen auf die geteilte Zeit zurück schaute, hatte ich den Eindruck, zu verstehen: Oft braucht es längere Zeit, bis Schritte der Liebe wieder möglich werden. Diese langen Wege - in Geduld erhofft und erwartet - sind viel fruchtbarer, als kurze Wege, die oft in einer Sackgasse enden. Auch Versöhnung und Neu-Anfang will reifen!
Eine Bewohnerin eines Altenheims sprach mich an, ob ich ihr eine Schneiderin vermitteln könne, da ihr alle Hosen zu eng geworden seien. Ich versprach ihr, bei einer meiner Nachbarinnen nachzufragen, die in einer freien evangelischen Gemeinde sehr engagiert ist. Gleichzeitig stand mein Urlaub an, der aufgrund eines glücklichen Zufalls sich noch um einen Tag (nach vorn) verlängert hatte. So galt es, die Arbeit, die ich auf zwei Tage hin geplant hatte, in das Pensum eines Tages einzupassen. Dennoch fragte ich bei der benachbarten Schneiderin nach, in der Hoffnung, nach meinem Urlaub alles abwickeln zu können. Die Spontanität meiner Nachbarin allerdings wies mir einen anderen Weg. Am gleichen Nachmittag noch wollte sie mit mir die ältere Frau im Altenheim besuchen. Wir gingen hin und mir war klar, dass es mit einer viertel Stunde nicht getan sein würde, es ging immerhin um 6 Hosen. Die im Altenheim mit vielen geteilte Zeit wurde eine gute und fröhliche Zeit für uns alle. Auf dem Heimweg sagte mir meine Nachbarin. “Du bist häufiger hier, das hab ich gemerkt. Toll, wie sehr Du diese alten Menschen im Herzen trägst und liebst! Hat mich schwer beeindruckt!” Ein tiefes Gespräch entwickelte sich. Ich hatte den Eindruck, Jesus ist uns ganz nah! Kaum war ich nach meinem Urlaub wieder zurück, schellte es an meiner Tür. Meine Nachbarin hatte die für die Hosenänderung auf zwei Wochen veranschlagte Zeit um die Hälfte unterboten. Sofort fuhren wir wieder ins Altenheim. Eine Frau, der wir gleich am Eingang begegneten erzählte mir von ihrem Leid. Sie hatte den Eindruck, dass die Tage einer anderen Bewohnerin gezählt waren und sie bat uns, doch auch bei dieser Frau noch vorbei zu schauen. Ich versprach es ihr fest! - Dass sich die Hosen-Empfängerin sehr freute, versteht sich fast von selbst. Wir brachten wirklich Glück in ihr Zimmer. Dann gingen wir gemeinsam zu der Sterbenskranken. Wir versprachen uns vor ihrem Zimmer, für sie gemeinsam zu beten. Das Bild, das sich uns bot, war schwer. Die alte Dame lag mit halb geöffneten Augen und offenem Mund auf ihrem Bett. Und ihre Wahrnehmung schien schon sehr eingeschränkt zu sein. Rechts und links von ihrem Bett standen wir nun, ein wenig unsicher, wie wir beten sollten. “Ich weiß”, sagte ich zu meiner Nachbarin, “dass ihr es in eurer Gemeinde gewohnt seid, frei formuliert zu beten. Lass uns das doch gemeinsam tun!” Das taten wir und schlossen mit einem gemeinsamen ‘Vater unser’. Wir strichen ihr dann noch sanft über den Kopf und waren ihr in dieser Zeit des Hinübergehens ganz, ganz nah. Ein tiefer, kostbarer Augenblick - links und rechts neben dem Bett stehend, mit IHM und ihr in unserer Mitte.
Ich hatte dieses Jahr am Weltjugendtag in Rio teilnehmen können. Das Leben, das wir dort erlebt und in unserer Gruppe geteilt haben, hat mich sehr angesprochen und bewegt. Ich hatte - im konkreten Leben der Worte Jesu - so etwas wie den Schlüssel für mein Leben gefunden. Diesem Lebensstil wollte ich treu bleiben. Dazu ergab sich heute wieder neu eine Gelegenheit. Wir waren mit ein paar Leuten bei einem Kumpel eingeladen und haben dort Burger gegrillt. Immer wieder musste er ins Haus laufen und noch verschiedene Dinge holen. So richtig dabei helfen wollte ihm keiner. Als mir das bewusst wurde, dachte ich: Endlich bekommst du heute die Chance, jemandem beizustehen. Also ging ich und half ihm, wusch Salat und röstete Brötchen. Und es hat mich richtig glücklich gemacht endlich noch Liebe schenken zu können an diesem Tag.
Und wieder war ich beim Langlauf-Training. Wir laufen da immer in kleinen Gruppen, dann können wir uns gegenseitig anspornen und zum Durchhalten motivieren. Auf einmal fiel mir auf, dass nur ich dieses Mal einen Trinkgurt mit dabei hatte - das ist so eine Art “Gürtel mit Trinkflasche”, um während des Laufens Flüssigkeit zu uns nehmen zu können. Alle Mitläufer hatten nichts zu Trinken dabei. Ich verstand sofort: “Das ist wieder neu deine Chance für heute!” Alle waren total durstig, denn es war warm. Ich gab einem jeden meiner Mitläufer etwas zu trinken. Wir sind mit einem Liter für alle 5 Leute ausgekommen!
Ich hatte zunächst keine Lust, meine Erfahrung auf dem Weltjugendtag noch zu verschriftlichen, aber eine innere Stimme hielt mich an, es doch zu tun. So setzte ich mich hin und schrieb einen längeren Artikel. Einigen Personen, die uns auf dem Weg mit ihren Gebeten und ihrem Gedenken begleitet hatten, mailte ich diese Gedanken zu. Tage später erreichte mir eine Antwortmail: “Danke, Danke!!! für diesen Text. Ich hatte bisher nichts vom WJT gehört, wir waren im Urlaub und ‘ertrinken’ jetzt gerade in Renovierungsarbeiten. Ich habe sehr an Euch in Brasilien gedacht und für Euch auf dem Weg gebetet und bin jetzt tief bewegt. - Ich hatte heut’ einen ganz miesen Tag! Mir war alles zu viel! Schon beim Aufwachen hab ich mich gefragt: warum soll ich heute aufstehen? So ein großer Berg vor mir. Und jetzt dieser Text, eure Erfahrungen und die Worte des Papstes. Mir laufen die Tränen und natürlich bin ich dabei!!! Ganz schnell habe ich - wie es der Papst den Jugendlichen der Welt nahe gelegt hat - Glaube, Hoffnung und Liebe (zu meinem Tag) hinzu gefügt und frage mich, warum ich heute morgen noch wegen einiger Dinge für die Renovierung, die schief gelaufen sind, geweint habe!”