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Ich bin glücklich!

 

Es liegt 35 Jahre zurück. Als junger Priester hatte ich für ein Ferienlager mit Jugendlichen von einer befreundeten Familie einen VW-Bulli zur Verfügung gestellt bekommen. Da ich noch nicht so geübt war im Fahren eines größeren Fahrzeuges, hatte ich den Wagen in einer engen Bergkehre auf einen Stein aufgesetzt. Es war nichts Gravierendes passiert und doch saß mir der Schock in den Knochen. Nach der Rückkehr aus dem Ferienlager brachte ich der Familie das Fahrzeug  zurück. Ich „beichtete“ dem Vater, was geschehen war. Er schaute sich den Schaden unter dem Fahrzeug an, stand wieder auf, lächelte mich mit einer Güte an, die mir bis heute im Herzen geblieben ist und sagte: „Lass mal gut sein. Alles in Ordnung!“ Ich weiß noch, wie ich tief berührt wieder nach Hause fuhr. Diese Güte und Großherzigkeit hatte mein Herz tief erreicht. In den vergangenen Tagen haben wir diesen Freund beerdigt. Ich spüre: Die Liebe bleibt!

Do, 28.09.2023 - 18.30 bis 20.00 Uhr
Pfarrzentrum Heilige Familie,
Dunkle Straße 4, 59174 Kamen

„Ich musste meinem Herzen trauen, auch wenn meine Eltern meinen Plänen nur schwer zustimmen konnten!“ erzählt Berislav aus Bosnien und Herzegowina. Nachdem er als Flüchtling sein Dorf, das in den neunziger Jahren vom serbischen Militär angegriffen wurde, verlassen musste, verließ er schon früh seine Familie, ging auf ein kroatisches Gymnasium, studierte dann in Münster Theologie und ist heute ein Marketing-Experte, der das go4peace-Netzwerk berät und unterstützt. Über 70 Teilnehmer*innen hatten sich am Donnerstag, dem 28.09. abends im Gemeindezentrum Heilige Familie auf Einladung des Netzwerkes go4peace eingefunden und erfuhren in sechs spannenden Interviews von bunten Hoffnungsgeschichten aus aller Welt.  Aata aus dem Irak erzählte, wie sie ihren Mann nur kennen lernen konnte, weil er seine Heimat Bagdad verlassen musste, wo er gegen ein hohes Lösegeld vom IS freigekauft worden war. Mittlerweile lebt sie mit ihm und ihren beiden Kindern in Kamen und arbeitet in einer Kindertagesstätte. Mit ihren sieben Sprachen, die sie beherrscht – Arabisch, Kurdisch, Assyrisch, Aramäisch, Englisch und Deutsch – baut sie manche Brücke zwischen den vielen Kindern. Nach einem Bundesfreiwilligendienst-Einsatz hatte sich Artemida aus Albanien entschieden, in Kamen zu bleiben, wo sie mittlerweile an der Gesamtschule Kamen arbeitet. In wenigen Tagen tritt sie eine neue Stelle an und als Meinolf Wacker sie am Ende ihres Interviews fragt: „Bist Du angekommen!“ strahlt sie und sagt: Natürlich schlägt mein Herz weiter für meine Heimat, aber ich bin wirklich angekommen. Gleiches sagen Stas und Sasha aus der Ukraine mit ihrem kleinen Sohn und sind froh, dass sie mittlerweile eine Ausbildungsstelle und eine Arbeit gefunden haben. Bereichert wurde der Abend durch musikalische Liedbeiträge von Lilou Zora Tamina Herlitschke, begleitet von Lukas Bajon am Klavier.

Ein junges Ehepaar aus Afghanistan und dem Iran sind sich mehr als glücklich, in Deutschland leben zu dürfen. Beide haben eine Ausbildung geschafft und sind in ein großes Netzwerk von Freund*innen eingewoben. „Deutschland ist unsere Heimat!“ lassen sie uns wissen. Auch Filmon, ein junger Diakon der eritreisch orthodoxen Kirche, der sein Land ohne das Wissen seiner Eltern verlassen hat, fühlt sich in unserem Land beheimatet. „Wäre heraus gekommen, dass ich mein Land verlassen wollte, wäre ich ins Gefängnis gekommen. So konnte ich denen, die ich liebe, nicht sagen, dass ich bei Nacht und Nebel gehen würde.“ Nach einer langen abenteuerlichen Flucht mit schweren Erfahrungen in einem Flüchtlingslager in Libyen und dem Weg über das Mittelmeer, bei dem Menschen in seinem Boot gestorben sind, kam er nach Deutschland. In fließendem Deutsch lässt der die Zuhörer*innen verstehen: „Ich bin so froh, dass ich jetzt hier eingebürgert bin und Soziale Arbeit studieren darf. Denn ich weiß, was es bedeutet, bei Null in einem neuen Land zu beginnen. So möchte ich in Zukunft anderen helfen, die in dieser Notsituation hier ankommen!“

Auf die Frage: „Und was nehmen Sie mit?“ antwortete eine Teilnehmerin aus dem Publikum: „Ich habe noch nie so tief gespürt, dass wir zu einer Menschheitsfamilie gehören und alle in einem Boot sitzen. Ich gehe sehr bereichert wieder nach Hause!“ Eine jüngere Teilnehmerin fügte hinzu: „Mich hat es sehr berührt, von der jungen Christin aus dem Irak zu hören: Für mich ist nicht wichtig, welcher Religion eine Person angehört, sondern ob sie ein gutes Herz hat.“ Veranstaltet wurde dieser Abend als ein Beitrag zur interkulturellen Woche 2023.

In Kamen leben Menschen aus ca. 100 Nationen. Viele haben ihre Heimat verlassen und sind aufgebrochen mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. An diesem Abend erzählen u.a. eine junge Lehrerin aus Albanien, was sie bewegt hat, ihr Land zu verlassen; ein junges Paar aus dem Iran und Afghanistan, wie sie nach einer dramatischen Flucht voller Angst in Deutschland angekommen sind und sich heute in einem Netzwerk von Freund*innen aufgehoben fühlen; ein junger Eritreer, wie er dem Tod ins Auge geschaut und an sich geglaubt hat, seine Pläne immer wieder ändern musste und jetzt Soziale Arbeit studiert; ein Mediengestalter aus Bosnien und Herzegowina, wie er in schweren Zeiten dem Ruf seines Herzens gefolgt ist und alles gelassen hat; eine Mutter aus dem Irak, wie sie mit ihrem Mann dem Tod entronnen und menschlich und beruflich bei uns angekommen ist.

Sie alle lassen ihr Leben mit all ihren Leiden, Hoffnungen und Freuden sprechen.

Musikalische Gestaltung:
Lilou Zora Tamina Herlitschke - Gesang
Lukas Bajon - Klavier

Liebe Freunde von go4peace,

drei Mal tief durchatmen, wenn uns jemand verletzt hat, oder eine Nacht drüber schlafen, dann sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Wenn ich dann reagiere, kann ich mir sicher sein, dass ich auf diesem Weg nicht unbedacht in eine Eskalationsfalle tappe.

Das Durchatmen hilft uns, zur Ruhe zu kommen und die eigene Balance wieder zu finden. Und irgendwie finde ich so auch in den Atem Gottes. Auf einmal spüre ich in meinem Atmen den langen Atem Gottes, den Heiligen Geist am Werk. In solchen Augenblicken steht er mir bei, ist Beistand, gibt mir sanftmütig Gedanken und Gesten des Friedens ins Herz. Und es geschieht, was Jesus versprochen hat: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch!“

 Durch sein unbedachtes vorschnelles Verhalten hatte mich ein Freund verletzt. Sein schnell am Telefon dahin gesagtes: „Tut mir leid!“ konnte ich kaum annehmen. So beendete ich das Telefonat. Ich spürte, wie diese Verletzung meine Seele aufwühlte. In meinen Gedanken begann ich diesen Freund zu verurteilen. Das zog mich immer mehr herunter. Ich wollte mich von diesen negativen Gefühlen nicht lenken und leiten lassen, aber sie waren da. Ich bat Jesus in einem Stoßgebet um Hilfe. Mir fiel ein weiterer Freund ein, der mich gebeten hatte, ihn über den Verlauf einer Konferenz gut zu informieren. Um etwas „aus Liebe“ zu tun und nicht in den negativen Gefühlen hängen zu bleiben, rief ich ihn an. Ich nahm mir vor, die Konferenz, die nicht sehr gut gelaufen war, ganz sachlich und wohlwollend darzustellen und nichts Überzogenes zu sagen. Ein längeres und brüderliches Gespräch entwickelte sich. Als wir uns verabschiedeten, spürte ich wieder echten Frieden in meiner Seele. – Setz Zeichen des Friedens!

für das go4peaceTeam                                   Meinolf Wacker

Während meiner Ferien war ich auf die Passhöhe des Großen St. Bernhard gefahren und hatte dort in der Kirche des Hospiz, wie schon in vergangenen Jahren, für die Jugendlichen Europas gebetet. Viele einzelne Gesichter hatte ich Jesus ans Herz gelegt. Dann war ich auf ca. 3000 Meter Höhe an einen meiner Lieblinsorte gestiegen. Dort saß ich an einer exponierten Stelle und las in einem Buch – unter mir ein Kamin. Auf einmal hörte ich Stimmen. Ein Ehepaar mittlerer Jahre kam durch den Kamin hoch geklettert. Das hatte ich kaum für möglich gehalten. Schnell machte ich Platz, damit sie gut ankommen können. „Toll, dass sie da geschafft haben. Ich bewundere Eure Kondition, Euren Mut und Eure Zielstrebigkeit!“ Sie fühlten sich sehr geliebt und wir kamen in ein längeres Gespräch. Dann setzten sie sich an einen anderen Ort und aßen ihre Butterbrote. Als ich weiterzog, kam die Frau nochmals zu mir und sagte: „Wir hätten keinen schöneren Empfang hier oben haben können, als durch Dich! Danke für Dein offenes Herz und Deine Freundlichkeit!“