Gott verbirgt sich im Brot, damit wir unser Herz davon anrühren lassen und füreinander zum Brot werden. - Ich hatte mich entschieden, den Tag mit meiner über 90jährigen Mutter zu verbringen. Bei ihr angekommen, kam mir die Idee, zu recherchieren, ob die Fronleichnamsprozession ihrer Pfarrei, an der sie schon lange nicht mehr teilnehmen konnte, live gestreamt wurde. Ich fand den Stream. Mit Begeisterung und innerer Beteiligung folgte sie dem inneren und äußeren Weg der Prozession und war ganz glücklich. Ich hörte dem Stream ebenfalls zu, verrichtete dabei ein paar Haushaltsaufgaben, die zu tun waren. Als sich Mutter nach dem Mittagessen ausruhte, nutzte ich die Zeit auf ihrer Terrasse einige Dinge herzurichten und zu reinigen. Nach einer gemeinsamen Tasse Tee und einem Stück Kuchen, das ich mitgebracht hatte, unternahmen wir noch eine kleine Ausfahrt zu ihren Lieblingsorten. Als ich mich am Spätnachmittag verabschiedete, spürte ich eine große Freude im Herzen. Wir hatten miteinander und füreinander das Geheimnis des Festtages gelebt, Brot zu empfangen und füreinander zu sein.
Während der Coronazeit hatte ich täglich kleine Videoimpulse zum Tagesevangelium ins Netz gestellt. Darüber hatte ich eine ältere Frau kennen gelernt, die mir immer wieder Briefgrüße voller Lebenserfahrungen schickte. Ein echtes Geschenk! Nun war sie 90 Jahre alt geworden. Zwei Freundinnen hatten ihr eine Live-Begegnung geschenkt. Ich hatte eine Kaffeetafel hergerichtet und eine PowerPoint Präsentation über das Projekt navi4life vorbereiten. Nach einer Stunde Austausch bei Kaffee und Kuchen, setzten wir uns vor das Tiny House und schauten dort auf einem großen integrierten Fernsehbildschirm die Präsentation an. Wir fanden in einen sehr lebendigen anregenden Austausch. Als wir uns nach zweieinhalb Stunden verabschiedeten, schaute mich die ältere Dame mit leuchtenden Augen an und sagte: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht in Frieden scheiden, denn meine Augen haben das Heil gesehen!“ Tief bewegt gingen wir auseinander.
Bei einem Messdienertag hatten wir uns mit einer lebendigen go4peace-Gruppe mit einem Friedensworkshop beteiligt. Wir boten den Kids, Teenies und Jugendlichen an, über Frieden ins Gespräch zu kommen und kleine Friedensmahner mit der Aufschrift „Frieden auf Erden!“ in jeweils vier Sprachen zu gestalten. Ein kleiner Junge kam, setzte sich an unseren Tisch und begann, seine Friedensstehle zu fertigen. Nachdem er „Frieden auf Erden!“ in deutscher und englischer Sprache aufgeklebt hatte, überlegte er, welche weiteren der angebotenen Sprachen er noch wählen wollte. Er fragte mich nach den verschiedenen Sprachen. Als wir über „Albanisch“ ins Gespräch kamen sagte er: „Das Land kenne ich gar nicht, wo ist das denn?“ Ich erzählte ihm von Albanien, von der Schönheit des Landes und der großen Armut und Chancenlosigkeit, die viele Albaner bewegt hatte, ihr Land zu verlassen. Aufmerksam hörte er zu. „Toll, dass du mir all das erzählt hast. Die Sprache nehme ich auf jeden Fall!“
Schon früh war ich zu einem Pfingsttreffen aufgebrochen. Ich war eingeladen, bunte Erfahrungen zum Thema „Nähe“ zu teilen. Dazu hatte ich eine PowerPoint Präsentation vorbereitet. Die geteilten 90 Minuten gelangen sehr gut und wir kamen in einen sehr lebendigen Austausch. Auch in der nachmittäglichen Begegnung mit einer größeren Gruppe Jugendlicher war viel Esprit zu spüren. Echtes Leben wurde geteilt und das Thema „Heiliger Geist“ war auf einmal weniger Thema als viel mehr Realität. Zwei Tage später durfte ich in der Botschaft einer Jugendlichen lesen. „Vielen Dank für deine Beiträge am Samstag. Ich finde es wirklich toll, dir zuzuhören. Du bist so begeistert bei der Sache, dass ich gar nicht wollte, dass du aufhörst. Du inspirierst mich total und dafür noch einmal danke!“ Gerührt und voller Dankbarkeit gab ich diesen Dank an Gott zurück.
Am Vorabend von Pfingsten durfte ich mit 40 jungen Leuten zusammen sein. Thema war die Erfahrbarkeit des Heiligen Geistes. Wir schauten auf einen Baum, der sich im Wind bewegte. Sofort war allen klar: So wie wir die sich vom Wind bewegenden Blätter sehen, ohne den Wind – als Beweger – zu sehen, ist es auch mit dem Heiligen Geist. Die Wirkungen können wir wahr nehmen, aber den „Auslöser der Wirkungen“, den Heiligen Geist, nicht. Dann zeigte ich den Jugendlichen zwei YouTube-Shorts in denen Jugendliche eine Erfahrung erzählen, die jeweils eine Gabe des Geistes deutlich werden lässt. Gebannt hörten alle zu. Am Ende unseres Zusammenseins bat ich die Jugendlichen: „Wer von euch den Eindruck hat, dass Gott – in der Kraft seines Geistes – in seinem Leben am Werk ist, soll einfach die Hand erheben. Wer ganz davon überzeugt ist, kann sie ganz hoch heben, wer ein wenig daran glaubt, kann die Hand in der Mitte halten und wer nicht glaubt, kann sie einfach unten lassen.“ Ein Mädchen zögerte ein wenig und hielt die Hand dann ein wenig erhoben. Später hörte ich von ihrer Mutter: „Eben ist meine Tochter zu mir gekommen und hat mir ganz begeistert erzählt: Mama, bisher hatte ich immer den Eindruck, nicht zu glauben. Aber heute habe ich etwas Tolles gehört und dabei verstanden, dass der Heilig Geist auch in meinem Leben wirkt. Da habe ich meine Hand nicht mehr unten lassen können, sondern sie ein wenig erhoben.“
Beim Besuch meiner Mutter hatte sich am Ende eines Tages eine Gardinen-Schiene von der Decke gelöst. Ich kam gerade aus dem Keller. Sie stand verzweifelt - mit der von der Decke hängenden Gardine in der Hand - im Zimmer. Der Gardinenstore war schon seit längerer Zeit zerrissen. Ich schraubte die über 50 Jahre alte Schiene von der Decke und versuchte sie notdürftig zu reparieren. Es blieb ein Provisorium. Zwei Tage später kaufte ich in einem Baumarkt eine neue Gardinenschiene und es gelang, sie unter der alten Decke anzudübeln. Meine Schwester rief an und wir kauften in einem Baumarkt fertige Store-Stücke. Abends war alles zur Freude unserer Mutter repariert. Die Gardine lief problemlos in der Schiene. Fünf Tage später durfte ich am Telefon hören: „Jeden Abend ziehe ich die Gardine voller Freude zu. Sie läuft so gut. Und morgens ist es eine Freude, wenn ich sie wieder öffnen kann. Danke von Herzen. Ihr habt mich richtig froh gemacht!“
Ich war auf Besuch an einer Schule, um unser Projekt navi4life vorzustellen. Vor 25 Jahren war ich im Heiligen Jahr 2000 mit der Religionslehrerin beim Weltjugendtag in Rom gemeinsam durch die Heilige Pforte gelaufen. Das verband uns seither. Kurz bevor wir wieder auseinandergingen, strahlte sie mich an: „Ich muss dringend noch was mit dir teilen!“ Leider hab ich an eurer Aktion ‚24 Stunden verbunden‘ am Palmsonntag dieses Jahres, als ihr Brückenschläge in die Ukraine möglich gemacht habt, nicht teilnehmen können. Aber ich hab eine junge Kollegin dafür begeistern können. Als ich sie nach Ostern wieder traf, erzählte sie, dass sie nicht nur 30 Minuten Zeit mit jemandem aus der Ukraine geteilt habe, sondern drei Stunden mit einer großen Familie. Alle hatten sich vorgestellt und waren tief beglückt über diesen Brückenschlag. Da die junge Lehrerin aus Kasachstan stammte, war sie auch der russischen Sprache mächtig. So konnte sie all das Leid der ukrainischen Familie verstehen und tief an ihr Herz lassen.“
Mit 46 Jahren hatte sie den Kampf gegen den Krebs verloren und war gestorben. Neben ihrem Mann hinterließ sie zwei kleine Kinder. Sie hatte mich gebeten bei ihrem Requiem zu predigen. Lange hatte ich mit ihr ein paar Tage vor ihrem Tod sprechen können. In unserem Dasein füreinander – die Schwerkranke, ihre Schwester und ich – hatten wir den erleben dürfen, der sich dem Mose als der Ich-bin-da geoffenbart hatte. Eine Ahnung über den Himmel hatte sich uns geschenkt, Himmel als der Zustand, wo wir ganz da sein werden – einander nah, nicht mehr gebunden an Raum und Zeit. - Neben persönlichen Erinnerungen an die Verstorbene, hatte ich dieses letzte Gespräch mit ihr in der Predigt erzählt. Nach dem Gottesdienst kam ein mir nicht bekannter Priester auf mich zu. Tief ergriffen ließ er mich wissen: „Ich bin so gerührt, wie persönlich und zugleich glaubensstark du hast sprechen können. Mir sind die Augen für den Himmel unter uns aufgegangen, Danke!“
Ein tiefer Austausch hatte sich ergeben und einige Fragen lagen offen auf dem Tisch. Sollte sie in einer bestimmten Sache nochmals nachhaken und einen sehr plausiblen Vorschlag, der abgelehnt worden war, nochmals einbringen. Ich horchte auf mein Herz. Es erinnerte mich an einen Augenblick, wo mir im ersten Petrusbrief das Wort „unermüdlich“ sehr in die Seele gefallen war. Ich hatte dazu eine Erfahrung erzählt, die wiederum eine unerwartete frohmachende Reaktion in der Seele eines anderen Menschen wachgerufen hatte. So teilte ich diese Erfahrung des „unermüdlichen“ Dran-Bleibens. Noch während ich erzählte, spürte ich, wie sich das Gesicht meines Gegenübers aufhellte und ihr Klarheit geschenkt wurde.
Zum navi4life-Modul „Entscheide dich, glücklich zu sein!“ hatten sich über 30 junge Leute in Dortmund versammelt, die sich auf die Firmung vorbereiten. Mit bunten Video-Einspielungen bekamen sie – draußen unter freiem Himmel vor einem großen Fernsehbildschirm sitzend - viele Impulse, die sie in Kleingruppen vertieften. Immer neue Aufgaben und konkret geteilte Lebenserfahrungen ließen die Zeit kurzweilig für sie sein. In der Auswertung durften wir beiden Teammitglieder, beide Priester, in zwei Rückmeldungen lesen: „Es war sehr spannend, euch zuzuhören. Es ist sehr schön und lebendig bei mir angekommen!“ – „Ich hatte den Eindruck, dass die beiden im Projektteam sehr begeistert sind in ihrem Beruf!“
Über ein Jahrzehnt hatte ich nichts von einem jungen Paar gehört, das ich getraut hatte. Dann erreichte mich unerwartet die Nachricht: „Meine Frau hat Krebs im Endstadium. Kannst du sie beerdigen?“ Ich war sehr betroffen, kannte ich die beiden doch gut aus den Friedenscamps. „Meine Schafe hören auf meine Stimme!“ hatte ich morgens im Evangelium gelesen. Beim Horchen auf meine innere Stimme verstand ich: „Fahr hin!“ Nach zweieinhalb Stunden Autofahrt stand ich vor dem Haus, in dem die Familie lebte. Palliativ betreut, konnte die Mutter zweier kleiner Kinder zu Hause sein. Wir teilten zweieinhalb Stunden Zeit sprachen über all das, was war und jetzt ist in großer Offenheit und Ehrlichkeit. „Hast du eine Vorstellung vom Himmel?“ fragte ich. Sie verneinte. Sie fragte nach der meinen. „Spürst du, wie sehr wir in diesen Stunden füreinander da sind und wirklich ganz da sind. Ich habe den Eindruck: Der, der uns ins Dasein gerufen hat, ist auch da. Und das ist für mich der Himmel: in der großen Gegenwart anzukommen und ganz (geliebt) einfach da zu sein.“ – „Jetzt verstehe ich“, ließ mich mein Gegenüber wissen, „warum ich oft einfach hier liegen und in die schöne Natur schauen will. Ich bin dann einfach da und dann kommt ein tiefer Friede!“
Ich hatte gerade im Supermarkt meinen Einkauf bezahlt und packte alles in eine große Box. Plötzlich bemerkte ich hinter mir eine gewisse Unruhe. Ich schaute mich um und sah zwei Kassiererinnen miteinander diskutieren. Ein junger Handwerker stand in seiner Arbeitskleidung daneben. Irgendetwas hatte mit seiner Kartenzahlung nicht funktioniert. Ich fragte nach, wie viel ihm fehle? Es waren acht Euro. Sofort gab ich ihm zehn und sagte ihm mit einem Lächeln im Gesicht: „Damit ist die Kuh vom Eis!“ – „ Aber ich werde ihnen das auf jeden Fall zurück überweisen!“ – „Schon gut!“ ließ ich ihn wissen: „Ist ein Geschenk des Himmels! Und das ist immer gratis!“ – Dann packte ich weiter an meiner Box. Kurz danach kam der junge Mann nochmals und wollte mir das Geld dringend wiedergeben. Ich winkte ab. „Boh, das ist so außergewöhnlich, was Sie machen. Das ist überhaupt nicht selbstverständlich. Ich bin ganz gerührt. Ich hab so etwas noch nie erlebt! Aber ich möchte Ihnen das Geld wiedergeben.“ Dann schaute ich ihn an und sagte: „Wissen Sie, geben Sie das Geld irgendwann irgendjemand, der es braucht. Wer das sein wird, können wir beide noch nicht wissen. Dann beginnt in diesem Augenblick ein Prozess des Gebens, der vielleicht nie wieder aufhören wird.“ Oh, das ist eine tolle Idee. Dabei mache ich gerne mit.“ Dann verabschiedeten wir uns.
Ein langer Tag lag hinter mir. Rund um meine Wohnung hörte ich laute Musik. Menschen begrüßten voller Freude den Monat Mai. In diesen Augenblicken kam mir eine ältere Frau in den Sinn, die in ihrer Wohnung gestürzt war und deshalb jetzt im Krankenhaus lag. Sie wartete auf einen Platz in der Geriatrie. Sie war jeden Sonntag zur Messe gekommen und hatte mich immer wieder wissen lassen, wie gern sie meinen Predigten zuhörte. Mir kam der Impuls: „Setzt dich noch aufs Fahrrad – auch wenn’s schon spät ist, und schau noch ne halbe Stunde bei ihr vorbei.“ Gedacht getan. Ich hatte ihr kurz vor Ladenschluss noch ein paar Mozartkugeln gekauft. Als ich bei ihr ankam, strahlte sie mich aus der Tiefe ihres Herzens an und sagte mir: „Dass Sie heute Abend noch kommen, Sie können gar nicht erahnen, was das für mich bedeutet!“ Dann teilten wir eine halbe Stunde Zeit, lachten, beteten und ließen die Hoffnung neu aufleben. Als ich zurückfuhr spürte ich eine große Freude in m
Ohne ihr eigenes Verschulden waren sie in eine menschlich und finanziell schwere Situation geraten. Sorgen über Sorgen belasteten die junge Familie und sie wussten nicht recht, wie es weitergehen sollte. Dann kam die Frau auch noch unerwartet ins Krankenhaus. Ich hatte von all dem erfahren und entschied, kurz im Krankenhaus vorbei zu schauen. Als ich dort war, erfuhr ich, dass sie in ein anderes Krankenhaus gekommen war. Ich rief dort an und hörte, dass sie gerade entlassen war. So traf ich das junge Ehepaar bei sich zu Hause an. Sie baten mich voller Freude in ihre Wohnung und begannen, wie ein Wasserfall zu erzählen. Obwohl ich nur ganz wenig Zeit hatte, entschied ich, zu bleiben. Nach über zwei Stunden Zuhören, konnte ich ein paar Worte sagen, die den beiden einen tiefen Frieden brachten. Auf einmal spürten sie, wie in all dem Schweren verborgen ein Anderer mitging. Dann ließ mich die junge Frau wissen: „Ich weiß, dass Gott all unsere Wege mitgeht, aber jetzt spüre ich es auch wieder. Dafür bin ich so dankbar! Danke, dass du gekommen bist.“
Nur noch schnell einen Brief in den Briefkasten werfen! Das müsste noch gehen, dachte ich mit Blick auf meine Uhr! Mit dem Fahrrad war’s schnell geschafft. Am Briefkasten angekommen, traf ich eine ältere Frau, die seit geraumer Zeit mit großen gesundheitlichen Herausforderungen zu kämpfen hat. In wenigen Minuten war ich zu einer Internet-Konferenz verabredet. Würde ich ein Gespräch beginnen, käme ich zu spät. Mein Herz ließ mich verstehen: Schenk dennoch diese Augenblicke der älteren Dame. So kamen wir ins Gespräch. Viel Not konnte sie mir anvertrauen. Ich hatte mich entschieden, nicht auf die Uhr zu schauen und ganz da zu sein. Nach einigen Minuten des Austausches ließ mich mein Gegenüber verstehen: „Oh, wie gut es getan hat, einfach erzählen zu dürfen. Dieses Gespräch hat meine Seele echt aufgebaut. Danke für Ihre Zeit!“ Als ich dann die Internet-Konferenz 5 Minuten eröffnete, ließ mich der Mitarbeiter wissen: „Wie schön, dass du ein paar Minuten später kommst, denn ich hätte es vorher auch noch nicht geschafft.“
Auf dem Weg nach Santiago war ich in einer Dorfkirche einer Kreuzesdarstellung begegnet, bei der Jesus mit der linken Hand ans Kreuz angenagelt, dem Betrachter die rechte Hand vom Kreuz her einladend entgegenstreckt. Aus dieser Darstellung hatten wir ein kleine Bild gefertigt und auf die Rückseite geschrieben: „Von den Kreuzen dieser Welt sagt dir Jesus. ICH BRAUCHE DICH!“ Eine Ordensschwester hatte diese Bilder unter ihren Mitschwestern verteilt. Als sie nachmittags eine der älteren Schwestern im Zimmer besuchte, wirkte diese sehr traurig. Auf Nachfrage erzählte diese Mitschwester: „Ich bin zu reich. Mein Geld trennt mich von Jesus!“ Vor dieser Schwester lag das kleine Gebetsbild. Jesus streckte seine Hand in diese Situation. Als die besuchende Schwester der Älteren erzählte, wo dieses Bild entstanden war, bat die Traurige: „Kannst du mein Geld dorthin geben?“ Schweigend reichte sie einen Briefumschlag , mit zwanzig Fünfeuroscheinen. „Wie schön, dass ich damit helfen kann, jetzt ist meine Seele wieder in Frieden!“
„Was wird das für mich selber bedeuten?“ frage ich mich morgens, als ich das Tagesmotto in die go4peace-App eintippe: „Setz ein Zeichen überbordender Liebe!“ Ich hatte fest geplant, beim Priestertag in meiner Bischofsstadt mit dabei zu sein. Doch dann erfahre ich, dass meine Mutter unerwartet ärztliche Hilfe braucht. Beim Anruf spüre ich sofort: Gott hat einen anderen Plan für meinen Tag ausgewählt. So fahre ich zu meiner Mutter. Wir verbringen den ganzen Nachmittag und Abend gemeinsam. Es gibt viel sauber zu machen und wieder herzurichten. Als ich eine Toilette sauber mache, gehen meine Gedanken zu meinen Mitbrüdern, die beim Priestertag sind. Später höre ich, der Bischof habe über das Kranken-Öl und über „vulnerable Personen“ gepredigt. Genau diesem Impuls war ich gefolgt, denen nahe zu sein, die Hilfe brauchen. Als ich mich von meiner Mutter verabschiede, spüre ich, dass wieder Friede und ein inneres Gleichgewicht in sie eingekehrt ist.
Einer älteren Ordensschwester hatte ich ein Foto geschickt, auf der Jesus am Kreuz mit der linken Hand angenagelt, die rechte dem Betrachter entgegenstreckt. Ich hatte dieses Motiv auf dem Weg nach Santiago gefunden. Viel Schweres hatte die Ordensfrau in diesen Wochen durchzumachen und es war nicht klar, ob ihre Ordensfamilie in dem Altenzentrum, in dem sie lebten, bleiben konnten. Lange hörte ich zu und ließ die Not tief an mein Herz. Am Ende kam die Ordensfrau auf das Foto zu sprechen. Sie hatte alle Exemplare verteilt. Ich ließ sie wissen: „Wir haben dieses Foto technisch ein wenig bearbeitet und professionell drucken lassen und auf der Rückseite ist jetzt zu lesen: ‚Von den Kreuzen dieser Welt sagt dir Jesus: ICH BRAUCHE DICH!‘“ Dieses Wort traf sie sehr. Mit tränenerstickter Stimme ließ sie mich wissen: „Das ist eine Gebetserhörung am heutigen Tag, denn ich spüre, wie sehr ich die Allerschwächsten hier im Haus liebe und ihnen nahe bin. Das ist mein Weg!“ Dann legte sie auf. Eine halbe Stunde später rief sie nochmals an: „Nur noch eins: Danke!“
Jahre hatten wir uns nicht gesehen. Meine Arbeitsstelle hatte gewechselt. Dann spielte uns das Leben in einer Arbeitsgruppe wieder zusammen. Nach drei Stunden gemeinsamer Arbeit war ein vertrautes Klima mit allen Teilnehmenden gewachsen. Mein Gegenüber schaute mich an. „Weißt du noch, damals als wir mit vielen junge Leuten nach Rom aufgebrochen sind?“ – „Erzähl mal weiter“, ließ ich ihn wissen. „Ich war in einer echten Krise und wusste als Jugendlicher nicht mehr, wie es weitergehen sollte. Glaube und Kirche sagten mir nichts mehr! Aber dennoch bin ich mit nach Rom gefahren. Ich kannte kaum jemanden. Ich saß in der ersten Reihe im Bus und hoffte, dass sich keiner neben mich setzen würde. Und dann kamst du, setztest dich neben mich und wir kamen in ein ganz lebendiges, ehrliches, tiefes Gespräch. Du erzähltest mir ganz viele sehr persönliche Erfahrungen. Aber du hast mich total frei gelassen! Und das hat mir imponiert und mich echt berührt und neu fragen lassen! Heute bin ich wieder unter dem Horizont der Kirche unterwegs und mein Glaube bedeutet mir enorm viel!“
„Entscheide dich, glücklich zu sein!“ Dieses auf das Logbuch „Mein Leben – windschief und glänzend“ bezogene Modul, galt es an einem Samstag mit 22 Jugendlichen zu durchlaufen. Schon früh war ich aufgebrochen und eine lange Fahrt auf mich genommen. Der Kurstag begann. Zwei Mädchen war vom ersten Augenblick ihr Desinteresse anzumerken. Trotz Methodenvielfalt und persönlich eingespielten Erfahrungen störten sie immer wieder den Ablauf der gemeinsamen Zeit. Am Abend war ich relativ erschöpft und machte mich auf den langen Heimweg. Wie erstaunt war ich, am nächsten Morgen in den Rückmeldebögen zu lesen: „Wer erreicht werden will, ist erreicht worden und wer es nicht wollte, eben auch nicht. Man lernt viel, aber eben nur, wenn mal will. Mir hat es sehr gut getan!“ Und in einer weiteren Rückmeldung las ich: „Der Tag hat mir sehr geholfen, zu verstehen, wer Gott für mich ist. Dankeschön!“