Auf einer Straße, die ich überquere, liegt viel herbstliches Laub. Mitten drin liegt eine unbedacht weggeworfene Trinkflasche. Ich denke darüber nach, wie mich die Dinge um mich herum ansprechen. Wirklichkeit spricht! Daraufhin kommt mir auf einmal die Frage ins Herz: „Und hast du dich persönlich ansprechen lassen?“ Denn die stille Botschaft der weggeworfenen Flasche war ja: Heb mich auf und wirf mich in den nächsten Mülleimer! – Während ich darüber nachdenke, „wartet“ schon die nächste Flasche auf mich. Dieses Mal hebe ich sie auf und werfe sie schmunzelnd in den nächsten Mülleimer.
Es hatten sich nur 4 Personen zu einer Fortbildung, die ich angeboten hatte, angemeldet. Und dann sprang wenige Tage vorher noch jemand ab. So blieben wir ein kleines Team. Sollte ich absagen? Ging mir durchs Herz, hatte ich doch viel Vorbereitungszeit investiert. „Wo zwei oder drei …“ kam mir in den Sinn. Nein, ich wollte diesen Tag mit besonderer Aufmerksamkeit und Liebe vorbereiten und durchführen. Der gemeinsame Tag begann. Ich versuchte zu jedem einen lebendige Beziehung aufzubauen. Ich spürte, wie sich jeder Teilnehmende willkommen und angeschaut fühlte. Wir kamen in einen lebendigen Austausch über unsere Wege mit jungen Leuten. Bei der Auswertung am Ende traute ich meinen Augen nicht. Besser hätte es nicht laufen können. Ein Teilnehmender hatte noch geschrieben: „Auch andere Erfahrungen hatten Platz und wurden wertschätzend angeschaut. Danke!“ Auf dem Weg nach Hause spürte ich eine große Freude im Herzen.
Mich hatte der Besuch eines Bruders aus Syrien sehr bewegt. Sein Leben war sprechendes Zeugnis. Er gab es für Seine Leute in Aleppo. Von diesem Lebenszeugnis hatte ich in der sonntäglichen Predigt erzählt. Dann hatte ich die Brücke zu der armen Witwe im Evangelium geschlagen, die im Tempel 2 kleine Münzen in den Opferkasten geworfen hatte. Damit hatte sie – voller Vertrauen - alles gegeben. Dieser Gestus hatte das Herz Jesu tief berührt. - Es ist die Echtheit und Intensität unseres Lebens, die das Herz Jesu auch heute berührt und in Bewegung bringt. Dann hatte ich erzählt, wie mir das Projekt „Little dreams“ in Syrien, in dem 100 Flüchtlingskindern geholfen wird, für die Schule stark zu werden, sehr ins Herz gefallen war und wie ich gespürt hatte, dass Jesus erneut mit diesem Projekt bei mir anklopfte. Vertrauensvoll hatte ich auch da wieder ja gesagt, für die benötigte Summe einzustehen. Ich spürte, wie bewegt viele Gottesdienstbesucher zuhörten. Nach der Messe las ich ein einer WhatsApp: „Ihr Leben sprach heute wieder aus dem Bibeltext, aus den Gebeten und aus der Predigt! Bin tief berührt. Danke! Und dann kam eine ältere Frau, die nicht viel Geld hat und drückte mir einen Umschlag in die Hand. Ich öffnete ihn und fand 500 €. „Little dreams!“ Meine Augen füllten sich mit Tränen der Dankbarkeit.
„Seit meiner Kindheit habe ich nur im Krieg gelebt!“ erzählte ein Mann mittleren Alters aus Syrien. Er war gekommen, um uns an seinen Erfahrungen teilhaben zu lassen. Wir erlebten tiefe gemeinsame Augenblicke. Kurz nach dem Abschied schrieb er: „Ich hab mich bei euch richtig zu Hause gefühlt. Danke!“ – Eine Voicemail erreicht mich aus Kyiv. Eine junge Ukrainerin, die kurz zuvor einige Tage bei uns zu Gast gewesen war, schrieb, wie schwer es ist, unter den dauernden nächtlichen Drohnenangriffen im inneren Frieden zu bleiben. Sie wirkte sehr müde. „Ich spüre, wie sehr meine Seele immer wieder solche Aus-Zeiten, wie ich sie bei euch haben konnte, brauche. Darin finde ich Frieden und Orientierung für mein Leben.“ In einer kurzen WhatsApp-Nachricht lasse ich sie wissen, dass ich ihr nahe bin. – Eine Schwester vertraut mir eine schwierige Situation in ihrer Gemeinschaft an. Ich spüre ihre Verletzungen und ihre Sehnsucht nach Klärung und Frieden. Auch ihr Leiden nehme ich tief in mein Herz und teile es mit ihr. – Ich spüre eine Verbundenheit rund um die Welt, geboren aus gemeinsam geteilten Augenblicken, in denen die Herzen gebrannt haben.
Über 50 junge Leute, die sich in einer Diaspora-Pfarrei auf den Empfang der Firmung vorbereiteten, waren gekommen. Zu zweit stellten wir ihnen das Logbuch „Mein Leben – windschief und glänzend“ als eine Hilfe zum Leben vor. Mit großer Aufmerksamkeit hörten sie zu. Bei zwei Mädchen hatte ich den Eindruck, sie saugen jedes Wort, das sie hören, wie ein trockener Schwamm auf. Ihre Haltung der Offenheit brachte ein Klima hervor, in dem wir auch sehr persönliche Dinge erzählen konnten, was uns geholfen hatte ins Leben zu finden. Als sie am Ende der Veranstaltung das Logbuch in Händen hielten, sah ich die Freude in ihren Augen. Ausgerechnet diese beiden kamen noch kurz: „Wir wollten nur Tschüss sagen!“ Ich sah, wie die Botschaft des Tages ihre Herzen tief erreicht hatte.
Direkt nach Kriegsbeginn hatte sie die Ukraine mit ihren Kindern verlassen und in Deutschland Schutz gesucht. Ich kannte sie seit dieser Zeit. Sie hatte schwere Zeiten hinter sich, denn ihr Mann hatte sich - fern von ihr - von ihr getrennt. Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in Deutschland war sie während der Sommerferien für kurze Zeit in ihrer Heimat gewesen. Nun trafen wir uns eher beiläufig in der Stadt. Ich fragte, wie es gehe? Sie begann zu erzählen. Von der Schule der Kinder, von ihrer Arbeit, von einem Krankenhausaufenthalt ihres Sohnes und dann schaute sie mich lange an und sagte: „Weißt du, am schwersten war’s für mich in meiner Heimat. Ich hatte mich gefreut, mit den Kindern dort zu sein. Aber als die Kleinen nachts immer die Drohnen hören mussten und all die Zerstörungen sahen, sagten sie: ‚Mama, wir wollen wieder nach Hause!‘‘ Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie war zu Hause und für ihre Kinder, für die sie alles gegeben hatte, war es kein Zuhause mehr. Wie oft mochte sie darüber schon nachts verborgene Tränen vergossen haben?! „Danke, dass ich dir das alles erzählen darf. Das tut so gut!“
Eine ältere Frau hatte vor einigen Jahren schweren Herzens unsere Gemeinde verlassen und war altersbedingt zu ihrer Tochter gezogen. Ob sie wohl noch lebt, fragte ich mich immer wieder. All diejenigen, die ich ebenfalls danach fragte, hatten auch keine weiteren Informationen. Am heutigen Sonntag, an dem es im Tagesevangelium um die Gottes- und Nächstenliebe ging, war ich einem Impuls gefolgt und hatte in einige WhatsApp-Gruppen ein vor einigen Monaten gefertigtes Video „Es gibt nur EINE Liebe!“ gestellt. Als ich eben auf mein Handi schaute, durfte ich von eben dieser alten Dame lesen: „Ich versuche dieser EINEN Liebe zu folgen und sie zu leben und fühle mich dadurch gestärkt. Versucht es auch! Es macht stark!“
Allerheiligen. Ich verbrachte den Tag mit meiner fast 90jährigen Mutter. Mir kam als Impuls, nachmittags mit ihr eine alte romanische Kirche im Sauerland zu besuchen. Ihr Kräftehaushalt ließ es zu. Gern willigte sie ein. Nach gut einer Stunde Fahrt betraten wir die Kirche –schweigend, die Atmosphäre dieses alten Kirchenbaus nahm uns in Bann. Langsam gingen wir nach vorn und setzen uns in eine der Bänke. Wir betrachteten die über 1200 Jahre alte Fresken. Christus in der Mandorla mit den 4 Symbolen für die Evangelisten in der Kuppel. Unterhalb der Mandorla war eine Darstellung Mose beim brennenden Dornbusch zu sehen. Der „Ich bin da!“ hatte Mose zu den Israeliten geschickt. Diese Darstellung wirkte in unsere Seelen. Wir begannen von unseren eigenen Gottesbildern zu erzählen. Heilige Augenblicke. Auf einmal hatten wir den Eindruck: ER ist da!
„Wir möchten dir gern ein paar Fragen zu deinem Glauben stellen. Geht das?“ lese ich in der WhatsApp einer Jugendlichen, die sich vor einem Jahr hatte firmen lasen. „Na klar!“ schrieb ich zurück. Wenige Tage später trafen wir uns zu dritt, ein Jugendlicher, die Anfragende und ich. „Was hast du für eine Vorstellung von Gott, ist sie eher anthropomorph oder anders?“ war eine Fragen. „Ne, so einen alten Mann im Himmel zu haben, dessen Bart nie länger wird und der immer gleich aussieht, das geht für mich nicht!“ ließ ich die beiden wissen. „Mir hilft vielmehr die Frage des Mose: ‚Was soll ich den Israeliten antworten, wenn sie mich fragen, wer mich geschickt hat? Und dann hört er die Antwort, der Ich-bin-da hat dich gesandt. - Wenn ich oft in Stille einfach ganz da zu sein versuche, dann überkommt mich eine tiefe Ahnung, dass ich da nicht allein bin. Ich spüre die Gegenwart dessen, der mich geschaffen hat und unendlich liebt. Und dieser Gott ist genauso da, wenn wir in seinem Namen, der ja Liebe ist, versammelt sind. Ich hab den Eindruck, wir machen jetzt gerade diese Erfahrung!“ Gebannt hören die beiden zu. „Boh, das hat uns noch nie jemand so gesagt. Wir haben jetzt ganz viel Stoff für unsere Präsentation. Ja, Gott ist nicht nur ein Wort, sondern er ist – wie du gesagt hast – eine Wirklichkeit. Ich spüre jetzt wie er wirkt!“ sagte die junge Frau. Dann verabschieden wir uns.
Wir hatten an einer Führung über die Nazi-Vergangenheit in unserer Stadt teilgenommen. Ich hatte die Veranstaltung nachgearbeitet und ins Netz gestellt. Das hatte den Referenten, der mit Kirche kaum Berührung gehabt hatte, sehr nachhaltig bewegt. So lud er mich ein paar Tage später zu einer Begegnung in ein Café ein. Ich stellte ihm die Arbeit von go4peave vor und ließ ihn verstehen, wie wir bestrebt sind, mit dem Projekt „navk4life“ jungen Leuten zu helfen, in ihr eigenes Leben zu finden. Interessiert hörte er zu, fragte nach, gab vielfältige positive Rückmeldung. – Am folgenden Tag fand ich eine Mail, in der er mich verstehen ließ, dass er bereits mehrere bekannte Lehrer*innen über den Projektweg informiert hatte. Unter die Mail hatte er geschrieben: „Klasse, was ihr für die jungen Leute macht. Lass uns den Kontakt nicht verlieren!“
13 Jahre alt werde ich gewesen sein. Mein Opa und mein Patenonkel kamen über 30 Kilometer mit ihrem alten Trecker, um meinem Bruder und mir Fichtenstämme zu bringen, die sie im eigenen Wald geschlagen hatten. Die Stämme waren schon zu Halbhölzern verarbeitet. Aus diesem Holz wollten wir uns eine kleine Hütte bauen. Ich sehe heute noch meinen Opa, wie er das Holz ablud und aus einigen Stämmen das Grundgerüst einer Hütte zusammenbaute. Mein Bruder und ich waren selig. Heute ist der Todestag meines Opas. Er ist vor 46 Jahren gestorben. Auch die Holzhütte haben wir nach über 40 Jahren wieder abgebaut. Doch diese Tat der Liebe ist weiter in meinem Herzen lebendig. Ich sehe noch die gütigen Augen meines Großvaters und meines Onkels und ich spüre noch die Freude, die er uns Teenies mit dem Holz bereitet hat.
Eine Ordensschwester teilte eine wunderschöne Erfahrung mit mir. Ein Kind hatte in ihrer Kirche vor der Statue des leidenden Jesus - mit Wunden übersät - gestanden. „Weißt du, wer das ist?“ hatte sie gefragt. Das Kind hatte genickt. Schweigend standen die beiden eine ganze Zeit vor der Statue. Dann sagte das Kind: „Wir fehlen IHM!“. Erstaunt fragte die Schwester nach. Was hast du gerade gesagt: „Ja, wir fehlen Jesus!“
„Mein Sohn wird bald unsere Wohnung verlassen, da er beruflich umziehen muss! Wir kommen heute aber nochmals gemeinsam zur Messe, denn das bedeutet uns viel!“ lese ich in einer WhatsApp. Nach der Messe ergibt sich ein Gespräch. „Auch heute haben mich die Predigt-Gedanken wieder sehr angerührt. Bewegt hat mich heute vor allem das tiefe Vertrauen, das Bartimäus Jesus entgegen gebracht hat. Das darf ich auch immer wieder erleben! Darf ich noch eine Erfahrung teilen?“ höre ich die Mutter fragen: „Mein Sohn war vor Jahren nach New York gereist. Er machte gerade eine Findungsphase durch!“ – „Um ehrlich zu sein,“ warf der Sohn ein, „das waren echte Depressionen!“ Dann fuhr die Mutter fort: „Ja, es war eine schwere Zeit und wir haben Gott immer wieder um Hilfe gebeten. Und dann ging mein Sohn am Empire State Building vorbei und aus der Höhe kam ein kleiner Post-Zettel angeflogen und blieb an der Jacke meines Sohnes haften. Und auf dem Zettel stand wortwörtlich: ‚God has a plan for you!‘ – ‚Gott hat einen Plan für dich!‘ Dieser Zettel hängt immer noch an unserer Pin-Wand. Er hat damals viel Vertrauen ausgelöst.“
Ein junges Paar bat um ein Gespräch. Sie waren stark engagiert im Leben für Kinder, denen es an elterlicher Zuwendung fehlte. Ihr Blick ging in die Zukunft. Sie waren sich unsicher, ob sie ein großes Haus kaufen sollten, das ihnen angeboten worden war. „Wir brauchen einfach noch mehr Licht!“ hatten sie uns wissen lassen. Zu zweit fuhren wir aus dem Netzwerk go4peace hin. Lange hörten wir zu, tauschten unsere Gedanken aus und horchten immer neu hin. Immer klarer zeigte sich eine Idee, die von den Beiträgen aller gespeist und geboren wurde. Als wir uns verabschiedeten spürten wir, dass ein neuer Weg geboren worden war. „In Deinem Licht, schauen wir das Licht!“ kam mir in den Sinn.
Natürlich braucht unser Besuch frische Brötchen, also mache ich mich morgens auf den Weg in die Stadt mit dem Wunsch, jeden kleinen Augenblick des Tages groß zu machen. Die Bäckerin bekommt 3,93 €. „Ich versuche jetzt mal ihre Kasse zu lieben!“ sage ich ihr schmunzelnd und zähle das Geld klein vor. Ihre Reaktion: „Oh, das wird ein guter Tag!“ Lachende verabschieden wir uns. Auf dem Rückweg grüße ich einen Bauarbeiter, der unten in seiner Grube am arbeiten ist und wünsche ihm einen guten Tag. „Danke!“ ruft er zurück: „Sie sind der erste!“ Wieder zu Hause entscheide ich mich, die Blätter vor dem Hauseingang wegzufegen. Währenddessen kommt die Müllabfuhr. Ich rufe dem Mitarbeiter ein freundliches „Danke!“ hinterher. Lächelnd winkt er zurück!
Besuch aus der Ukraine hatte sich angesagt. Das Wochenende brachte gemeinsame Zeitfenster. Mir kam der Impuls: Mach etwas Besonderes draus. Aber was? fragte ich mich. Ich hatte ein Buch über Etty Hillesum, eine junge Jüdin, die 28jährig im KZ Auschwitz ihr Leben lassen musste mit dem Titel: „Doch, es gibt eine andere Wirklichkeit!“ geschenkt bekommen. Die Art und Weise, wie Etty Gottes Nähe in schwieriger Zeit entdeckt hatte, war mich sehr nahe gegangen. Ich wählte drei kurze Texte aus ihren Tagebuchnotizen aus, übersetzte sie ins Englische und verband sie mit dem Besuch dreier sehr unterschiedlicher Kirchbauten. „Hineinhorchen“ – „Allein, ich bin mir selbst anvertraut“ und „Ich will dir helfen, Gott!“ Samstagsnachmittags machten wir uns auf den Weg. In jeder Kirche lasen wir einen Text und fanden in einen tiefen Austausch. Am Ende des Tages hatten wir viel Schönes gesehen, doch das Wichtigere war die Entdeckung: „Es gibt eine andere Wirklichkeit!“ Der verborgene Gott, der sich im gemeinsamen Austausch ereignet hatte, schenkte uns einen tiefen Frieden.
Übervolle reichhaltige Tage lagen hinter mir. Ich spürte, wie erschöpft ich war. Am Sonntagnachmittag stand ein Gottesdienst mit jungen Leuten im Zelt in unserer Kirche an. Sollte ich ihn absagen? – Ich dachte an einzelne Jugendliche, die bestimmt kommen würden. Eine innere Stimme ließ mich verstehen: „Gib deinen Teil!“ Ich bereitete alles gut vor, um die Jugendlichen herzlich empfangen zu können. Wir waren eine kleine Gruppe von sieben Leuten. Vom ersten Augenblick an war ein Klima tiefen Vertrauens da, so dass wir in einen ehrlichen Austausch und in ein echtes Beten hineinfinden konnten. Abends durfte ich in einer Mail lesen: „Ich fand es heute sehr berührend und emotional und freue mich schon auf den nächsten Gottesdienst im Zelt!“
Mit einer kleinen Gruppe des Teams aus dem Jugendhaus Johannes Paul II. in Sarajevo war ich an einer weiterführenden Schule unserer Stadt. Mit bunten Bildern und vielfältigen Erfahrungen stellten wir die Möglichkeit eines FSJ im Jugendzentrum im Herzen Bosnien-Herzegowinas vor. Eine Schülerin war besonders interessiert an dem, was sie erlebte und hatte den Mut, immer wieder nachzufragen. Zwei Tage später erhielt ich eine WhatsApp-Nachricht: „Meine Tochter hat mich gebeten, dir ihre Nummer zu schicken. Sie würde sich gern über einen Anruf freuen!“ Ich rief an und hatte die junge Frau am Telefon, die sich so interessiert gezeigt hatte. Wir sprachen lange. Am Ende sagte sie: „Was war das für ein lebendiges Telefonat. Ich bin ganz gerührt. Irgendwie spüre ich, dass ich an all dem dran bleiben muss!“
In der Sakristei hatte ich von einer Messdienerin aufgeschnappt: „Ich freue mich total auf Donnerstag!“ Auf meine interessierte Frage hin, was denn am Donnerstag Besonderes sei, erfuhr ich, dass sie mit ihrer Klasse nach Rom fahren würden. Ich schaute in die strahlenden Augen einer Teeny. Ihre Freundin, auch aus der Klasse, stand neben ihr mit dem gleichen Lächeln. In Gedanken stellte ich meine Predigt sofort um und adressierte sie vorrangig an die beiden Mädchen. Am nächsten Tag kaufte ich ein wenig süßen Reiseproviant und fand noch zwei kleine Kreuze mit je 5 Farben für die Kontinente. Ich packte alles liebevoll ein und warf es am nächsten Morgen, während die Jugendlichen in der Schule waren, in ihre Briefkästen. Von beiden erhielt ich überschwängliche, total dankbare Rückmeldungen, versehen mit der Aussage: „Das hat echt meinen Tag gemacht! Und noch eins wollte ich sagen: Deine Predigten könnten noch viel länger sein. Wir hören dir immer so gerne zu!“
Am Tiny House hatten wir im Rahmen der interkulturellen Woche einen Tag der offenen Tür am Tiny House veranstaltet, um den Projektweg „navi4life“ Interessierten vorzustellen. Das Wetter war nicht das allerbeste, es war regnerisch und kalt. Menschen aus unterschiedlichsten Ländern kamen vorbei. Ein junges afghanisches Ehepaar hatte vor Monaten einer Familie, die aus dem Iran aufgrund ihres Glaubens geflüchtet waren, für ein paar Tage Unterschlupf gewährt. Sie sprachen gebrochen Englisch. Nun wohnten sie in einer Nachbarstadt. Sie waren eigens angereist, um uns kennen zu lernen. Als ich ihnen begegnete fiel mir das Strahlen in den Augen der Frau mittleren Alters auf. „Wir durften uns in unserem Land nicht taufen lassen und wir haben so eine Sehnsucht nach Jesus“, ließ sie mich wissen. Ich schaute in ihre Augen und hatte den Eindruck, bis in ihr suchendes Herz zu schauen. Dann fragte sie: „Kannst du uns helfen, Jesus noch tiefer kennen zu lernen?“ Am Tag der offenen Tür, ein zutiefst offenes Herz – was für ein Geschenk!