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Regie führte ein anderer!

„Entscheide dich, glücklich zu sein!“ Dieses auf das Logbuch „Mein Leben – windschief und glänzend“ bezogene Modul, galt es an einem Samstag mit 22 Jugendlichen zu durchlaufen. Schon früh war ich aufgebrochen und eine lange Fahrt auf mich genommen. Der Kurstag begann. Zwei Mädchen war vom ersten Augenblick ihr Desinteresse anzumerken. Trotz Methodenvielfalt und persönlich eingespielten Erfahrungen störten sie immer wieder den Ablauf der gemeinsamen Zeit. Am Abend war ich relativ erschöpft und machte mich auf den langen Heimweg. Wie erstaunt war ich, am nächsten Morgen in den Rückmeldebögen zu lesen: „Wer erreicht werden will, ist erreicht worden und wer es nicht wollte, eben auch nicht. Man lernt viel, aber eben nur, wenn mal will. Mir hat es sehr gut getan!“ Und in einer weiteren Rückmeldung las ich: „Der Tag hat mir sehr geholfen, zu verstehen, wer Gott für mich ist. Dankeschön!“

Verliebt

Ich war zu einer Fastenpredigt mit dem Thema „er-lebt“ eingeladen. Über 200 Senioren hatten sich eingefunden. „Waren Sie schon mal verliebt?“ fragte ich zu Beginn und erntete ein breites Schmunzeln. Dann ließ ich die Zuhörenden wissen: „Gott ist verliebt in uns, seine Menschheit. Und jeder Verliebte, will bei dem Geliebten sein. So ist es der sehnlichste Wunsch Gottes, bei uns Menschen zu sein!“ Zuvor hatte ich allen ein kleines Foto gegeben, auf dem Jesus mit der linken Hand ans Kreuz angenagelt, dem Betrachter die rechte Hand entgegenstreckt. Dazu hatte ich die Zuhörenden verstehen lassen: „In jedem Schmerz und in jeder Dunkelheit streckt uns Jesus seine Hand entgegen. Denn er braucht uns!“  Und dann erzählte ich von einem Syrer aus Aleppo, der mich für einige Tage besucht hatte. Wir hatten lebendige Tage miteinander verbracht und die Not Syriens war mir vertieft nahe gekommen. Er bat mich um Hilfe für das Projekt „little dreams“, in dem 100 traumatisierte Kinder und Jugendliche ihre Traumata bearbeiten können, um wieder schulfähig zu werden. „In dieser Bitte habe ich die Hand Jesu erkannt, der sie nach mir ausgestreckt hat!“ sagte ich den Zuhörenden. Nach der Messe gingen einige der Senioren nach Hause, um mehr Geld zu holen, als sie mitgebracht hatten. Im Evangelium des Tages hatte es geheißen „und es geschah!“ Ich durfte miterleben, wie es auch heute „geschah“. Die Liebe des Verliebten hatte seine Geliebten berührt.

Ereignis

Nach einer Beerdigung traf ich eine Frau, die ich lange nicht gesehen hatte. Sie fragte nach, ob eine Erfahrung, die sie in einer christlichen Zeitschrift gelesen habe, von mir stamme? Nachdem ich bejahte, bat sie mich, die Erfahrung kurz zu umreißen.  Ich war in den Religionskurs eines Gymnasiums eingeladen worden und hatte über das Thema Kirche sprechen sollen. Wir trugen zusammen, was uns zum Thema Kirche einfiel. Ich ermunterte die Jugendlichen, auch die negativen Aspekte nicht unter den Teppich zu kehren. Dann entdeckten wir gemeinsam, dass all diese Aspekte nicht der Kern der Kirche waren. Plötzlich fragte ein Mädchen: „Wir haben schon so viele langweilige Diskussionen geführt und heute ist das ganz anders. Woran liegt das?“ Ich bat ihr meine Deutung an: „Spürst du, wie engagiert wir zusammen sind und wie wir bemüht sind, ehrlich und nicht verletzend im Gespräch zu sein? Irgendwie ist das doch eine Form der Liebe. Und Liebe ist der Name Gottes. Und er hat uns versprochen, bei uns zu sein, wenn wir in seinem Namen, also in Liebe, vereint sind. Also: Er ist da – unter uns – ganz lebendig und das erfüllt auch dein Herz so sehr!“ – „Ja“, sagte meine Zuhörerin, „das stand in der Erfahrung, Kirche will immer mehr Ereignis des lebendigen Gottes werden, das hat mich seither begleitet!“

Ich blieb.

Am Ende eines Gottesdienstes kam eine afrikanische Mutter mit ihren drei Kindern. Die Älteste war gerade 6 Jahre alt geworden und hatte den Wunsch, dass ich sie noch segnete. So kniete ich mich vor das Kind, um mit ihm zu sprechen und die Kleine zu segnen. Zur gleichen Zeit kam ein mir unbekannter älterer Mann, der ein wenig verwahrlost ausschaute.  Er sah, wie ich das Kind segnete und sagte dann laut: „Jetzt bin ich aber ganz gerührt und fange gleich an zu weinen!“ Dann ging die afrikanische Familie. Ich hätte sofort zu einem Anschluss Termin auf die Autobahn gemusst. Doch ich entschied, dem älteren Mann noch zuzuhören. Er erzählte mir von seiner Geschichte und war ganz verwundert, dass er in einer katholischen Kirche gelandet war. Als ich ihn nach einer Viertelstunde verstehen ließ, dass ich mich nun verabschieden musste, schaute er mich lange an und sagte: „Sie haben mir ein großes Geschenk gemacht, mir so lange zugehört zu haben. Ich fühle mich sehr geehrt. Danke!“

Brückenschläge

Einem inneren Impuls folgend, rief ich eine ältere Ordensfrau an. In dem Haus, in dem sie lebte, kümmerten sich sehr engagierte indische Schwestern um die alt gewordenen deutschen Schwestern. Sofort begann meine Gesprächspartnerin von einer der indischen Schwestern zu erzählen, die ihr die große Not einer befreundeten Familie anvertraut hatte. Die christliche Familie war wegen der Arbeit des Mannes in ein stark muslimisch geprägtes Land gezogen. Der Familienvater war der einzige Christ in seinem Unternehmen. Er war aufgrund seines Könnens sehr beliebt und geschätzt. Dennoch wurde ihm nach geraumer Zeit gekündigt, um die Stelle einem muslimischen Mitarbeiter anzubieten. Die Familie stand plötzlich mittellos auf der Straße. Von einem deutschen Familienvater, der mit seiner Familie ebenfalls in große Not geraten war und den ich begleiten durfte, hatte ich ein wenig Geld für Notleidende bekommen. Jetzt wusste ich, für wen ich dieses Geld bekommen hatte. Beim nächsten Anruf weinte die indische Schwester vor Freude am Telefon.

Die große Gegenwart

 „Traurige Nachricht“ – lese ich in einer Mail. Unvermutet ist eine junge Frau aus dem Leben geschieden. Die folgenden Tage sind von Fassungslosigkeit, Unbegreifbarkeit, Tränen und viel geteiltem Leben geprägt. Ob ich die Beerdigung halten könne, lese ich als Frage. Ich sage zu. In aller Unwirklichkeit, die die Situation auch eine Woche nach dem Tod noch prägt, gelingt und geschieht eine hoffnungsgestimmte und tragende Auferstehungs-Feier. Beim anschließenden Kaffee setze ich mich zu jungen Studentinnen aus der WG der Verstorbenen. Sie beginnen zu erzählen. „Niemand konnte so gut zuhören, wie unsere Freundin. Wenn ich ihr etwas erzählt habe, dann war sie immer ganz da. Sie schaute nie auf die Uhr, so dass Zeitdruck aufkam. Ich hatte den Eindruck, sie ist dann ganz für mich da. Und so konnte ich ihr viel Persönliches anvertrauen!“ Wie auf dem Tabor, dachte ich. Jesus war im Gebet ganz präsent. Er war ganz da. Und in dieser im Augenblick verwurzelten Präsenz, ist Gott – in der Wolke – auf einmal da - mit allem was war und ist und sein wird. Ein Licht erstrahlt, in dem alles in Liebe verbunden ist. Und neben dem verborgenen Gott, so mein Eindruck, sind auch die da, die schon über die Schwelle des Todes gegangen sind und mit uns verbunden bleiben.

Sternenhimmel

Aufgrund der Beerdigung einer jungen Frau hatte ich die Begegnung mit einer Firmgruppe um zwei Tage verschieben müssen. Als wir uns trafen, zeigte ich in einer PowerPoint Präsentation ein Bild der jungen Verstorbenen. Am Ende der Beerdigung hatten die Trauergäste einen kleinen Holzstern auf den Sarg geworfen. So hatte ich einen größeren Holzstern mit in die Jugendgruppe gebracht, um ein Sternen-Foto machen und es der Familie des verstorbenen Mädchens als Zeichen der Verbundenheit schicken zu können. Als der Nachmittag zu Ende ging, vergaß ich, das  Bild noch zu machen. Wenig später fiel es mir ein. Aber die Jugendlichen waren schon weg. Auf einmal klopfte es an der Tür. Eine Firmbewerberin kam zurück. „Wir haben ja das Foto noch nicht gemacht!“ ließ sie mich wissen. „Aber jetzt sind ja fast alle weg!“ – „Toll, dass du daran denkst und sogar nochmals zurück kommst“, ließ ich die Jugendliche wissen. „Na klar, sonst hätte ich mir doch Vorwürfe gemacht!“ Schnell machte ich ein Selfie von vier Leuten, die wir noch zusammen waren und schickte es an die Familie. Über 60 kleine Sterne kamen per WhatsApp zurück. Der Sternenhimmel der Verbundenheit leuchtete.

Verborgener Hunger

Lange hatte ich sie nicht gesehen. Vor Jahren waren sie aus dem Irak in unser Land gekommen. Wenn es ihre Zeit erlaubte, kamen sie sonntags zum Gottesdienst. Jetzt rief sie an. Sie brauchte drei Bibeln. Ein wenig neugierig fragte ich nach, wofür sie die brauche. Sie erzählte, wie ihre beiden Jungen – beide im Teenie-Alter – begonnen hatten, sich sehr für die Bibel zu interessieren und wie ihnen ihre Kinderbibel nicht mehr reichte. „Sie wollen jeden Tag in der richtigen Bibel lesen!“ Ein Freund ist auch noch mit dabei. „Also brauche ich drei!“ Und da sie wusste, dass unsere Kirche immer vormittags geöffnet ist, fragte sie schüchtern: Gibt es auch nachmittags für meine Kinder die Chance in der Kirche zu beten? Sie lieben diesen Kirchenraum so sehr! Schnell fanden wir einen Weg, um diesem so ehrlichen Wunsch zu entsprechen.

Ganz anders als früher

„Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes!“ hatten wir als Tagesevangeliums gehört und in einem Gebet - an Gott gerichtet – hatte es geheißen: „Es ist deine Freude, bei den Menschen zu wohnen!“ Dazu hatte ich aus den drei Begriffen „arm-selig“ – „du-selig“ – „glück-selig“ meine Predigtgedanken entwickelt. Im Anschluss an den Gottesdienst ergab sich noch ein Gespräch mit einem Mann. Schnell wuchs ein lebendiges Vertrauen. Seine Traurigkeit aber auch sein Verstehen über viele, die sonntäglich nicht mehr kommen, kam ins Wort. Ich erzählte von dem Online-Angebot „Mit Jesus im Boot – Kurs für junge Seefahrer*innen“. Darin können Jugendliche unter sich eine Erfahrung des lebendigen Jesus machen, denn er will ja bei den Seinen wohnen. „Diese jungen Leute haben dann weniger katechetisch abfragbares Wissen, als vielmehr eine lebendige Erfahrung gemacht, die sie oft sehr berührt,“ teilte ich meine Erfahrung. „Oh, wie schön, das alles hören zu dürfen. Ich spüre, es geht weiter, ganz anders als früher!“

Mit friedvollem Herzen

Ich stand in einer Großbäckerei in einer längeren Schlange am Verkaufstresen. Es war ein Kommen und Gehen und ich spürte, wie die Verkäuferinnen nicht immer den Überblick behielten und wie sich einige Kunden vordrängten. Mir kam das Tagesmotto in den Sinn, das mich einlud, in Jesu Gegenwart in meinem Herzen Frieden zu finden. So wartete ich geduldig. Als wieder einmal die Frage einer der Verkäuferinnen kam: „Und wer ist jetzt an der Reihe?“ schaute ich die Menschen neben mir friedvoll an. Ein älterer Mann reagierte sofort: „Also jetzt sind Sie an der Reihe. Sie haben schon so lange hier geduldig gewartet und ich bin erst später gekommen!“

Ich traute meinen Augen nicht!

Der Tag war lang und arbeitsreich gewesen. Kurz vor Mitternacht musste ich noch jemandem vom Flughafen abholen. Das bedeutete über eine Stunde Hin- und genauso lange Rückfahrt. Morgens im Gottesdienst hatte ich meinen Augen nicht getraut. Die Mutter, die mit ihrem Kind bei Nacht und Nebel abgeschoben worden war, saß in der Kirche. Später erfuhr ich, dass sie aus dem Nachbarland zurückgekommen waren. Jetzt waren sie auf dem Weg zur Erstaufnahme-Einrichtung, damit ihr Fall nochmals aufgerollt werden sollte. Ob das gelingen würde, war nicht klar. Auf meiner Fahrt hatte ich Zeit zu beten. Ich legte das Schicksal dieser beiden Menschen inständig an Gottes Herz. Mehr konnte ich im Augenblick nicht tun. Am nächsten Morgen erhielt ich die Botschaft: „Es ist ein Wunder, gerade in der augenblicklichen politischen Stimmung! Der Fall der beiden wird nochmals grundlegend geprüft. Sie dürfen in unsere Stadt zurück und die Kleine darf wieder bei ihren Freundinnen und ihrer liebevollen Lehrerin weiter lernen, in Sicherheit und Wärme. Jesus hat sie beschützt. Es gibt Hoffnung! Danke für deinen Beistand  und deine Gebete!“

Brücken bauen

In einer Mail lese ich: Meine Tochter wurde ins Krankenhaus gerufen und wartete in einem Raum vor der Kranken-Station, in der ich untersucht wurde, umringt von mehreren tief verschleierten  Frauen. Eine dieser Frauen fragte meine Tochter, ob sie etwas dagegen hätte, wenn sie vor der Station für ihre eigene Mutter beten würden. Alle legten ihre Jacken und Mäntel auf den Boden, knieten sich hin und beteten. Anschließend wurde meine Tochter gefragt, warum sie hier sei. Sie erzählte, dass sie für mich, ihre Mutter, gekommen sei. Daraufhin legten wieder alle ihre Mäntel auf den Boden und beteten, dieses Mal  für mich.

Im Schein einer Kerze verbunden

Abgeschoben, bei Nacht und Nebel. Sie kamen morgens früh, pochten ganz laut an die Tür, nahmen das Handi weg und dann ging alles ganz schnell. In Straßburg wurden sie einfach auf die Straße gesetzt, eine kranke Mutter und ihr kleines Kind. Hart und unmenschlich. In einer Nachricht lese ich: „ Wir hatten Gegenstände für den Haushalt, Schulmaterial und Spielsachen gesammelt, das Mädchen – eine Grundschülerin -  konnte zusätzliche Deutschstunden bekommen und einen Zeichenkurs besuchen. Sie wollten sich in unserer Gemeinde engagieren, in der sie so viel Liebe erfahren haben. Die Mutter stand kurz vor der Taufe. Sie hat viele Textstellen aus dem Neuen Testament abgeschrieben und ich wünsche ihr sehr, dass sie sich jetzt daran festhalten kann.“ Auch an diesem Abend wieder neu lege ich den ganzen Schmerz des Tages in die Hände Jesu. In Stille entzünde ich eine Kerze und denke an die vielen, die heute ihren Schmerz geteilt haben.

Füreinander einstehen

Eine Freundin schickte mir einen Artikel, den ich Mitte der 90ger Jahre verfasst hatte. 30 Jahre sind seither vergangen. Ich lese die Zeilen. Sie berühren mich tief: Ein langer Arbeitstag geht zu Ende. Das Telefon klingelt. Eine unbekannte Frauenstimme meldet sich vom Bahnhof Bielefeld. Sie fragt, ob ich Kalle kenne. – Ja, ich kenne ihn. Kalle war ein drogenabhängiger junger Mann, der für einige Zeit bei uns in Hardehausen gelebt hatte. Die Frau erzählt mir, sie habe Kalle im Bielefelder Drogenmilieu gefunden und nun stehe er auf dem Bahnhof und nenne immer wieder meinen Namen. Mir ist sofort klar, dass ich den Rest meines Tages neu planen muss. Neunzig Minuten später bin ich am Bielefelder Bahnhof. Ich suche und finde Kalle.

Er schaut mich an und kommt langsam auf mich zu. Ich spreche ihn an. Seine Augen sind glasig. Er ist vollgepumpt mit Drogen. Er beginnt zu weinen und wiederholt immer wieder meinen Namen: „Meinolf, Meinolf!“ Ich nehme ihn in den Arm. Er weint bitterlich. Ich frage ich, ob er mit mir nach Hause fahren will.“

Liebe ist erfinderisch

Als junges Mädchen hatte sie sich mit 17 Jahren kurz nach dem Krieg ins Leben gewagt. Sie hatte - weit von ihrem Heimatdorf entfernt - im Nachkriegsdeutschland eine Arbeitsstelle gefunden. Nach Hause fahren konnte sie nur noch selten, da die Fahrt mehr als die Hälfte ihres monatlichen Verdienstes verschlang. Dann hatte sich eine Gelegenheit ergeben, eine näher liegende Arbeitsstelle zu finden. So war sie in eine kleine Stadt gezogen, wo sie geheiratet und ihre Kinder groß gezogen hatte. Seit 70 Jahren lebte sie nun dort. Aus Anlass dieses verborgenen Jubiläums hatte ich ihr in einer  Blumenschale 70 Pralinen geschenkt. Abend für Abend hatte sie voller Dankbarkeit eine dieser Pralinen gegessen. Die Blumenschale bekam ich zurück. Sie steht nun wieder bei mir in einem Regal im Keller. Jedes Mal, wenn ich sie sehe, spüre ich diese tiefe Verbundenheit und Dankbarkeit.

Langzeitwirkung

Unerwartet erreicht mich mitten im Galopp des Tages auf meinem Handi eine Botschaft. Ein junger Mann - aus einem osteuropäischen Land - stammend schreibt: „Ich grüße dich ganz herzlich am Beginn dieses neuen Jahres! Du und go4peace gehen mir immer wieder durch den Kopf, ebenso wie viele Freunde, die ich auf diesem Weg gewonnen habe. Ich muss sagen, dass mich die Erfahrungen, die ich mit go4peace gemacht habe, als Person sehr geprägt haben und wirklich für immer in meinem Herzen und meinen Gedanken bleiben werden! Ich glaube nicht, dass ich jemals eine Erfahrung machen werde, die mit unseren Camps und Treffen vergleichbar ist! Ich bin sehr dankbar für alles und werde euch und alle, die ich getroffen habe, immer in meiner Nähe behalten!“ Gerührt und dankbaren Herzens denke ich kurz an diesen jungen Mann, dessen Weg ich über lange Jahr mitgehen durfte. Er war angekommen in seinem Leben. Dann mache ich weiter mit meiner Arbeit. Ich war gerade dabei, den Besuch mit einem navi4life-Team an einer Gesamtschule vorzubereiten, um dort junge Leute zu erreichen und sie für ihr Leben zu stärken.

Gottes Stil ist Nähe!

Frühmorgens war ich in einer kleinen Bäckerei, um sieben Brötchen zu kaufen. „Dürfen es auch acht sein, denn die sind im Sonderangebot?“ fragte mich die freundliche Verkäuferin, eine Muslima. „Na klar!“ antwortete ich. Beim Bezahlen war ich bestrebt, das Kleingeld genau abzuzählen. Das brauchte etwas Zeit.  Sie schaute mir in Ruhe zu. Als das Geld auf dem Tresen lag, ließ ich sie wissen: „Ich glaube, das stimmt so genau. Aber zählen Sie bitte nochmals nach!“ Ihre Antwort: „Oh, ich glaube auch, dass es stimmt!“ – „Dann glauben wir ja schon zu zweit!“ ließ ich sie schmunzelnd wissen. Als ich mich verabschiedete und ihr noch ein frohes neues Jahr wünschte, sagte sie verschmitzt: „Herzlichen Dank, den Glaubenden gehört die Welt!“

Drei Nussknacker

Vor Jahren waren wir uns bei einem Ost-Europa-Meeting begegnet. Darauf hin war sie mit einer kleinen Gruppe aus Litauen im Jahr 2018 zum go4peace-Camp in  Brno gekommen. Lange hatten wir nichts mehr voneinander gehört. In den Tagen nach Weihnachten erreichte mich ein  Kartengruß, adressiert an unser dreiköpfiges go4peace-Team. Drei Nussknacker lächelten mir entgegen. „Diese Postkarte hat mich an euch drei erinnert. Wie die drei Könige sich auf den Weg gemacht haben, das Jesuskind zu besuchen, sind hier drei Nussknacker, die den Menschen Freude bringen! Danke, dass ihr diese Menschen seid, die das Licht Jesu in ihrem Herzen tragen und es mit vielen Menschen teilen – auch mit mir! Am Beginn eines jeden Monats schaue ich mir den go4peace-YouTubeShort-Impulsfilm an und jeden Morgen um 8 Uhr bringt mit mein Handi über die go4peace-App das Motto für den Tag. Und dieses Licht, das ich von euch empfange, teile ich Tag für Tag mit anderen.

Ein weihnachtlicher Augenblick der Ewigkeit

Zu viert hatten wir uns auf den Weg gemacht, das Licht von Bethlehem in Wohnungen zu bringen. In einem Haus trafen wir auf eine ukrainische Familie. Oma und Opa waren vor wenigen Wochen aus der Ukraine zu ihrer Tochter und den Enkelkindern nach Deutschland gekommen. Im Licht der Kerze, die wir brachten, sah ich ihre gezeichneten Gesichter. Unsere Blicke begegneten sich. Eine tiefe Nähe war zu spüren. In der vergangenen Nacht waren sie alle in der Christmette. Sie haben kein Wort verstanden doch waren tief ergriffen von der warmherzigen Atmosphäre. Am Ende des Gottesdienstes stand ich dem alten Mann gegenüber. Ich schaute in seine Augen. Er strahlte mich an. Ich schaute ihn mit dem gleichen liebenden Herzen an. Verbale Kommunikation war nicht möglich. Und dennoch: Leben pur. In diesen 30 Sekunden geteilten Lebens brach Ewigkeit an. Tränen in unseren Augen. Weihnachten. Jesus lag nicht nur in der Krippe unserer Kirche, er war da – unter uns!

Licht von Bethlehem

Ich hatte mich auf den Weg gemacht, aus einer benachbarten Stadt das Licht von Bethlehem zu holen. Es war ein nasskalter, stürmischer, unfreundlicher Tag. Als ich in die Kirche kam, verteilten Jugendliche gerade das Licht und ich konnte es sofort in meiner Sturmlaterne in Empfang nehmen. Mein Weg führte über einen grell erleuchteten Weihnachtsmarkt mit lauter Musik. Schweigend ging ich mit dem Licht zu meinem Auto und versuchte es gegen heftige Windböen zu schützen. Als ich es abends in unsere Kirche brachte und noch ein wenig verweilte, war ich sehr bewegt. Dieses flackernde, schutzbedürftige Licht war auf einmal wie ein Symbol für den verborgenen Gott in mir und in unserer Mitte. Wie schnell wird er „aufgeblasen“ durch Unachtsamkeit, Selbstbezogenheit und fehlende Wachsamkeit. „Dem Reich Gottes wird bis heute Gewalt angetan!“ kam mir in den Sinn. In aller Stille betete mein Herz: „Jesus, lass uns wachsam sein, damit wir deine Sehnsucht, bei uns sein zu wollen, nicht enttäuschen und verunmöglichen! Lass mich dich schützen, damit du in mir und unter uns nie erlischst.“