Lange hatten wir uns nicht gehört. Um so mehr freute mich der Anruf. Viel gab es zu berichten - aus den vergangenen Monaten. Und dann kam das Gespräch auf einige Besinnungstage. Sie hatten sehr in die Tiefe geführt. Am Abend eines der Tage - so durfte ich am Telefon hören - hatte es noch ein norwegisches Märchen gegeben. Es handelte von einem Drachen, der seine Bräute in der Brautnacht immer neu verschlang. Die neue Braut hatte Rat bei einer alten Frau gesucht, die ihr gesagt hatte, sie solle sieben Kleider übereinander anlegen und den Bräutigam in der Hochzeitsnacht darauf verpflichten, dass immer, wenn sie ein Kleid ablege, auch er eine Haut ablegen müsse. So geschah es. Nach einem wunderbaren Hochzeitsfest verschwanden die beiden im Brautgemach. Am Ende zeigte sich der Drache, der schmerzvoll Haut um Haut abgelegt hatte, als ein wunderschöner Prinz. “Und was steckt in meiner Drachenhaut?” hörte ich mein lachendes Gegenüber am Telefon. Und dann wurde mir das Kostbarste ihrer Seele anvertraut. Über viele Jahre von Menschen nicht angeschaut worden zu sein, bedeutete größten Schmerz. Und in den Besinnungstagen war dieser innerste Schmerz plötzlich wieder lebendig. Doch in einer Gebetszeit wuchs aus größtem Schmerz plötzlich aus dem Innersten der Seele die Gewissheit, dass mein Sein zutiefst Ausdruck der Liebe Gottes zu mir ist, dass vor allem Nein der anderen SEIN "Ja!" stand. Im Innersten, im Innigsten der Seele strömte lebendige Liebe. Die Erfahrung weitete sich und offenbarte: Alles, was ist, ist Ausdruck der Liebe. - Tief gerührt und beschenkt stand ich mit meinem Handi im Zimmer. Und wieder neu spürte ich: ER ist da, in der Mitte der Seinen, die bereit sind, einander ALLES zu schenken - allen Schmerz und alle Freude!"
Über Jahre hatten wir einen Besuch in der Verwandtschaft nicht mehr machen können. Krankheiten in mehreren Familien hatten ein Zusammen-Sein verunmöglicht. Nun waren die Karten neu gemischt. Ich hatte meiner Mutter versprochen, eine Tante zu besuchen, die ungefähr eine Stunde von uns entfernt wohnte. Die Freude meiner Tante war schon am Telefon zu spüren gewesen. Sie konnte die Stunden, bis wir uns sehen würden, kaum abwarten. Unglücklicherweise verletzte ich mich am Vortag am Auge. Es tränte unaufhörlich. Am nächsten Tag, dem Besuchstag, entschied ich, zunächst zum Arzt zu gehen. Wegen der Ferienzeit mußte ich viele Kilometer fahren. Als ich wieder zu Hause war, schmerzte das Auge sehr und ich wußte nun, dass das auch ein paar Tage noch so bleiben würde. Ich spürte, wie der Besuch bei meiner Tante plötzlich auf wackeligen Beinen stand. Während der Mittagspause betete ich zu Gott und spürte, dass jetzt einfach Mut und die größere Liebe angefragt waren. Ich entschied, zu fahren. Als wir meine Verwandte erreichten, sprühte sie - wie auch meine Mutter - voller Freude, sich nach so langer Zeit wieder zu sehen. Immer wieder ließ meine Tante uns ihre Freude spüren. Waffeln mit heißen Preiselbeeren und Sahne waren hergerichtet... Wir blieben lange, sehr lange. In meinem Herzen tauchte immer wieder ein Wort Marias an die Jünger bei der Hochzeit zu Kanaan auf: “Was ER (Jesus) euch sagt, das tut!” ER hatte gesagt zu fahren. Jetzt durfte ich Zeuge einer tiefen Freude und eines ehrlichen Austausches innerhalb meiner Familie werden.
Ein Impuls rührt mein Herz an. Schreib noch eine kurze sms und frag, ob morgen mittag noch ein Gespräch möglich ist, denn in wenigen Tagen liegen schon wieder viele Kilometer zwischen uns. “Ich hatte auch gerade den Impuls, Dir eine mail zu schreiben!” lese ich als Antwort, “ja, wir müssen uns morgen noch sehen.” Am nächsten Tag verabreden wir uns auf eine Pizza. “Gestern habe ich eine unglaubliche Erfahrung gemacht. Gott hat geantwortet, auch wenn die Situation, in der ich jetzt stecke, schwierig ist!” höre ich mein Gegenüber sagen. “Seit Monaten schon spüre ich, dass meine Freundschaft zu einem Mädchen zur Routine geworden ist. Wir smsen uns täglich, aber irgendwie ist alles total leer und ich spüre, dass Gott einen anderen Weg für mich im Sinn hat. Gestern hab ich in einer Begegnung mit einer Gruppe junger Menschen verstanden, dass ich JA sagen soll zu dem Kreuz der Trennung und zu dem Kreuz, von meiner Freundin und auch von meinen Eltern nicht verstanden zu werden. Aber ich spüre, dass ich Gott mehr trauen muss und dass ER, auch wenn es schwer ist, etwas Großes für mich bereit hält!” Erstaunt höre ich zu und schaue dann in die verweinten Augen eines jungen Menschen, der total ernst macht mit dem, was ich wenige Tage zuvor noch beim Weltjugendtag in Brasilien von Papst Franziskus gehört hatte. Er hatte die Jugendlichen eingeladen, in die persönliche Begegnung mit Jesus zu gehen und dort das Licht für die eigenen Wege zu finden. Und bei all dem klang in mir eines seiner Worte nach:“Um es klar zu sagen: Der Heilige Geist ist für uns eine Belästigung. Er bewegt uns, er lässt uns unterwegs sein, er drängt die Kirche weiterzugehen. Aber... wir wollen, dass er sich beruhigt, wir wollen ihn zähmen. Doch das geht nicht. Denn er ist Gott und ist wie der Wind, der weht, wo er will. Er ist die Kraft Gottes, der uns Trost gibt und auch die Kraft, vorwärtszugehen.” Hier sitze ich einem jungen Menschen gegenüber, der den Heiligen Geist nicht zähmen will, sondern sich ihm ganz überläßt. Was für ein Geschenk!
Mein Tag war gut gefüllt. Ein Freund hatte uns für längere Zeit bei der Arbeit geholfen. Nun galt es für ihn, wieder nach Hause zu fliegen. Natürlich, er konnte den Zug nehmen. Ich spürte in mir den Impuls: “Bring ihn zum Flughafen!” Schon zeitig fuhren wir los, um nicht durch Staus in Bedrängnis zu kommen. Ein tiefer Austausch unter uns entwickelte sich. Nach dem Einchecken am Flughafen lud ich ihn noch auf einen Kaffee ein. Wir saßen zwischen vielen Reisenden an einem kleinen Tisch. Das Monatsmotto fiel mir ein. In diesen Augenblicken spürte ich eine unaussprechliche Freude zwischen uns. Er strahlte mich an und sagte: “Danke für Deine Zeit, dass Du mich noch hierher gebracht hast. Nein, nicht nur das: Danke für Dich!” - Wenige Stunden später rief er an. Er war schon in seiner Heimat gelandet. An seiner Stimme spürte ich: Die Freude war geblieben.
Vor einiger Zeit hatte ich meiner Tante eine Lebensordnung vorgestellt, die für mich ausgesprochen erstrebenswert ist und die unter anderem das tägliche Lesen und Verinnerlichen des Evangeliums enthält. Gestern nun sagte sie in einem Telefonat, dass ich ihr Leben ganz schön durcheinander gebracht habe. "Wie das?" war meine erstaunte Frage. "Naja, mein Mann und ich haben wieder die Bibel hervorgeholt, lesen jetzt auch täglich das Evangelium und kommen darüber ins Gespräch. Eigentlich hatte ich mir mein Leben, mein christliches Leben, ganz bequem eingerichtet, mit sonntäglicher Messe und so, aber nach unseren Gesprächen habe ich gespürt, dass da doch viel mehr sein muss."
Vor einer Woche habe ich mich mit meiner Mutter gestritten. Dabei ging es um meine Schwester, ich fühlte mich total unverstanden und hatte das Gefühl, wir redeten nur aneinander vorbei. In einem gewissen Augenblick hatte ich die Nase voll. In mir tobte es: „Du hältst es hier nicht mehr aus! Es ist doch immer das Gleiche!“ sagte mir eine innere Stimme. Und meine Konsequenz? Ich beschloss, mich in meinem Zimmer einzuschließen und mit niemandem mehr zu reden, bis ich endlich eine eigene Wohnung gefunden hätte. Zwei Tage später las ich das Tagesevangelium. Das Motto, das mich dazu erreichte, lautete: "Vergib und zeig große Barmherzigkeit!". Ich war sehr überrascht. Aber ich konnte noch nicht verzeihen. Ich wollte auch nicht! „Diesmal werde ich nicht den ersten Schritt machen!“ sagte ich mir. Am Tag danach sagte mir das Evangelium: "Bekehr dich und mach ernst mit dem Leben des Wortes!". Doch ich blieb stur und nahm es nicht ernst! Zwei Tage später kam als Kurzmotto zum Tages-Evangelium auf mein Handi: "Versöhne dich um jeden Preis!" Ich war baff und begriff, Gott meint mich! Er weiß, dass ich mich schwer tue, aber er stupst mich an. Ich hatte diese verfahrene Situation doch gar nicht gewollt! Sie tat mir sogar leid. Aber ich sollte den ersten Schritt wagen! So kaufte ich eine Schachtel der Lieblingspralinen meiner Mutter und eine kleine Blume. Ich ging an ihr Bett und wartete, bis sie aufwachte. Dann hab ich mich entschuldigt. Sofort nahm sie mich voller Freude in den Arm. Und ich spürte ein Glück in meinem Herzen, wie schon lange nicht mehr! - Ja, Herr, Du kennst mich!!!
Es herrschte Streik im öffentlichen Dienst. Und so fuhr keine Straßenbahn. Eine Krankenschwester, die im Städtischen Klinikum arbeitet, erzählte, dass sie auf Grund des Streikes auf einer anderen Station eingesetzt worden war. Dort war an diesem Tag nur ein Arzt, der dort auch nicht Bescheid wusste, eine Praktikantin und eine ausländische Krankenschwester, die sonst immer nur Nachtdienst macht. “Wie schaffe ich das nur?” ängstigte sich die Schwester. Sie erzählte, dass sie morgens - auf der Fahrt zum Krankenhaus - im Auto um die Kraft des Heiligen Geistes für ihre Arbeit und all die Patienten bittet. An diesem Morgen hielt sie die Gottesperle in der Hand und sagte leise: "Ich bin da". Ihr Herz füllte sich mit Ruhe und Gelassenheit und trotz Streiksituation verfiel sie nicht in Panik und Stress.
Ich war mit dem Auto unterwegs. Plötzlich nahm mir jemand die Vorfahrt. Blitzschnell konnte ich reagieren, so dass es nicht zu einem Unfall kam. “Ja, Du bist da!” dachte ich. Ich bin wirklich behütet von einem Gott, der mich begleitet!
Ich war mit einer Reisegruppe in der Türkei unterwegs. Zum ersten Mal in meinem Leben ging ich dort in eine Moschee. Als ich in diesem Gebetshaus stand, spürte ich innerlich, dass Gott mir hier ganz nahe war. Mir kam das Wort:”Ich bin da!” in den Sinn. Ich verstand, wie sehr uns Gott über alle Grenzen hinweg verbindet.
Ich hatte ein langes Begleitungs-Gespräch, das mich völlig aus der Bahn warf. Plötzlich wurden mir Fragen gestellt, mit denen ich mich noch nie auseinander gesetzt hatte. Als ich an dem Abend nach Hause kam, war in mir nur ein großes Durcheinander von Gedanken und Gefühlen, die mit großer Wucht in mir arbeiteten. Ich erlebete eine Zeit tiefer Traurigkeit und Angst... Und dann sah ich die Perlen auf meinem Nachttisch liegen “Wer bin ich?”. Ich selber hatte in diesen Augenblicken keine Antwort mehr auf diese Frage, denn ich kenne mich selbst nicht mehr. Aber Gott kennt mich, dass war mir in diesem Moment klarer als je zuvor. Und weil Gott mich kennt, so wie ich bin, aber vor allem auch so, wie er mich gemeint hat, kann ich mich überhaupt auf den Weg machen, mich selbst besser kennen zu lernen und immer mehr zu dem Menschen zu werden, als den Gott mich gedacht hat. Für mich war das in diesem Moment so eine Erleichterung und ein Trost! Ich habe gespürt, jetzt gar nicht sagen zu müssen, wer bin ich, denn da ist jemand, der diese Frage für mich beantworten kann, weil er mich zutiefst kennt und liebt. Damit kam eine Ruhe in das innere Durcheinander, ich konnte entspannen. Die Perlen, das Wort haben mich an diesem Abend “gerettet”.
Ich erhielt die Mail einer jungen Afrikanerin. “Durch die Wirren in unserem Land und durch eine Gerichtsverhandlung haben wir unser Haus verloren. Wir stehen mit 10 Personen auf der Straße, denn ich hab noch ein Mädchen aufgenommen, die Zwillinge bekommen hat und zu Hause deshalb heraus geworfen worden ist!”
Mich erreichte diese Mail in einer sehr stressigen Zeit. Die Arbeit war einfach zu viel. Mir kam das Wort: “Herr, Du kennst mich!” Und ich spürte, als ich es leise aussprach, dass ich nicht auf mich vertrauen durfte, sondern auf Jesus. So ließ ich diese Mail mein Herz bewegen. Am vergangenen Sonntag kam mir beim Morgengebet der Impuls, diese Not auf jeden Fall nach den Gottesdiensten zu teilen. Ich erzählte von der Mail.
Nach der ersten Messe kam ein alter Mann und drückte mir schweigend etwas Geld in die Hand. Ich sagte Gott danke, dass er sein Herz hatte berühren lassen. Nach der zweiten Messe kam ein junger polnischer Familienvater, der mit seiner Frau zwei Kinder hat. Diese Familie lebt sehr einfach. Dieser Mann klopfte mir auf die Schulter und sagte immer wieder: “Da müssen wir doch was machen!” Und dann sagte er: “Wenn du eine Spendenaktion machst, dann bekommst du die ersten 1000 € von mir!” Ich war so gerührt, dass ich nicht mehr reden konnte. Weinend gingen wir auseinander. “Was für eine Liebe!”
Am frühen Abend erhielt ich einen Anruf - auf Band, ich solle zurück rufen. Ich erreichte einen Mann, der selber einmal in großen Schwierigkeiten war und Not kannte. Und auch jetzt hatte er in seiner Familie ein schweres Los zu tragen. Ich hatte versucht, so gut ich konnte, dieser Familie nahe zu sein. Dieser Mann fragte, wie viel Geld schon zusammen gekommen sei. Ich erzählte die Erfahrung vom Vormittag. Dann sagte er: “Wissen Sie, ich weiß, was Not ist!” Und dann versprach er mir auch noch einen größeren Betrag für die afrikanische Familie.
Zum zweiten Mal versagte mir an diesem Tag die Stimme und ich konnte nicht mehr reden. Ich wusste: “Herr, Du kennst mich! Du weißt um mein wankelmütiges Herz! Aber wenn ich Dir alles in die Hände lege, dann kümmerst Du dich um all das!”
Ich habe eine Schachtel „Wegweisende Bibelworte und praktische Tages-Impulse“. Als ich heute Mittag niedergeschlagen nach Hause kam und mich aufs Bett legte, um ein wenig auszuruhen, kam mir plötzlich der Gedanken: Zieh doch ein Kärtchen von den vielen! Als ich eine gezogen hatte, war ich erstaunt. Auf diesem Kärtchen stand: „Heute will ich auch in Schwierigkeiten Gott loben und ihm danken, dass er mein Heiland und Herr ist. Trotz aller Not bin ich zuversichtlich und voll überschwänglicher Freude.“ Ich erinnerte mich an die Ich Perle: „Herr, Du kennst mich.“ Ja Gott kennt mich wirklich: er hat mir jenen Text geschenkt, den ich in diesem Zustand brauchte. Gestärkt ging ich am Nachmittag wieder arbeiten. Bei der Arbeit ging alles leichter.
Ich hatte auswärtigen Seminarbesuchern spontan eine Preisreduktion gewährt. Damit waren nicht alle im Team einverstanden. Sie hatten Angst, dass das Budget nicht aufgeht. Das hat mich verunsichert und traurig gemacht. Doch die Ich-Perle half mir: „Gott Du kennst mich. Du weißt, dass ich einfach auf dich vertraut und nicht viel gerechnet habe. Nun vertrau ich, dass alles gut geht!" Nach 2 Tagen erhielt ich eine Mail vom Trainer des Seminars, in der er mir mitteilte, dass er viel weniger Geld möchte, als ich ursprünglich gedacht hatte. Es blieb ein großer Überfluss, den wir nun für jene gebrauchen können, die ihre Weiterbildung nicht bezahlen können. Welche Freude!
Ich war bei einem Seminar. Es war ein sehr spannender, lehrreicher Tag! Wenn da nur nicht immer dieses schale Gefühl von Unsicherheit wäre, das ich gewöhnlich mit nach Hause trage, wenn ich etwas gesagt habe. „Habe ich etwas Falsches gesagt, oder habe ich gar jemanden verletzt?“ So kam mir die Familienmesse am darauffolgenden Sonntagmorgen wie gerufen. Die Vorstellung der “Ich-Perle” für den Monat März, begeisterte mich sehr. Diese Perle sagt: Jesus, der Herr, kennt mich und weiß, was ich brauche! Nach dem Gottesdienst war das schale Gefühl verschwunden. Meine Seele war angefüllt mit der Gewissheit, dass Er mich so liebt, wie ich bin, und dass Er mir immer wieder Mut gibt, beharrlich auf meinem Weg weiterzugehen. So gebe ich auch die Hoffnung nicht auf, mir doch noch einmal ein gesundes Selbstbewusstsein aneignen zu können. Denn für Ihn ist nichts unmöglich!
Ich bin ein Mensch, der immer schnell ein wenig Angst hat. Ein nicht leichtes Gespräch stand an - im Bereich meiner Arbeit. Sonntags ging ich zur Messe. Die Gedanken an das Gespräch wollte ich bei Seite schieben und sie ganz Gott in die Hände legen. So habe ich gebetet für das anstehende Gespräch und für meine Arbeitskollegen. In der Kirche kam meine Seele wirklich zur Ruhe, ich fühlte mich sicher, aber da war noch ein Gefühl. Es sagte mir, sofort aus der Kirche zu gehen. Aber ich verstand nicht warum! Dann bekam ich den Impuls in meine Seele, nicht den gewohnten Ausgang der Kirche zu wählen, sondern die Kirche auf der anderen Seite zu verlassen. Dort traf ich eine Frau, mit der ich ein wenig redete. Ich dachte: “Wahrscheinlich wollte mich Gott mit dieser Frau, die eine schwer kranke Tochter hat, kurz zusammen bringen, um ihr Hoffnung zu schenken!” Doch dann traf ich “zufällig” eine meiner Arbeitskolleginnen. Ich sprach kurz mit ihr. Sie lud mich ein, zu ihren anderen Kolleginnen zu kommen, die ausnahmsweise auch am Sonntag etwas zusammen machten. Erst wollte ich nicht, aber ich spürte: Tu es! Völlig unerwartet traf ich alle Kolleginnen. Die Kollegin, mit der ich dringend reden wollte, war auch da. Es entwickelte sich ein so schönes und offenes Gespräch, dass ich mein Anliegen sagen konnte und wir sofort einen Weg für die neue Woche fanden. Es war total unerwartet und richtig schön. Als ich wieder zu Hause war, dachte ich: “Jesus, wie schnell hast du das alles arrangiert. Ich verstehe noch tiefer, wie sehr du mich liebst. Du hast alles getan, dass meine Angst mich nicht zu sehr gebremst hat. Und du hast mir Mut gemacht, mit und in meiner Angst immer geduldig zu sein. Ich brauche wirklich keine Angst zu haben, denn Du bist immer bei mir und Du kennst mich!”
Einem Patienten, bei dem ich seit 2 Jahren täglich - außer am Wochenende - bin, ging es überhaupt nicht gut. Ich begleitete ihn zum Arzt. Dieser wies ihn sofort ins Krankenhaus ein.. Er war sehr ängstlich. Er fragte mich, ob ich bei ihm bleiben könne? So habe ich ihn begleitet und bin während derUntersuchungen bei ihm geblieben. Danach habe ihn auf dem Zimmer "bettfertig " gemacht und bin dann erst nach Hause gefahren.
Als ich später nochmals in seine Wohnung musste, um ein paar Dinge zu richten, sprach mich eine Nachbarin an. Sie war sehr sauer, weil der Flur nicht gereinigt worden war. Ich versuchte ihr zu erklären, dass ich ihren Nachbarn am Freitag ins Krankenhaus gebracht habe und ich vorgehabt habe, die Reinigung "nachzuholen". Die Frau aber ließ mich überhaupt nicht zu Wort kommen und ließ ihrem Frust freien Lauf. In den Monaten danach blieb sie mir bei allen flüchtigen Begegnungen kurz angebunden!
Vor wenigen Tagen war ich auf dem Weg in den Keller und begegnete ihr. In diesem Augenblick schoß mir das Motto des Tages durch den Kopf : "Bekehr dich und mach ernst mit dem Leben des Wortes!", das ich eine halbe Stunde vorher auf mein Handi bekommen hatte. Es traf mich echt. und ich verweilte. Ich blieb dann stehen, und wünschte ihr einen freundlichen 'Guten Morgen!' . Dann hab ich sie gefragt, wie es ihr gehe? Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass sie allerhöchstens ein "Morgen" zurückbrummelt...Das Gegenteil ist passiert. Sie sagte, es ginge ihr gut und sie wolle sich eigentlich schon lange bei mir für ihr Benehmen letztens entschuldigen. Sie erkundigte sich, wie es ihrem Nachbarn ginge und ich habe ihr erzählt, wie es damals gewesen ist und dass es ihm seit der damals nötigen Operation viel besser ginge. Daraufhin sagte sie: "Wissen Sie, für mich ist es kein Problem, den Flur für meinen Nachbarn mit zu säubern. Ich finde es sehr beeindruckend, mit welcher Fürsorge und Geduld Sie ihn betreuen!"
“Kann ich vor unserem nächsten Gruppentreffen nochmals zu dir kommen?” las ich in einer sms. “Na klar!” Am nächsten Tag schon sassen wir bei einem Kaffee zusammen. “Weißt du, es fällt mir gar nicht so leicht zu sagen, aber ich leide an Depressionen! Und gleichzeitig bin ich Weltmeisterin im Verdrängen. Alle, die mich gut kennen und denen ich das gesagt habe, sind aus allen Wolken gefallen. Aber ich spüre unter all meinem Aktiv-Sein und hinter all dem Stress, den ich mir oft selbst mache und hinter dem ich mich verberge und zerstreue, ist irgendetwas für mich nicht Fassbares. Und das macht mir unsicher und traurig. Oft lähmt es mich sogar!” Voller Hochachtung sass ich einem jungen Menschen gegenüber, der sein Leben mit Entschiedenheit in die Hand nahm. “Und ich kann das nicht anders, als diese Phase mit Gott zu leben!” Lange redeten wir zusammen und am Ende die frohe Botschaft: “Egal, was meine Seele hervorbringen wird, egal, mit welchen auch schweren Brocken ich vielleicht leben lernen muss, es stimmt wirklich, ich kann immer sagen: “Du, Herr, kennst mich!” In aller Unsicherheit und Angewiesenheit gibt mir das eine tiefe Zuversicht!
Neulich traf ich mich sonntags mit meiner Freundin, einer Studentin, die sich zurzeit in einer Psychatrie helfen läßt, in der Stadt. Wir sind durch die Straßen zu einem See gegangen, einmal um den See gelaufen und haben ihrer alten Schule besucht. Sie erzählte mir von ihrem Aufenthalt in der Psychatrie. Strahlend berichtete sie, dass sie dort jetzt als einziges Mädchen mit den Jungs Fußball spielt, schwimmen geht und dass es dort ganz viele junge Leute gibt denen es viel schlechter geht als ihr. Mittlerweile hat sie sich mit einigen auch schon angefreundet. Wir standen dann an einer Pommesbude. Dort sprachen uns ein paar Hannover96fans an. Nachdem sie merkten, dass wir die totalen Fernsehfußballbanausen sind, haben sie uns erstmal ‘aufgeklärt’. Das war sehr amüsant, wir haben viel gelacht. Am Abend sind wir dann zusammen zum Hochschulgottesdienst und gemütlichem Beisammensein in die KHG gegangen. Ohne unser Motto aus dem Sarajevo-Begegnungscamp "Stinknormal- aber total", das ich mir vorgenommen hatte, hätte ich gewiss nicht einfach normal sein können! Ja, Herr, Du kennst mich! Mit diesem Gebet bin ich fast schmunzelnd - aber glücklich abends eingeschlafen.
Zwei Termine waren ausgefallen. Für abends stand noch eine schwierige Sitzung an. Ich wusste so recht nichts mit der frei gewordenen Zeit anzufangen. “Verweile!” kam mir in den Sinn. Ich ging einige Augenblicke in eine nahe liegende Kirche und erzählte Gott viele Dinge, die ich im Herzen hatte. Eine Familie kam mir in den Sinn, die ich noch besuchen wollte. Die Tochter der Familie hatte nach einem Unfall mit schwerwiegenden gesundheitlichen Einschränkungen das Leben in gewisser Weise neu zu lernen. Ich machte mich auf, diese Familie zu besuchen. Vom ersten Augenblick herrschte eine große Offenheit. Die Tochter - sprachlich durch den Unfall sehr gehandicapt - ließ uns verstehen, dass sie an einer bestimmten Beziehung sehr litt. In den unter uns entstandenen Raum hinein, konnte sie sich ganz ausdrücken und fand ein tiefes Verständnis. Ich spürte eine große Freude und Erleichterung in ihren Augen, als ich mich wieder verabschiedete. - Ich verstand: An diesem Nachmittag hatte Jesus mich durch sein Wort in diese Familie geführt.
Eine junge Frau kam zu mir. Sie hatte in den vergangenen Tagen mit einem schweren Leid fertig werden müssen. Sie sprach nur gebrochen Deutsch. Zur Verständigung hatte sie ihre Schwägerin dabei, die sehr gut übersetzen konnte. Irgendwie war die Stimmung sonderbar. Ich habe gefragt, wie es ihr ergangen sei, und sie sagte nur, dass sie es schon geahnt habe, dass sie sich all dem, was war, stellen müsse. Immer noch völlig traurige Augen. Ich bin dann zu ihr gegangen, habe sie in den Arm genommen und ihr gesagt, dass ich von ihr erzählt habe und viele Menschen für sie gebetet haben. Daraufhin ließ sie sich regelrecht fallen in meine Arme, lächelt unter Tränen und bedankt sich dafür! Unheimlich bewegend der Moment und die Stimmung wie verwandelt.