Ich bin glücklich!
Zu viel kam zusammen. Verantwortungsträger meldeten sich nicht zurück. Jugendliche sprangen aus zugesagten Verantwortlichkeiten wieder ab. Immer mehr Arbeit lag auf meinen Schultern. Auch im engsten Team war wenig Feuer zu spüren. Ich spürte, wie mir all diese Wirklichkeiten zu einer Last wurden und ich Gott mit der Frage bedrängte: Soll ich den eingeschlagenen Weg mutig und treu weitergehen? Oder möchtest du etwas anderes von mir? - Mit einer gewissen Ratlosigkeit und Traurigkeit legte ich mich schlafen. Am nächsten Morgen durfte ich in der WhatsApp-Botschaft eines jungen Mannes, der sich ganz selten meldet, lesen: „Ich weiß gar nicht wie genau ich das sagen soll. Momentan erlebe ich eine emotional extrem schwierige Zeit und finde durch meinen Glauben unfassbaren Halt. Ich erlebe eine Art der Liebe und des ‚Gesehen Werdens‘, das viele gar nicht kennen. Ich glaube, dass wir die Welt durch Menschen wie Sie, die diese Botschaft so lebendig weitertragen und leben, tatsächlich auf einen guten Weg bringen können. Also vielen Dank für Ihre Arbeit. Möge Gott Sie immer beschützen!“ Ich fühlte mich von Gott verstanden und begann den neuen Tag mit einem großen DANKE im Herzen.
Sie waren für ein paar Tage in unserem Land zu Besuch. Lange hatten wir uns nicht gesehen. So kamen sie und blieben über Nacht. Wir begannen zu erzählen. In frühen Zeiten war der Kontakt intensiver gewesen. Mittlerweile lag viel Verantwortung auf unseren Schultern, so dass oft wenig Zeit blieb. Häufig war es um finanzielle Hilfen für ihre Projekte gegangen. Sie waren in Netzwerke geraten, die wenig positiv erschienen. Nach einem langen Anweg spürte ich tief in der Nacht den Drang in mir, diese Unstimmigkeiten zu benennen, offen und klar. Möglicherweise würde ich um der Wahrheit willen verletzten müssen. Sie schienen erschüttert, viele Informationen hatten sie nicht gehabt. „Danke, dass du so offen mit uns sprichst und ganz ehrlich bist! Das schenkt uns eine neue Klarheit, denn alles, was nicht im Licht Gottes und aus ehrlicher Liebe gegeben wird, hat keinen Wert, im Gegenteil!“ Diese Augenblicke schienen mir gefügt vom Heiligen Geist. Ich verstand ein Wort Jesu, was mir bisher immer verschlossen war. Habt Salz in euch und haltet Frieden untereinander! (Mk 9,50) Fauler Friede lähmt. Salz, in Beziehungswunden gestreut, brennt und reinigt. Es ermöglicht den Frieden neu!
Ein Anruf erreicht mich. „Heut morgen in der Predigt habe ich von unserem älteren Pastor gehört, dass er die Botschaft von Pfingsten neu verstanden hat. Er erzählte, es gehe nicht (nur) um ein einmaliges Ereignis in der Vergangenheit, sondern um den fortwährenden Prozess, durch die Kraft des Geistes und durch das Horchen auf seine leisen Impulse, im eigenen Leben und für das eigene Leben firm zu werden!“ Der Anrufende hatte mit brennendem Herzen im Team seiner Pfarrei die drei Logbücher des Projektes „navi4life“ vorgestellt, als Hilfen für junge Menschen, um ihren Weg zu finden. Und weiter erzählte er: „Und der Pfarrer unserer Pfarrei hat angerufen und gefragt, wo er die Logbücher bestellen könne, denn seines habe er einer jungen Frau weitergegeben, die sich auf das Sakrament der Firmung vorbereite!“ In diesen Augenblicken darf ich voller Freude spüren, wie sehr der Heilige Geist Brücken baut, wenn wir ihn wirken lassen.
In ihrer Kindheit und Jugend war sie in säkularem Umfeld aufgewachsen. Das Thema „Glaube“ war ihr nie nahe gekommen. Zu unserem Pfingstlichen Zoom-Meeting am Pfingstabend hatte sie sich angemeldet. Sie war gerade mit einer Freundin in einer osteuropäischen Hauptstadt unterwegs. „Ich will auf jeden Fall am Pfingstabend dabei sein und meine Erfahrung teilen!“ hatte sie mich wissen lassen. Und dann erzählte sie in der Internet-Schalte vor Teilnehmenden aus 11 verschiedenen Nationen, wie sie ursprünglich ein FSJ in Indien machen wollte und durch Visumschwierigkeiten daran gehindert wurde. Sie traute dem Leben und ließ sich leiten: „Jetzt bin ich in Sarajevo im Jugendzentrum Johannes Paul II. und ich kann euch sagen, ich bin total glücklich, dort zu sein!“ Ich sah die Freude und das Feuer in ihren Augen. Nach der Internettreffen erreicht mich eine SMS: „Vielen Dank! Es war ein toll organisiertes Meeting und ich bin sehr froh, mit dabei gewesen zu sein. Großes Lob an euch! Ich bin glücklich.“ Verborgene Wirkungen des Geistes.