Ich bin glücklich!
Mit der Fastenzeit hat sich für mich eine neue Tür geöffnet. Mit einem Freund hatte ich eine verrückte Idee. Wir haben jeweils 20 kleine Zettel beschrieben mit einer Aufgabe für den Tag. Fastenzeit sollte für uns nicht nur ein Verzicht auf Süssigkeiten bedeuten. Gestern stand auf dem Zettel meines Freundes: “Schreibe jemandem mit dem du dich gestritten hast! Geh einen Schritt aus Liebe!” Daraus ergab sich ein unglaublich tolles und auch mutiges Zugehen - per Mail - auf einen Menschen, mit dem es viele Schwierigkeiten gegeben hatte. Wir sind zwar gespannt, ob dieser zurückschreibt. Wichtiger aber ist, dass dieser Schritt aus Liebe gelungen ist.
Heute nun stand auf meinen Zettel: “Melde dich bei jemanden, der im Ausland wohnt.” Mich verfolgte seit Wochen ein schlechtes Gewissen, weil ich eine sehr betagte Tante von mir seit Ende November nicht mehr angerufen hatte. Ich hatte es mal zwischendurch probiert - ohne durchzukommen und hatte dann immer wieder ‚Ausreden’ gehabt. Heute nun war mein Tag, das lehrte mich das kleine Kärtchen. Ich rief an. UND ausgerechnet HEUTE hatte die alte Dame ihren ‚Bademanteltag’, wie sie nennt. Zu Deutsch: Sie arbeitet den ganzen Tag ihre Post an und bleibt so mit zu Hause. Eigentlich hatte sie eine andere Verpflichtung, aber AUSGERECHNET heute dafür Ersatz gesucht!
Leicht hab ich’s in und mit meiner Familie nicht. In einer Situation verstand ich, dass ich mir total viel von meiner Familie erhoffe und erwarte, aber gerade darin immer wieder enttäuscht werde. So hab ich begonnen, meine Enttäuschungen vor Gott zu bringen. Im Gebet verstand ich Gottes Impuls: Mach immer neu Schritte echter Liebe!
Vor einigen Tagen nun war Valentinstag, und ich weite meine kleinen Aufmerksamkeiten und Geschenke auf Freunde, Eltern und Geschwister aus. Meiner ganzen Familie hab ich kurze Grüße geschrieben und ihnen gesagt, dass es schön ist, dass es sie gibt. Irgendwie ein fremdes Gefühl, eine solche Botschaft auch an die eigenen Brüder zu senden. Aber ich war mir sicher, damit Gottes Willen auszuführen. Heute nun ergab sich ein Telefonat mit meiner Schwägerin. Sie ist eher ein pessimistischer Typ, oft unberechenbar und launisch … Um so mehr verblüffte mich heute, als sie mir am Telefon sagte: „Ich habe letztens überlegt, dass es doch mal schön wäre, mit der ganzen Familie in Urlaub zu fahren!“ Ich war ganz platt, dass diese Idee von ihr kam, hätte ich nie erwartet!
Als Studentin steh ich in diesen Wochen im Prüfungsstress. Nächste Woche Donnerstag hab ich meine nächste Prüfung. Wie aus dem Nichts überkommt mich immer wieder die Angst, es nicht zu schaffen. So war’s auch heute wieder. Ich bekam Angst, weil ich mich nicht gut konzentrieren konnte. Meine Gedanken waren überall, nur nicht bei meinen Prüfungsthemen.
Ich spürte: Du mußt mal kurz raus und dich ablenken! So ging ich - durch mehrere Türen - nebenan in die Kirche, um zu beten. In einem dort ausliegenden Fastenkalender las ich: „Mitten in meinem ‘Da-musst-du-durch!’ finde ich dein ‘Ich-bin-da’.“ Sofort kam mir eine ‘Tür-Erinnerung’ an den Weltjugendtag 2005 in den Kopf. Unser Pfarrer sagte damals in einem Gottesdienst zu Jugendlichen, die bei uns zu Gast waren und uns durch ihr Dasein total beschenkt hatten: „Ihr habt den Schlüssel zu unseren Herzen gefunden, den wir längst verloren hatten.“ Dieses Wort war mir geblieben und ich spürte, dass Gott mir auch dieses Mal wieder in der Kirche einen Schlüssel gegeben hatte für meine ganz konkrete Situation. In meiner Angst, die Prüfung nicht zu schaffen, ist ER ganz mit drinnen, das wurde mir klar und gab mir Mut zuversichtlich weiter zu lernen!
Während der Mittagszeit ging ich für ein paar Augenblicke in die Kirche, um zu beten. Dem Hauptschiff unserer Kirche vorgelagert, ist ein kleiner Vorraum mit Taufbecken und ein Ort, um Kerzen anzuzünden. Ich war bereits in der Kirche und bemerkte nach einer Weile im Vorraum ein Kind - vermutlich mit Mutter und Oma. Durch die Glastür sah ich, dass das Kind sich immer wieder gegen die Tür zur Kirche stemmte, ohne sie jedoch öffnen zu können. Sie war zu schwer für das Kleine. Mutter und Oma schienen nicht gewillt zu sein, in die Kirche zu gehen. Mir kam unser Monats-Symbol, die Tür. So ging ich zu der Tür und half dem Kind, sie zu öffnen. Mit großen, dankbaren Augen strahlte mich die Kleine an und ging dann froh in den Kirchenraum hinein. Die zwei Frauen folgten. Diese unscheinbare Begegnung gab mir Freude und ließ das Worte Jesu in mir aufleuchten: "Lasst die Kinder zu mir kommen!" (Mk 10,14)