Ich bin glücklich!
Auf dem Vorplatz des S-Bahnhofs wartete ich auf den Schienen-Ersatzverkehr. Ich ärgerte mich, dass ich vorher nicht ins Internet geschaut und die Fahrplanänderung umgangen hatte. Auf dem Bahnsteig war mir eine junge Frau aufgefallen, die offenbar die Durchsage im Zug wegen des Schienersatzverkehrs nicht richtig mitbekommen hatte. Sie kam auf den Vorplatz und bat eine ältere Dame um Hilfe. Mir fiel die Behinderung der Jüngeren auf, sie hatte große Probleme nun ihren Fahrplan bis Gelsenkirchen auf die Reihe zu bekommen. Die Dame gab ihr Auskunft, aber die Unsicherheit bei der jüngeren Frau blieb. - Mir kam das Tagesmotto in den Sinn: Lass Dich ansprechen! - Ich schaltete mich in die Unterhaltung ein und bot der jungen Frau an, sie können mit mir zusammen nach Gelsenkirchen fahren, da ich nach Essen führe. Eine große Erleichterung war auf ihrem Gesicht zu sehen. Der Bus kam und die Frau setzte sich im Bus neben mich. Sie erzählte mir viel: Sie sei auf dem Weg zur Arbeit, würde 4 Tage in Gelsenkirchen bleiben und dann übers Wochenende wieder zu ihren Eltern fahren. Sehr vertrauensselig gab sie viel Persönliches preis. Ich hörte interessiert zu. In Gelsenkirchen angekommen, wußte sie Bescheid. Schnell stieg sie aus dem Zug und fand umgehend das U-Bahn-Gleis. Sie verabschiedete sich und fuhr mit einem großen Strahlen - mir nachwinkend - weiter.
Ich kam von der Arbeit und traf am Bahnhof eine ältere Dame. Sie stand mit ihrem Koffer an einer Treppe, an der es keinen Lift gab. Ich hätte schnell vorbeigehen können. Doch dann erinnerte ich mich an die Erfahrung einer Schwester, die sich vorgenommen hatte, nicht nur stehen zu bleiben, wenn sie darum gebeten wird, sondern auch auf verborgene Nöte zu reagieren. So sagte ich mir: “Bleib stehen!”
Ich sprach die ältere Dame an und bot ihr meine Hilfe an, den Koffer die Treppe hinab zu tragen. Überglücklich reagierte die Frau und sagte: “Ich habe so sehr auf Hilfe gehofft. Sie wissen gar nicht, welche Freude Sie mir heute machen. Vielen Dank und einen schönen Abend!"
“Hast Du noch einen Augenblick Zeit?” - fragte er mich. Auf dem Schulgelände war es chaotisch laut - einer der letzten Schultage vor den Ferien. Ich ging in sein Zimmer. Er schloß die Tür. “Gestern”, begann er sofort zu erzählen, “war ich auf dem Heimweg von einer Konferenz. Es war schon spät, 20.45 Uhr. Ich war mit dem Motorrad unterwegs. Ich spürte unter meinem Overall mein Handi vibrieren. Sofort fragte ich mich: ‘Wer meldet sich denn um diese Zeit noch?’ Es hörte nicht auf zu vibrieren. Ich entschied, zu stoppen und nachzuschauen. Ich fuhr an den Rand. Auf dem Display sah ich die Nummer einer Vorgesetzten. Ich rief zurück. Ihre Mail-Box sprang an. Vermutlich war der Anruf ein Versehen. Ich fuhr weiter. 3 Minuten später war vor mir die Straße gesperrt. Auf der Straße lag ein Motorrad. Es war eine Maschine, die mich wenige Minuten vorher überholt hatte. Ein Auto hatte die Vorfahrt missachtet. Am nächsten Tag las ich in der Zeitung, dass der Motorradfahrer schwer - aber nicht lebensgefährlich verletzt war.” Mein Gegenüber schaute mich an. Nach einem Augenblick des Schweigens sagte er: “Da war jemand, der noch nicht wollte, dass mein Leben zu Ende geht! All die kleinen Fakten sind einfach nicht erklärbar. Wäre ich nicht ans Telefon gegangen, ich hätte genau zum Zeitpunkt des Unfalls die Stelle passiert.”
Seit Tagen habe ich darüber nachgedacht, was ich in der Fastenzeit bei mir - durch die Augen Gottes geschaut - ändern kann. Verzicht auf irgendwelche Nahrungsmittel fällt mir nicht schwer und hat deshalb keine große Bedeutung für mich. Dann hab ich über meine Beziehungen zu Gott, zu mir, zu den Mitmenschen und zur Natur nachgedacht. Einige meiner menschlichen Beziehungen sind zerbrochen, andere “verzerrt”. So habe ich mich entschieden, neu auf eine Freundin, die mich sehr enttäuscht und verletzt hat, zuzugehen. Ich hab sie seit Ewigkeiten zum ersten Mal wieder angesprochen, sie mit den liebenden Augen Gottes angeschaut. Ich kann die Vergangenheit und die Verletzungen nicht ändern! Aber ich kann und will verzeihen!