Ich bin glücklich!
In unserer Nachbarschaft wohnt ein älteres Ehepaar. Der recht betagte Mann ist kein Hundefreund und so ist er auch mit unserem Hund nicht besonders gut „befreundet“. Beide mögen sich überhaupt nicht!
Über Nacht war viel Schnee gefallen. Ich begann den Weg vor unserem Haus frei zu räumen. Das Tages-Motto, das mich jeden Morgen über die onword_App erreicht, hatte ich im Herzen."Du bist dran - nicht verstecken!” Also habe ich weiter den Schnee weg geräumt, bis vor die Haustür unseres Nachbarn. Plötzlich ging sein Fenster auf und er rief, noch im Pyjama, völlig überrascht: “Frau Nachbarin, das ist aber nett von Ihnen!“ - „Mach ich doch gerne, ich war ja gerade dabei!“ war meine Antwort. „Ich streue auch noch ein wenig Salz auf den Weg, damit niemand fällt.“ - „Nein“ rief er zurück, „das mache ich schon und auch bei Ihnen.“ Er schloss das Fenster und öffnete es dann erneut: „Und noch ein schönes Wochenende!“ - „Danke gleichfalls!“ antwortete ich! Beide haben wir uns angestrahlt!
In den letzten Wochen hab ich mich intensiver nochmals mit dem Weltjugendtag und mit der Beichte beschäftigt. Da meine letzte gefühlt ewig her ist und ich bislang Angst vor der Beichte hatte, war die Hemmschwelle entsprechend hoch.. Mein Kopf sagte „Ich versteh, dass ich nicht tiefer fallen kann als in SEINE offenen, auf mich wartenden, liebenden Arme“, aber die Angst in meinem Herzen war größer. Selbst auf dem WJT hab ich mich nicht getraut.
Kürzlich traf mich ein Wort unseres Studentenpfarrers während einer Messe besonders ins Herz: „Mein Joch ist leicht“. Abends las ich dann im WJT Pilgerheft „Trau dich! Der barmherzige Vater wartet auf dich!“ Das ermutigte mich. So ging ich zu einer naheliebenden Kirche, um zu beichten. Die Beichtzeit war nur für eine halbe Stunde angesetzt und die verpasste ich, da einige Leute – so dachte ich zumindest- mit mir vor dem Beichtstuhl warteten. Bis ich checkte, dass die alle zu einer Familie gehörten die kurz zuvor Taufe gefeiert hatten, war die Zeit schon vorbei. Geknickt ging ich wieder zurück in meine WG und schaute im Internet, ob es noch eine andere Gelegenheit gab. Die entdeckte ich dann für heute früh. Vor Aufregung und weil Jugendliche in einer Wohnung über uns fast die ganze Nacht Party hatten, konnte ich kaum schlafen. Aber in meinem Herzen war eine echte Freude über meinen festen Entschluss.
In der Frühe des Tages schwang ich mich dann aufs Rad und merkte schon auf dem Weg: Ich bin bereit. Zusammen mit meinen WJT Pilgerheft wartete ich vor der Kapelle und sang eins meiner Lieblingslieder „Wo ich auch stehe“. Auch darin fand ich Ermutigung und alles geschah am Sonntag Gaudete, dem adventlichen Sonntag der Freude. Nach dem Beichtgespräch hatte ich den Eindruck: Fesseln sind von meinem Herzen abgefallen, Freiheit pur! Als ich abends zur Messe ging, hüpfte mein Herz vor Freude. Bin grad sooooooo glücklich!
Es wäre so schön gewesen, sitzen zu bleiben. Ich war froh, noch einen Platz in der Straßenbahn ergattert zu haben. Und dann sah ich diesen alten Mann, der gerade am anderen Ende der Bahn eingestiegen war. Der Fahrkarten-Automat schien ihm nicht geläufig zu sein. Immer wieder kam das, Geld, das er hineinwarf, wieder heraus. Alle Umstehenden schien das nicht zu interessieren. Sie waren mit ihren Smartphones beschäftigt.“ Oh, sollte ich aufstehen und durch die ganze Bahn gehen, um dem Mann zu helfen?“ Ehe ich anfing darüber nachzudenken, war ich schon auf dem Weg zu ihm. Ich half ihm, sein Ticket zu lösen. Als er es in der Hand hielt, hob er die Augen und ich schaute in zwei strahlend blaue, glückliche Augen. „Danke! Danke, dass Sie mir geholfen haben! Das war wirklich eine große Hilfe!“ Dieser Blick des alten Mannes und seine Freude trafen mein Herz. Und ich spürte, wie die Freude mein Herz erreichte. Als ich zu meinem Platz zurückging, lächelten mir zwei ältere Damen zu. Dieses Lächeln war ihr DANKE an mich, dass ich mich aufgemacht hatte, dem alten Mann zu helfen. – Im Augenblick den Schritten gelebter Liebe trauen! Hatte das nicht auch Josef gemacht, als er Ja gesagt hatte zu Maria und den Plänen Gottes mit ihnen?
In der Kirche hatte ich die Idee aufgeschnappt, mir einen Euro in die Tasche zu stecken und zu überlegen, bzw. wachsam zu sein, wem ich ihn schenken könnte, um wirklich Freude zu schenken. Mir fiel eine Familie ein, der ich schon längere Zeit ehrenamtlich ein wenig helfe.Ich rief sie an und teilte ein wenig Zeit mit ihnen. Wir tauschten Erfahrungen am Telefon aus, es war echt bereichernd. Nach dem Telefonat dachte ich: Nimm den Euro, kauf ein paar Linsen und koch der Familie eine Linsensuppe draus, denn ich wußte, wie sehr sie sie mögen. Mit der noch warmen Linsensuppe besuchte ich dann die Familie. Es war unvorstellbar, welche Freude ich mit dieser Suppe bei dem alten Ehepaar ausgelöst habe. Sie waren unendlich dankbar und total glücklich.
So einfach kann man Menschen helfen und sie glücklich machen. Es muss halt nur von Herzen kommen.