Ich bin glücklich!
In einer Nachricht las ich: „Können wir morgen gemeinsam einen Spaziergang machen?“ Es war eine Bekannte von mir. Ich kannte sie seit den Gymnasium-Jahren in meiner Stadt, in der ich groß geworden bin. Obwohl wir heute beide in der gleichen Stadt eines anderen Landes leben, sehen wir uns sehr selten. Uns verbinden nicht so viele Gemeinsamkeiten, weil meine Bekannte in einem anderen Umfeld groß geworden ist als ich. Außerdem gehört sie einer anderen Religion an. Wir trafen uns. Anfangs erzählten wir, wie es uns generell ging. Dann stellte sie immer mehr Fragen in Bezug auf meine Religion. Ich war ein wenig erstaunt, aber ich antwortete ganz offen und fröhlich auf all ihre Fragen. Dann sagte sie auf einmal: „Weißt Du, in unserem Glauben gibt es sehr strikte Regeln, denen man folgen muss, oder man gehört nicht mehr zu dieser Religion. Es gibt Regeln für unser Tun, für das Essen und für die Kleidung. Habt Ihr in Eurem Glauben auch Regeln? Was macht Dich zur Christin? Und wenn es Regeln gibt, die in unseren Religionen unterschiedlich sind, welche sind richtig? Welchem Weg gilt es dann zu folgen? Meine Religion stimmt in vielem mit Deiner nicht überein. Bei wem liegt die Wahrheit? Wer ist der ‚wahre‘ Gott?“ Es kamen Fragen über Fragen!
Ich sagte zu ihr: Weißt Du, meines Erachtens gibt es eine absolute Wahrheit nicht. Ich kann nur von mir und meinen Erfahrungen mit Gott erzählen. Und aus meinen persönlichen Erfahrungen heraus weiß ich, dass Gott ‚Liebe‘ und nichts anderes ist. Alles, was nicht Liebe, sondern Hass, Wut, Neid hervorbringt, ist nicht Gott. Und diese Liebe ist nicht nur die Liebe zwischen zwei Menschen, sondern auch die Liebe in der Familie, im Freundeskreis bis zu all den Menschen, die im Lauf eines Tages meine Nächsten sind. Mein Nächster ist immer neu der, der meine Hilfe braucht und wenn ich gerad helfen kann, dann ist diese Geste des Helfens ein Akt der Liebe zu diesem Menschen, den ich vielleicht gar nicht kenne.
Weiter sagte ich zu ihr: Wenn wir uns ständig mit anderen vergleich, werden wir nie glücklich sein. Warum drängt es uns dazu, unser Gegenüber schlecht zu machen, nur damit „wir“ / „ich“ ein wenig besser dastehe? So zerstören wir uns selbst und leben fern von Gott.
Ich habe ihr dann noch ein paar kleine Erfahrungen aus meinem konkreten Leben erzählt und am Ende war sie total froh! Sie hatte so ein Strahlen in ihren Augen, wie ich es nie bei ihr gesehen habe. Sie war im Frieden. Und ich spürte, da war noch etwas Größeres, vielleicht jemand Größeres zwischen uns. Als wir uns verabschiedeten sagte sie: „Danke für Deine Zeit und Deine Geduld mit mir. Du bist echt gut!“
Als kleine Gruppe hatten wir uns getroffen. Zwei „Ferienkinder aus Norwegen“, bei uns in der Stadt zu Gast, wollten gern ein wenig über go4peace erfahren. Das ging am besten bei einem leckeren Eis. Bei einer der Jugendlichen merkte ich, dass sie nicht an Gott glaubt. So wurde mir klar, dass es an dieser Stelle wichtig war, einfach nur dazu sein und diesem jungen Menschen den Raum zu geben, um alles Wort werden zu lassen, was an Fragen, Zweifeln und Gedanken in ihm war. Und dann kam richtig was in Bewegung in Richtung Gott – in aller Freiheit! Es gilt eben immer neu: „Trust and jump!“ - "Vertrau und spring!"
Ich habe eine Freundin in meiner Schule, die auch Christin ist. Sie ist protestantischen Glaubens und geht sonntags in eine kleine Gemeinschaft, der sie sich zugehörig fühlt.
Von Anfang an haben wir uns sehr oft über Gott ausgetauscht, weil er für uns wichtig ist. So entdeckten wir in unseren Glaubensüberzeugungen so manchen Unterschied, der uns überraschte. Ich bin mit ihr in ihre Kirche gegangen, und sie mit in unseren Gottesdienst. Wir wollten uns besser verstehen lernen. Ich war sehr neugierig und freute mich, mit ihr in der Bibel zu lesen. Gleichzeitig spürte ich, dass wir nicht wirklich verbunden waren.
Vor einem Monat begleitete sie mich in die Kapelle meiner Schule. Zusammen mit anderen Studenten, die auch gekommen waren, haben wir gemeinsam gebetet. Das war sehr schön, weil meine Freundin auch für sich selbst einen ruhigen Ort in der Schule gefunden hatte, an dem sie Zeit mit Gott verbringen kann.
Ich spüre, wie wir einander im Glauben unterstützen. Das letzte Mal haben wir zu Hause miteinander für unsere gemeinsamen Freunde gebetet, und dann noch für unsere Nachbarn. Das war so schön!!! Jesus war spürbar da! Wir zwei waren in seinem Namen beisammen. Dieses Gebet war für mich das Zeichen, dass wir es geschafft hatten: In diesem Augenblick waren wir nicht mehr Protestantin oder Katholikin, sondern zwei Christinnen, zwei Menschen, die miteinander unterwegs sind. Ich war und bin so glücklich darüber.
Eine tamilische Familie hatte sich bereit erklärt, eine junge Frau aus Süd-Ost-Europa für ein Jahr bei sich aufzunehmen. Nun galt es das Zimmer herzurichten. Dazu suchte ich noch ein Bett und einen Schrank. „Wir haben noch ein wunderbares Himmels-Bett abzugeben!“ las ich in einer Mail. Schnell holte ich das Bett und ohne es aufgebaut gesehen zu haben, gelang es mir am nächsten Tag, bei der Familie dieses Bett aufzubauen. Ich freute mich sehr, dass die junge Frau aus Süd-Ost-Europa schon am Pfingstfest für ein paar Tage kommen würde. Als ich mich verabschiedete, sagte mir die Tamilin, nun sei für sie am Pfingsttag noch eine Einladung zur Firmung zu ihrer Tochter in Skandinavien ins Haus geflattert. „Ich weiß gar nicht, was ich machen soll, denn ich möchte doch für die Gäste da sein und sie kennen lernen, aber meine Tochter ist total traurig, wenn ich nicht komme. Was soll ich nur machen? Bitte beten Sie für mich!“ bat mich die Frau. Ich versprach ihr mein Gebet und tat es im gleichen Augenblick mit ihr gemeinsam – noch in der Tür stehend. „Wissen Sie was?“ wandte sie sich erneut an mich. „Gerade, als wir betend sprachen, hab ich verstanden, dass die Arbeit, die Sie für Europa machen, so wichtig ist und dass ich bleiben soll, um mit den Gästen daran mitzuarbeiten. Und als ich gedacht habe: Bleib auf Pfingsten hier und geh später für eine ganze Woche zu Deiner Familie nach Skandinavien, da hatte ich einen echten Frieden in meinem Herzen!“