Ich bin glücklich!
Nur noch schnell was einkaufen, denn im Brotkorb war kein Brot mehr und das Wochenende nahte. So lief ich am späten Samstagnachmittag noch schnell aus der Bibliothek meiner Uni in einen Supermarkt, um für den Sonntag gut gerüstet zu sein. Als ich vor dem Brot-Regal stand, war ein älterer Mann gerade dabei, alle Semmeln in seinen Einkaufswagen zu legen. Er schien Besuch zu bekommen und brauchte anscheinend eine Menge an Brot. Sonst war kein Brot mehr vorrätig. Als er mich vor dem Regal stehen sah, fragte er, ob ich auch noch Brot brauche? Ich nickte. So ließ er noch drei Semmeln in Regal liegen. Mich rührte diese Geste so sehr, dass ich mich entschied, nur einen davon mitzunehmen und ansonsten fürs Wochenende auf Nudeln zu setzen. Der ältere Mann sah das, und fragte, ob ich die restlichen zwei nicht aus noch brauche? Ich verneinte und sagte ihm: „Nehmen Sie die ruhig noch, ich spür, Sie brauchen die ja noch!“ Lächelnd nickte er und bedankte sich. Diese ehrliche und achtsame Begegnung am Brotregal ließ in mir eine große Freude zurück.
Eine Familienfeier stand an. Kuchen wurde gebacken, Stühle und Tische wurden gestellt und noch so manches mehr. Die Verwandten kamen und es war wirklich ein gutes Beisammensein. Alle waren froh, mal wieder miteinander ausgiebig reden zu können. Nur in mir machte sich der Gedanke breit: Dieses Fest vorzubereiten war so viel Arbeit bei all dem anderen, was es alltäglich immer zu tun gilt. Warum konnten die Gäste nicht auch etwas beisteuern? Am nächsten Tag ging ich zur Messe und erhielt die Antwort: Der Priester schenkte jedem ein kleines Buch mit allen Evangelien. Er gab uns Mitfeiernden die Anregung mit auf den Weg, einmal darüber nachzudenken, was gibt es Größeres gibt, als die Liebe Gottes geschenkt zu bekommen.
Ein Mitarbeiter des TÜV hatte sich angemeldet, er schaute vorbei, um einen Aufzug in unserem Haus technisch zu warten und abzunehmen. Ausgerechnet am Vortag seines Kommens gab der Aufzug seinen Geist auf. Ich erklärte dem Mitarbeiter, dass wir in der Kürze der Zeit noch keinen Techniker hatten kommen lassen können. Dann entwickelte sich ein Gespräch über Gott und die Welt. Auf einmal sagte er: „Wissen Sie, ich schau mir den Aufzug jetzt Mal genauer an!“ Am Ende hat er den Schaden selber repariert, den TÜV abgenommen und mir im Schalterkasten noch ein paar Tricks erklärt. Als er dann unser Haus verließ und ein Spendenschweinchen an einer Ecke stehen sah, griff er noch in seine Hemdtasche und warf ein paar Münzen in die Box. Ich denk, das war sein Trinkgeld.
Eine Freundin besuchte mich an meinem Studienort. Ich hatte mich sehr auf sie gefreut, da ich mich mit ihr auch über meinen Glauben austauschen kann, was mit den meisten meiner Mitstudierenden nicht möglich ist. Wir machten uns auf den Weg zu einem nahen Wallfahrtsort, an dem ich gern bin, weil er mich innere Ruhe finden lässt. Wir sind fast alle Wege gelaufen, weil meine Freundin das Geld für den Nahverkehr sparen wollte. Der Hinweg dauerte zwei Stunden. Für den Heimweg entschieden wir uns, doch ein Ticket zu kaufen und mit der Straßenbahn zu fahren. Als wir einstiegen und ein Ticket kaufen wollten, lag am Ticketautomaten ein noch für eine Stunde gültiges Ticket. Es war so, als hätte ein Engel dieses Ticket für uns hinterlassen, damit wir kein Geld ausgeben mussten. Wir hatten genau eine Stunde Zeit für den Heimweg. Es passte genau! Wir waren so glücklich! Ein Geschenk!