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Ich bin glücklich!

Eine schon weit über 80-jährige Patientin war zu uns auf die Station gekommen. Ihr Befund ließ uns verstehen, dass sie ernstlich erkrankt war und nur geringe Heilungs-Chancen bestanden. Ich suchte diese Frau in ihrem Krankenzimmer auf. Trotz ihres hohen Alters, war sie noch sehr lebenszugewandt und voller Lebensfreude. Es war eine Bereicherung, sie kennen zu lernen und mit ihr zusammen zu sein. Sie wusste um die Ernsthaftigkeit ihres Zustandes. Nachdem wir ein paar Augenblicke gelacht und gescherzt hatten, sagte sie zu mir: „Aber wissen Sie, in Bezug auf mich und auf meinen Gesundheitszustand, da machen wir nichts Großes mehr. Ich hab ein total erfülltes Leben hinter mir und ich hab noch ein paar dicke Fragen an „den da oben“!“ Dabei zeigte sie schmunzelnd mit ihrem Finger zum Himmel. „Wissen Sie, ich muss mit IHM noch dringend ein paar Sachen durchsprechen.“ Ganz getroffen von ihrem Lebens- und Glaubens-Standing unter dem Horizont Gottes verabschiedete ich mich von ihr. Auch in den nachfolgenden Tagen war ich noch häufig bei ihr. Dann wurde sie nach Hause entlassen. Ich bin mir sicher: Im Himmel werden wir uns wiedersehen.

In den Nachrichten hatte ich von Balkontreffen in Italien gehört. Das berührte mich zutiefst. Heute Mittag traf ich Edelgard, meine 89jährige Nachbarin, die von ihrem täglichen Spaziergang zurückkehrte. Ich erzählte ihr von der Idee, das Balkonsingen auch bei uns ausprobieren zu wollen. Als ich gegen 16.20 Uhr selber vom Wandern zurückkam, hörte ich von verschärften Corona Regeln. Sofort stand der Entschluss, Kopien von "Ode an die Freude" zu machen, um gemeinsam mit meinen Nachbarn Gemeinschaft auf Distanz leben zu können. Ich klopfte an alle Türen. Edelgard, hatte auch noch eine Familie aus dem Nachbarhaus eingeladen. Ein Mädchen dieser Familie hatte heute Geburtstag, sie wollte mitsingen. Spontan kopierte ich noch "Heute kann es regnen, stürmen oder schneien" als zweites Stück. Zu unserem Balkontreffen rief ich noch ein befreundetes Ehepaar an, mailte Ihnen die Noten und stellte den Lautsprecher am Telefon auf laut. So konnten auch die beiden mit uns Singen. Zwei Nachbarn begleiteten unseren Spontan-Chor am Keyboard. Was für eine Dynamik! - Lass das Neue zu! - Auch wenn meine Nachbarn unser Motto nicht kannten, haben wir es gemeinsam gelebt und vielleicht öffnen morgen noch mehr ihre Fenster und singen mit...

Steh auf! - Get up!

Beiläufig erzählte ich beim morgendlichen Telefonat mit meiner Mutter von unserem Motto für den Tag: „ich4dich“. Als sie das hörte, fiel ihr eine Erinnerung an das Jahr 1945 ein. Ihr Vater – mein Opa – war in den letzten Märztagen mit Möhren-Samen auf eines der Felder der Familie gegangen. Er hatte seine Familie wissen lassen: „Ich säe schon mal etwas für den Sommer aus, damit wir dann auch was zu essen haben!“ Während er diesen Dienst für sei e Familie tat, kamen feindliche Flugzeuge und er geriet ins große Gefahr. Aber ihm geschah nichts!
Diese geteilte Erinnerung gab mir einen richtigen Schub für den Tag. Mein Opa, der mir noch lebendig vor Augen stand, hatte sein Leben für seine große Familie eingesetzt. Er war mir plötzlich sehr nah und Vorbild für meinen Tag. Eine junge Ärztin aus Tirana meldete sich und bat um ein Empfehlungsschreiben, das sie an unseren Camps teilgenommen hatte. Ich verfasste ihr eine richtig gute Darstellung. Ein syrischer Flüchtling fragte für sich und seine Freunde ebenfalls um ein Bestätigungs-Schreiben für ehrenamtlich geleistete Arbeit und um ein Empfehlungsschreiben für eine Studienstiftung. Wieder gab Gott mir die Chance, das Motto zu leben. Ein Mädchen hatte Geburtstag und konnte wegen des Corona-Virus nicht feiern. Ich erstand ein kleines Geschenk, schrieb ihr einen Kartengruß und legte es ihr vor die Haustür. Eine weitere Studentin fiel mir ein, die aufgrund der Corona-Krise mit ihrer Zukunftsplanung nur schwer weiter kam. Es gelang mir, ihr einen Weg aufzuweisen, wie sie noch etwas Geld verdienen konnte. Als ich dann abends vor Jesus in der Kirche kniete, fühlte ich eine tiefe Verbundenheit – mit meinem Opa, mit meiner Mutter, mit Jesus und mit all denen, für die ich hatte leben dürfen.

I casually told my mother about our motto for the day: "ich4dich". When she heard that, she remembered 1945. Her father - my grandpa - had gone to one of the family's fields with carrot seeds in the last days of March. He had let his family know: "I'll sow something for the summer so we can have something to eat!" While he was doing this service for his family, enemy planes came and he was in great danger. But nothing happened to him!
This shared memory gave me a real boost for the day. My grandfather, who was still in my remembering, had committed his life to his large family. He was suddenly very close to me and a certain “push” for my day. A young doctor from Tirana came forward and asked for a letter of recommendation that she had participated in our go4peace camps. I wrote her a good account. A Syrian refugee also asked for a letter of confirmation for volunteer work and a letter of recommendation for a study foundation for himself and his friends. Again, God gave me the chance to live the motto. A girl had her birthday and could not celebrate because of the corona virus. I bought a small gift, wrote her a card and put it on her doorstep. Another student occurred to me, who was having trouble planning her future because of the Corona crisis. I managed to show her a way to make some more money. When I knelt in the church in the evening before Jesus, I felt a deep connection - with my grandfather, with my mother, with Jesus and with all those for whom I had been allowed to live.