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Würde er es schaffen?

Einer meiner Schüler, Till, war schon die letzten Jahre immer etwas auffälliger, aber die Trennung seiner Eltern hatte ihn so aus der Bahn geworfen, dass im Fachunterricht kein Unterrichten mehr möglich war. Alle unsere Strategien waren ausgereizt. Der Psychologe war bereits eingeschaltet. Aber in mir brodelte es: Ich kann doch jetzt die letzten Monate auf der Grundschule nicht so verstreichen lassen und Till, ohne weitere Maßnahmen auszuprobieren, seinem Schicksal überlassen! Mir kam die Idee, alle, die bereits mit im Boot waren, miteinander noch intensiver zu verzahnen. Mehrere gemeinsame Gespräche mit Eltern, Psychologen und Jugendamt halfen, einen ganz eng aufgebauten Rückmeldebogen für alle Beteiligten zu entwerfen. Trotzdem blieben die Bedenken der Kollegen: “Das haben wir aber doch alles schon ausprobiert. Das schafft er nicht!” war die fast einhellige Meinung. Trotzdem begannen wir mit der gemeinsamen Strategie.  Der vorgegebene Zeitrahmen verstrich und Till musste in den ersten Tagen öfter an unser  Abkommen, das an den Rückmeldebogen gekoppelt war, erinnert werden. Aber er schaffte es, sich genauso an die Regeln zu halten, wie jeder andere auch! Als ich ihm zu dieser großartigen Leistung gratulierte, schaute er stolz vor sich hin. Ich schickte ihn schnell in die Pause, damit er meine Tränen nicht sah.

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