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Sollte ich öffnen?

Es schellt. Nein, nicht das Handi, sondern die Tür. Mein Tag ist übervoll. Nein, unmöglich, jetzt auch noch an die Tür zu gehen... Das Motto kommt mir in den Sinn. Es gilt, bei jedem Klingeln Jesus zu erwarten und ihm mit einem Lächeln zu sagen: “Ich nehme die Einladung an!”
Also öffne ich - auch wenn mich das Lächeln einiges kostet. Vor mir steht ein guter Bekannter. Vor Jahren habe ich mit ihm studiert. Von fern her war er gekommen. “Klaue ich Dir Deine Zeit?” fragt er mich als erstes. “Ganz daneben liegst du nicht!” antworte ich schmunzelnd, “aber ein wenig Zeit ist immer da. Komm gern rein!” Er setzt sich. Vor einigen Monaten ist seine Mutter gestorben. Sofort beginnt er zu erzählen. Mittlerweile ist auch sein Elternhaus vermietet. Er hat keinen Ort mehr, wo er wirklich hin gehört. “Willst Du ‘nen Kaffee?” frage ich. Gern willigt er ein. Wir reden über eineinhalb Stunden. Meinen Tagesplan hab ich in die Hände Gottes gelegt. Mehr und mehr erzählt er aus seinem Leben und von seinen Träumen, jetzt, wo er keinen Ort mehr hat. Es tut gut, dem Bruder diesen Raum schenken zu können. “Wie schön, dass du mir deine Zeit geschenkt hast!” sagt er mir zum Abschied. Ich biete ihm an, immer wieder vorbei zu kommen, “denn ein Bett für dich haben wir immer frei!” - “Das ist ein Angebot! 1000 Dank. Ich komme wieder!” Dann geht er. Ich spüre eine tiefe Freude in mir, einem Bruder für ein paar Augenblicke in meinem Herzen Heimat gegeben zu haben. Mit dieser Erfahrung geht er weiter. Wir sind verbunden.

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