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Sollte ich mich wagen?

Bei der Frühbesprechung an meiner Arbeitsstelle kam das Gespräch auf die vielen neuen Asylanten in der Landesstelle, die häufig, in den Augen meiner Mitarbeiter, unverhältnismäßig viele Kosten produzieren. Die Unsicherheit und Angst sowie mangelndes Sprachverständis auf Seiten der Asylsuchenden, was häufig dahinter steht, wurde nicht gesehen. Es herrschte eine recht zynische Stimmung.
Mich hat das ziemlich aufgebracht, da ich von vielen Menschen, die bei uns um Asyl bitten, die sehr traumatischen Hintergründe kenne und versuche sie in diesen Zeiten zu begleiten. Also habe ich - auf Verständnis hoffend - angefangen, von der Not zu erzählen, die in den Unterkünften herrscht, ganz zu schweigen von den Verletzungen, die viele in ihrer Seele tragen. Ich versuchte möglichst konkrete Lebensgeschichten zu erzählen. Als das Wort “Lampedusa” fiel - wir haben mehrere Menschen, die über diese Insel nach Europa hineingekommen sind - breitete sich betretenes Schweigen aus. Nahezu alle Mitarbeiter hatten Tränen in den Augen und zeigten sich tief berührt. Plötzlich kamen sogar Hilfsangebote. Kinderspielzeug, Schultornister sowie Kleidung wollen einige mitbringen...
Nachmittags klingelte mein Handy: eine Einladung?! Eine meiner Kolleginnen rief mich an: ”Du hast heute so bewegend von den Asylanten gesprochen. Jetzt ist hier eine Frau aus dem Kreis der Asylsuchenden mit großen Schmerzen und Ängsten! Ich habe nicht geahnt, dass die Not so groß ist! Wie kann ich helfen?” Gemeinsam fanden wir schnell eine Lösung, wie der Frau zu helfen war. Aber größer noch war meine Freude über das Angerührtsein und die sofortige Hilfsbereitschaft meiner Kollegin!

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