Es ist immer neu die eine Erfahrung. Sie trägt!
Was bedeutet mir das Evangelium? – Nun, nach über 20 Jahren der Beratung und Begleitung von Flüchtlingen kommt so manches Mal ein Punkt, wo ich müde, erschöpft und dann und wann auch mutlos bin. Viele menschliche Schicksale derer, die ich begleite, sind wie in Stein gemeißelt und scheinen ausweglos. Oft geht’s einfach nicht voran. Die Gespräche bei Behörden sind immer wieder anstrengend. Oft bin ich betroffen, wie diesen Asyl suchenden Menschen begegnet wird. In solchen Augenblicken hat mir schon oft ein Gedanke, besser eine Erfahrung geholfen. Sie ist verknüpft mit dem Wort Jesu: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen!“
Wieder musste ein Dokument verlängert werden. Der Flüchtling konnte schon Tage vor dem Termin nicht mehr ruhig schlafen. Er war in großen Sorgen und hatte Angst. Meine Begleitung half, diese schwere Situation zu mildern. Er war in dieser belastenden Situation nicht allein. Der Ton war scharf, die Atmosphäre kalt und die Argumente bekannt. Da fiel mir ein: „Wo zwei oder drei, in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Der Flüchtling und ich waren und sind oft in seinem Namen versammelt, die dritte Person noch nicht unbedingt. Trotz des damals sehr unangenehmen Gespräches musste ich innerlich schmunzeln und ich fand einen Dreh, um das Gespräch entspannter zu machen. Dieser Gedanke, dass ich nicht alleingelassen bin, stärkt mich immer wieder – in so manchen “Kämpfen“.
Michael