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Mit Kampfgeist

Von Zeit zu Zeit helfe ich als Ärztin in einem Gefängnis. Bei einer Untersuchung war ich dort einer Frau begegnet, die sehr angerührt war, weil sie sich als Frau – und nicht als Gefangene – behandelt gefühlt hatte. Bei einer erneuten Untersuchung war ich mir in Bezug auf einen Befund unsicher. Da die Untersuchungsergebnisse den Befund als unauffällig beurteilt hatten, bat ich einen Fachkollegen um Rat. Seine Reaktion half mir nicht weiter. So fragte ich bei meinem Chef um Rat. Er freute sich über meinen „Kampfgeist“, wie er scherzhaft sagte. Schnell wurde deutlich, dass eine dringende OP anstand. Als ich die Patientin nach der Operation besuchte, sagte sie: „Frau Doktor, ganz ehrlich, so hat noch nie jemand im Leben um mich gekämpft.“ Ich war zu Tränen gerührt und wusste zunächst gar nicht, wie ich damit umgehen sollte. Zum ersten Mal hatte sie spüren dürfen, wie wertvoll sie ist.