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Mit allem verbunden

Für eine Woche bin ich mit meiner Mutter zusammen, die bald 90 Jahre alt wird. Immer wieder kamen wir in ehrliche, tiefe Austausche, hielten Rückschau auf eine so lange und reiche Lebenszeit. Nebenher gab es viel körperliche Arbeit im Außengelände zu stemmen. Eines Morgens kam mir die Idee, meine Mutter auf eine nachmittägliche Wallfahrt in den kleinen Ort Werl einzuladen. Obwohl ihr der Weg – ihrem Alter entsprechend – zu lang erschien, willigte sie voller Vertrauen ein. Wir überlegten, wen wir im Herzen mit auf den Weg nehmen sollten und riefen unterwegs zwei Menschen, die sehr unter krankheitsbedingten Einschränkungen leiden, an. In der Wallfahrtsbasilika angekommen, hielten wir eine längere Zeit der Stille vor dem Gnadenbild – ein tiefer Augenblick schweigender Verbundenheit, dann ein kurzes gemeinsames Gebet. Auf dem Hinweg hatten wir einen Rosenkranz gebetet. Dann steckten wir Kerzen für all die Menschen an, die wir mitgebracht hatten. Meine Mutter begann zu erzählen: „In den 70ger Jahren war ich mit meiner Mutter, deiner Oma, hier in Werl. Sie war schon sehr gebrechlich! In einer vollbesetzten Messe bot uns eine jüngere Frau noch einen Platz an …“ Auf einmal hatte ich den Eindruck, der Himmel tut sich auf und eine tiefe Verbundenheit mit allen und allem was ist und was je war und was sein wird, ist zu spüren! Ein geschenkter Augenblick! Als wir abends wieder zu Hause war, spürte ich einen tiefen Frieden im Herzen meiner Mutter: „Was für ein schöner Tag. Ich bin zutiefst glücklich!“