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Was würdest du dir wünschen? - What would be your wish?

Schichtwechsel. Von der vorherigen Schichtleitung hörte ich als Information über eine junge Mitarbeiterin, die als Flüchtling zu uns gekommen war:  „Sie ist mal wieder in Höchstform!“ Sofort war mir klar, auch meine Schicht würde mal wieder mega anstrengend. Ich machte mich ans Werk und nahm meine Arbeit auf. Immer wieder unterliefen der jungen Frau Fehler, auf die ich sie hinweisen musste. Auch ich war nach einigen Stunden mehr als genervt. „Aber was würdest du dir in so einer Situation von den Mitarbeitenden wünschen?“ schoss mir als Frage durch den Kopf. So nahm fragte ich meine Mitarbeiterin in der Pause, ob sie krank sei, da sie so abwesend und unkonzentriert wirke?

Sofort begann sie zu weinen und erzählte von ihrem Bruder, der geistig retardiert, in ihrer Heimat bei Verwandten geblieben war. Er war von Verbrechern heftig zusammen geschlagen worden und hatte sich nicht wehren können. Sie konnte ihn nicht in unser Land holen. Ich sah ein Foto des Bruders. Er war übel zugerichtet. Ein weiterer Bruder, so erfuhr ich, war vor Jahren entführt und getötet worden und der Vater war ebenfalls schon tot. Die Mutter lebte in einem anderen Land. Was für eine Not und Hilflosigkeit kam mir da entgegen. Ich konnte gut zuhören und trösten. Die junge Kollegin war zutiefst gerührt, dass ich ihre Not gespürt und ihr den Raum zum Gespräch gegeben hatte. Sie wirkte erleichtert. Unsere Arbeit ging doppelt gut weiter. Am nächsten Tag strahlte sie mich an und ließ mich wissen: „Sie haben mir sehr geholfen, vielen Dank für so viel Menschlichkeit“.

Working shift change. I heard from the previous shift supervisor as information about a young employee who had come to us as a refugee: "She is in top form again!” Immediately I knew that my shift would be very exhausting again. I went to work and started my job. Repeatedly the young woman made mistakes, which I had to point out to her. More and more I was annoyed after a few hours. "But what would you want from the staff in a situation like this?" flashed through my mind as a question. So I asked my collaborator during the break if she was sick because she seemed so absent and unfocused.

She immediately began to cry and told about her brother, who was mentally retarded. He had stayed with relatives in her home country. He had been violently beaten up by criminals and had not been able to defend himself. She couldn't bring him into our country. I saw a picture of her brother. He was badly mauled. Another brother, I was told, had been kidnapped and killed years ago, and their father was already dead. The mother lived in another country. What a need and helplessness I felt. I could listen to her and comfort her a little bit. The young colleague was deeply touched that I had sensed her distress and had given her the space to talk. She seemed relieved. Our work went much better. The next day she beamed at me and let me know: "You have helped me a lot, thank you for so much humanity".