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Pfingsten

Ich war auf dem Weg zu einer Trauung. Auf dem Weg erreichte mich ein Anruf: “Eine junge Muslima hat im Internet den Film ‘be brother - be sister!’ gefunden. Sie ist so angerührt von der Botschaft dieses Filmes und möchte gern mit uns in Kontakt kommen. Sie wohnt in Berlin. Da ich gerade auf dem Weg in genau diese Stadt bin und selten dorthin fahre, hab ich den Eindruck: Du mußt ihr die Möglichkeit für ein kurzes Treffen anbieten. Wir erreichen uns. Ich bitte ihr an, mich spät abends, wenn ich mit den Brautleuten den Ablauf ihres Hochzeitstages abgesprochen habe,  nochmals zu melden. Am nächsten Tag trafen wir uns an einem Bahnhof in der Nähe der Hauptstadt. Seit über drei Jahren studiert die junge Muslima in Berlin, ihre Wurzeln liegen in Albanien, aufgewachsen ist sie in einem aufstrebenden Land des Mittleren Ostens. Wir suchen uns ein Café. Wir beginnen, von einander zu erzählen. Ich schaue in die erwartungsvolle Augen einer jungen Frau, die unter einem schlichten Kopftuch hervorschauen. Ich erzähle von unserem Camp “go4peace in Europe” an dem junge Leute aus 27 verschiedenen Nationen und verschiedenster Überzeugungen teilgenommen hatten. Ich erzählte von der Performance “pieces4peace”, in dem zwei Kinder den key4peace gesucht und ihn in der Geschwisterlichkeit aller Menschen entdeckt hatten. “Oh, ich möchte dringend mit Euch in Kontakt bleiben, denn was Du erzählst ist auch zutiefst meine Überzeugung!” höre ich sie sagen. Unsere Zeit wird knapp. Ich lade sie ein, zu der ökumenischen Trauung zu bleiben. Sie willigt ein. Nach dem Gottesdienst sagt sie: “Das hat mich so sehr berührt, wie Du mit Deinem evangelischen Amts-Bruder gemeinsam diese Trauung gefeiert hast. Ihr wart wie Brüder und es war eine ganz tiefe Freude bei allen!” Ich lade sie ein, auch noch für eine Zeit an der Hochzeit teilzunehmen. Erneut willigt sie ein - ganz spontan. Als ich sie abends zum Bahnhof zurück bringe, hat sie noch eine Frage: “Weißt Du, viele Muslime glauben, ihr Christen glaubt an drei verschiedene Götter. Ich glaube das nicht, aber ich verstehe das mit der Dreifaltigkeit nicht. Kannst Du mir das erklären?” So stehe ich mit ihr auf einem Bahnhof, mitten im Osten unseres Landes, umflutet von Menschen, die diese junge Frau mit ihrem Kopftuch skeptisch anschauen und beginne ihr, das Geheimnis der Trinität ein wenig nahe zu bringen, beginnend mit der Erfahrung, dass der Mensch als einzelner nicht ganz vollständig ist, sondern dass wir einander brauchen. “Und wenn  Menschen in der gegenseitige Liebe vereint sind, wenn sie echt alles füreinander bereit sind zu geben, dann geschieht unter ihnen etwas. Weißt Du, versuche ich ihr zu erklären, dann ereignet sich Gott in gewisser Weise unter uns. He happens!” Ich spüre, wie sich genau das ereignet hat, wovon ich behutsam gesprochen habe. ER unter uns, Brücken schlagend über alle Grenzen der Nation und Religion hinweg. Pfingsten!