Das Evangelium ist leb bar!
Das ist für mich eine ganz junge und neue Erfahrung, die ungemein positive Veränderungen bewirkt hat. Davon will ich erzählen.
Ich habe mich immer wieder mit meinem Glauben und meinem Gottesbild auseinandergesetzt, aber auf eine recht negativ kritische Weise. Realität und Glauben erschienen wie parallele Welten, die sich im Tiefsten nicht berührten. Gott erschien mir eher wie " big brother", der alles Fehlerhafte gnadenlos wahrnahm und sammelte. Ein "gütiger Vater" war für mich nicht denkbar! Und meinen unbändbaren Freiheitsdrang mit dem Gehorsam einfordernden Wort aus dem Vater unser: „Dein Wille geschehe!“ zusammen zu bringen, das ging schon gar nicht!
Und trotzdem, ich wollte mehr. Da war eine ganz große Sehnsucht...
Durch viele "Zufälle" – heute nenne ich sie Fügung oder sogar Führung - knüpfte ich neue Kontakte. Intensive persönliche Gespräche eröffneten sich und ich lernte das Netzwerk "Jesus beim Wort genommen" kennen. Ein ganz neues Feld tat sich auf und meine Neugierde wuchs. Ich begann die monatlichen Texte zu lesen. Täglich kam ein neues Motto per sms auf mein Handy. Den dazu gehörigen Text des Evangeliums verschlang ich jeden Tag aufs Neue. Abends dann ließ ich den Tag im Licht dieser Impulse Revue passieren. Das war recht ergiebig, aber dennoch hatte ich den Eindruck, noch nicht wirklich begriffen zu haben.
Während einer fürchterlichen Woche - Schwierigkeiten und ein völlig überflüssiger Streit am Arbeitsplatz reichten sich die Hand - wurde mir plötzlich klar: Du musst dich aufmachen, die Impulse wirklich zu LEBEN. Wenn diese Worte des Evangeliums, von denen ich annehme, dass sie "Fleisch geworden" sind, immer noch gelten, dann müssen sie ja eigentlich in jede Entscheidung und jedes Verhalten einbezogen werden und die Richtung vorgeben. Das ist ja dann eigentlich die mir gegebene Freiheit. – Diese Entdeckung brannte in mir! Und ich spürte: Du musst handeln, jetzt oder nie!
Nach der unschönen Auseinandersetzung am Vortag wollte ich noch einmal in Ruhe mit der Kollegin reden, die Türe knallend das Zimmer verlassen hatte. Also habe ich das Tagesmotto abgewartet und mir vorgenommen: Nach diesem Impuls wirst du handeln! Er lautete: "Keine Alternative zur Liebe." Das war die Herausforderung. Ich erbat ein Gespräch mit der Kollegin. Ich sagte ihr, es tue mir leid, dass sie gestern so wütend war und ich mich für meinen Anteil daran entschuldigen wolle. Ich wünschte mir vielmehr, in Konfliktsituationen eine andere Form des Gespräches zu finden und fragte sie, wie ich dazu beitragen könne? Sie fing an zu weinen. Sie erzählte mir, ihre Arbeitsplatzsituation sei total schwierig für sie. Sie musste bei Spät- und Nachtdiensten immer am Arbeitsplatz bleiben. Und mittlerweile sei sie so erschöpft, dass sie kaum noch Kräfte habe.
Mir kam der Impuls, ihr meine Ferien zu ‚schenken`. So hab ich ihr gesagt: „Lass uns die Arbeitszeiten der kommenden Woche teilen, dann musst du keine sieben Tage hier bleiben!“ Sie war völlig überrascht, weil sie immer gedacht hatte, ich könne sie nicht leiden! Und sie weinte noch mehr, denn sie wusste ja, dass ich nur in den Schulferien mit unsern Kindern etwas zusammen unternehmen konnte.... Als wir auseinandergingen, spürte ich eine brennende Freude in mir - wie lange nicht mehr.
Das Gefühl, völlig frei und gleichzeitig total geborgen zu sein, was sich sogar auf der körperlichen Ebene widerspiegelt, ist für mich ein ganz großes Geschenk und hat mir eine viel tiefere Dimension zu Leben eröffnet.
Ich freue mich jeden Tag auf das neue Motto und versuche es immer wieder umzusetzen. Es gelingt mal besser und dann auch wieder nur sehr mühsam. Aber ich fühle mich, als folgte ich einem für mich perfekten Trainingsplan. An jedem Tag wird ein anderer wichtiger Schwerpunkt gesetzt, um die erforderliche Fitness und Frische für meine Seele zu erreichen. Dieses Trainingsprogramm bereitet mich vor, um beim "Lauf des Lebens" das große Ziel zu erreichen und als "Finisher" anzukommen...
Petra