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Alles hatte einen Namen: Liebe!

Ich bin froh, bei Euch zu sein und Euch meine Erfahrung weitergeben zu können. Ich heiße Jona. Ich bin in einer muslimischen Familie aufgewachsen. Meine Großmutter hatte einen starken Glauben an Gott, sie betete jeden Tag. Sie war die erste Person, die mir von Gott erzählt hat. So habe ich bereits im Alter von drei Jahren begonnen, Gott kennen zu lernen und zu ihm zu beten. Es ist mehr als interessant, dass meine Oma Muslima war, zu mir jedoch von Gott sprach wie eine gläubige Katholikin. Sie sagte mir immer, dass Gott ein Vater sei, der mich liebt und mich nie verlassen würde. Ohne es zu wissen, gab sie mir mit ihren Worten und mit ihrer Liebe ein bedeutsames Zeugnis des katholischen Glaubens. Manchmal denke ich, dass ihr Herz schon die Wahrheit Gottes kannte, jene Wahrheit, die sie nicht hatte direkt kennenlernen können. Ich sage das, weil ich mir sicher bin, dass Jesus Christus jedes menschliche Herz umarmt hat, jene, die in der Vergangenheit gelebt haben, jene, die heute leben und all diejenigen die in der Zukunft leben werden.

Als ich sechs Jahre alt war, haben mich meine Eltern in der katholischen Schule der Schwestern des “Sacro Costato” angemeldet. So hat mein Glaubensweg begonnen. Ich erinnere mich noch sehr lebhaft an den Tag, an dem ich zum ersten Mal zur Schule gegangen bin. Es war eine heitere Atmosphäre. Kaum war ich in das Schulgebäude gegangen, da sah ich ein großes Kreuz. Die zweite Sache, die mich sehr berührt hat, war ein Klassenzimmer voller glücklicher Kinder, die gemeinsam lachten und spielten; es gab ganz viel Spielzeug und wunderschöne von Kindern gefertigte Zeichnungen. Eine der Schwestern hat mich umarmt und dann an der Hand genommen, um mir alles zu zeigen. Ihr Lächeln habe ich nie vergessen. Ich hab mich sofort zu Hause gefühlt.

Während der Schulzeit habe ich viel gebetet, fast jeden Tag, meist in der Kapelle der Schule und so habe ich ganz langsam begonnen, den katholischen Glauben kennen zu lernen. Die Schwestern gaben mir ein großes Beispiel des Glaubens und eben auch des Dienens und der Nächstenliebe. Wir Schüler waren alle wie ihre Kinder. Ich wuchs in diesem katholischen Ambiente auf und erlebte zutiefst, was es bedeutet, respektiert zu sein und ich habe mich respektiert gefühlt. Ich habe gelernt, dass jeder geliebt werden muss, egal wie er ist und welche Schwächen er hat, denn jeder ist ein von Gott geliebtes Kind und jeder hat eine einzigartige Identität. Ich habe gelernt, die anderen als Bruder und Schwestern zu sehen und sie so zu lieben. Ich habe die Kraft und unendliche Freude erlebt, die aus dem Gebet kommt. Das alles sind Erfahrungen, die mich dann mein ganzes Leben lang begleitet haben.

Die Schwestern haben mich 9 Jahre meines Lebens begleitet, vom Kindergarten an bis zum Gymnasium. Sie waren mir meine zweite Familie. Mit ihnen habe ich die Katechismus-Stunden verbracht, habe gebetet und gelacht, getanzt, gesungen und jeden Tag gespielt. Mit ihnen war ich glücklich. Das Wichtigste dieser neun-jährigen Reise ist die Tatsache, dass ich mich immer frei gefühlt habe, ich selber zu sein und bedingungslos geliebt zu sein. Während dieser Jahre habe gelernt, wie wertvoll und wichtig eine echte und reine Liebe ist, jene Liebe, die keine Grenzen und menschlichen Bedingungen kennt.

Dann war ich in einem Gymnasium der Jesuiten. Die geistlichen Übungen, die heilige Messe und das Gebet wurden mir zur Nahrung für meine Seele. Vor allem die Worte des Evangeliums haben mich mit einer tiefen Freude erfüllt, mit einer Liebe zu allen und mit einem großen Mut, in den Herausforderungen des Lebens zu stehen.

So habe ich vier Jahre auf dem Gymnasium verbracht. Im Jahr 2011 begann ich an der Universität zu studieren. Zugleich begann eine sehr schwierige Zeit in meinem Leben. Zum ersten Mal war ich richtig wütend auf Gott. Ich habe aufgehört zu beten und bin auch nicht mehr zur Kirche gegangen. Ich habe vier Jahre echter Dunkelheit durchlebt, ohne Licht. Eines Tages, nach langer Zeit, hab ich die Schwestern in der Schule besucht, wo ich 9 Jahre verbracht hatte. Das war ein sehr lichtvoller Augenblick für mein Leben. Sie waren die gleichen wie immer. Sie haben mich mit einer großen Liebe umarmt – voller Freude. Nach dieser Begegnung mit den Schwestern, erinnerte ich mich an alles: an die Messe und die gemeinsam erlebten Gebetszeiten, an diese Zeit voller Glück. Diese Erinnerungen waren wie das Licht einer Kerze inmitten tiefer Dunkelheit. Nach langer Zeit habe ich wieder begonnen zu beten. Ich begriff, dass alles, woran ich mich erinnerte, einen einzigen Namen hatte: „Liebe“. Diese ganze Geschichte war meine Geschichte der Liebe. Während dieser langen und traurigen Zeit hatte Gott eine Liebesgeschichte mit mir geschrieben. Und das macht Gott mit jedem. Er vollbringt eine persönliche Liebesgeschichte mit jedem.

Von diesem Tag an habe ich begonnen, das Evangelium zu lesen und in die Kirche zu gehen um zu beten. Oft kam mir während des Gebetes die tiefe Sehnsucht, die Taufe zu empfangen. Es war wie ein Ruf, wie eine Aufforderung, die aus der Tiefe meiner Seele kam. Aufgrund meiner Familie und wegen der Mentalität, die in meinem Land herrscht, hatte ich jedoch nicht den Mut, das zu akzeptieren, was mein Herz so sehr suchte und wünschte.

Eines Tages, während eines Jugendtreffens bei der Messe, war ich eingeladen, folgendes Gebet vorzubeten: „Gott, mach, dass das Licht, das Du in uns durch die Taufe entzündet hast, durch keine Schwierigkeit erlischt, sondern immer für Dich leuchtet!“ Nach diesem Gebet, war ich sehr stark davon überzeugt, die Taufe empfangen zu wollen, besonders war mir klar geworden, dass Gott mir ein großes Geschenk machen wollte und ich wollte ihm ein ewiges Versprechen geben – mit meiner Taufe.

Am Ostersonntag des vergangenen Jahres habe ich die Taufe und die Kommunion empfangen. Seit diesem Tag ist mein Leben völlig verändert. Die Dunkelheit ist verschwunden. Das Licht Christi hat mein ganzes Leben erfüllt. Ich habe begonnen, jeden Tag mit Jesus zu gehen, in dem ich kleine Schritte mache. Das Evangelium erfüllt mich täglich neu mit Freude und tiefem Glück. Im Evangelium habe ich die Antworten gefunden, die ich für mein Leben gesucht habe. Die heilige Messe und das Gebet erfüllen mich immer wieder mit einem tiefen vom Geist herrührenden Frieden. Durch die Sakramente Seiner Heiligen Kirche hat Gott mir das größte Geschenk, das ein Vater seiner Tochter geben kann, gemacht: er hat mir ein neues Leben geschenkt!

Die Wandlungen sind allmählich gekommen, mit der Zeit, aber das, was Gott mir durch den Heiligen Geist geschenkt hat, ist die Kraft und der Mut zur Veränderung.

Das, was ich Euch gern mitteilen möchte, ist, dass Gott nicht aufhört, jeden Tag zu uns zu sprechen. Wir müssen ihm nur zuhören. Er wird nicht müde, uns zu sagen, dass er uns liebt.

Den katholischen Glauben zu leben, bedeutet für mich, jeden Tag das Versprechen einer Liebe zu leben. Im Kreuz Jesu haben wir das Versprechen seiner Liebe - für immer! Das Versprechen, das der Vater all seinen Kindern gegeben hat. Immer, wenn ich das Kreuzzeichen mache, erinnere ich mich an dieses Versprechen. Jesus hat den Tod überwunden, um uns zu sagen, dass die Liebe Gottes immer siegen wird. Seine Liebe ist die einzige Wirklichkeit, die siegen wird. Wir wissen das mit Sicherheit, weil Jesus selbst uns das gezeigt hat.

Also, wenn wir dieses Versprechen wirklich leben und mit Entschiedenheit umarmen, wird jeder Moment unseres Lebens mit echter und ehrlicher Freude erfüllt sein, einer Freude, die allein von Gott kommt.

Mit Jesus können wir immer wieder neu anfangen. Mit ihm können wir uns ändern, uns verwandeln (lassen) und in einem neuen Leben wieder geboren werden. Er ist geboren worden, damit wir von neuem geboren werden können.

(beim Symposion des CCEE in Barcelona am 29.03.2017)

                                                                                                                                           

 

Jona