Theorie wird Praxis
Wenn ich auf mich schaue, wie ich heute bin, dann entdecke ich mehr und mehr, dass ich mich meinen Eltern verdanke und der Erfahrung, die ich in einigen Friedenscamps in meinem Heimatland Bosnien-Herzegowina gemacht habe. Immer wenn ich aus diesen Camps heimkehrte, waren meine Batterien wieder aufgeladen. Ich war voller Liebe und Geduld, voller Festigkeit und Glauben, ich war voller Hoffnung…
Meine Eltern hatten mich gelehrt: Urteile nie über Menschen eines anderen Glaubens, denn wir sind alle von dem einen Gott geschaffen und geliebt. In den Camps wurde diese „Theorie“ für mich gelebte Wirklichkeit. So haben wir beispielsweise in einem der Camps bei einem traumatisierten und von seiner Frau verlassenen jungen Moslem die Wohnung für ihn und seine drei Kinder renoviert und möbliert. Und nach dem Camp, in dem wir Morgen für Morgen das Evangelium gelesen haben und mit einem kleinen Impuls in den Tag gestartet sind, bin ich mit einigen Freundinnen dran geblieben. Obwohl ich viele Auto-Stunden von dieser Familie entfernt wohne, sind wir dran geblieben… und helfen weiter.
Ja, ich habe gelernt, mein Leben von den Worten Jesu her motivieren zu lassen. Und seine Worte erreichen mich auf den kleinen bunten Plastikkarten – Monat für Monat. Es ist ein für mich nur schwer zu beschreibendes Gefühl, das mich erfüllt, wenn der Brief am Anfang eines Monats bei uns zu Hause ankommt… Ich hab immer das Gefühl: Uns wird ein Monatsziel vor Augen geführt, was wir alle in der Familie zu erreichen versuchen. Wir leben dann wirklich einen Monat mit diesem Wort! Wenn da zum Beispiel immer wieder Roma an unserer Tür betteln, dann sagt meine Mutter immer: Erinnert euch an das Motto (das einmal in einem der Kommentare stand): „Gib ALLES, was du hast!“
Oder ich erinnere mich an einen Tag, als ich mit meinem Bruder im Streit war. Auf einmal kam er unvermutet nach oben und sagte mir, er erinnere sich an ein anderes Motto: Bleib nicht hängen im Streit! Und so war er gekommen, um sich zu versöhnen. – Ja, die kleinen Karten bewirken Großes bei uns, sie setzen eine Menge an Liebe frei. Sie haben irgendwie eine besondere Kraft. Sie machen die Leute besser. Das Wort der Schrift kommt durch diese kleinen Karten zum Leben in meiner Familie.
Petra